Hi Charlotta
Im Großen und Ganzen kann ich mich deinem Beitrag anschließen. Hab gerade heute von einer Ernährungsberaterin einen schönen Satz dazu gehört. Es ging um das Thema Reizdarm, auf das immer wieder gesagt werde, Reizdarmleute sollten, Empfehlung hin oder her, nichts essen, was sie nicht vertragen. Darauf meinte die besagte Beraterin, dieser Aussage möge sie sich so nicht anschließen. Vielmehr solle niemand etwas essen, dass er nicht vertrage.
Ich habe übrigens generell ein Problem mit dem Begiff 'Ernährung'. Er stimmt für mich bei der Ernährungswissenschaft und beim Berufsbild der Ernährungsberater/innen. Denn Wissenschaft und Beruf sind durchaus was für den Kopf.
Aber ich behaupte, 95 % der Beratenen brauchen in Wirklichkeit keine Ernährungsberatung. Wer von uns ernährt sich denn??? Wer hat zu seinem Lieblingsmensch am Samstagabend schon mal gesagt "Schatz, wollen wir uns heut nicht mal wieder so richtig schön ernähren gehen"??? Ich weiß nicht, wie es mit euch ist, aber wir sind immer schön essen gegangen. Von Ernährung hat da keiner gesprochen.
Ernährung ist was für den Kopf. Das Zeug für den lecker gefüllten Bauch heißt Essen. Das Zeug für Zufriedenheit heißt Genuss. Das Zeug für Glück und/oder Geborgenheit heißt Leibgericht. Es geht doch für die meisten Menschen dabei um soviel mehr, als nur darum, den Organismus möglichst gesund am Leben zu erhalten. Es geht zum großen Teil um Emotionen. Und Wissen ist Emotionen in der Regel unterlegen, wenn es um so persönliche Entscheidungen wie Essen geht.
Ein Arzt aus dem Bekanntenkreis (Hausarzt und Internist, nur leidlich sportlich aber immerhin relativ schlank, kein DM) hat mal in feuchtfröhlicher Runde die Geschichte erzählt, dass er nie verstehen konnte, wieso seine adipösen Patienten so resistent bezüglich Ernährungsberatung seien. Immer dieses Gerede davon, man könne auf bestimmte Dinge einfach nicht verzichten. Und ein Stück Schokolade funktioniere halt nicht - Tafel angefangen = Tafel weg. Was für ein Unsinn, jeder könne selbst entscheiden wann und was er zu sich nähme. Eines Tages wurde er um einen Hausbesuch bei einer älteren Patientin gebeten. Als er dann wieder ging, hat ihm die Tochter der alten Dame 'als kleines Dankeschön, dass er so schnell gekommen ist' eine Tüte Haribo-Konfekt überreicht. Da er, wie er sagte, schon argen Hunger hatte, hat er auf dem Heimweg besagte Haribotüte geöffnet. Zu Hause angekommen (Fahrzeit keine 20 Minuten) war die Tüte leer. Seine Worte: "Das wollte ich gar nicht. Das ist einfach so passiert. Und ich hab's nicht mal gemerkt. Da hab ich angefangen zu begreifen."
Liebe Grüße vom Arbyter