Typ 1 unbemerkt seit längerer Zeit + Augen und ein paar Fragen

  • Hallo,


    nach langer Zeit melde ich mich mal wieder. Ich hatte hier vor einigen Wochen über meine Mutter geschrieben, die seit Ende Dezember DM 1 hat. Ich habt mir schon damals bei Fragen super weitergeholfen. Es ist wieder so weit und ich habe ein paar Fragen.


    1. Ist es möglich, dass man DM vom Typ 1 hat, aber gleichzeitig seit meinetwegen 1 oder 2 Jahren VOR der entgültigen Hyperglykämie mit hohen Blutzuckerwerten gelebt haben könnte? Sowas habe ich nämlich in diesem Forum gelesen: http://www.insulinclub.de/showthread.php?t=10712&. Ich dachte bisher, beim Typ 1 würde die Pankreas urplötzlich durch eine Auto-Immun-Reaktion den Geist aufgeben. Jetzt lese ich auf einmal sowas.


    Meine Mutter kam mit einem BZ-Wert von 700 in die Klinik. 1 Woche lang hatte sie die typischen Symptome wie vermehrtes Wasserlassen und übertriebener Durst + Abgeschlagenheit gezeigt. 4 Wochen später wurde ihr der HbA1c-Wert mitgeteilt. 13 %.


    Ihre BZ-Werte schwanken auch ziemlich. Es kommt zwar selten vor, dass er über 200 steigt, aber an einem Tag sah es bei ihr z. B. so aus:


    Am nächsten Tag:


    Zitat


    10 Uhr: 72
    12:30 Uhr: 124
    19 Uhr: 119
    21:30 Uhr: 128

    Der Tag darauf:


    Zitat


    10 Uhr: 101
    12:20 Uhr: 118
    17:30 Uhr: 115
    19:45 Uhr: 110


    Im Durchschnitt, wenn ich jetzt mal so ihr Diabetes-Tagebuch durchgehe, liegen die Werte immer zwischen 70 und 140. Seltener mal runter auf 5x oder hoch auf 200 (233 war das Maximum bisher, seit sie aus dem Krankenhaus raus ist).


    Nun hat sie aber auch 3 verschiedene Geräte, die alle 3 unterschiedliche Werte anzeigen (ich hab es auch mal bei mir, an einem gesunden Menschen, getestet):


    Meine Nüchternwerte:


    Gerät 1: 78
    Gerät 2: 98
    Gerät 3: 108


    Die Geräte sind angeblich alle in Ordnung. Sie sind nagelneu und eines haben wir auch mal mit einer Kontrollflüssigkeit getestet (meine Mutter nimmt zur Sicherheit das, welches den höchsten Wert anzeigt). Für Diabetiker ist dieses Kalibrierungsspektrum von Hersteller zu Hersteller doch der blanke Hohn und kann im Extremfall einmal eine Unterzuckerung (50) und einmal einen normalen BZ-Wert anzeigen (80). Wir haben das mehrfach getestet (an meiner Mutter, meinem Vater, mir): 2 Geräte weichen um die 30 Einheiten voneinander ab.


    Frage 2:


    Als meine Mutter im Krankenhaus lag, las sie zu Beginn noch Fernsehzeitschriften. Eine Woche danach konnte sie diese kleinen Schriften nicht mehr erkennen. Mir wurde gesagt, das sei bei Diabetikern zu Beginn normal, da veränderter Augeninnendruck etc., aber meine Mutter kann auch heute, fast 3 Monate danach, kleine Schriften nicht mehr ordentlich erkennen. Es klappt nur mit der Lesebrille meines Vaters (die eigentlich schwach ist; ich als Nicht-Brillenträger, der so alles lesen kann, bemerke keinen Unterschied mit der Brille). Man könnte jetzt sagen, das ist halt altersbedingt und normal, ab 40 geht's los (und mein Vater kann die gleichen Schriften ohne Brille als NICHT-Diabetiker halt auch nicht lesen mit Mitte 40). Aber meine Mutter konnte das halt noch vor 3 Monaten. Ein Augenarzt kam zweimal ins Krankenhaus, als sie noch einlag und nach ihrer Entlassung war sie auch sofort beim Augenarzt: angeblich alles ok. Was soll ich davon halten?


    So viel erstmal von mir. Hoffe auf ein paar Tipps.

  • Moin Joker :)


    Also die Werte deiner Mutter könnten durchaus auch die meinen sein, das nur mal vorweg ;)


    Ich hab letztens mal in einem Restaurant eine Kellnerin "kennengelernt". Wir kamen kurz ins Gespräch als sie sah, dass ich fixe. Dabei erzählte sie mir, dass sie auch seit einigen Jahren Typ 1 sei, es aber bei ihr offenbar nicht rechtzeitig erkannt wurde. Sie käme vom Leistungssport (Tänzerin) und ihr sei auch immer Blut abgenommen worden. Angeblich hatte man ihr über längere Zeit hinweg die erhöhten Werte verschwiegen. Sie schätzt mit ihrem heutigen Wissen, dass sie ca. 1 Jahr bereits das "Handicap" gehabt haben dürfte, bis es letztlich wirklich diagnostiziert wurde. Der viele Sport hat die Werte wohl insgesamt noch etwas gedrückt bei ihr.


