Bevor wir dich jetzt hier weiter mit Informationen zu Diabetes überfrachten, die dir als offenbar selbst langjährige Typ 1 Diabetikerin mit Pumpe vermutlich größtenteils schon bekannt sind, wäre es vielleicht sinnvoll, erstmal ein paar wesentliche Dinge zu klären, ohne die wir hier mit Sicherheit nicht wirklich weiterkommen werden.
1. Diabetes 3e bedeutet ja nur, dass der Diabetes durch Medikamente verursacht wird. Es ist also eine relativ heterogene Gruppe. Wie kam der Diabetes bei deinem Mann zustande? Liegt es am Cortison, das wegen seines Morbus Crohn bekommt? Wenn ja: Bekommt er das zur Zeit auch? Muss er regelmäßig Cortison nehmen? Sind die BZ-Werte nur während der Cortisongabe so hoch oder auch, wenn er kein Cortison nimmt?
2. Woher kommt die Niereninsuffizienz? Ich bin kein Gastroenterologe, aber Niereninsuffizienz ist mir nicht als ganz alltägliche Komplikation eines M. Crohn geläufig. Ist die auch medikamenteninduziert? Hat man eine Amyloidose festgestellt? Oder handelt es sich um ein chronisches prärenales Nierenversagen aufgrund eines ständigen hohen Flüssigkeitsverlustes über den Darm? Wie verhält sich denn überhaupt der Morbus Crohn zur Zeit? Wie du sicher weißt, können auch Entzündungsschübe extreme Auswirkungen auf den Blutzucker haben und müssen auf jeden Fall bei der Diabetes-Therapie berücksichtigt werden.
3. Hat er eine Insulin-Restproduktion? Besteht eine Insulinresistenz? Vielleicht sogar nur eine Insulinresistenz durch das Cortison und keine verringerte Insulinausschüttung? Wurde ein C-Peptid Wert überhaupt bestimmt? Bekommt er neben dem Insulin auch noch Metformin o.ä.?
4. Ist dein Mann bereit und in der Lage, an der Diabetes-Therapie aktiv mitzuwirken? Wie eingeschränkt ist er in der Ernährung durch den Crohn? Ist eine Ernährungsumstellung auf z.B. Low Carb, wie sie hier vorgeschlagen wurde, überhaupt eine Option?
Alles anzeigen
Hallo,
es wird davon ausgegangen, dass es durch die hohe Einnahme von Cortison in den letzten 10 Jahren kommt. Derzeit ist sein Cröhnchen recht brav und bereitet keinen größeren Ärger, muss derzeit also glücklicherweise kein Cortison einnehmen. Dazu kam halt, dass er seit 3 Monaten Bluthochdruck hat und dafür Tabletten nehmen muss. Meine Theorie ist, dass es ne Kombi aus beiden ist, bzw. dass die Bluthochdrucktabletten nun der endgültige Auslöser dafür sind.
Probleme mit den Nieren kommen durch zu wenig Urinausscheidungen bei ihm. Er neigt auch zu häufigen Nierensteinen. Durch Entnahme eines großen Teil seines Dickdarms, hat er keinen festen Stuhlgang. Die meiste Flüssigkeit die er zu sich genommen hat, schied er somit durch den Stuhlgang aus, obwohl er bis zu 4 l täglich getrunken hat. Welche Art der Probleme wurden ihm noch nicht mit geteilt, nur dass er ganz dringend zum Ultraschall muss. Welche Werte genau nicht o. k. waren "durfte" sie ihm am Telefon nicht sagen. Nun ja, die werden wir nochmal zusammen kacken. So nen Scheiss zum WE und man macht sich wie blöd Gedanken.
Sein C-Peptid lag bei 7,6, also recht hoch und das machte einfach noch stutziger, weil er von seinen HI Werten am Anfang überhaupt nicht runter kam. Es dauerte ein paar Tage, bis er dann im 400er Bereich war. Der Antikörpertest war negativ. Demnach besteht laut DiaBeraterin eine Resistenz.
Low Carb ist schwierig. Vollkornprodukte verträgt er z. B. überhaupt nicht. Geht gar nicht. Als Brot ging nur Weißbrot. Weder Graubrot noch ähnliches hat er vertragen. Haben es nun mit Eiweissbrot versucht und das verträgt er glücklicherweise sehr gut. Mahlzeiten mit viel KH meiden wir derzeit, was für ihn sehr schwierig ist. Er liebte Nudeln z. B. Essen wir derzeitig nicht. Es ist inzwischen sogar so, dass er teilweise hungert weil er Angst hat, dass der Wert trotz spritzen explodiert. Das ist wieder kontraproduktiv für seinen Crohn. Es ist derzeit nicht einfach.
