Das Berechnen spielt nur beim ersten Mal Essen von einem Rezept (für die initiale Insulin-Dosis) eine Rolle. Wenn man das gleiche Rezept die nächsten Male ist, weiß man exakt, wieviel Insulin dieses Rezept benötigt. Mit der Zeit hat man dann eine Menge von vielleicht 25 Rezepten beisammen, von denen man den exakten Insulinbedarf kennt.
Das Konzept von Dr. Bernstein geht ja gerade davon aus, dass eine exakte Insulinberechnung von einer Mahlzeit zur nächsten mit unterschiedlichen KH- und EW-Anteil nicht möglich ist. Auch bei mir ist es so, dass die doppelte Menge eines Rezeptes nicht die doppelte (sondern eine weit höhere Menge) Insulin benötigt.
Dr. Bernstein empfiehlt, jeden Tag das gleiche Frühstück, das gleiche Mittagessen und das gleiche Abendessen zu essen und dann, wenn man sich davon abgegessen hat, auf andere Rezepte zu wechseln. Soweit würde ich persönlich nicht gehen. Ich habe – wie gesagt – eine ganze Liste von Rezepten, von denen ich den exakten Insulinbedarf kenne.
Ich backe regelmäßig Low Carb Kuchen und kenne deren exakten Insulinbedarf. Bspw. Den LowCarb Topfen-Mohnkuchen oder einen Kirsch-Schoko-Kuchen (für mich ohne Kirschen).
Aber Du meinst vermutlich herkömmliche Schokoriegel oder Kuchen. Da gilt das oben gesagte: es ist sinnvoll, sich auf vielleicht 3 oder 5 Sorten festzulegen von denen man dann den exakten Insulinbedarf kennt. Beim ersten Mal nach den Angaben von KH und EW das Insulin berechnen und der BZ nach fünf Stunden sagt dann, um wieviel man das Insulin beim nächsten Mal erhöhen oder verringern muss.
Ich hab mich in einer Konditorei bei mir in der Nähe auf ein Stück Torte festgelegt von dem ich weiß, dass es genau 8,5 IE Actrapid benötigt (die Stücke sind alle gleich groß, weil sie nicht händisch geschnitten worden sind).
Das Problem liegt nicht so sehr in der Insulindosierung sondern vielmehr in der Suchtwirkung der KH (Weißmehl und Zucker). Man möchte es in ein paar Stunden oder am nächsten Tag wieder und wenn man dem nachgibt, verdoppelt sich bei mir nach 48 Stunden der Basalbedarf und trotz Verdoppelung vom Basal steigt der Nüchtern-BZ von den üblichen 80 auf 125 und dann weiter auf 150 mg/dl…
War bei mir noch nie ein Problem. Ein gutes Stück Fleisch mit Gemüse der Saison (wenn nicht vorhanden, statt dem Gemüse zwei Salate), dazu vielleicht trockenen Weißwein und als Nachspeise einen Kaffee mit doppelter Portion Schlag. Beim Frühstücksbuffet Ham and Eggs, für längere berufliche Reisen im Zug nehme ich Eiweißbrot mit Speck, Käse, Eiern etc. mit. Gerade von Dr. Almond gibt es mittlerweile eine wirklich große Auswahl von Broten…
Der Bolus für so ein Essen im Restaurant liegt bei mir zwischen 3 und 5 IE Actrapid (5 IE eher zu Mittag, 3 IE eher am Abend). Diese Mengen sind so gering – selbst wenn man sich da mal um 1 IE verschätzt (was mit der Zeit schon eine grobe Verschätzung ist), bringt einen das nicht in Schwierigkeiten.
Das Ganze mag einem zu Beginn als große Umstellung erscheinen, ich hätte es mir nach ein paar Wochen nicht mehr anders vorstellen können. Einfach, weil die Vorteile dermaßen überwiegen: der Diabetes tritt dermaßen in den Hintergrund und das bei mir bei einem seit Jahren konstanten HbA1c zwischen 4,7 und 4,9 %.
Ich habe mir es erst wieder beim letzten Teleseminar von Dr. Bernstein gedacht, wo jemand gefragt hat, welche Medikamente er für diabetische PNP verschreibt: er hat für seine Patienten noch nie Medikamente für PNP benötigt, weil diese dermaßen rasch auf eine BZ-Normalisierung reagiert (nach Dr. Bernstein ein BZ von im Schnitt 83 mg/dl)...