Richtwerte beim Einstellen

  • Hallo, mein Zucker ist etwas außer kontrolle geraten. Um Basal und Bolus einigermaßen einzustellen, habe ich mich für 3 Tage krank schreiben lassen. Meine Therapie ist ICT. Ich spritze 2 Mal pro Tag Levemir und als Bolus Apidra.
    Meine letzte Schulung ist schon wieder 3 Jahre her, deshalb hier meine Fragen:


    • Das Verhältniss von Bolus zu Basal insulin auf den Tag verteilt, sollte ungefähr gleich viel sein (wenn ich mich richtig erinnere)?
    • Gibt es einen Richtwert für die Verteilung des Basalinsulins , wie z.B morgends 2/3 des Gesamttagesbedarfs und Abends 1/3? Wonach kann ich mich da richten?
    • Kann mir jemand einen anderen Tread hier nennen wo genau auf diese Fragen eingegangen wird?


    Danke schon mal im Vorraus.

  • Hallo jenskie,

    als Basal- zu Bolusverhältnis kann man als RICHTWERT 60 - 40% nehmen, aber wieviel von welchem Insulin, das musst Du selber austesten. Ob nun vom Basal 60 und vom Bolus 40% oder umgekehrt oder 50 - 50% oder eine ganz andere Verteilung - das ist von Mensch zu Mensch verschieden - keiner ist gleich.
    Wieviel Basal Du wann am besten spritzt, musst du mit deinem Arzt ausdiskutieren. Es wäre nicht gut, hier Beispielverteilungen anzugeben. Genauso mit den IE/BE und den Korrekturfaktoren. Auch hier spielt die Individualität eine Rolle.
    Welche Basal-Bolusverteilung hast Du denn jetzt? Welche Korrekturfaktoren und wieviele IE/BE? Bist Du körperlich sehr aktiv? Wieviele Basaleinheiten spritzt Du wann? Und wann isst Du ungefähr?

    Laut Sidiary habe ich eine Durchschnitts-Bolusmenge pro Tag von 23,5 IE, Basal sind bei mir 21,2 IE (Pumpe), also ca. 44,7 IE pro Tag als Gesamtdurchschnitt. Dies insgesamt bei ca. 16 BE (esse Mittagessen und Abendessen, kein Frühstück) und wenig körperlicher Aktivität. Das macht durchschnittlich 0,6 IE Insulin pro KG Körpergewicht. Gewicht ca. 74 kg.
    Meine Bolusverteilung ist 2,0 IE/Frühstück (wenn ich denn mal frühstücken sollte), Mittags 1,6 IE und Abends auch 1,6 IE. Ich esse so ca. 6 - 8 BE pro Mahlzeit.
    Meine Korrekturfaktoren sind: 50 morgens, nachmittags 60 und abends 80. (1 IE senkt den BZ um....)

    Liebe Grüsse,
    Surferin

  • Vielen Dank für Deine Antwort.
    Durchschnitts-Bolusmenge pro Tag sind ca.30 I.E. Basal sind auch ca.30.
    Macht ca. 60 IE pro Tag als Gesamtdurchschnitt bei ca.21 BE pro Tag.
    Meine Bolusverteilung ist 2:1 morgends, 1:1 mittags 1,5:1 abends
    Ich wiege 51 Kilo.
    Zur Zeit spritze ich 17 I.E Basal morgends und 12 I.E abends. Zur Zeit wenig körperliche Aktivität.


    Sind anhand der genannten Daten irgendwelche Auffälligkeiten zu sehen? Passt mein Körpergewicht von 51 Kilo zu der Gesamtmenge von 60 I.E pro Tag?


    Meine Schwierigkeit beim Einstellen ist, dass sich die Basalrate alle paar Tage ändert. Das Ist bei mir abhängig vom Menstruationszyklus (und natürlich auch von der Aktivität)
    Vor ein paar Tagen hatte ich an Basal 16 I.E morgends und 10 I.E abends. Alles war super, auch mit den Bolusfaktoren hat es gut geklappt.


    Wenn ich allerdings jetzt 10 I.E Basal abends spritzen würde, dann würde ich morgends mit einem Wert von 300 aufstehen.
    Vieleicht mal ganz gezielt die Frage: Wenn ich mein Basal erhöhen möchte, dann erhöhe ich das sowohl morgends als auch abends um z.B jeweils 2 I.E??? Oder?

  • Zitat von jenskie;224798

    Vieleicht mal ganz gezielt die Frage: Wenn ich mein Basal erhöhen möchte, dann erhöhe ich das sowohl morgends als auch abends um z.B jeweils 2 I.E??? Oder?


