Insulinbedarf rund um die Pupertät???

  • Hallo ihr Süßen,
    zunächst oute ich mich mal als Nichtdiabetiker. Ich bin Vater einer inzwischen elfjährigen Tochter, die seit dem dritten Lj. Diabetes 1 hat. Seit sechs Jahren hängt eine Pumpe an ihr. Das erste Jahr mit Novorapid betrieben, haben wir dann bei Teupe in Althausen auf Huminsulin umgestellt. Damit lief es bis vor drei Jahren recht gut, dann war der lange DEA in der Praxis nicht mehr zu realisieren. Wir haben wieder auf Novo-Rapid umgestellt, die BZ Werte wurden besser, jedoch konnten wir dabei zusehen, wie die Hypowahrnehmung verschwand.
    Da so ein Mädchen in der Pubertät natürlich selbständig wird und Eigenverantwortung übernehmen muss, lebt es sich mit kaum vorhandener Hypowahrnehmung äußerst gefährlich.
    Nachdem ich dann vor vier Wochen nur noch durch Zufall (hatte zwei Tuben Jubin in der Tasche) eine Bewusstlosigkeit abwenden konnte (20mg/dl) ohne Vorankündigung, Schreibkrämpfe, Null Körperspannung, haben wir beschlossen auf Normalinsulin umzustellen. Ein Grund, der das ganze noch verstärkt hat, war die vermutete Insulinresistenzhäufung bei Nutzern von Insulinanaloga.
    Nun ist also seit einem Monat Huminsulin in der Pumpe und die Hypowahrnehmung ist tatsächlich zurückgekehrt. Teilweise sagt meine Tochter 70er Werte an, 50er recht sicher, tiefer waren sie seit einem Monat nicht mehr.


    Soweit so gut, das Insulinisierungsschema hat sich jedoch total verändert. Sie braucht ca. ein Drittel mehr Insulin.
    Größe 1,65m, 52kg, 50-65 iE pro Tag, 30 davon als Basal mit einem riesen Berg von 4 bis 8 Uhr. In diesen Stunden sind wir bei 2 iE Basal pro Stunde. Morgens 30 min DEA, 2,5iE pro BE, bei drei BE Frühstück ist der pp-Wert nach 2 Stunden trotzdem bei einer 250mg/dl. Je nach Verhalten in der Schule fängt sie diesen Wert bis 14 Uhr wieder ein oder baut ihn auch mal zu einer 380mg/dl aus, wenn sie isst und keinen DEA einhält.


    Dazu muss ich bewerken, dass sie bisher die gesamte Diabetesgeschichte recht zuverlässig mitträgt. Sie vergisst zwar mal das Messen, holt es aber umgehend nach und handelt mit Bedacht. Das Bolen hat sie bisher noch nie vergessen!!! Der HbA1c liegt seit sieben Jahren zwischen 5,9 und 6,4.


    Jetzt meine Fragen an die Frauen unter euch, die sich noch an die Zeit des 11-14.Lj erinnern können und da schon Diabetes hatten. :gendergirl: :
    Geht der Insulinbedarf erst mit beginnender Regel hoch? Oder passiert das auch schon einige Monate vorher? Ich meine jetzt nicht die monatlich wiederkehrende Blutung, sondern die Zeit vor der ersten Regel. Bisher sprießt und wächst an meiner Tochter alles wie es soll, von einer Regel jedoch noch keine Spur. Laut Teupe, gibt es einen Aufstehbolus, da die Insulinsensivität nach dem Aufstehen sinkt. Bei uns steigt der Insulinbedarf ab 3 Uhr morgens und zwar heftig mitten im Schlaf.
    Hat jemand von euch Huminsulin in der Pumpe? Ich bin noch auf der Suche nach praktischen Tipps um den Alltag und vernünftige BZ-Werte unter einen Hut zu bekommen.


    Viele Grüße aus dem Wald

    Das Glück liegt im Zufriedensein!

  • Hallo Waldarbeiter,


    mir sträuben sich zwar leicht die Nackenhaare, wenn mich wildfremde Waldarbeiter mit Hallo Süßer anzwitschern, aber sei's drum.
    Erst mal bon jour!


    Grundsätzlich scheint mir Deine Frage ja auch eine zu sein, die recht passend im Diabetes-Kids-Forum wäre.
    Die derzeitigen Bedarfsänderungen müsen nicht zwingend durch den Wechsel auf Normalinsulin kommen. Wenn es in die pubertären Hormonsensationen hineinrauscht, gepaart mit WH-Schüben auch noch, kann der Bedarf von eben auf jetzt drastisch hochschnellen.


