Insulinanalogon Glargin steigert evtl. das Krebsrisiko

  • Daten von rund 130.000 in der AOK versicherten Diabetes-Patienten ausgewertet / Wissenschaftler von IQWiG und WIdO publizieren gemeinsame Analyse
    Wenn Patienten mit Diabetes anstelle von Humaninsulin das langwirksame Analoginsulin Glargin verwenden, erhöht dies möglicherweise das Risiko, an Krebs zu erkranken. Wissenschaftler des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) haben zusammen mit Mitarbeitern des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) die Daten von fast 130.000 deutschen Patienten mit Diabetes analysiert, die zwischen Januar 2001 und Juni 2005 mit Humaninsulin oder den Analoginsulinen Lispro (Handelsname Humalog), Aspart (Novorapid) oder Glargin (Lantus) behandelt worden waren.


    Das beunruhigende Ergebnis der Analyse, die jetzt gemeinsam mit weiteren Studien in der Fachzeitschrift Diabetologia, dem offiziellen Organ der European Association for the Study of Diabetes (EASD) veröffentlicht wurde: Mit Glargin behandelte Patienten erkrankten häufiger an Krebs als diejenigen, denen eine vergleichbare Dosis Humaninsulin verordnet wurde. "Unsere Auswertung ist zwar kein eindeutiger Beweis, dass Glargin Krebs fördert", sagt Peter T. Sawicki, Leiter des IQWiG und Mitautor der Studie, "allerdings weckt unsere Studie einen dringenden Verdacht, der Folgen für die Behandlung der Patienten haben sollte."


    Für die kurzwirksamen Insulinanaloga Lispro und Aspart fand sich kein Unterschied zu Humaninsulin. Insulinanaloga sind künstliche Moleküle, die natürlicherweise nicht vorkommen. Dagegen entspricht Humaninsulin dem Insulin, das der menschliche Körper selbst herstellt.


    Ist Glargin die Ursache?


    Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaflter des IQWiG betonen, dass der gefundene Zusammenhang zwischen der Verordnung von Glargin und einem höheren Krebsrisiko eine sogenannte statistische Assoziation ist. Es könnte also sein, dass nicht Glargin, sondern andere, noch unbekannte Faktoren die Ursache des höheren Risikos sind. Beunruhigend ist jedoch, dass von drei weiteren, in derselben Ausgabe von Diabetologia veröffentlichten Studien, zwei ebenfalls eine mit Glargin verbundene Erhöhung des Krebsrisikos beschreiben.


    Glargin ist seit dem Jahr 2000 in Deutschland zugelassen. Seitdem wurden mehrfach Laborversuche veröffentlicht, die darauf hindeuteten, dass das Analoginsulin unter bestimmten Bedingungen das Wachstum von Krebszelllinien stärker anregen kann als Humaninsulin. "Diese Hinweise werden zwar in der Fachwelt diskutiert, sie wurden aber nie durch angemessene Studien ausgeräumt", sagt Sawicki. Insgesamt haben sich nach Einschätzung des IQWiG jetzt die Hinweise auf ein Risiko durch Glargin so weit verdichtet, dass sich aus Gründen der Vorsorge eine Umkehrung der Beweislast ergibt: Solange nicht verlässliche Studien die Sicherheit von Glargin im Vergleich zu Humaninsulin belegen, sollte das Medikament nur dann eingesetzt werden, wenn es besonders wichtige Gründe gibt.


    Erkrankungsrisiko steigt mit Höhe der Dosis


    Die Wissenschaftler berechneten auch, dass mit steigender Glargindosis das Risiko einer Krebserkrankung im Vergleich zu Humaninsulin weiter zunahm. Auch diese Abhängigkeit von der Glargindosis erhärtet den Verdacht, dass das Arzneimittel eine ursächliche Rolle spielt.