    Nö, warum auch? BR erhöst du ja nur wenn es da nen kleinen Mangel gibt. Wenn z. B. morgens die Werte zu hoch sind dann erhöhst Du das Basal zur Nacht hin, aber das bedeutet dann ja nicht dass das morgendliche Basal auch erhöht werden muss.

  • o.k! Das dachte ich mir auch so.
    Gestern Abend habe ich noch 10 I.E Basal zur Nacht genommen. Darauf hin bin heute früh mit einem Wert von 315 aufgewacht. Furchtbar.
    Heute Abend nehme ich 12 i.E Basal zu mir und hoffe, dass es klappt.

  • Hallo jenskie,

    wie sind denn Deine Werte so den Tag über? Sind die da ok? Wenn ja, und du nur nachts zuwenig Insulin hast, dann ist es freilich ok, einfach das Basal zu erhöhen am Abend. Wenn Du allgemein tagsüber auch zu hoch bist, müsstest das Basal da auch hochschrauben. Wenn du den Tag über regelmässig zu einzelnen Uhrzeiten regelmässig zu hoch oder niedrig liegst, dann ist es etwas anderes:
    Tagsüber haben aber so viele Faktoren Einfluss auf den BZ, da muss man dann schon ein bisschen genauer schauen, woran es liegen könnte. Am Essen (Fett/Eiweiss zB), am nichteingehaltenen Spritz-Ess-Abstand, zu kleiner Bolus, Basal zu wenig oder beide Faktoren zuviel, wenn UZ auftritt, Sport, Wärme/Kälte, Krankheit, Infekt.

    Liebe Grüsse,
    Surferin

  • Hallo Surferin,


    auch tagsüber jagt gerade ein katastophe die andere.


    Heute morgen um 7:15 Uhr bin ich bei einem Wert von 315 aufgewacht(deshalb möchte ich zu heute Abend das Basalinsulin von 10 I.E auf 12 I.E erhöhen).
    Daraufhin habe ich anstatt 16 I.E Basis auf 17 I.E Basis am Morgen erhöht und dann weiterhin
    genau nach meinen Bolusfaktoren gespritzt. Frühstück war um 9:00 Uhr und zum Mittag essen um 13:00 Uhr. Jeweils 2 Stunden danach habe ich immer zur Kontrolle gemessen. Ich hatte die ganze Zeit eine Abwärtskurve bis zum Mittagessen.
    2 Stunden nach dem Mittagessen hatte ich plötzlich einen Wert von 365. Schrecklich.


    Das habe ich jetzt schon öfter gehabt seitdem ich wieder aufschreibe. Ich esse normalerweise jeden Mittag um 13:00 Uhr und jetzt hatte ich zum dritten mal jeweils 2 Stunden danach einen ganz schlimmen Wert gemessen weit über 200.


    Der Trend ist immer der gleiche. Von früh morgends bis Mittags sinkt meine Kurve. 2 Stunden nach dem Mittagessen also um 15:00 Uhr schlimme Werte.

    Nach meiner Bauernschläue müsste ich das Basalinsulin am Morgen wieder verringern und
    den Bolus am Mittag von 1:1 I.E auf 1,5:1 I.E hochstellen.


    Aber ich möchte auch nicht zuviel auf einmal verändern, das könnte glaube ich fatal sein

  • Hallo jenskie,

    ich hoffe, Du nimmst es mir nicht übel, wenn ich Dir hier keine grossartigen Ratschläge machen kann.
    Das einzige, was ich machen kann, ist von meinen eigenen Erfahrungen zu berichten.

    Ich hatte kürzlich das gleiche Problem wie Du, allerdings waren meine Morgenwerte nicht ganz so fatal hoch. Ich denke, es muss schon sein, dass Du das Basal abends erhöhst, aber ich empfehle Dir auch, die Erhöhung erst mit Deinem Diabetologen zu besprechen!