    Allerdings hatte die Mama von Len (Vorschulkind) jüngst im Kids-Forum berichtet, dass der Insulinbedarf nach dem Wechsel auf Normalinsulin auch erst mal eher merklich stieg, bevor dann doch noch eine Up-Regulation entstand.


    Das sich mit der Pubertät der Dawn als Insulinbedarfsschwerpunkt entwickelt, setze ich mal als bekannt voraus. Das passt ja auch zu Deiner Beschreibung.
    In Wachstumsschüben mag ggf. auch noch ein Bedarf in der Einschlafphase für das WH zu beachten sein. Der WH-Schwerpunkt bleibt immer dort.


    Doof natürlich, wenn der Dawn noch auf eine gewisse Resistenz aus der Einschlafphase vom WH trifft. Das wird dann den Morgendämmerungsgipfel wohl nochmal deutlich hoch machen können.


    Gruß
    Joa

  • Hallo Joa,
    vielen Dank für die Antwort, die mich dazu bewegen wird, mich mit dem Dawnphänomen zu beschäftigen. Vielleicht fallen ja wirklich die Umstellung und Wachstumshormone zusammen. Ich war einfach von der extremen Verschiebung der Basalrate nach der Umstellung überrascht. Noch nie habe ich so lange rumprobiert, bis die Basalrate wieder passte. In den Morgenstunden lag diese vor der Umstellung bei 0,7iE pro Stunde. Die PP-Werte sind immer noch nicht zufriedenstellend.


    Hoffentlich haben sich deine Nackenhaare wieder gelegt, manchmal geht es einfach mit mir durch, die Anrede war nicht böse gemeint.
    Bei den Diabetes Kids war ich auch mal unterwegs, allerdings konnte ich die dortigen Beiträge irgendwann nicht mehr lesen, es drehte sich einfach zu viel im Kreis.


    Viele Grüße aus dem Wald

    Das Glück liegt im Zufriedensein!

  • Hallo,


    hier mal ein Link zu einem Vergleich zwischen den BR-Modell nach Roche und dem Teupe-Modell:
    BR Modelle.


    Bei den Kids geht es gut zur Sache. Umstellung auf Normalinsulin wurde jüngst auch eingehender diskutiert/dargestellt und bleibt sicher noch Thema. Insbesondere die Beiträge von JarisMama sind beachtenswert.


    Da das Thema auch weiter aktuell bleiben wird, wäre es schön, wenn Du Eure Erfahrungen, Erkenntnisse und Fragen auch bei den Kids in die Diskussion einbringen würdest.
    Es waren auch einige Familien in jüngerer Zeit in Althausen und andere planen noch einen Besuch dort, bevor Teupe im nächsten Sommer den Vorhang fallen lässt und Althausen zur diabetologischen Historie wird.


    Gruß
    Joa

  • Oh,oh, dass Teupe in Althausen aufhört, ist bisher an mir vorbeigegangen. ;( Der Mann mit seinen Regelwerken ist der Grund dafür, dass ich in den letzten fünf Jahren einigermaßen schlafen konnte und meine Tochter vernünftige BZ-Werte hatte. Zuvor hatten wir vier Diabetologen verschlissen, da ich auf Antworten wie: "Das ist eben so. Kinder sind da unberechenbar. Das wird schon wieder. Probieren sie doch mal ... Da brauchen sie eine stationäre Schulung" allergisch reagierte. :regen Nach 14 Tagen Althausen ging dann meine Frau am Stock :arghs: und meine Tochter hatte eine BZ-Linie zwischen 80 und 120 und das rund um die Uhr. :laub
    Leider ist Althausen so weit weg von uns, dass wir dort nie wieder waren. Teupes dickes Buch heißt in unserer Familie nur "die Bibel". Und genau die habe ich letzte Nacht mal wieder zwei Stunden studiert. ?( Den Insulinberg werde ich danach noch etwas vorverlegen, so ab 2 Uhr, 5-6 Stunden nach dem Einschlafzeitpunkt und dafür ab 8 Uhr wieder deutlich zurückrudern.
    Ob die ganze Sache durch die Insulinumstellung ins Rollen gebracht wurde, werde ich nicht mehr herausfinden. Aber "Dawn" war genau das richtige Stichwort!!! :patsch: Wir hatten bisher eigentlich nur zwei oder drei Wachstumsepisoden, die ich an der Basalrate und natürlich am größeren Kind bemerkt habe. Damals stieg der BZ aber nach dem Einschlafen und der ganze Spuk war nach einigen Wochen wieder komplett vorbei.
    Sonst war die Basalrate immer recht unspektakulär und nur leicht kurvig.


    Also vielen Dank für den Tipp und bei den Dia- Kids werde ich unter dem angegebenen Stichwort heute auch noch nachlesen.
    Viele Grüße aus dem Wald :baum :ren

    Das Glück liegt im Zufriedensein!