Beiträge von Harry IIXLC

    Hallo, ich bin Mitarbeiter in einem der Jobcenter Frankfurt am Main. Seit 43 Jahren bin ich selbst Typ 1 Diabetiker, habe mich im November 2021 über die Diabetiker Stiftung zum Diabetes Lotsen ausbilden lassen und biete seit diesem Jahr jetzt schon die zweite Gruppeninformationsveranstaltung Diabetes für die Jobcenter Frankfurt an.

    Dabei werden verschiedene Themenbereiche besprochen. Angefangen mit

    Diabetes was ist das?

    • Geschichte, Entdeckung, Entstehung
    • Krankheitssymptome und Geschichte der Therapien
    • Die verschiedenen Diabetes Typen

    Diabetes & Psyche

    • Familie/Öffentlichkeit/Kita-KiGa-Schule-Arbeit-Rente-Pflege
    • Pubertät + Sexualität + Beziehung
    • Straßenverkehr und berufliche Einschränkungen

    Diabetes & Schwangerschaft

    • Vorsorgeuntersuchungen und Präventionsmaßnahmen
    • Geburtsvorbereitung und Nachsorge
    • Diabetes und Stillen

    Therapien und Spätfolgen heute

    • Therapien bei den Diabetes Typen und ggf. Gefahren
    • Spätfolgen und Prophylaxe
    • Ernährung und medizinische Hilfsmittel

    Erste Hilfe bei Diabetikern

    • Hyperglykämie/Hypoglykämie Symptome erkennen
    • Umgang mit Betroffenen und Umfeld
    • Möglichkeiten der Ersten Hilfe

    Im Rahmen des Bundesprojektes rehapro räumt mir mein Arbeitgeber die Möglichkeit dieser Gruppeninformationsveranstaltung ein. Mitarbeiter der Abbott GmbH hatten Möglichkeit ihr Produkt vorzustellen, auch Dexcom habe ich schon angefragt. Viele Menschen wissen gar nicht, welche Hilfen es für Diabetes es heutzutage gibt.

    Das Angebot wird gerne angenommen und ich hoffe wir können das Angebot bundesweit ausbreiten und vielleicht sogar übergreifend auf andere Institutionen. Diabetiker sind schließlich keine Minderheit mehr!





    Hallo Diabetiker! Vielleicht kennt Ihr das auch aus Eurem Arbeitsalltag: Natürlich sagt Ihr Eurem Chef und den Kollegen Bescheid, was mit Euch los ist. Ist ja auch richtig so, damit keine komischen Verdächtigungen entstehen, wenn Ihr spritzen müsst oder Euren Blutzucker messen müsst oder wenn es zu einem Hypo kommt. (Freestyle Libre ist da schon eine große Hilfe!). Ich arbeite in einer Schule. Von meinen Schülern und Schülerinnen fühle ich mich nicht stigmatisiert behandelt. Anders aber von Kollegen und Kolleginnen. Ich habe keine Privatsphäre in meinem Job, nicht mal in den Pausen. Die Tür zu unserem Büro muss - und das ist eine dienstliche Anordnung - immer geöffnet sein. Also mal schnell Insulin spritzen, so dass es keiner mitbekommt ist nicht. Okay, damit komme ich klar, auch damit dass mir Fragen gestellt werden wenn ich gerade meine Spritze setze oder dass man gegen meinen Stuhl dabei rempelt weil man jetzt gerade ganz dringend einen Schlüssel aus dem Schlüssel-schrank hinter mir braucht. Natürlich sehen und merken das meine Kollegen und Kolleginnen auch und ich weiß, dass es kein Mobbing ist. Es ist eher die Unsicherheit derer zu verstehen, was macht er da und warum!? Es ist die Neugier, die die eigene Unwissenheit befriedigen soll. Kann ich deswegen böse sein? Nein!
    Aber es nervt mich und ist ein zusätzlicher Stressfaktor in meiner ohnehin schon stressigen Arbeit. Dabei sind meine Arbeitsmodalitäten eher angenehm gegenüber Menschen, die im Handwerk oder dem Bau arbeiten. Was habt Ihr für Erfahrungen und wie geht Ihr damit um?

    Also mein nüchtern-BZ ist immer gut - so zwischen 90 und 140. Ich stehe jeden Morgen - jeden Morgen (also auch am Wochenende) um 06:00 Uhr auf und nehme mein Toucheo. Bis spätestens um 09:00 Uhr ist dann mein BZ - ohne Frühstück - bis auf 160 bis 200 angestiegen. Das ist doof. Ich haue mir immer so 2-3 Korrektur Einheiten rein, dann stimmts bis zum Mittag. Aber das ist auch nicht die Lösung. Ich werde mich mit meinem Diabetologen unterhalten, denn das Toucheo ist zwar gut, aber nicht für 24 Stunden ausgelegt. Irgendwas passt da meiner Meinung nach nicht!? Habt Ihr gleiche/ähnliche Erfahrung?

