Muskelübersäuerung beim laufen

  • Hallo,


    brauche mal einen Rat:


    Bin seit 2012 Typ1er und kommen noch ohne Insulin aus (Remissionphase oder so.... ). Da ich am Anfang als Typ2 eingenordet wurde, hat man mir Medformin und Xelevia verschrieben. Soll diese nun trotzdem weiter nehmen, da sie evtl. die Bauchspeichedrüse unterstützen ....... ist wohl noch nicht wissentschaftliche bewiesen!


    Nun mein Problem: Laufe drei mal die Woche zwischen 7 und 12 Kilometer. Würde gerne die Strecke weiter steigern (Halbmarathon), doch leider fangen meine Muskeln immer so nach ca. 8 Kilometern an zu übersäuern. Gehe davon aus, dass es an den Tabletten liegt, da sie dafür sorgen, das die Leber weniger Glucose freigibt bzw. mein Körper weniger produziert.Soweit ich das nun verstehe, geht mein Körper dann an die "Reserven" in den Muskel und sie übersäuern. Hat einer sauch schon mal diese Erfahrungen gemacht?


    Nehme ich kurze Zeit vorher Traumzucker zu mir, habe ich das gefühl es geht ein bisschen besser. Bin leider kein Typ, der beim Laufen etwas zusich nimmt, da es mir auf den Magen schlägt, selbst mit Wasser habe ich Probleme....


    Bin schon auf die Antworten gespannt, die kann ich dann diesen Monat noch mit meiner Diabetologin besprechen.


    Gruß


    Udo

  • DPP4-Inhibitoren führen schon dazu, dass die Bauchspeicheldrüse beim Essen mehr Insulin ausschüttet.
    Ob das nicht die Bauchspeicheldrüse überlastet und damit die Remissionsphase verkürzt?


    Wenn du allmählich zum Typ1er wirst, wäre es vielleicht schön, einen langsamen Übergang zum Insulin zu machen?


    Als Typ1er wirst du dich aber daran gewöhnen müssen, auch beim Sport Nachfuttern zu müssen. Zwar nicht jedes mal, aber häufiger müssen doch Unterzuckerungen abgewendet werden.


    lg
    Adrian

  • Hallo Adrian,
    das war doch garnicht meine Frage :-(
    Aber trotzdem: Habe schon öfter über das Thema diskutiert. Mir wurde geratenzumindest Basal zuspritzen. Mir wurde versichert ich könnte ruhig 2x am Tag Basal spritzen, das würde beim Sport nichts machen. Ich zur Ärzten und mit ihr alles durch gesprochen. Habe dann das Basal morgens und abends je 4 Einheiten gespritzt...... Ende vom Lied ich konnte genau 3 Kilometer laufen, dann kam die Unterzuckerung und eine Pause am Waldesrand von 15 Minuten und ein Spaziergang nach Hause. Dabei hatte ich die Einheiten schon vor über 5 Stunden gespritzt.
    Ich hatte vorher schon Probleme, nur mit den Tabletten, dass ich unterzuckere.......


    Und wie immer sagen alle, das geht doch garnicht du bist kein Typ1er ..... meine Blutwerte sagen aber was anders :-(


    Aber zurück zum Thema: Muskelübersäuerung.......

  • Hallo Adrian,
    das war doch garnicht meine Frage :-(


    Die Frage hatte ich als "Ideen zu meiner Situation?" gelesen.
    Und zwei mögliche Ansätze (Tabletten in Absprache mit Diabetologen absetzen und Zufuttern) waren ja auch gegeben, zu denen ich Ideen hatte ;)

    Zitat

    Ich hatte vorher schon Probleme, nur mit den Tabletten, dass ich unterzuckere.......


    Was ist denn unterzuckert? Ein Muskel? Wenn er übersäuert kann er auch verkrampfen. Das wirkt dann wie eine Unterzuckerung.
    Blöd ist das auch noch deshalb: Bei einem (für einen gesunden) gutem gemessenen Blut-Wert von 65mg% oder drüber kann ein Muskel schon unterzuckern; bei einem niedrigen 35mg%-Wert noch gar keine Unterzuckerung aufgetreten sein.


    Zitat


    Und wie immer sagen alle, das geht doch garnicht du bist kein Typ1er ..... meine Blutwerte sagen aber was anders :-(


    Was sagt denn der Blutwert? Bei gesunden können auch Werte von unter 60mg% auftreten ohne dass irgendetwas passiert. Nur weil für Diabetiker ein Sicherheitspuffer da sein sollte, heißt das noch lange nicht, dass der Körper eines Gesunden den BZ nicht auf so niedrige Werte bringt.