Eine Diätassistentin hat es mit ihm probiert, nein, falsch, er es mit ihr. Leider hat sie es nicht verstanden, dass er keine Vollkornprodukte verträgt. Denke sie kennt sich so super aus, bis Morbus Crohn im Spiel ist. Er hat dann auch darum gebeten mit ihr nicht weiter arbeiten zu müssen. Das harmonierte null. Er weiß nach knapp 30 Jahren welche Lebensmittel er verträgt und welche nicht und wie er auf bestimmtes reagiert.
Er ist im Moment nur sehr frustriert, er arbeitet schon mit aber er ist nur genervt, weil er sich bemüht und es dennoch nicht so klappt wie erhofft. Leider hat die "gute" Diabetesberaterin jetzt auch noch Urlaub, wo er dann mit einer anderen Werte besprechen muss... Das wird nichts, egal wie gut sie ist. Dafür kenn ich ihn zu gut. Er versucht dann mit mir Werte zu besprechen, ich hör ihm ja auch gerne zu nur kann ich seine Einstellung nicht verändern.
Alles anzeigen
Hallo Linoi,
ich habe selbst Diabetes, nicht Typ1 und Typ2, sondern vermutlich Typ3c (durch Pankreatitis während Azathioprin ausgelöst) sowie auch Crohn. Wurde jetzt auch auf ICT eingestellt, was mal gut mal weniger klappt. Wegen Crohn auch klassisch Ernährungsprobleme. Kann deinen Mann also super verstehen.
Meine Diabetesberaterin plus Diabetologin waren mit Typ3 und Crohn auch komplett überfordert, weil ich die erste bei ihnen bin.
Mir hat jetzt eine Reha in Bad Hersfeld in der Vitalisklinik super geholfen. Die sind dort hauptsächlich auf Crohn/Colitis Patienten eingestellt, behandeln aber zunehmend immer mehr Diabetiker aller Typen. Gibt vier Schulungsgruppen mit Typ1, Typ2 ohne Insulin, Typ2 mit Insulin und Typ3 mit Insulin (hauptsächlich Typ3c).
Vielleicht wäre das auch etwas für deinen Mann. Insbesondere durch die Kombi. Würde ich euch echt ans Herz legen.
Einige Tipps, die mir mit beiden Erkrankungen geholfen haben. Das allerwichtigste sind BE-Faktoren, damit ist man flexibler. Und was mir noch zusätzlich hilft, das Essen zeitlich getrennt abzuspritzen. Also nicht die ganze Portion auf einmal, sondern erstmal die Hälfte und sollte ich dann nochmal was essen, wieder. Mit Crohn weißt du nie wie viel du wirklich isst.
Oft ist auch das Problem, dass man super seine BE abwiegst, nach Faktor spritzt und dann einfach der Darm sagt, ich mag jetzt nicht das Essen verdauen und prompt rutscht man in eine Unterzuckerung.. Deshalb reagiere ich zum Teil bei Bauchschmerzen etc. bei noch guten Werten mit zusätzlichen KEs. Laktosefreier Quark mit Honig oder Obstbabybrei gehen bei mir zumindest gut.
Interessant wäre, welches Mahlzeiteninsulin dein Mann spritzt? Crohnler sollen in der Regel ja viele kleine Mahlzeiten essen. Was für Diabetes wieder weniger gut ist. Um Zwischenmahlzeiten essen zu können, eignet sich in der Regel Humaninsulin (ältere Sorte an Insulin) besser. Jedoch muss man dort in der Regel wirklich dann was essen, um nicht zu unterzuckern. Mit Crohn nicht so gut, weil man unter Umständen einfach mal nichts essen kann.
Deshalb wurde ich auch auf Analoginsulin (neuere Sorte an Insulin) eingestellt. Dort sollte man bei meinen Insulin eigentlich drei Stunden warten, bis man wieder was spritzen und somit essen darf. Mit Zwischenmahlzeiten auch wieder ungünstig. Habe jetzt aber die offizielle Erlaubnis auch zu spritzen, wenn zwar die drei Stunden um sind, aber bis zur nächsten Hauptmahlzeit weniger als drei Stunden liegen. Dabei soll ich nur die Hälfte der IEs spritzen und vor der Hauptmahlzeit einen erhöhten Wert nicht korrigieren. Das funktioniert zumindest bei mir recht gut. Ist allerdings wie gesagt, keine normale Praxis sondern bei mir durch den Crohn geschuldet
Ich drücke euch die Daumen, dass ihr zusammen beide Erkrankungen meistert. Bin auch oft verzweifelt, weil die Kombi echt schwierig ist und die meisten Ärzte leider auch noch komplett überfordert sind. Deshalb der Tipp mit der Reha. Für mich war das jetzt echt die Rettung. Da wird auch nicht rumdiskutiert, wegen Vollkorn nicht vertragen etc. Die verstehen was von Crohn.
LG July