Online-Schulungen, ziemlich dumm, oder?

  • Hallo,

    wie der ein oder andere mitbekommen hat: ich habe kein Diabetes.

    Dennoch interessiere ich mich für DM, auch wegen einer fixen Idee meines Chefs:
    DM-Schulungen online anbieten.

    Da ich nun zum Projektteam "Diabetesschunlung" gehöre recherchiere ich fleißig.
    Anfangs fand ich die Idee ganz gut, anfangs wusste ich aber auch kaum etwas über DM (heute vermutlich nicht viel mehr, aber ich bemühe mich :))
    Mittlerweile habe ich viel gelesen und bin eben auch hier gelandet.
    Mich interessiert eure Meinung, schließlich wäre der Internet-nutzende Diabetiker ja die Zielgruppe... Meine Meinung: Ich glaube nicht, dass Online-Schulungen besonders schlau wären. Klar, auch mit Videochat und dem ganzen drum und dran kann man dann auch was zeigen (leider weiß ich nicht wirklich genau, wie so eine Schulung von stattengeht, aber ich nehme mal an, dass ihr u.a. gezeigt bekommt, wie man Spritzen/Pens einsetzt, oder?), aber der hochgelobte und inzwischen fast überall geforderte praktische Teil (kochen, einkaufen, etc) würde ja komplett wegfallen.
    Wie wichtig war für euch der praktische Teil? Hattet ihr einen praktischen Teil?
    Ich fände es einfach komplett falsch, frische Diabetiker "auszunutzen" (oder vielmehr ihre Ahnungslosigkeit, vielleicht auch Angst vor DM und anderen Diabetikern) nur um Kohle einzuschieben. Immerhin sind Schulungen ja dazu da, dass der "Kranke" sich mit DM auskennt, und eine Art Basispaket in die Hand bekommt, mit der er arbeiten kann und nicht damit er nach der Schulung ratlos vor dem PC sitzt und sich über die verlorene Zeit ärgert.
    Ich werde in unserem Projektteam wohl den Gegenpol bilden, denn unterstützen kann ich das nicht.
    Was sagt ihr?

    Liebe Grüße

    Igelchen

  • Welchen Vorteil soll so eine Schulung gegenüber der umfangreichen und jährlich wachsenden Literatur haben?


    Die persönliche Schulung durch Medizinisches Personal kann nicht ersetzt werden. Sie müssen Fehler, die der Diabetiker macht erkennen, ihn darauf hinweisen und korrigieren. Das fängt bei einfachen Dingen wie dem Ansetzen der Spritze, bei der Wahl der Mahlzeiten an.


    Die Schulungsunterlagen, dienen dann lediglich zum Nachlesen, falls mal was nicht mehr so gut erinnert wird oder um die biologischen Hintergründe zu verstehen, falls man das mag.


    Welchen Vorteil sollte also eine Online-Schulung haben?

    let the sun shine

  • Zitat von hammerschmied;267696


    Welchen Vorteil sollte also eine Online-Schulung haben?



    Ich denke, der einzige "Vorteil" ist, dass der innere Schweinehund schön zuhause bleiben kann und sich nicht mit sich und anderen auseinandersetzen muss... Ich persönlich sehe keinen Vorteil darin, schön das ich damit nicht allein bin :)

    Igelchen

  • na einen Vorteil hat so eine Online-Schulung vielleicht wirklich: Nachdem der Trend zum Zweitbuch langsam ausebbt: Der Computer ist bei manch modernen Menschen einfach beliebter.

    let the sun shine

  • Ja, das stimmt allerdings, aber ist nicht gerade der persönliche Kontakt zum Berater und anderen Betroffenen wichtig?
    Ich stelle es mir zumindestens so vor, denn wenn ich nun DM diagnostiziert bekäme würde ich mich schließlich auch sofort hier anmelden (also der moderne Menschen Teil :p) aber genauso würde ich den persönlichen Kontakt zu Beratern und anderen Diabetikern suchen.

    Vllt wäre so eine Onlineschulung für Angehörige sinnvoll, oder als Auffrischung für alle, die Lust haben?

    Igelchen

  • = Wem zum Nutzen?

