FreeStyle Libre in der Schwangerschaft

  • Hallo liebe werdenden Mamis und die, die es schon sind,


    Ich wollte hier mal einen Thread starten, in dem es um das Libre in der Schwangerschaft geht. Ganz allgemein. Grund: Kürzlich wurde ich im Wartezimmer meines Gyn auf meinen Libre-Sensor angesprochen. Die Patientin sagte, sie sei schwanger, Typ-1-Diabetikerin und würde sich gerade mit ihrer KK um die Bewilligung eines Libre für die Schwangerschaft streiten. Auch hier im Forum habe ich nun schon öfters gelesen, dass einige gerne ein Libre hätten für die DM-Einstellung während der Schwangerschaft.


    Ich bin selbst Libre-Nutzer, war es bereits vor der Schwangerschaft und habe so meine Erfahrungen gemacht. Mein Sohn ist inzwischen 5 Monate alt.
    Ein Tag nachdem ich meinen positiven Schwangerschaftstest in der Hand hielt, saß ich beim meinem Diabetologen, um alles zu besprechen. Er wies mich darauf hin, dass das Libre zu ungenau sei für die straffe Einstellung während der Schwangeschaft. Ich könne es natürlich weiter nutzen - vor Allem, um BZ-Verläufe zu analysieren, doch Therapieanpassungen (BE-Faktor, Korrektur etc.) würden nur auf Basis der im Blut gemessenen Werte erfolgen.
    Das mag einige von euch überraschen, doch für mich war es völlig logisch. Ich hatte zwar bis dahin gute Erfahrungen mit dem Libre gemacht, wusste aber auch, dass die Werte hin und wieder von den im Blut gemessenen abweichen können (+/- 20 mg/dl kommt da schon mal vor). Gerade in der Schwangerschaft machen 20mg/dl schon was aus.


    Beispiel 1:
    Der 1h-pp-Wert sollte bei 140mg/dl liegen. Wenn ich hier regelmäßig einen Wert von 160 mg/dl messe, so könnte das schon ein Grund sein, den BE-Faktor zu korrigieren oder einen Spritz-Ess-Abstand einzuführen.
    Beispiel 2:
    Hat man sich mal an die niedrigen Werte gewöhnt, wird es mitunter nicht mehr so leicht fallen, Hypos zu bemerken. Da man häufiger als gewohnt misst, wird man in der Regel jedoch frühzeitig eingreifen können. Doch es macht einen großen Unterschied, ob der Wert bei 70mg/dl liegt (der Soll-Nüchternwert in der Schwangerschaft) oder bei 50mg/dl.


    All diese Situationen sind außerhalb der Schwangerschaft kein großes Problem. So fein eingestellt ist man da nicht. Nichts desto trotz war für mich die Warnung/Vorgehensweise meines Arztes klar. Wir haben trotzdem Libre-Verlaufs-Kurven während der ersten Wochen genutzt und die waren sehr hilfreich für des Finden der richtigen Basalrate in der Nacht. Der Punkt ist der: ich hatte bereits Erfahrung mit dem System (und hatte mir für die Rohdaten eine schöne Vorlage in Excel gebastelt, damit ich ein Verlaufsdiagramm erstellen konnte). Zusätzlich machte ich Referenz-Messungen im Blut (die ebenfalls in das Diagramm kamen, damit man sieht, wie nah das Libre an den Blutwerten ist).
    Ich habe es in einem anderen Thread schon geschrieben: ich hätte mir das Libre nicht extra für die Schwangerschaft geholt.


    Wie ging es weiter? Da ich das Libre privat finanziert habe und auch die Sensoren selbst zahlen muss, habe ich nachdem wir die Basalrate geknackt hatten erst mal keinen neuen Sensor angelegt. Nach den ersten 12 Wochen lief es BZ-mäßig recht stabil und gut. Als ich dann so um die 20. Woche herum bemerkte, dass der BZ-wieder schwieriger zu managen ist, habe ich wieder einen Sensor angelegt - in der Hoffnung er würde mir wieder so gute Dienste leisten wie schon zu Beginn der Schwangerschaft.