    Also BZ messen oder Insulin spritzen, dafür muss man sich nicht irgendwohin zurückziehen. Sollte man meinen! Aber dennoch steht man als Diabetiker bei der Verrichtung seiner Medikation mehr im Focus, als ein Afrikaner unter Europäern. Okay, zu dem darf man nicht "Neger" oder "Schwarzer" sagen, weil das diskriminierend ist. Als Diabetiker kann es aber schon passieren, dass man Dich bittet das Lokal zu verlassen, weil Du Dir Dein Insulin gespritzt hast. Ist mir leider schon passiert. Auch bin ich schon von der Polizei mit vorgehaltener Waffe aus dem Auto gezerrt worden, weil ich meine Insulin-spritze aufzog. Nach gut einer Stunde hatten die Beamten - nach ewig langem Funkverkehr mit der Leitstelle - festgestellt, dass Insulin keine Droge ist und ich konnte mein Insulin spritzen. Entschuldigt hat sich keiner. Und so dämliche Fragen wie: "Darfst Du alles essen?" kennt wohl jeder von Euch. Richtig schlimm wird es aber, wenn Du einen Hypo bekommst und keiner um Dich herum Deine Situation einschätzen kann. Da wird man schnell mal als Betrunkener klassifiziert, weil man schwankt und lallt und die Leute nehmen Abstand anstatt zu helfen. Ich bin in so einer Situation sogar schon beklaut worden. Aber als Diabetiker zurückziehen ist generell der falsche Weg glaube ich.

    Die Beiträge über Dritt-Welt-Staaten und auch andere Europäische Länder hat mich doch sehr nachdenklich gemacht. Natürlich rege ich mich auch auf, wenn meine Apotheke erst ein Medikament bestellen muss oder wenn ich im Wartezimmer meines Diabetologen länger als eine halbe Stunde warte. Wie abgehoben und dekadent das im Gegensatz zu anderen Ländern klingt!? Wenn ich bedenke, dass Typ 1 Diabetes in Afrika, Südamerika, weiten Teilen Russlands und Asiens den sicheren Tod bedeutet, dann bin ich ganz froh hier zu sein. Die Medikamentenzuzahlungen in der Apotheke regen uns auf, obwohl wir unser Insulin zum Überleben brauchen. Wir finden es ungerecht und das ist es auch! Aber in den meisten Ländern der Welt musst Du Dir das Zeug kaufen und wenn Du kein Geld dafür hast, dann hast Du halt Pech gehabt.
    Unsere Lebensmittel! Hey, wir sind doch das Schlaraffenland! Selbst mit unserer Grundversorgung (Hartz 4) können wir uns gesund und ausreichend ernähren. Obst, Gemüse, Fleisch, Weißbrot oder Graubrot - mit Körnern, ohne Körner - wir haben im Gegensatz zu vielen anderen Ländern eine Überversorgung. In unseren Supermärkten können wir im Winter frische Kirschen aus Chile, oder frische Himbeeren, Heidelbeeren, etc. kaufen. Und in vielen anderen Ländern muss man abernten, was gerade wächst. Da gibt es nämlich keinen Supermarkt. Also ich bin kein Freund unserer Politik, aber ich bin froh in einem so auf die menschlichen Bedürfnisse ausgelegtem Land wie Deutschland es ist zu leben!

    Also meine BZ-Einstellung ist ohne große Ausrutscher und ohne viele Hypos mit HbA1c im Normalbereich eines Gesunden trotzdem ich relativ viele KHs esse. Da ist jeder wohl anders. Das Körnerzeug oder gar Flohsamenschalen (!?) sind so gar nicht meines! Aber interessante Anregungen!

    Warum wollt Ihr eine Low-Carb-Ernährung? Low-Carb-Brot, Low-Carb-Müsli, etc. Kohlehydrate geben uns doch Energie zum arbeiten, für den Sport und vieles mehr!? Gut, wir brauchen dafür Insulin. Aber soll ich deshalb auf schnell verfügbare Energie verzichten?