    Wie kompetent ist der Anbieter solcher Schulungen? Ich bin sicher, dass die meisten hier wissen, wie man einen Pen bedient. Wer eine Pumpe bedienen kann, darf sich bereits als Profi fühlen und ist damit kompetenter als die meisten Ärzte. Ernährungsberatung in Kursform bieten schon die meisten Volkshochschulen an. Den einen oder anderen selbsternannten "Ernährungberater" hatten wir hier auch schon unentgeltlich zu verkraften... :rolleyes:
    Ist glaube, es ist nicht das Problem, im Internet Informationen zu erhalten, sondern diese Infos letztlich sinnvoll zu filtern. Ich verlasse mich bei grundlegenden Therapieänderungen da lieber auf die nächstgelegene Diab.-Klinik, weil dort die entsprechende Erfahrung und Kompetenz vorhanden ist.

    Gruß

    Thomas

  • Zitat von ThomasB;267703


    Wie kompetent ist der Anbieter solcher Schulungen?

    Ist glaube, es ist nicht das Problem, im Internet Informationen zu erhalten, sondern diese Infos letztlich sinnvoll zu filtern. Ich verlasse mich bei grundlegenden Therapieänderungen da lieber auf die nächstgelegene Diab.-Klinik, weil dort die entsprechende Erfahrung und Kompetenz vorhanden ist.



    Da ist das nächste Problem, ich denke mein Vorgesetzter macht es sich zu leicht, er wird vermutlich einfach einen Arzt vor den PC setzem und sagen: "so, mach mal".
    Von der DDG zertifiziert werden wir nie sein, da wir einfach nicht das Personal stellen können, das die DDG als Vorraussetzung erklärt hat, es ließe sich maximal einer unserer Ärzte zum Diabetologen fortbilden, aber dann fehlen ja immernoch die anderen MA.
    Und Erfahrung hätte dann immernoch niemand.
    Ach, so ein Kreuz mit denVorgesetzten, könnte mich ganz furchtbar aufregen....

    Igelchen

  • Ich denke auch die Frage für wen ist sehr entscheident. Ein Diabetologe oder eine Diabetes-Beraterin erkennt recht schnell den Ausbildungsstand der Diabetiker oder angehörigen, sowie deren Einstelllung zuum Diabetes. Entsrpechend der Bereitschaft zur Mitarbeit schauen dann auch die Empfehlungen unterschiedlich aus.


    Ich denke das kennt auch jeder aus der Fahrschule, da gibt es dann auch die Antworten für die Technikfreaks, für die Frisösen oder die Regelbesserwisser. Je nachdem wie eine Antwort formuliert wird, wird sie eeben auch unterschiedlich aufgenommen,


    Aber zum Nachverdauen, Nachschlagen, wie auch immer könnte so eine Schulung gewissen Nutzen bekommen.


    Aber auch hier gilt: Jeder Diabetiker braucht eine eigene Behandlung! So wie sich die Erkrankungsursachen unterscheiden, so unterscheiden sich auch die Lebensstile, die Erwartungen an das Leben und wie gesagt die Bereitschaft/Fähigkeit zur Mitarbeit.

    let the sun shine

  • Danke, das bringt mich auf eine weitere, wichtige Frage (für mich :) ):

    Wenn also jeder Diabetiker seine eigene Behandlung braucht (ist ja logisch), dann werden die Schulungen auch gleich bei/von ihrem Diabetologen durchgeführt, oder? Ist ja nur logisch, da weiß der Diabetologe gleich, was Sache ist, oder bin ich komplett auf dem falschen Dampfer?

    Vielen Dank für eure Geduld schon mal im Vorraus :)

    Igelchen

  • ja klar so sollte es sein. Das Thema ist sogar noch komplexer: Welche anderen Erkrankungen, Lebensumstände hat der Diabetiker und wie beeinflussen sie seine Therapie. Wie man an den vielfältigen Fragen sehen kann: z.B. Sauna, Sport, Arbeit, Schwangerschaft, Fettstoffwechsel, Schilddrüse, innerer Schweinehund bezüglich Bewegung, BZ-Messen, KH-schätzen. Es gibt viele unterschiedliche Antworten.


