Diabetes und Corona: US-Forscher untersuchen mögliche Verbindung (Deutschlandfunk)

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    https://www.cdc.gov/mmwr/volumes/71/wr/mm7102e2.htm

    ForschungDiabetes und Corona: US-Forscher untersuchen mögliche Verbindung

    In den USA untersuchen Wissenschaftler weiter einen möglichen Zusammenhang zwischen der Corona-Pandemie und der steigenden Zahl an Diabetes-Erkrankungen. Bei deutschen Fachleuten stoßen die Ergebnisse indes auf Skepsis.


    19.03.2022


    Anlass ist eine Studie der US-Gesundheitsbehörde CDC. Sie hatte Anfang des Jahres umfassende Daten von Krankenversicherungen zu neuen Diabetes-Fällen zwischen März 2020 und Juni 2021 ausgewertet. Demnach trat die Stoffwechselerkrankung deutlich häufiger bei Kindern auf, die eine Infektion mit dem Coronavirus hinter sich hatten. Die Studie unterschied allerdings nicht zwischen Typ 1, der typischerweise in der Kindheit beginnt, und dem mit Übergewicht in Verbindung stehendem Typ 2.

    Unklarer Zusammenhang

    Eine Kinderärztin der University Of Michigan berichtete, in ihrem Krankenhaus sei die Zahl der Typ-1-Fälle im Vergleich zu den Jahren vor der Pandemie um 30 Prozent gestiegen. An einem Kinderkrankenhaus in San Diego stieg die Zahl der Typ-1-Fälle im ersten Jahr der Pandemie verglichen mit den zwölf Vormonaten um fast 60 Prozent, wie Forscher im Fachmagazin „JAMA Pediatrics“ berichteten. Nur zwei Prozent dieser Kinder waren akut mit Covid-19 infiziert, über mögliche frühere Ansteckungen lagen keine Informationen vor.
    Forscher haben Hinweise, dass das Coronavirus insulinproduzierende Zellen in der Bauchspeicheldrüse angreifen kann. Sie schließen nicht aus, dass dies bei anfälligen Patienten zumindest eine temporäre Form von Diabetes auslöst. Die steigende Zahl an Diabetesfällen könnte aber auch im Zusammenhang mit den Pandemiebeschränkungen stehen. Es fanden weniger Voruntersuchungen beim Arzt statt.

    Zweifel in Deutschland

    Die Deutsche Diabetes Gesellschaft zweifelt an der Aussagekraft der US-Studie. Sie weise gravierende methodische Schwächen auf, die die Erebnisse relativierten. Es seien weitere Untersuchungen über einen längeren Zeitraum mit konsistenten und größeren Datenmengen erforderlich, um Klarheit zu schaffen, so die DDG.
    Typ-1-Diabetes tritt auf, wenn die Bauchspeicheldrüse zu wenig oder kein Insulin produziert – ein Hormon, das den Blutzucker reguliert. Ärzte gehen davon aus, dass dabei eine Autoimmun-Reaktion im Spiel ist, der Körper also insulinproduzierende Zellen in der Bauchspeicheldrüse attackiert. Patienten müssen Insulin künstlich zuführen, um den chronischen Zustand in den Griff zu bekommen.
    Diabetes Typ 2 betrifft überwiegend Erwachsene. Bei der Erkrankung ist die Verarbeitung von Insulin im Körper beeinträchtigt, was zu einem schlecht regulierten Blutzuckerspiegel führt. Die Ursachen sind unsicher, eine Rolle spielen aber genetische Faktoren, Übergewicht, Bewegungsmangel und ein ungesundes Essverhalten. Manchmal kann die Krankheit behandelt oder mit Änderungen der Lebensweise abgemildert werden.
    Weltweit leiden mehr als 540 Millionen Menschen an Diabetes. Die meisten haben die Typ-2-Form. Viele weitere Menschen fallen durch erhöhten Blutzucker oder Prädiabetes auf. Ärzte befürchten, dass diese Patienten durch Covid-19 oder verlangsamte Lebensgewohnheiten in der Pandemie zu Diabetikern werden könnten.