Hui, hier
ist ja seit Freitag viel passiert...
Erst einmal
vielen Dank an Herrn Baars für die Rückmeldung. Ich ziehe meine Kritik ein
Stück weit zurück. Die Journalisten des NDRs scheinen Ihren Job gemacht zu
haben und haben sich mit der Materie auseinander gesetzt.
Wobei ich
mit einer ganzen Reihe von Aussagen und Interpretationen nicht einverstanden
bin. Zu den meisten wurde sich hier schon geäußert.
Ich glaube
man muss aber auch berücksichtigen, dass Diabetes eine recht individuelle
Krankheit ist und Ziele und Erwartungen an die Behandlungen genauso individuell
sind.
Klar, es reicht ja, wenn der HBA1C möglichst unter 7,5 liegt... Das wird ja empfohlen.
Als ich mal 6,9 erreichte, war mein Diabetologe aber auch schon nervös. Das
wäre ein Wert, den er vielleicht schwangeren anraten würde.
Ein HBA1C von unter 7,5 bedeutet jedoch nicht, dass keine Komplikationen auftreten. 7,5
Bildet die Schnittmenge die von den meisten Diabetikern erreicht werden kann,
bei der die Gefahr einer schweren Unterzuckerung relativ gering ist (Eine
Aussage die ich als nicht richtig empfinde) und an dem ein statistischer
sprunghafter Anstieg von Folgekrankheiten zu erwarten ist.
Nun können die Folgeerkrankungen jedoch auch schon bei viel geringeren Werten auftauchen.
Bei Typ 2 Diabetikern treten Komplikationen ja unter Umständen auch schon beim
Prädiabetes auf. Das sind Langzeitblutzuckerwerte von denen die meisten Typ 1er
Diabetiker nur träumen können! ( etwa 5,7 bis 6,5).
Nun bin ich jemand der wie der Durchschnittdiabetiker in Deutschland (ich weiß die Studie
leider nicht mehr und den genauen Wert auch nur noch ungefähr) mit einem Hba1c
von etwa 8,2% zehn Jahre rumgelaufen ist(6,9 - 9,1%).
Zehn Jahre war alles normal und dann kamen innerhalb weniger Monate Hinweise auf eine
Neuropathie und Nephropathie. Wenn Sie sich mit den möglichen Auswirkungen
dieser Krankheiten auf ihr Leben auseinandersetzen... Da werden Sie sich nicht
mit dem Ziel der DDG zufrieden geben. Hier geht es um Ihr Leben. Der
Beruflichen und sozialen Teilhabe in der Gesellschaft. Alle Träume für die
Zukunft sind in direkter Gefahr!
Also zieht man los und wird zum Bittsteller in unserem Gesundheitssystem. Hoffen dass der
Antrag für das CGM durchgeht. Hoffen dass der Pumpenantrag durchgeht.
Das ist i.d.R. nicht nur ein Arztbesuch und es läuft. Das bedeutet über Monate dokumentieren
und darlegen warum man das medizinische Produkt benötigt. Und dann hoffen und
bangen, dass der "Gutachter" von MDK der Argumentation folgt. Dieser
Gutachter ist nicht selten mehr oder minder Ahnungslos. Nur weil man Internist
ist und gelegentlich mal was mit Diabetikern zu tun hat, kennt man sich nicht
aus. Hier werden Sie abenteuerliche Begründungen für Ablehnungen finden. Das
ist gefühlt so, als wenn ein dreijähriger rationale Entscheidungen über ihr
Leben treffen soll. Lehnt dieser „Dreijährige“ Ihren Antrag ab, beginnt der
Spass erst richtig.
Auch ohne Loopen kann ich für mich beteuern, dass Pumpe einen Unterschied ausmacht. Der
BZ verlauf ist etwas regelmäßiger und es bleiben viele Korrekturen (vor allem
in der Nacht) überflüssig. Die Pumpe gibt einem ein paar neue Möglichkeiten.
Wenn Sie mit diesen zu arbeiten wissen, macht es einen größeren Unterschied.
Auf Ihre Behandlungsergebnisse und ihre Lebensqualität. Kämpfen Sie mal jeden
Tag nicht darum gesund zu werden, sondern nicht kranker. Das ist verdammt
anstrengend und ermüdend und bisweilen deprimierend. Da sind Sie heil froh,
wenn etwas auch nur ein wenig einfacher wird.
Was ich versuche darzulegen ist folgendes: Viele hier kämpfen um Ihre Zukunft und
Gesundheit. Die Insulinpumpentherapie ist ein mächtiges Behandlungswerkzeug.
Mit Sicherheit nicht für jeden. Aber es hat schon einen Grund warum die meisten
bei der Pumpe bleiben. All die von Ihnen gelisteten potentiellen Risiken nehme
ich gerne in Kauf für die Möglichkeiten, die ich durch die Pumpe sehe.
Wir als Diabetiker kämpfen jeden Tag um gute Blutzuckerwerte. Gegen Vorurteile durch
Film und Fernsehen. Gegen Soziale Stigmata. Um unseren Arbeitsplätze.
Und dann kommen ziemlich einseitige Berichte wie Ihrer vom NDR und stellen einfach mal
pauschal eine Therapieform in Frage. Für Sie geht es um ein zeitweiliges Thema.
Für mich um meine Zukunft. Und darum bin ich ehrlich gesagt ziemlich wütend.
Sehen Sie sich die Kommentare zu den Beiträgen auf Ihrer Homepage an. Da liest man
wirklich abenteuerliche Dinge vonIhren Zuschauern. Die haben jetzt als Unbeteiligte
viel zu viel Meinung bei viel zu wenig Ahnung. Ihr Beitrag macht mir mehr
Arbeit. Vielen Dank auch dafür.