Ist Azeton im Urin nachweisbar bei einer Gegenregulation?

  • Ich hab noch etwas aus der Diabetessteinzeit im Kopf, wo ich nicht weiß, ob da was dran ist.


    Damals standen uns nur Urinteststreifen zur Verfügung. Der Kinderarzt sagte, wenn Azeton nachweisbar war, hätte ich vorher 'Unterzucker' gehabt. Azeton war für uns jahrelang das Signal, daß die Dosis zu hoch war.
    Stimmt das oder ist das Schnee von vorgestern?


    Wenn es nicht stimmt, wie erkenne ich dann eine 'Gegenregulation'. Ich meine, gibt es etwas anderes, außer daß der Wert vorher tief war und dann stetig steigt.

  • Ich kann mir das so nicht vorstellen das man das mit Azeton und 'Unterzucker' so in Verbindung bringen kann.


    Bei einer Gegenregulation ist der BZ halt hoch. Wobei man ja im UZ nicht unbedingt einen niederen Wert gemessen hat sondern nur das UZ Gefühlt hatte. Und ob der hohe BZ dann vom Gegenessen oder von einer 'Gegenregulation' gekommen ist ist dann auch noch so eine Frage.


    Azeton im Urin deutet nur auf Fettverbrennung hin. Sei es das kein 'Insulin' mehr wirkt und man auf dem Weg in eine Keto ist oder einfach versucht abzunehmen durch Fettverbrennung.


    Aber ich lasse mich da auch gerne von anderen Zusammenhängen überzeugen.


    Grüßle


    Norbert

  • Hallöchen Petra,


    Der Kinderarzt sagte, wenn Azeton nachweisbar war, hätte ich vorher 'Unterzucker' gehabt. Azeton war für uns jahrelang das Signal, daß die Dosis zu hoch war.


    Die erste zu klärende Frage ist, wie es zu Aceton kommt. Das sieht nach meinem Halbwissen etwa so aus:
    Die Leber verstoffwechselt zur Energiegewinnung insbesonder freie Fettsäuren (FFS), bei deren Oxydation (Verbrennung) Ketonkörper immer entstehen. Je mehr FFS im Stoffwechel, umso mehr Ketonbildung.
    Die Menge der Ketone wird durch das Angebot an FFS bestimmt. FFS werden durch Fettspaltung (Lipolyse) langkettiger Fettsäuremoleküle freigesetzt. Sowohl aus den Fettzellen, als wohl auch aus der Nahrungszufuhr.


    Die Lipolyse der Fettzellen wird ihrerseits von zwei Faktoren wesentlich bestimmt.


    a) fehlende Insulinwirkung
    b) Signalkaskadierung der Muskulaturzellen bei Glucosemangel


    Nun halte ich es schon für vorstellbar, dass ggf. durch Hypos ein Glukosemangel entsteht, der die dann auch schon einen gewissen Lipolyseanstoß ausmacht.
    Aber da es eine 'hypo' ist, steht das Insulin eigentlich erst mal noch wirksam auf der Bremse. Kommt es zu einer tieferen und längeren 'hypo' und zum Level 6 der Gegenregulation (Notfallhormone), ergibt sich daraus eine 'Insulinresistenz' der Rezeptoren. Also bei tiefgehenden Hypoepisoden könnte nachgehend der Insulinstoffwechel aller Rezeptoren soweit reduziert werden, dass dann schon mal ein Ketonnachweis im Urin vorstellbar ist. Ein sicheres Anzeichen für eine Gegenregulation, mit der früher alles Mögliche erklärt worden ist, ist das nicht. Eher ein ziemlicher Ausnahmefall.


    Wahrscheinlicher ist, dass so ein Ketonnachweis damals auf einen Insulinmangel hingedeutet haben wird.

    Zitat


    Wenn es nicht stimmt, wie erkenne ich dann eine 'Gegenregulation'. Ich meine, gibt es etwas anderes, außer daß der Wert vorher tief war und dann stetig steigt.


    Eine kleine normale Unterzuckerung bewirkt keine signifikante Gegenregulation.
    Ausnahme: Diabetiker mit nennenswerter Restproduktion an 'Insulin' und/oder noch Glukagonproduktion.
    Bei denen führt auch eine leichtere hypo zu Blutzuckeranstiegen, da z. B. Adrenalin die Insulinausschüttung der BSD kappt.
    Jedoch auch das sollte nicht wirklich dramatische Anstiege zur Folge haben.


    Gruß
    Joa


  • Joa ich mache mal eine Zusammenfassung deiner echt interessanten These hier die wahrscheinlich auch noch stimmt.


    Möglicherweise. Ansonsten aber schon mal Danke der Würdigung! :)

    Zitat


    Nachts messen und hier BZ Werte posten. Dann gibts konkrete Antworten :) Garantiert.


    Zu spät! :(


    Zitat


    Und den Partner fit machen weil der riecht Aceton aus dem Mund. Das hat mir früher mehrfach geholfen.


    Zur Feststellung von Hypos oder zur Feststellung von Ketose in der Folge mangelnder Insulinwirkung.


    Ansonsten bitte keine Endlosquotings (Quote=Zitat) :thumbdown:;)


    Gruß
    Joa

  • Zitat von Silke9011

    Wäre aber auch nur durch Fressorgien erklärbar, oder?


    Denk ich schon. Wenn sich Bolusberge überschneidend auftürmen, kann das übel runter gehen.