    Aber was macht man mit den Leuten, die sich gar keine oder wenige Gedanken machen? Dann sind die Diabetesberater umso wichtiger.

    let the sun shine

  • Hallo Igelchen,

    ich habe jetzt auch ein paar Fragen :rolleyes:

    Wer ist die genaue Zielgruppe? Sind es die Typ 1er oder die 2er (alle Sonderformen lasse ich jetzt ma weg).
    Soll diese Schulung kostenlos oder kostenpflichtig sein?

    Es gibt verschiedene Schulungsangebote, diese werden von den Praxen angeboten und z.B. durch den Arzt/ Diabetologen oder entsprechendem Fachpersonal durchgeführt. Diese Schulungen sind in der Regel kostenlos.
    Weiterhin gibt es Schulungen oder Informationsangebote aus der Industrie, z.B. zu bestimmten Produkten wie den Insulinpumpen.
    Auch Selbsthilfegruppe oder Stammtische bieten Schulungen oder Seminare an, teilweise kostenlos und teilweise auch kostenpflichtig.

    Viele Grüße
    Der Tee

  • Hallo Igelchen,

    wie hammerschmied schon schrieb, das Thema Diabetesschulung ist sehr komplex.
    Heutzutage, wenn man die Diagnose Diabetes bekommt, sollte man in der Handhabung und im Umgang mit Spritzen/Pens, Insulin und der Berechnung der KH gleich unterwiesen werden. Das ist das erste, was man im Alltag braucht.
    Am besten ist es dann, ziemlich zeitnah, eine Schulung zu bekommen um möglichst auf alle (!) Situationen im Alltag reagieren zu können, am besten vom eigenen Diabetesarzt, eventuell mit Unterstützung der Diabetesberaterin.
    Sollten dann noch Fragen auftreten, ist es super, wenn der Arzt ständig ansprechbar ist, für Notfälle rund um die Uhr.
    Auch ist es gut, wenn man ein Skript mit den Schulungsunterlagen hat, um Nachzuschlagen, oder man hat selbst in der Schulung mitgeschrieben. Versteht man dann noch was nicht -> Arzt oder jemand anderen Kompetenten ansprechen, wie das gemeint ist, was man nicht versteht.

    Ich für mich kann sagen, dass ich die Diabetologie erst so richtig kapiert habe, nachdem ich die Schulung mitgemacht habe (meine erste gescheite Schulung hatte ich 2002), obwohl ich vor der Schulung so einiges im Netz gelesen habe und das Gelernte mit Hilfe meines Arztes auch mehrmals angewendet habe. Jetzt traue ich mich, die Therapieanpassungen selbst allein anzuwenden, wenn nötig. Meinen Arzt kontaktiere ich trotzdem bei Bedarf immer wieder, aber ich bestimme, wann. Bei mir gibts keine 3-Monats-Quartalstermine.

    Ich denke, die wenigsten sind bereit bzw können sich die Diabetologie anlesen und das Gelesene dann auch anwenden. Sei es nun durch Lesen oder durch Online-Schulungen.

    Liebe Grüsse,
    Surferin



  • Fünfuhrtee,

    die Schulungen beim Arzt in der diabetologischen Praxis sind nicht kostenlos, die werden über die KK-Karte abgerechnet!
    Ein Praxis-Teil bzgl Ernährung (Kochen, was darf ich essen etc) halte ich übrigens in einer Typ 1 Schulung für wenig sinnvoll - das ist eher für Typ 2er sinnvoll, die auch abnehmen müssen und deshalb darauf achten müssen, was sie zu sich nehmen.
    Für uns Typ 1er hier heisst es: wir können alles essen, es ist nur wichtig zu wissen, wie wir es insulinieren müssen. Das ist Bestandteil unserer Schulung. Für jemanden, der erst frisch mit der Diagnose konfrontiert ist, ist noch wichtig, zu lernen, wie man KH's richtig einschätzt, später dann auch (wichtig für Fortgeschrittene) Fett und Eiweiss.

    Liebe Grüsse,
    Surferin

  • Genau dieser Gedanke kam mir auch gerade.


