Moin zusammen,
die norddeutsche Anrede soll signalisieren, dass ich nicht alles so böse meine, wie es vielleicht klingt, obwohl ich keine Lust mehr auf Medtronic habe.
Aber der Reihe nach:
Seit 62 Jahren bin ich Typ1-Diabetiker, habe alle Höhen und Tiefen der Spritzen-, Pen- und Pumpen-Behandlung durchlebt, die letzten 7 Jahre mit der640G. Weil ich in dieser Zeit nicht die besten Erfahrungen mit Medtronic gemacht habe, sollte mein neues Pumpenmodell anders als die Minimed sein:
- Die Sensoren sollten funktionieren, und zwar über die angegebene Laufzeit
- Das Display der Pumpe sollte die Anforderungen an die Barrierefreiheit erfüllen (ich bin stark sehbehindert)
- Die Pumpe sollte möglichst schlauchlos sein
Der dritte Punkt wurde von mir Anfang dieses Jahres gestrichen, weil die schlauchlose Omnipod zwar in den USA, nicht aber in Europa lieferbar war. Sie wurde auch, ebenso wie in den Vorjahren, immer wieder für den jeweils kommenden Sommer angekündigt, war dann aber 3 Jahre lang zum angekündigten Termin nicht lieferbar.
Da meine 640 G fehlerhaft und durch eine Ersatzpumpe ausgetauscht worden war, wurde die Zeit für eine Entscheidung knapp.
Ich entschied mich deshalb für die 780 G, meine Krankenkasse bewilligte sie sofort, allerdings ohne Sensoren und Zubehör, weil ich ja noch Sensoren (Dexcom) aus einer vorherigen Verordnung besaß und die erst aufzubrauchen hatte (8 Wochen). Die habe ich dann also mit der neuen 780 G verwendet (problemlos, aber ohne SmartGuard). Danach
erhielt ich das CGM-Set für die 780 G, die ich ohne Hilfe sofort nach Erhalt einsetzen konnte, denn es ist ja eine aufgehübschte 640 G mit allen Vor- und Nachteilen. Aber die Kombi Dexcom/Minimed lief ganz gut und ich konnte dann auch 8 Wochen später die CGM-Option der 780 G fast ohne Unterstützung in Betrieb nehmen.
Die kurze Abfrage meiner Kenntnisse zur Pumpe in meiner Diabetes-Praxis war schnell erledigt und ich jetzt CGM (Smart-Guard)-Nutzer geworden.
Ich war nach kurzer Zeit begeistert, wie SmartGuard arbeitete und meine Zuckerwerte kontrollierte und in den definierten Zielbereich steuerte.
Aber, es blieb nicht aus: Die Medtronic-Sensoren oder der Transmitter oder was auch immer versagten nach immer kürzerer Zeit ihren Dienst, denn nur 2 Sensoren von 15 erreichten ihre beschriebene Laufzeit von 7 Tagen. Die durchschnittliche Laufzeit betrug 3 Tage. Ich bekam nach meinen Reklamationen immer wieder Ersatz von Medtronic, aber mit dem Ausfall war ja verbunden, dass ein neuer Sensor durch eine ca. 20minütigen Aufladezeit des Transmitters vorbereitet werden muss und danach nach dem Setzen weitere 3 Stunden benötigt, bis er messbereit ist und während dieser Zeit, also 3,5 Stunden lang keine Ergebnisse liefern kann.
Die Qualität der Ergebnisanzeige ist nahezu mit der meiner schon vor 10 Jahren vertriebenen 640 G identisch. Für mich als Sehbehinderter bedeutet das, dass ich viele Anzeigen nur mit starker Lupe in möglichst dunkler Umgebung erkennen kann oder der Hilfe eines Normalsichtigen bedarf. Das in einer Zeit, in der die Technik moderner Displays solche Probleme als überholt erscheinen lässt.
Mein Fazit ist deshalb:
- Großartig gedachtes Gerät mit cleverem Zubehör (SmartGuard)
- Verkaufsstrategie scheinbar Gewinner im Kampf Design gegen Funktion
- Finger weg für Alle, die nicht gut sehen können und ähnlich ungeduldig reagieren wie ich
- Meine liebe Frau hilft mir beim Lösen von Problemen und beim Entschlüsseln von Anzeigen, steht aber nicht immer zur Verfügung
- Lieber etwas länger warten, als eine vorschnelle Entscheidung treffen
- Finger weg von Medtronic, es sei denn, man liebt lange nichts bringende Telefonate oder Hilfsangebote ohne Ergebnis
Ich werde Medtronic diesen Beitrag zusenden, habe allerdings keine Hoffnung auf Hilfe in meiner Situation.
Allen, die bis hierher mit dem Lesen durchgehalten haben, herzlichen Dank und alles Gute
Kahaemm