    Zitat


    ich nehme nicht mehr als 1 'BE' zu mir, wenns ganz knapp ist auch mal 1,5. Wie ist dann ein evtl. "maßloser" Anstieg auf 180 - 200 erklärbar? Ich gebe zu: es kommt selten vor, aber es passiert doch ab und an.


    Kann ich so auch nix dazu zusammenstoppeln. Vielleicht wenn die größere Zusammenhänge zu sehen sind was mehr? (natürlich auch dann ohne Garantie!)


    Gruß
    Joa

  • Wenn ich TZ zur Hypobekämpfung verwende, komme ich nie in Verlegenheit, zuviel zu nehmen. :P


    Klar, wenn ich zuviel futter, sind erhöhte Werte normal.
    Letztens aber war ich bei 57mg/dl, sofort brav 1 BE Traubenzucker gefuttert und zwei Stunden später war ich bei sensationellen 300mg/dl. Mit 4 IE korrigiert und 70 min später wieder unten bei 56. 8|
    Wo ich doch eigentlich gar nicht auf Achterbahnen steh. :rolleyes:



    So, ich hab mal in meinem Uralt-Schinken, Baujahr ´68 gestöbert, da steht:


    Azetonurie ohne starke Glukosurie
    Manchmal kann man 'Azeton' auch ohne gleichzeitige Zuckerausscheidung, ohne große Urinmenge und ohne Durst beobachten (wobei eine kleine Zuckerbeimengung im Urin aus einem früheren Zeitraum stammen und sich in der Harnblase mit dem zuckerfreien Harn gemischt haben kann).
    In diesem Falle ist die Ursache des Azetons eine zu hohe Insulindosis und ein Zeichen dafür, daß die Leber mit letzter Anstrengung gegen einen hypoglykämischen Schock ankämpft. Hier wäre die Verabreichung von Insulin ein großer Fehler, man muß vielmehr kohlenhydratreiche Nahrungsmittel zu essen geben und die Insulindosis des nächsten Tages eher senken. Damit ist dan auch meist das 'Azeton' rasch zum Verschwinden zu bringen.


  • Letztens aber war ich bei 57mg/dl, sofort brav 1 BE Traubenzucker gefuttert und zwei Stunden später war ich bei sensationellen 300mg/dl.


    Um dazu Ideen zu basteln, fehlt ein Zusammenhang. Dass eine 'BE' TZ nicht einen Anstieg um ca. 240 mg bewirken kann, ist ja klar.

    Zitat


    Mit 4 IE korrigiert und 70 min später wieder unten bei 56. 8|


    Also grundsätzlich dann eine normale bis gute Insulinwirkung ohne hormonelle Resistenzen.
    Bei so Ausreißern mach ich mir selten 'nen Gedanken drum. Alles im Grünen Bereich! Ggf. einschließlich Urinteststreifen. :D
    Es sei denn es handelt sich um einen systematisch zu identifzierenden Ablauf.

    Zitat


    So, ich hab mal in meinem Uralt-Schinken, Baujahr ´68 gestöbert, da steht:


    Azetonurie ohne starke Glukosurie
    [...]


    Was für Blutketonwerte/Urinketonwerte sind da gemeint? Rosa, Lila, Tieflila?
    Wie kämpft die Leber "mit letzter Kraft" gegen Hypos?


    Vielleicht stellste die Frage mal bei Diabetesinfo rein. Der Jörg hat zu sowas m. E. eigentlich immer ne plausible Antwort im Koffer. ;)


    Gruß
    Joa

  • Zitat

    Um dazu Ideen zu basteln, fehlt ein Zusammenhang. Dass eine BE TZ nicht einen Anstieg um ca. 240 mg bewirken kann, ist ja klar.

    Bastelmaterial: 57er Wert war um 16.30 Uhr, der letzte 'Bolus' um 12 Uhr, also zum Mittagessen verschätzt. Dann war ich kurz was einkaufen und hatte anschließend Arbeit im Stall, was aber nicht übermäßig anstrengend ist.


    Zitat

    Was für Blutketonwerte/Urinketonwerte sind da gemeint? Rosa, Lila, Tieflila?

    Ich vermute lila, tieflila, da auch woanders von Hungerazeton die Rede ist. Damals gabs noch keine Streifen, wie stark sich das Reagenz durch die Tabletten verfärbt hatte, weiß ich nicht mehr.

    Zitat

    Wie kämpft die Leber "mit letzter Kraft" gegen Hypos?

    Dazu hab ich gerade noch was gefunden... Das Auftreten von Azeton im Urin besagt, daß die Glukoneogenese der Leber überfordert und somit die Zuckerversorgung des Organismus unzureichend ist. Zwei Möglichkeiten müssen wir hier ins Auge fassen
    a)Azetonurie mit gleichzeitiger starker Glukosurie und Polyurie
    b)Azetonurie ohne starke Glukosurie

  • Als bei mir ist das so das ich bei einer Unterzuckerung, die nachts stattfindet, damit rechne das die Leber (die Glucose speichert) abgibt. Kann es sein das dir zur bestimmten Zeit nicht genügend Energie zu Verfügung steht und der Körper, wie schon hier beschrieben einfach Fett verbrennt? Wenn ich nur eine Malzeit am Tag einnehme und vielleicht auch noch körperlich Arbeite bzw. einfach nur viel bewege, würde ich auch bestimmt beim Aceton bei mir fündig werden.


    Gruß wp71