    Zitat


    Aber zurück zum Thema: Muskelübersäuerung.......


    gerne :)
    Wie hast du diese festgestellt. Hast du einfach gemessen, dass der Laktatgehalt im Blut stärker steigt, seitdem du die Tabletten nimmst?


    lg
    Adrian

  • Hallo,
    zu meinen Unterzuckerungen: schwitzen, benebelt im Kopf, schlechtes sehen und schwitzen und das nicht wegen Sport. Ich merke es, wenn mein Blutzucker so unter 50mg% geht.
    Zum Thema Laktat, muss ich eingestehen..... bin noch nicht auf die Idee gekommen ihn zumessen :-(, ist für mich eher ein Bauch(Körper)- gefühl das die Muskeln übersäuern. Treibe schon seit fast 35 Jahren Sport (mal mehr mal weniger) und ich hoffe/glaube weiß wie sich das dann anfühlt. Ist aber trotzdem eine gute Idee mit dem Laktattest, muss mich mal schlau machen wie ich diesen testen kann.
    Gruß
    Udo

  • Die Geräte zur Laktatmessung sind nicht zu teuer, für ein paar Tests jedoch schon.
    Viele Trainer und natürlich Leistungsdiagnostiker bieten den Service an.


    Wenn du ernsthaft vor hast, das auszutesten und Sport auch als Therapie angibst/ansiehst, kannst du mit deinem Diabetologen reden, ob er dir ein Messgerät verschreibt. Er kann freilich nur Blutzuckermessgeräte verschreiben, es gibt jedoch von Roche einen "Messklotz", der je nach Teststreifen auch Laktat (und ich glaube auch Cholesterin) messen kann.
    Das Gerät ist so klotzig/unpraktisch zum Blutzuckermessen, dass kein Diabetiker es normalerweise haben will oder auch nur angeboten bekommt. Es ist leicht zu finden unter dem Stichwort "Accutrend Plus".


    lg
    Adrian


  • Bin seit 2012 Typ1er und kommen noch ohne Insulin aus (Remissionphase oder so.... ).


    Das ist dann vermutlich unter der Kategorie Typ 1 LADA einsortiert?

    Zitat

    Da ich am Anfang als Typ2 eingenordet wurde, hat man mir Medformin und Xelevia verschrieben. Soll diese nun trotzdem weiter nehmen, da sie evtl. die Bauchspeichedrüse unterstützen ....... ist wohl noch nicht wissentschaftliche bewiesen!


    Zum Thema Sitagliptin und oder Januvia (=Xelevia) kannst Du mal die Forensuche befragen. Da gibt es schon ein paar kleine Diskussionen zu.
    Ich persönlich halte DPP-4 Hemmer bei Typ 1 für ziemlich unsinnig, auch wenn sie eine gewisse (Rest)Wirkung zeigen. Jedenfalls ist aus meiner Sicht der Nutzen bei Typ 1 eher gering, während die Schadenspotenz bei Sitagliptin noch lange nicht wirklich bewertbar ist, da es keine Langzeiterfarhungen gibt. Die Diskussion über einen Zulassungsentzug/eine Marktrücknahme sind auch noch nicht abgeschlossen, halt wegen möglicherweise zusammenhängender Nebenwirkungen. Aber das wäre die Diskussion zu den Gliptinen, nicht zu sauren Muskeln.

    Zitat

    Nun mein Problem: Laufe drei mal die Woche zwischen 7 und 12 Kilometer. Würde gerne die Strecke weiter steigern (Halbmarathon), doch leider fangen meine Muskeln immer so nach ca. 8 Kilometern an zu übersäuern.


    Lactat wird insbesondere durch anaerobe Belastung gebildet, dann wenn die Sauerstoffzufuhr zur Muskelzelle nicht mehr ausreicht, um die Glucose aerob zu oxidieren.


    Dann wäre es vlt. zu sichten, ob Du gezielter im aeroben Bereich (Ausdauer) laufen solltest, also so, dass Du jederzeit beim Laufen ohne zu prusten, eine Liedchen trällern kannst. ;-)


    Überschüssiges Laktat, das anaerob gebildet wird, wird aerob relativ flott wieder abgebaut. Aber da kommt vielleicht MeTformin in das Geschäft. Der Abbau von Lactat geschieht vorzugsweise in Leber und Nieren auf dem Weg der Gluconeogenese (Neubildung von Glucose aus verschiedenen Substraten). Lactat wird wieder zu Glucose.


