Vorgeschichte
Dank Dr. Michel aus der Main Apotheke in Mühlheim, konnte ich den Dexcom 7 plus lange Zeit intensiv testen. Er verleiht das Gerät an seine Kunden zum Selbstkostenpreis.
Leider steht ein Leihgerät nicht immer zur Verfügung. Und nach Murphy, ist es genau dann verliehen, wenn man es dringend braucht, z.B. Dienstreise, Sporturlaub,... Dazu kommt dass vor ca. 4 Wochen mal wieder nachts wegen einer Hypo der Notarzt anrücken musste. Deshalb habe ich mich entschieden dieses Jahr ein CGM System zu kaufen. Leider zahlt meine Kasse nichts dazu. Deshalb muss ich sehr genau auf die Kosten achten. Vor dem Kauf wollte ich die aktuellen Systeme testen. Zuerst habe ich den neuen Dexcom G4 zum Testen probegetragen. Anschließend den Freestyle Navigator II. Ich hoffe, dass ich in den Anleitungen wichtige Punkte übersehen habe, und deshalb Minuspunkte vergeben habe. Wenn doch bin ich für Hinweise dankbar.
Hier mein Eindrücke:
Dexcom G4
Plus :6yes:
- Die Messung ist relativ genau. Bedingt durch das Messprinzip gibt es eine Verzögerung bei schnellen BZ-Änderungen. Das muss man halt berücksichtigen.
- Die Sensoren arbeiten sehr lange. Deutlich länger als die garantierten 7 Tage. Die Liegezeit wird eigentlich durch die Haltbarkeit und Verschmutzung des Pflasters begrenzt. Irgendwann fällt es halt ab. Mit zusätzlichem Pflaster beim Sport oder Duschen hält es länger. Ein Durchschnitt von 3 Wochen ist machbar. Außergewöhnliche Werte sollten sowieso immer gegengecheckt werden.
- Wenn ein Sensor mal nach wenigen Tagen nicht mehr funktioniert, erhält man anstandslos Ersatz.
Minus :7no:
- Bedienung nicht ergonomisch: Der am meisten benutzte Menüpunkt (Kalibrierung) steht nicht am oberster Stelle. Dadurch muss man unnötig viel durchs Menü scrollen.
- Beim Verlängern der Liegezeit dauert es 2 Stunden bis das System wieder Werte anzeigt. Das ist aus meiner Sicht nicht notwendig. Ein Warnhinweis, dass dies auf eigene Gefahr geschieht, und die Werte u.U. nicht mehr stimmen wäre ausreichend.
- Eingegebene Tagebuchdaten können nicht am Empfänger abgerufen werden. Um zu sehen wann ich das letzte Mal gespritzt/gegessen habe, müsste ich den Empfänger am PC anschließen. -> Altes Tagebuch ist weiter notwendig und damit die Tagebuchfunktion im Empfänger unnötig.
- Niedrig-Alarm bei 55 mg/dl ist nicht ab- oder stummschaltbar. Durch die Messmethode in der Gewebeflüssigkeit sind die Messwerte 15 -30 min verzögert nach den tatsächlichen BZ Werten. Wenn ich z.B. schon vor einer Besprechung merke dass ein Unterzucker droht, und entsprechend reagiere, kommen trotzdem (dann peinlicherweise während der Besprechung) zum Teil mehrere Alarme. Das gleiche gilt nachts; obwohl der Traubenzucker schon längst gefuttert ist, weckte mich der Alarm oft unnötig.
- Der Änderungsalarm (schnell fallend oder steigender BZ) ist nicht mit einer Grenze kombinierbar. Ein schnell fallender BZ löst immer Alarm aus (wenn aktiviert). Bei BZ-Werten > 200 ist der Alarm aber unnötig. Je mehr unnötige Alarme auftreten, desto weniger beachtet man dann die wichtigen (wie bei Alarmanlagen im Auto. Da kümmert sich auch kein Mensch mehr drum weil jeder denkt: Ist sicher ein Fehlalarm.)
- Kein BZ Messgerät im Empfänger. Deshalb muss man zusätzlich immer ein BZ-Messgerät mitnehmen.
- Gürteltasche des neuen G4 Empfängers ist leider nicht mehr so praktisch wie die vom 7plus. Man muss sie erst öffnen um die Anzeige sehen zu können. Auch ein abnehmen vom Gürtel (z.B. bei Autofahren) ist nicht so einfach möglich.