    Nun, wie dem auch sei: üblicherweise sind es doch eher die Typ 2er, die nicht selten Jahre lang unerkannt mit ihrem Zucker durch die Gegend laufen, und die dann leider oft schon Folgeerkrankungen haben, bevor man sie einer richtigen Behandlung zuführt.


    Was die Ungenauigkeit der Messgeräte angeht, so ist das leider so.
    Wenn ich mir mal den Spass mache, einmal am rechten und gleich danach am linken Mittelfinger messe, hab ich selbst dabei schon unterschiedliche Werte, wenngleich auch nicht gravierend.
    Letztlich sollten die Geräte nicht allein einen Rückschluss auf den BZ zulassen. Bei grenzwertigen Ergebnissen, gerade wenn es nach unten geht, auch immer in sich reinhören und auf Symptome achten.


    Was die Augengeschichte angeht, hm, da kann ich nur von mir berichten, dass es da nach der Diagnose und dem Beginn der Insulinbehandlung mit den Augen auch nicht sofort wieder 100% war. Allerdings dauerte das nur etwa 2-3 Wochen, meine ich mich zu erinnern, und alles war wieder im Lack.

    Red ruhig weiter - irgendwann wird schon was Sinnvolles dabei sein :D

  • Moin Joker,


    also das man längere Zeit mit hohen Werten laufen kann, kann ich bestätigen, kannst Du auch in meiner Diabetes Geschichte nachlesen. http://www.insulinclub.de/showthread.php?t=10495


    Das Deine Mutter Schwankungen hat ist ja nicht toll, könnte daran liegen das die Remissionsphase zu Ende geht und die BSD nur noch gelegentlich bissl was noch selbst macht. Kann am Insulin liegen, kann also mehrere Gründe haben.


    Das die Werte bei BZ Geräten nicht immer gleich sind, liegt auch teilweise daran ob sie Plasma oder Vollblut kalibriert sind. Am Besten sollte sie sich ein Gerät aussuchen das ihr gut gefällt und das dann mal beim Dia Doc mit nem Laborwert vergleichen lassen, passt das muss sie sich keine Gedanken machen.


    Vielleicht braucht Deine Mutter einfach nur eine Lesebrille???
    Es muss nicht immer alles gleich mit DM zu tun haben. Wenn man bissl älter wird braucht man die halt manchmal einfach.

  • Hallo Joker,

    was bisher noch nicht geschrieben wurde: Deine Mutter sollte nur 1 Messgerät benutzen. Die Messgeräte haben untereinander auch Schwankungen drin, nicht jedes Messgerät zeigt den gleichen Messwert an vom gleichen Blutstropfen. Auch bitte nicht mehrere Messgeräte von verschiedenen Herstellern nebeneinander benutzen. Nicht nur, dass manche Geräte plasma- und andere vollblutkalibriert sind vom Hersteller aus (zwischen plasma- und Vollblutkalibration besteht ein Unterschied von ca. 12 - 15%), auch verwirrt es einfach, mehrere Messergebnisse zu haben. Und die Messergbnisse nicht allzu wörtlich nehmen die Messgeräte sind auch nur Mess-Schätzeisen. Ob der Wert nun 152 ist wie auf dem Messgerät angezeigt oder real bei 141 liegt ist nicht so schlimm.
    Ich habe 1 Messgerät in Benutzung, ein zweites als Ersatzgerät immer bereit liegen, falls das erste mal ausfallen sollte.

    Liebe Grüsse,
    Surferin

  • Zitat von Taube;230791

    Moin Joker,




    Das Deine Mutter Schwankungen hat ist ja nicht toll



    Also wo sind bei den Werten den Schwankungen zu sehen? Die Werte sehen doch soweit gut aus?! Und der eine Ausreißer mit 230 ist entweder durch weggelassenes Aufsteh-Insulin zu erklären, oder durch das Frühstück. Ohne die dazugehörigen Mahlzeiten sagen die Werte nunmal nicht so viel aus, aber ich finde die Werte soweit ok und man muss sich keine Sorgen machen.


    Und zu der Sache mit der längeren Zeit unerkannt DM haben... Was Lada betrift kenne ich mich nicht aus, aber das abtöten der ß-zellen (insulinzellen) passiert ja nicht von heute auf morgen. Es gibt ja auch hier im Forum einige, die durch Zufall schon vorzeitig endeckt wurden. Aber - und ich denke darauf zielt deine Frage ab - diese Zeit ist nicht ausreichend, dass schon Folgeschäen bei deiner Mutter auftreten könnten.
    Aber im Notfall immer einen Arzt fragen, der scheint aber ja auch nix zu finden (der Augenarzt)


    Grüße Sebastian

    Grüße Sebastian

  • Zitat von sebastian83;230928

    Also wo sind bei den Werten den Schwankungen zu sehen? Die Werte sehen doch soweit gut aus?! Und der eine Ausreißer mit 230 ist entweder durch weggelassenes Aufsteh-Insulin zu erklären, oder durch das Frühstück. Ohne die dazugehörigen Mahlzeiten sagen die Werte nunmal nicht so viel aus, aber ich finde die Werte soweit ok und man muss sich keine Sorgen machen.


    Stimmt, wenn das bei dem ersten Tag z. B. nen Basalratentest wäre oder ist, was ja keiner grad weiss, siehts nit so dolle aus. Hast aber Recht, um etwas genaues zu sagen fehlen einfach Infos zu den Werten.:o