    Dummerweise greift genau da (unter diversen anderen Wirkungswegen) Metformin ein. Denn Metformin hemmt die Gluconeogenese.
    Im Ergebnis bekommst Du vermutlich einen Lactataufstau und das war es dann. Nicht ganz umsonst wird im Waschzettel von Metformin vor der Gefahr einer Lactatazidose gewarnt.

    [b]DPP4-Inhibitoren führen schon dazu, dass die Bauchspeicheldrüse beim Essen mehr Insulin ausschüttet.


    Wohl eher allenfalls nach dem Essen im Sinne einer leichten Erhöhung der basalen Insulinleistung restlich vorhandener Insulinzellen. Bei Typ 2 hat es auch eine Wirkung die Erstantwort der Betazellen auf den Glucoseanstieg mit dem Essen zu verbessern. Das dürfte aber beim Typ 1 keine Geige spielen, da die Inkretinproduktion bei diesem, so hört man es dorfärztlich, nicht gestört sei.


    Wird der GLP-1/GIP-Spiegel aber durch die Hemmung von DPP-4 länger höher gehalten, verbessert sich offenbar auch beim Typ 1 die Spaltungskapazität der Betazellen für Proinsulin zu Insulin + C-Petptid.
    Die Überforderung der Betazellen wird das vermutlich aber nicht zwingend abschaffen können?
    Jedenfalls ist unter Ärzten die Ansicht verbreitet, dass die Entlastung der Betas, und damit das überforderungsbedingt gesteigerte Absterben, durch Insulinzugaben, zuerst als Bolus, am ehesten erreicht werden kann.
    Leider gibt es dazu aber kein belastbares Studienmaterial. :-(

    Zitat

    Ob das nicht die Bauchspeicheldrüse überlastet und damit die Remissionsphase verkürzt?


    Auch zu dieser Frage gibt es kein Studienmaterial.

    Zitat

    Als Typ1er wirst du dich aber daran gewöhnen müssen, auch beim Sport Nachfuttern zu müssen. Zwar nicht jedes mal, aber häufiger müssen doch Unterzuckerungen abgewendet werden.


    So ist es wohl.


    Mir wurde geraten zumindest Basal zuspritzen. Mir wurde versichert ich könnte ruhig 2x am Tag Basal spritzen, das würde beim Sport nichts machen.


    Auch auf zwei Einheiten Basal kann ein Diabetiker bei körperlicher Belastung prima in die Hypos rauschen, wenn die BSD basal noch recht leistungsfähig ist. Denn dann buttert die Insulin raus, bis der BZ unter 80 sinkt. Wenn dann auch noch eine bis zu vervierfachte Insulinwirkung eines basalen Wirkgipfels reinfunkt, kommt der Diabetiker leicht zu adrenergenen Schwitzanfällen. 8|

    Zitat

    Habe dann das Basal morgens und abends je 4 Einheiten gespritzt...


    Es gibt nicht DAS Basal, es gibt mehrere Basalinsuline mit durchaus relativ unterschiedlichen Wirkkurvenverläufen.

    Zitat

    Dabei hatte ich die Einheiten schon vor über 5 Stunden gespritzt.


    Nun, wenn es sich z.B. um Lantus gehandelt hätte, dann wärst Du um Stunde 5 möglicherweise gerade in Gipfelnähe der basalen Dosiswirkung angelangt.


    Mein Meinung:
    Lass mal den Kram mit Metformin und Sitagliptin und versuch erst mal mit passender Bolusunterstützung stärkere pp-Anstiege zu kontern. Dann kannst Du ggf., je nach Abstand Essen-Laufen, mit Anpassungen der Bolusmengen experimentieren, ggf. vor dem Lauf erhöhte BZ-Werte tolerierend.


    Gruß
    Joa

  • Hallo,
    nur mal so:
    05:30 aufgestanden: Wert 82; 06:00 Frühstück 2 Brote und 2 Kaffee; 08:30 Wert 91; 09:00 7,5 km Joggen in 36,51 Minuten Puls 128 Blutzucker 96
    ..... wenn ich jetzt noch weiter gelaufen wäre, dann hätten meine Beine wieder angefangen :-( , so ist es zumindest meistens.......
    Gruß
    Udo