    Die Zunahme des Krebsrisikos war relativ klein und erst zu erkennen, wenn wichtige weitere Faktoren wie Alter, Geschlecht und die tägliche Insulinmenge berücksichtigt wurden. Die Patienten waren im Durchschnitt um die 65 bis 70 Jahre alt, hatten also grundsätzlich bereits ein gewisses Krebsrisiko: Von 1000 mit Humaninsulin behandelten Patienten erkrankten innerhalb von durchschnittlich 20 Monaten etwa 41 an Krebs. Wenn "ähnliche" Patienten mit Glargin behandelt würden, ergäben sich folgende Zunahmen der Krebsdiagnosen: Bei Patienten, denen im Durchschnitt täglich 10 Glargin-Einheiten verordnet würden, wären es etwa 4 Krebserkrankungen mehr pro 1000 Patienten. Bei Patienten, denen täglich 50 Einheiten Glargin verordnet würden, wären es etwa 13 Krebserkrankungen mehr pro 1000 Patienten.


    Allerdings wurde Glargin nach den AOK-Daten von den meisten Patienten nur in relativ niedrigen Dosierungen eingesetzt. Von 100 Patienten, die Glargin erhielten, verwendeten etwa 50 täglich weniger als 20 Einheiten und nur 5 von 100 Patienten über 50 Einheiten.


    Behandlung nicht überstürzt umstellen


    Die neue Untersuchung ist für Patientinnen und Patienten mit Diabetes kein Anlass, jetzt überstürzt die Behandlung umzustellen, insbesondere wenn die verwendete Glargin-Dosis niedrig ist. Diabetes ist eine komplexe Erkrankung, bei deren Behandlung viele Aspekte beachtet werden sollten. "Wenn ein Patient allerdings mit Humaninsulin genauso gut behandelt werden kann wie mit Glargin, dann sollten er und sein Arzt eine Umstellung auf Humaninsulin erwägen", sagt Sawicki: "Patienten mit einem erhöhten Risiko für Krebs sollten wenn irgend möglich Humaninsulin statt Glargin verwenden."


    Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben keine Anhaltspunkte, dass Glargin oder ein anderes Insulin normale Zellen zu Krebszellen werden lässt. Es könnte jedoch sein, dass Glargin stärker als andere Insuline das Wachstum von bereits vorhandenen Krebszellen anregen kann.


    In ihrer Studie konnten die Wissenschaftler des IQWiG und des WIdO auf pseudonymisierte Krankheits- und Abrechnungsdaten von 17,9 Millionen Versicherten der AOK zurückgreifen, darunter über 320.000 Patienten mit Diabetes (vor allem Typ 2). Ausgewertet wurden die Daten von etwa 130.000 Patienten mit Diabetes, die ausschließlich entweder Humaninsulin oder ein Analoginsulin genutzt hatten, und bis zum Jahr 2001 nicht an Krebs erkrankt waren.


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    Weitere Informationen:
    http://www.diabetologia-journal.org/cancer_files/081131Hemkenscorrectedproofs.pd... - Artikel "Risk of malignancies in patients with diabetes treated with human insulin or insulin analogues: a cohort study"
    http://www.diabetologia-journal.org/cancer.html - Weitere Informationen und Pressemitteilung der EASD



    URL dieser Pressemitteilung: http://idw-online.de/pages/de/news323048


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Medizin
    überregional


    Forschungsergebnisse deutsch

    Quelle idw-online.de 26.06.2009

    :thumbsup: „Wer seine Meinung nie zurückzieht, liebt sich selbst mehr als die Wahrheit.“
    Joseph Joubert :thumbsup:

  • als ich seinerzeit auf lantus umgestellt wurde, laß ich bereits etwas über die evtl. vorhandene "mitogene wirkung". ich hoffte, dass würde sich nciht bestätigen...:7no:
    nu ja. gleich am montag mal nen termin beim doc machen ud schauen, wie es weitergeht.

  • Zitat von stonie;241321

    als ich seinerzeit auf lantus umgestellt wurde, laß ich bereits etwas über die evtl. vorhandene "mitogene wirkung". ich hoffte, dass würde sich nciht bestätigen...:7no:
    nu ja. gleich am montag mal nen termin beim doc machen ud schauen, wie es weitergeht.


