Schwere Unterzuckerungen aufgrund von schnellwirkendem Insulin?

  • Hallo alle zusammen!


    Ich habe ein Problem und dachte mir ich frage hier im Forum mal nach.
    Und zwar habe ich vor einem guten halben Jahr von Insuman Insufat - Insulin auf Apidra (schnellwirkendes Insulin) umgestellt. Ich bin eigentlich sehr zufrieden mit dem Insulin, vor allem genieße ich es zu spritzen und sofort essen zu können. Allerdings habe ich seit ich dieses Insulin verwende dreimal (!) sehr schwer unterzuckert, so dass ich mir selber nicht mehr helfen konnte und der Notarzt gerufen werden musste. Das Seltsame daran ist auch, dass ich kurz vor den Unterzuckerungen noch ganz normal mit Leuten gesprochen habe, mich normal bewegt habe und ganz normal war und dann ganz plötzlich - zack- breche ich zusammen, bekomme Muskelkrämpfe, hab vor allem Angst, hyperventiliere... (das wurde mir so erzählt, erinnern kann ich mich nicht mehr daran). Solche Unterzuckerungen hatte ich vorher nie! Normalerweise habe ich Unterzuckerungen gemerkt und dann ganz normal Traubenzucker usw. gegessen und selbst wenn ich mal ganz stark unterzuckert habe, konnte ich mir immernoch selbst helfen und es ging vor allen Dingen nicht so schnell!
    Ich habe zur Zeit einen Hba1c-Wert von 6,8 , also auch nicht soo niedrig. Wobei ich nächste Woche wieder zu meinem Diabetologen muss und ich davon ausgehe, dass er jetzt noch ein bisschen niedriger ist. Ich werde dieses Thema auf jeden Fall auch nochmal bei meinem Diabetologen ansprechen, aber das hab ich auch schon mal gemacht und er meinte, bei ihm haben fast alle Typ1-Diabetiker schnellwirkendes Insulin und die kämen alle super damit zurecht...
    Ich bin ziemlich am verzweifeln, weil ich Angst habe, dass von einem auf den anderen Moment sowas wieder passieren kann... Ich geb mir wirklich viel Mühe mit meinem Diabetes, messe alle zwei Stunden, steh auch fast jede Nacht mal auf und messe, aber irgendwie komm ich nicht wirklich klar.
    Könnt ihr mir sagen, ob das am Apidra-Insulin liegen könnte? Habt ihr vielleicht auch schon solche Erfahrungen gemacht?


    Vielen Dank für Eure Hilfe!!
    Viele Grüße!
    Jule

  • Hallo Jule,

    ich kann Dir nachfühlen. *Mal feste drück*

    Ich habe nun meinen Begleiter seit 25 Jahren und ich war schon immer ein Hypokandidat. Früher allerdings, mit CT, dann ICT ging es irgendwie nicht besser. Ich habe es einfach nicht gut hingekriegt mit diesen Therapien. Ich bin oft im Schlaf unterzuckert, aber auch tagsüber, mit Krämpfen, Rettungswagen und Notarzteinsatz, Krankenhausaufenthalt. Die Schwestern in der Klinik kannten mich alle schon mit Namen ;), so oft, wie ich dort war - die ersten Jahre jedes Viertel Jahr.

    Mit CT gab es noch Mischinsulin, ich glaube, es war sogar tierisches Insulin. Mit ICT dann Humaninsulin, zuerst Actrapid, Protaphan, später Semilente dazu. Von Actrapid bin ich dann auch auf Humalog umgestiegen, noch vor der Pumpe.

    Dann kam die Pumpe. Dort hatte ich auch 1 Jahr lang Humalog drin. Nach einer sehr schweren Hypo habe ich den Arzt gewechselt, bin zu ihm zu Einstellung und Schulung gegangen.
    Er hat mir damals - 2002 - empfohlen, aufgrund meiner Hypovorgeschichte, auf Insuman Infusat zu wechseln.

    Er sagt, dass Insuman Infusat bzw. Humaninsulin allgemein besser ist von der Wirkung her für solche mit Hypovorgeschichten. Humaninsulin hat eine andere Wirkweise als Analoga. Es hat in den ersten Stunden nach einem Bolus nicht so eine starke Wirkung, wirkt dafür halt länger von der Zeit her. Und für den Abendbrotbolus besser ein Analogon, ist besser für die Nacht, wirkt nichtso lange. Das Humaninsulin in der Pumpe, das Analogon im Pen.