    Achtung - Folgende Erfahrung habe ich gemacht:
    Das Liebre war in der gesamten 2. Schwangerschaftshälfte nicht zu gebrauchen. Die Werte waren extrem weit von den im Blut gemessenen Werten weg (teilweise über 50mg/dl daneben)! Ich wunderte mich sehr, weil derart schlechte Erfahrungen hatte ich mit dem Libre zuvor nicht gemacht. Ich habe sogar zwei Sensoren reklamiert und ersetzen lassen, weil ich erst dachte die wären fehlerhaft. Ich vermutete, dass es mit der Schwangerschaft selbst zusammenhing - veränderter Hormonspiegel, andere Zusammensetzung der Zwischenzellen-Flüssigkeit, so was in der Art.
    Seit zwei Monaten (wie schon erwähnt, mein Sohn ist 5 Monate alt) nutze ich nun wieder des Libre und die Wete passen hervorragend, so gut, dass ich immer häufiger auf den Fingerpieks verzichte (wie auch schon vor der Schwangerschaft). Die Tatsache, dass es nun wieder bestens funktioniert, nur eben in der 2. Hälfte der Schwangerschaft nicht, lässt mich schon stutzig werden.


    Und damit steht für mich unweigerlich die Frage im Raum, ob das Libre in der Schwangerschaft überhaupt geeignet ist.


    Alle, die das Libre in der Schwangerschaft nutzen/ genutzt haben: wie sind/waren eure Erfahrungen?
    Ich denke, das dies vielleicht werdenden Mamis, die über das Libre nachdenken helfen könnte.


    Liebe Grüße,
    Veri

    *****
    "Bevor du dir selbst eine Depression oder einen Minderwertigkeitskomplex diagnostizierst, stelle sicher, dass du nicht einfach nur von Arschlöchern umgeben bist." Prof. Dr. Sigmund Freud

  • Huhuuu,


    ich denke, es ist von System zu System eben unterschiedlich. ich trage nun ein Enlite-System und konnte mich weder in der vergangenen noch in der aktuellen SS über regelmäßige dermaßen große Abweichungen beschweren. Sicher immer mal ein Sensor ist echt blöd, aber im Grunde klappt es sehr gut...


    So viel zu meinen Erfahrungen,


    LG


    ELfenbraut (21SSW.)

  • Hallo Elfenbraut,


    Meines Wissens ist das Enlite-System ein CGM, richtig?
    Ich denke, dass richtige CGMs für die Schwangerschaft eine super Sache sind. Habe allerdings ein Bisschen die Befürchtung, dass in Zukunft das billigere Libre bevorzugt verschrieben/genehmigt wird. Das Libre misst zwar auch den Gewebezucker, doch im Lesegerät wird ein anderer Wert angezeigt - nämlich einer, der mittels einer Formel berechnet wurde und dem Blutzucker entsprechen soll. Dazu kann man beim Libre keine Alarme einstellen und man muss mühselig eine Rohdaten-Datei exportieren, um Verläufe am PC zu analysieren (das Libre-Lesegerät zeigt nur eine stark verkleinerte Kurve, aus der man nix ablesen kann).
    Kurz: das Libre kann weniger als ein CGM und soll ja eigentlich erst mal eine komfortablere Messmethode sein, erst in zweiter Linie ein Instrument zur besseren Therapieanpassung.


    Gruß
    Veri

    *****
    "Bevor du dir selbst eine Depression oder einen Minderwertigkeitskomplex diagnostizierst, stelle sicher, dass du nicht einfach nur von Arschlöchern umgeben bist." Prof. Dr. Sigmund Freud

  • Hallo Elfenbraut,


    Meines Wissens ist das Enlite-System ein CGM, richtig?
    Ich denke, dass richtige CGMs für die Schwangerschaft eine super Sache sind. Habe allerdings ein Bisschen die Befürchtung, dass in Zukunft das billigere Libre bevorzugt verschrieben/genehmigt wird. Das Libre misst zwar auch den Gewebezucker, doch im Lesegerät wird ein anderer Wert angezeigt - nämlich einer, der mittels einer Formel berechnet wurde und dem Blutzucker entsprechen soll. Dazu kann man beim Libre keine Alarme einstellen und man muss mühselig eine Rohdaten-Datei exportieren, um Verläufe am PC zu analysieren (das Libre-Lesegerät zeigt nur eine stark verkleinerte Kurve, aus der man nix ablesen kann).
    Kurz: das Libre kann weniger als ein CGM und soll ja eigentlich erst mal eine komfortablere Messmethode sein, erst in zweiter Linie ein Instrument zur besseren Therapieanpassung.


    Gruß
    Veri


    ja, ich stimme mit dir in allen Punkten überein. :-D ich wollte es auch vorallem als Pluspunkt und alternative für die Schwangerschaft vorstellen. ich bin so froh, das CGM und nicht ein Libre zu haben. gerade jetzt in der SS... noch mehr, nachdem ich sowas eben lese... :regen