    Ich würde die Pressemitteilung mal vollständig lesen. Da steht nämlich: "Die neue Untersuchung ist für Patientinnen und Patienten mit Diabetes kein Anlass, jetzt überstürzt die Behandlung umzustellen, insbesondere wenn die verwendete Glargin-Dosis niedrig ist." DPA formulierte es so: "Bis zum Ergebnis der neuen Studien sollten Patienten, die Glargin nehmen, dies auch weiterhin tun."


    Außerdem für dich relevant dürfte diese Aussage hier sein: "Die Patienten waren im Durchschnitt um die 65 bis 70 Jahre alt, hatten also grundsätzlich bereits ein gewisses Krebsrisiko" -> Es ist also eine ganze andere Zielgruppe unter ganz anderen Voraussetzungen.


    Bei Spiegel Online habe ich auch darüber gelesen und im Forum schrieb einer: "Was mir fade im Mund schmeckt ist, das das enannte Institut (IQWiG) schon lange wegen den hohen Therapiekosten die Analoga auf den Kieker hat. Da fragt sich, wem nutzt die Studie? [...] Im Moment erscheinen mir deren Aussagen zu stark auf die wirtschaftlichen Aspekte ausgerichtet."


    --> Wenn du all das zusammen betrachtest, ergibt sich doch schon ein ganz anderes Bild, oder? ;)

  • Zitat von hvmoon;241399

    --> Wenn du all das zusammen betrachtest, ergibt sich doch schon ein ganz anderes Bild, oder? ;)


    Hast schon recht, bin trotzdem bissi beunruhigt, weil ich mir auch schon über Jahre hinweg Lantus spritze. Bin auch mal gespannt, was mein Diabetologe dazu sagt.


    Wäre auch interessant, wenn ihr mal posten würdet, was euch euer Arzt geraten/gesagt/empfohlen hat.


    MfG


    Kokson

  • Zitat von kokson.ponte;241432

    Hast schon recht, bin trotzdem bissi beunruhigt, weil ich mir auch schon über Jahre hinweg Lantus spritze. Bin auch mal gespannt, was mein Diabetologe dazu sagt.


    Die meisten Diabetologen müssen sich doch erst einmal genauso informieren wie wir auch - und lesen vielleicht sogar genau das gleiche. Von daher können die gar nicht sooo viel mehr wissen und je nachdem, was sie lesen, bilden sie sich ihre Meinung. sanofi-aventis hat da ja recht schnell reagiert und in ihrer Pressemitteilung gleich mal bekannt gegeben: Fragen, die im Zusammenhang mit den Veröffentlichungen auftreten, beantworten wir Patienten, Ärzten und Apothekern unter der Rufnummer 0180 / 22 22 010.


    Hab schon überlegt, ob ich da anrufen soll. Aber irgendwie finde ich es auch nicht so wichtig, was sollen die mir denn neues sagen?


    Sehr gut jedenfalls fand ich auch diesen Artikel hier: http://www.aerztezeitung.de/me…iten/diabetes/?sid=555276 :
    << Lantus®-Nutzer unnötig verunsichert
    "Tagesthemen"-Beitrag zu Insulin Glargin und Krebs war kurz, knapp - und einseitig / Widersprüchliche und nicht beweiskräftige Daten>>


    Unbedingt mal lesen, stehen sehr gute Infos drin! Und es dürfte dich, kokson.ponte, weiter beruhigen :)


    Du musst halt vor allem bedenken, dass bei Insulin möglicherweise nur Krebszellen schneller wachsen können, wenn du schon welche hast. Aber es werden keine gesunde Zellen in Krebszellen umgewandelt, das ist ganz wichtig. Und gerade für unter 65-Jährige, die in dieser Studie ja gar nicht berücksichtigt wurde, sieht das dann schon wieder ganz anders aus.