    Ich bin oft bis zum mittag hin schon angestiegen, war nach dem Mittagessen nochmals extrem hoch und bin zum Abend hin wieder in ne Hypo gerutscht. Mit meinem Arzt hab ich das dann ausdiskutiert. Ich habe ja ne Pumpe und lebe mit Humaninsulin, womit ich besser zurechtkomme als mit den Analoga.
    Was bei mir der Fall war, war die Tatsache, dass sich im Laufe des Vormittags eine Resistenz entwickelt hat, die sich dann durch sehr hohe pp-Werte ca. 2 Std nach dem Mittagessen zeigte, obwohl ich meinen Drück-Ess-Abstand eingehalten habe beim Mittagessen und die BE's auch richtig abgeschätzt waren (Kantinenessen).
    Am Morgen hatte ich mir wie sonst auch immer, mein Aufsteh-Insulin gegeben. ABER:
    Es hatte sich bei mir eine Resistenz aufgebaut im Laufe des Vormittages und die Einheiten des Aufsteh-Insulins reichten nicht mehr aus. Ich musste die Einheitenanzahl erhöhen, und zwar um das Doppelte, damit die Werte wieder gut waren am Morgen und nach dem Mittagessen.
    Jetzt läuft es wieder gut, d.h., ich habe keine Anstiege mehr am Vormittag und keine extremen PP-Werte nach dem Mittagessen. Auch rutsche ich danach nicht mehr in eine Hypo (ich hatte Tage, da hatte ich 300-er PP-Werte und bin danach OHNE Korrektur in eine Hypo gerutscht....)

    Vielleicht liegt es bei Dir tagsüber auch am fehlenden??? Aufstehinsulin oder dass Du keinen Spritz-Ess-Abstand? einhälst, was man leider auch bei Analoga tun sollte?
    Sprich doch bitte mal Deinen Diabetologen darauf an, vielleicht spielen diese 2 Phänomene eine Rolle. Gemeinsam werdet ihr sicher eine Lösung finden!

    Viel Glück bei Deiner Therapiefindung,
    Surferin

  • Hallo Surferin,
    danke für Deine Tipps. Ich hatte gerade einen Rückruf von einer Diabetesassistentin aus meiner Diabetespraxis.
    Habe Ihr meine Werte durchgegeben. Als "erste Hilfe" empfiehlt Sie mir genau das zu tun was ich vorgeschlagen hatte. Morgends Basal runter auf 14 I.E und Abends Basal hoch auf 12 I.E und den Bolus Mittags von 1 auf 1,5:1 hoch zu stellen.
    Ich werde das die nächsten 2 Tage ganz intensiv testen. Ich hoffe, dass es das schon war und ich danach die Feinheiten einstellen kann.
    Heute Nacht werde ich auf jeden Fall auch noch um 03:00 Uhr messen, um sicher zu gehen.
    Am Freitag werden wir wieder telefonieren, vorher sende ich Ihr noch meine Werte zu.


    Sollte das alles nicht funktionieren, dann könnte es das gleiche Problem sein wie bei Dir.
    Vielen Dank erst Mal für die tolle Unterstützung. Ich schalte jetzt erst Mal ab.
    Schöne Grüße aus Dortmund

  • Hi jenskie, wie gelesen habe haben dir schon ein paar der "süßen" gute hinweise gegeben, mein tip währe das diabetiszentrum in Düsseldorf. Wird dir jetzt nicht kurzfristig weiterhelfen, wie die "surferin" schreibt must du es selber austesten. Vergiss nicht regelmäßig zu testen wenn du deine werte auslotest.


    msg Fante

  • Hallo zusammen,
    ich bin heute morgen endlich mal wieder mit einem vernünftigen Wert von 153 aufgestanden. Um 11:00 Uhr teste ich was das Frühstück gebracht hat. Ich bin jetzt endlich sehr zuversichtlich, dass ich meine Werte wieder in den Griff zu bekomme.
    Nach einer Woche mit katastrophalen Werten kann man schon mal schlechte Laune bekommen.


    Zur Zeit mache ich mir nur etwas sorgen darüber, dass ich mich habe 3 Tage krank schreiben lassen. Gleich muss ich bei meiner Arbeitesstelle anrufen und bescheit geben, dass ich erst am Freitag wieder komme. Das fällt mir sehr schwer.
    Ach wenn mich einer bei der Arbeit fragen sollte was ich den habe, fällt es mir schwer die Wahrheit zu sagen (ich weis, dass man keine Angaben machen braucht). Ich denke ich sage "Magendarmgrippe" oder so. Will nicht, dass Arbeitskollegen in Zukunft meine Fehler, Belastbarkeiten, Arbeitsausfälle etc. meiner Zuckerkrankheit zuschreiben.

  • Hallo jenskie,

    das ist schön zu lesen, dass es Dir besser geht! Ich freue mich für Dich drüber!

    So, wie sich das liest, verschweigst Du Deinen Diabetes gegenüber Deinen Kollegen?