- Der Sender ist mit einem nicht auswechselbarem Akku ausgestattet, der nach einen Erfahrungen mit dem Handy nach 3 Jahren spätestens hin ist. -> Kostenfaktor!
Freestyle Navigator II
Den Navigator konnte ich leider nur 5 Tage testen. Ich habe es nicht geschafft, den Sensor zu verlängern. Erst nachdem ich ihn abgenommen habe, habe ich gesehen, wie der Sender vom Sensor gelöst werden kann. Deshalb kann ich zur möglichen Liegezeit nichts sagen. Die garantierten 5 Tage hat er einwandfrei funktioniert.
Plus :6yes:
- Die Messung ist relativ genau. Bedingt durch das Messprinzip gibt es eine Verzögerung bei schnellen BZ-Änderungen. Das muss man halt berücksichtigen.
- Alarm "Erwartet hoch/niedrig" ist von der Idee her sehr gut. Besser als beim Dexcom die feste Änderungsrate.
- BZ Messgerät im Empfänger = gute Lösung! Ein Gerät weniger rumzuschleppen.
- Beleuchtete BZ - Teststreifen: Super!
- Wenige Kalibrierungen notwendig. 5 Stück in 5 Tagen. Der Dexcom braucht 2 / Tag.
- Darstellung der Insulingaben im Graphen und als Text abrufbar. Ein separates Tagebuch ist nicht notwendig.
Minus :7no:
- Das Verlängern der Liegedauer ist nur sehr umständlich möglich.
- Tagebuchfunktion: Eingabe der Insulindosis in 0,05er Schritten? => Nicht zu gebrauchen! Bei 15 Einheiten ist der Daumen wund.
- Tagebuchfunktion: Der Insulin-Type muss immer neu eingestellt werden. Das Gerät könnte sich die letzte Einstellung merken.
- Tagebuchfunktion: Eingabe KH in g? => Besser wären BE, 60 g KH in Einzelschritten einstellen ist auch nicht gerade bedienerfreundlich.
- Die deutsche Übersetzung ist mangelhaft: "Home" wurde mit "Start" übersetzt. Ich habe mich gefragt was ich starten soll, bis ich dann auf Englisch umgestellt habe.
- Bedienung: Bestätigen muss man abwechselnd mit einem Knopf auf der Frontseite und dem Drehknopf seitlich (der auch eine Tastfunktion hat, ähnlich dem Scrollrad einer Maus). Dies ist sehr gewöhnungsbedürftig.
- Bedienung nicht ergonomisch: Der am meisten benutzte Menüpunkt (Add Event) steht nicht am oberster Stelle. Dadurch muss man unnötig viel durchs Menü scrollen.
- Alarm "Erwartet hoch/niedrig" ist von der Idee her sehr gut, kommt aber alle 5-15 Minuten trotz Bestätigung wieder. Man kann kein Snooze Intervall einstellen.
- Der Alarm ist sehr leise, obwohl die lauteste Einstellung gewählt wurde. Für mich reicht der Vibrationsalarm aber aus. Wer mehr braucht um z.B. nachts geweckt zu werden bekommt hier ein Problem.
- Zeiteinteilung im Grafen ist unübersichtlich.
- Es wird keine Gürteltasche mitgeliefert. Ich habe eine alte Handytasche umfunktioniert. Zum Ablesen und Bestätigen muss das Gerät aber immer herausgenommen werden, was vor allem beim Autofahren umständlich ist.
- Der Empfänger ist mit einem nicht auswechselbarem Akku ausgestattet, der nach meinen Erfahrungen mit dem Handy nach 3 Jahren spätestens hin ist. -> Kostenfaktor!
Fazit
Das was die Geräte tun sollen, nämlich kontinuierlich den Glucosewert messen und anzeigen, tun sie mit der zu erwartenden Genauigkeit. Bei einem Gerät dieser Preisklasse erwarte ich allerdings etwas mehr Bedienkomfort und durchdachte Zusatzfunktionen. Da können beide Hersteller noch nachlegen. Für mich persönlich wird es daher auf eine Preisentscheidung hinauslaufen.
Für den Navigator habe ich leider noch kein Angebot erhalten, deshalb kann ich zu den Kosten nichts sagen.
Ich hoffe der Beitrag hilft allen unentschlossenen sich für ein CGM System zu entscheiden. Es ist zwar ein teurer Spaß, der Nutzen für die Therapie und für das persönliche Sichrheitsgefühl ist aus meiner Sicht erheblich und damit die Investition wert.
Grüße,
Chris64