    Also ich liebe Wein, am liebsten Weißwein. Grauburgunder, Scheurebe. Riesling und andere. Cola, ob light oder nicht, ist für mich einfach nur ein Chemiecocktail bzw. Katzenpisse. Tees habe ich früher geliebt, nur leider wird mir heute davon schlecht!? Kaffee liebe ich auch und literweise. Bier, Äppler im Sommer immer wieder gerne. Ich sammele, liebe und verköstige auch gerne besondere Single Malts. Hey, denkt jetzt nicht ich wäre ein Alkoholiker, ich mag auch Wasser - aber aus Glasflaschen. Diese Zuckerfreien Limos mag ich gar nicht. Ich finde die schmecken scheiße und sind halt eben Chemiecocktails.

    Hm, also ich hatte mit dem Wechsel von Lantus auf Toujeo überhaupt keine Probleme. Im Gegenteil, mein BZ-Spiegel ist wesentlich stabiler. Ich nehme mein Toujeo immer morgens. Das finde ich praktisch, weil es dann ja egal ist wann ich abends schlafen gehe. Mit Lantus war das blöd, besonders wenn ich mir mal die Nacht in der Disco um die Ohren gehauen habe. Da mal in Ruhe Lantus spritzen ist ja nicht so einfach und die Toiletten sind ja meistens auch ziemlich...

    Also ich war erschüttert, als ich hier gelesen habe, dass Diabetiker-Kinder vom Sportunterricht, Wettkämpfen und auch von Klassenfahrten ausgeschlossen werden können. Zu meiner Schulzeit gab es das noch nicht. Berufsverbote kann ich zum Teil nachvollziehen. Und natürlich ist es blöd, aufgrund der bekannten Stoffwechselerkrankung auf mögliche Leistungsverluste rück zu schließen. Herzinfarkt, Hirnschlag und co können schließlich auch unverhofft jeden in einem verantwortungsvollen Beruf ereilen. Aber wenn ein potenzielles Leiden mit Leistungsverlust bekannt ist, hast Du halt Pech gehabt. Und so ist das auch mit dem Behindertenausweis. Ich habe meinen seit 1982. Damals bekam ich auf meinen Typ I in Kombination mit Heuschnupfen 70%! Heute bekommst Du mit Typ I vielleicht 30% und in Kombination mit einer richtig schweren Einschränkung vielleicht 50%. Okay, der Grad der Behinderung verschafft mir steuerliche Vorteile und sogar Zusatzurlaub. Aber mit dem Segen geht auch ein Fluch einher. So wurde mir zuletzt am letzten Tag meiner Probezeit gekündigt damit ich nicht den besonderen Kündigungsschutz als Behinderter bekomme. Mein Arbeitsplatz hätte betriebsbedingt eh nur noch drei Monate weiter bestanden und in anderen Filialen war nichts frei. Also musste man mir in der Probezeit kündigen, weil man da keine Gründe angeben muss und man noch keinen besonderen Kündigungsschutz als Behinderter hat. So bekommt man als Arbeitgeber auch keinen Ärger mit dem Integrationsamt. Ich kann meinen ehemaligen Arbeitgeber verstehen und wir haben auch heute noch ein gutes Verhältnis. Natürlich denkt Ihr jetzt vielleicht, der Arbeitgeber hätte den doch noch die drei Monate weiter arbeiten lassen können und das Beschäftigungsverhältnis dann per Aufhebungsvertrag beenden können. Ja, wäre möglich gewesen, aber dann hätte ich mir selbst ins Bein geschossen. Der Aufhebungsvertrag muss nämlich von beiden Seiten unterschrieben sein, also auch von mir. Und die freiwillige Aufhebung des Arbeitsvertrags führt immer zu einer Sperrzeit beim Arbeitslosengeld I. Die genaue Sperrzeitregelung bei Aufhebungsvertrag ist den Arbeitsagenturen nicht bekannt, das kenne ich leider zu genüge aus meiner Arbeit als Sozialpädagoge in der Erwachsenenbildung. Da kommt es dann schnell mal vor, dass Du drei Monate ohne jegliche finanziellen Mittel stehen gelassen wirst. Ob Dir dabei Obdachlosigkeit, etc. droht kümmert keinen. Einen Beratungsgutschein vom Amtsgericht bekommst Du auch nicht, denn Dein Arbeitslosengeld würde ja für die Konsultation eines Anwalts reichen. Die Sperrzeit interessiert dabei nicht. Diskriminierung ist es, wehren kannst Du Dich nicht. Das ist peinlich für unser Land!

    Also ich fixiere den Sensor nie und abgefallen ist er mir vor 14 Tage nach Anbringen auch nicht! Und dabei bin ich auch noch täglich im Wasser und wechsle auch oft die Klamotten. Was macht ihr, dass ihr die extra noch fixieren müsst?