    Beim Typ 2 ist die Zielgruppe riesig. So 10 mal größer als Typ 1. Andererseits kommt der Typ 2 Diabetes sehr schleichend und wird erst spät bemerkt. Hier könnte eine Online-Schulung angreifen. Man sollte sie aber nicht Schulung nennen, das schreckt die Leute wahrscheinlich ab. Goooogelt man "Wie erkenne ich Diabetes?", sieht man aber auch schon, daß es viele Seiten gibt, die aber aufgrund der geringen diffusen Symptome keine wirkliche Hilfe sein können.

    let the sun shine



  • Surferin,

    Igelchen hat leider nocht nicht verraten wer die Zielgruppe bei der Schulung sein soll. Dass sich die beiiden Gruppen inhaltlich unterscheiden liegt eigentlich auf der Hand.

    Für mich als potentieller Teilnehmer einer Schulung ist es durchaus von Interesse ob diese kostenpflichtig ist oder nicht. Ob die Schulung beim Arzt durch die Krankenkasse finanziert wird, stimmt natürlich aber dieser Umstand ist mir relativ egal. Ich muss dafür -außer meiner KV-Karte- nichts auf den Tisch des Hauses legen.

    An kostenpflichtigen Angeboten habe ich eher kein Interesse und habe bisher auch noch kein kostenpflichtiges Angebot gefunden, was mich gereizt hätte.

    Viele Grüße
    Der Tee

  • Aber wollen alle Typ1er wirklich 18 Tage eine Schulung bzw. Einstellung durchmachen...??? Das machen viele vielleicht in der ersten Schulung, danach nur noch wiederstrebend....

    3-Monatstermine gibt es bei mir auch nicht und es gibt genügend gescheite Schulungen, die nicht 18 Tage dauern. Und die gehen auch ambulant.

    Die werden halt alle über die KV-Karte abgerechnet. Auch ist bei Typ1er durchaus noch üblich in der Anfangszeit zu sagen, das und das ist günstig, das weniger günstig und das ist gar nicht gut.. Aber nach und nach wird alles gelockert

    :thumbsup: „Wer seine Meinung nie zurückzieht, liebt sich selbst mehr als die Wahrheit.“
    Joseph Joubert :thumbsup:

  • Zitat von yvonne;267738

    Aber wollen alle Typ1er wirklich 18 Tage eine Schulung bzw. Einstellung durchmachen...??? Das machen viele vielleicht in der ersten Schulung, danach nur noch wiederstrebend....

    3-Monatstermine gibt es bei mir auch nicht und es gibt genügend gescheite Schulungen, die nicht 18 Tage dauern. Und die gehen auch ambulant.

    Die werden halt alle über die KV-Karte abgerechnet. Auch ist bei Typ1er durchaus noch üblich in der Anfangszeit zu sagen, das und das ist günstig, das weniger günstig und das ist gar nicht gut.. Aber nach und nach wird alles gelockert



    Wer lesen kann ist klar im Vorteil.
    Ich habe niemals geschrieben, dass jeder Typ 1er 18 Tage in Schulung soll..............................

  • 18-Tage Schulug will ja denke ich auch niemand mehrmals verkaufen.


    Als ich letzten Sommer nach einer Schulung für nen Profi fragte, gab es das nur bei einem Diabetologen. Der sagte dann auch, er macht nur individuelle Schulungen. Alles andere war eher für Anfänger und die Termine weit in der Zukunft.


    Ob dieser Diabetologe gut ist oder auch nur Abzocker, stellt sich für mich die nächsten Wochen raus. Also nach ca. 6 Monaten aber lediglich gefühlten 6 Minuten Gesprächszeit. Aber vielleicht sieht er ja, daß ich gut unterwegs bin und läst mich einfach machen.

    let the sun shine

  • Hallo,

    na da hat sich ja einies getan in meiner Pause :)

    Fünfuhrtee und Surferin:

    da die Idee meines Vorgesetzten noch nicht wirklich herangereift ist, stehen nur grobe Umrisse fest, die Schulung soll kostenpflichtig sein und er wird vermutlich für Typ1 und Typ2 anbieten wollen (hat aber selber noch keinen Plan von nichts, er sieht nur das Geld der KK...)

    Danke Surferin für den kurzen Überblick, was bei einer Schulung alles für den Diabetiker wichtig ist (also zum Beispiel rund-um-die-Uhr Kontakt, etc), das sind weitere Argumente gegen eine Online-Erst-Schulung :6yes:

    LG

    Igelchen