    Das würde ich niemals tun, vorallem in Hinsicht auf Hypos. Wenn niemand etwas weiss, kann mir auch nicht korrekt geholfen werden, wenn ich mir mal nicht mehr selbst helfen kann. Schon deshalb schweige ich darüber nicht.
    Ich hatte in meinem Diabetesleben schon einige Probleme mit Unterzuckerungen/Hypos und auch im Büro brauchte ich schon Hilfe. Deshalb käme bei mir ein Verschweigen NIEMALS in Frage.
    Ich kann immer wieder in diese Situation kommen, das ist mir klar. Einmal umgekippt, kann das immer wieder passieren, auch wenn man das Risiko minimiert.
    Das Nicht-Verschweigen ist dabei für mich ein Sicherheitsfaktor.

    Als zweite Behinderung habe ich noch eine halbseitige Lähmung, die ist sehr offensichtlich und sieht jeder. Als ich mich bei der Stelle beworben habe, wo ich jetzt arbeite, habe ich keinen Hehl aus meiner Halbseitenlähmung und meinem Diabetes gemacht im Lebenslauf. Auch den Schwerbehindertenausweis habe ich schon im Lebenslauf und auch dann im Vorstellungsgespräch nicht unerwähnt gelassen.

    Ich wurde trotzdem genommen. Für meine Arbeit ist es nicht relevant, dass ich zweifach behindert bin. Ich bin akzeptiert, ich bin angenommen in der Abteilung und fühle mich da wohl. Wer mich nicht so nimmt, wie ich bin, bei dem will ich auch nicht arbeiten.
    Wer mich nicht will, so wie ich bin, der kriegt mich auch nicht.

    Bei uns im Unternehmen ist wichtig, was man kann und nicht, dass man eventuell mal wegen einer Krankheit ausfallen könnte, was dann der eigene Fehler ist.

    Ich denke, man muss es nicht unbedingt im Vorstellungsgespräch erwähnen, dass man Diabetes hat (sieht ja keiner), aber die Kollegen sollten es dann schon wissen.

    Wenn es mir mal nicht gut geht, der BZ rumspinnt, dann spinnt er eben rum und dann bleibe ich zu Hause und sage auch dementsprechend bei meinen Kollegen Bescheid. Ich habe nichts falsch gemacht, ich bin keine Maschine, wo alles immer glatt läuft und da spinnt der Körper halt auch mal. Wenn ich eingreifen muss und ich dafür Ruhe brauche damit es danach wieder gut läuft, dann ist es eben so und ich bleibe zu Hause. Ein schlechtes Gewissen hatte ich dabei noch nie.

    Wer das nicht versteht, hat schon verloren und ist unten durch, zumindest bei mir.

    Meine Kollegen machen es auch so: geht es Ihnen nicht gut, dann sagen sie auch so Bescheid, wie es ist - also die Wahrheit. Wir lügen nicht.

    Ich weiss, nicht jeder kann oder will so offen sagen, was Sache ist. Vielleicht spielt auch eine ganze Menge Mut mit rein. Aber trotzdem: ich würde es wieder so machen.

    Liebe Grüsse,
    Surferin

    P.s.: ansonsten bin ich weit weniger krank und falle aus wegen irgendwelcher sonstiger Krankheiten als andere. Und wenn es sein muss, so falle ich halt mal wenige Tage im Jahr wegen meines Diabetes aus. Ist halt so. Punkt. Ende. Diskussion, die es gar nicht gab, abgeschlossen

  • Hallo Surferin,
    ich glaube Du hast mich etwas falsch verstanden. Über meinen Diabetes wissen die Kollegen bescheit. Es haben, glaube ich, alle Arbeitskollegen mitbekommen, dass ich in den letzten Tagen etwas hektisch gespritzt und gemessen habe. Aber ich hatte noch nie einen Arbeitsausfall deswegen und das macht mir Sorgen.
    Ich denke gerade, dass Du recht hast. Werde bei Nachfragen sagen, dass ich meinen Zucker eingestellt habe.


    Ach ja mein Diabetes steht bei Bewerbungen im Lebenslauf unter dem Punkt "Interessen: Ernährung und kochen, da ich Diabetikerin bin". Kann ich weiter empfehlen. Bisher haben alle Personalchefs recht positiv auf die Aussage reagiert.

  • Hallo jenskie,

    ja, das hab ich wohl etwas falsch verstanden. Tut mir leid.

    Andere Diabetiker, die da nicht so Probleme haben mit Hypos oder "leichter" einstellbar sind, reagieren da vielleicht anders.
    Aber bei mir ist das halt eine etwas andere Situation mit den Hypos, mit dem Einstellen meines BZ und deshalb bin ich da auch frei, offen und ehrlich und sage das auch sehr offen, wie es bei mir aussieht.

    Liebe Grüsse,
    Surferin