    Na ja, das Insulin habe ich so 2 - 3 Jahre genutzt und dann habe ich doch mal meinen Arzt gefragt, ob ich nicht doch ein Analogon nehmen könne. Klar, warum nicht? war die Antwort. Also habe ich auf Novorapid gewechselt. Auch ich kam gut mit dem Insulin zurecht, es häuften sich aber die Ereignisse, dass ich ziemlich starke Hypos bekommen habe, zum Teil mit Jackson-Anfällen (Muskelkrämpfe, ohne Bewusstlosigkeit).
    Dieses Jahr war ich mal wieder zur Schulung bei meinem Arzt und zum Überprüfen der Einstellung. Auch während der Schulungszeit hatte ich eine schwere Hypo mit Jackson-Anfall. Mein Arzt und ich haben darauf beschlossen, dass ich wieder auf Insuman Infusat wechsle und das Analogon (Novorapid) fürs Abendbrot nehme - und oh Wunder, diese vielen schweren Hypos sind zurückgegangen, ich hatte mit Humaninsulin bis jetzt nur 1 Hypo mit Jackson-Anfall und auch nur 1 Hypo mit Bewusstlosigkeit.

    Ich denke mir nun mal, dass diese Analoga, so toll sie auch sein mögen, eben doch nicht für jeden Diabetiker das Beste, Richtige sind.
    Viele kommen mit den Analoga bestens zurecht, andere nicht, weil sie sie einfach nicht vertragen. Ein Anzeichen können diese verdammt schweren Hypos sein oder auch allergische Reaktionen des Körpers oder anderes.
    Da bleibt dann eben dann doch entweder nur Humaninsulin oder tierisches Insulin zur Auswahl.

    So schwer die Wahl auch fällt, aber ich lebe lieber mit den Kompromissen wie dem verlängerten Drück-Ess-Abstand, als dass ich mich so Gefährdungen wie schweren Hypos aussetze.

    Ich hoffe, ich konnte Dir zeigen, dass ich Dich voll und ganz verstehen kann und vielleicht hilft Dir meine Geschichte ein bisschen weiter.

    Liebe Grüsse,
    Surferin

  • Vielen Dank für deine Antwort!! Das hat mir echt geholfen!
    Ich denk, ich werde wahrscheinlich auch wieder auf Insuman Insufat wechseln. Nächste Woche rede ich mal nochmal mit meinem Arzt, aber ich glaube, mit dem Apidra komme ich nicht zurecht.


    Grüße!
    Jule

  • Hallo Jule!!!

    Erst mal herzlich Willkommen hier bei uns im Forum... Wünsche Dir viel Spaß mit und bei uns... Komm doch einfach abends so gegen 21:00 im Chat vorbei..... Da ist immer was los und wir haben da immer ne Menge Spaß.... Und du bekommst auf deine Fragen schnell ne Antwort...

    So jetzt zu deinem Hypo-Problem: Ich kann dir da einiges aus meiner eigenen Erfahrung zu erzählen und überlege im Augenblick auch auf Human-Insulin umzusteigen.... Das muß ich aber noch mit meinem Doc ausdiskutieren.... Aber ich weiß von Erzählungen von meinen Eltern, daß ich auch unter der ICT Hypo`s mit Krampfanfällen, Notarzt und anschließendem KH-Aufenthalt hatte.... Ich denke auch bei mir liegt es daran, daß ich 1.) zur Zeit seht insulinempfindlich bin ( habe z. Zt. den Insulinbedarf eines Kindes) und 2.) wahrscheinlich zur Zeit auch kein geeigneter Kandidat für ein Analog-Insulin bin... Aber das werd ich mit meinem Doc ausdiskutieren.....

    Wenn du das so extrem hast, würde ich an deiner Stelle nach Rücksprache mit dem Doc auch wechseln.... Weil die Hypo`s gehen an die Kraftreserven....Ich weiß wovon ich spreche.... Nach jeder Hypo dauert es länger, bis sich der Körper wieder erholt hat...

    Liebe Grüße aus dem Rheinland (Dreiländereck D/NL/B) sendet Dir

    Yvonne

    :thumbsup: „Wer seine Meinung nie zurückzieht, liebt sich selbst mehr als die Wahrheit.“
    Joseph Joubert :thumbsup: