Ich hab heute auch verschiedene Sendungen gesehen, in denen alle sagten, es ist alles soooo gut machbar mit Typ1 und vor allem Typ2!!!!
Na ja, wenn man es mit der angeblich ja immer so 'guten, alten Zeit' vergleicht: Spritzen auskochen, Kanülen, deren Länge fast für eine Leberpunktion reichen konnten, strenge Regime, gegen die alte Benediktiner-Regeln sich ausnehmen wie der reinste Schlendrian, wenn überhaupt dann Urinteststreifen als einzige mögliche Selbstkontrolle (=Nierenschwelle), HbA1c zwar Ende der 1960er entdeckt aber erst ab (wenn ich mich recht erinnere) Anfang der 1990er als 'massentauglicher' Test verfügbar. Dagegen haben wir es heute selbst mit blutigen Fingerbeeren und zerstochenen Bäuchen und Schenkeln wirklich gut.
Das Diabetikerleben ist in den letzten 50 Jahren doch wirklich erheblich einfacher geworden? Wer dann noch über CGM/FGM und Pumpe verfügt, hat sich gefälligst wie im 7. Himmel zu fühlen? Außerdem stehen wir doch schon seit Jahren 'kurz vor' Closed-Loop-Systemen und künstlichen Pankreata (ist das wirklich die Mehrzahl von Pankreas?).
Diese besseren, ständig verfügbaren Eigenkontrollmethoden und die modernen Insuline fordern aber auch die Bemühungen der Diabetiker, diese Neuerungen sinnvoll zu nutzen. Wir können und sollen heute ein engmaschiges Finetunig betreiben, das ja in erster Linie soweit möglich unserer Gesunderhaltung dient. Dennoch: Mehr Einflussmöglichkeiten bedeutet eben auch mehr Arbeit.
Aber wieviele Messungen, Planungen, Gedanken man sich machen muss, etc.. hat keiner gesagt!!
Keiner von den Gesunden, welche so etwas sagen, wird sich wirklich in den Alltag eines Typ1 "reinversetzten" können!!!
Nein, konnte ich auch nicht, bevor ich damit zu tun hatte. Aber ist das nicht auch genau der Eindruck, den wir selber 'der Öffentlichkeit' vermitteln (wollen)? Wird auch hier im IC, wo wir 'unter uns' sind, nicht den frisch Diagnostizierten immer wieder gesagt, es scheine zwar am Anfang kompliziert, aber das spiele sich alles sehr bald ein und laufe dann 'so nebenher'? Suchen nicht etliche von uns zum Messen und Spritzen immer noch einen ruhigen Ort auf? Bin ich der einzige, der hier schon von mehreren gelesen hat "Ich schränke mich nicht ein, ich tue, wozu ich Lust habe, und spritze einfach entsprechend"? Versuchen wir nicht, bei der Arbeit oder privaten Engagements so 'normal' zu funktionieren, wie möglich? Niemand von uns läuft mit einem T-Shirt durch die Gegend auf dem steht "Ich hab Diabetes, was 'ne Scheiße".
Und ich dackle gleich zum Augologen. Ein Arzttermin, den ich ohne DM auch nicht hätte.
Liebe Grüße vom Arbyter