Abweichende BZ Werte von Tag zu Tag

  • Hallo zusammen,


    ich bin ja noch ziemlich neu auf dem Gebiet und hänge jetzt seit 4 Wochen an der Nadel.
    Ich spritze Liprolog (HumaLog) zu den Mahlzeiten und abens Berlinsulin als Basal für die Nacht.
    Mein Problem ist, daß ich täglich anders auf das Insulin reagiere, habe ich so das Gefühl.
    Ich fange beispielsweise morgens mit einem Wert von 6,8 an, was sehr schön ist. Ich esse dann 1,5 BE und spritze mit dem Faktor 2,5 dann 4 IE. Wenn ich dann zwei Stunden später messe, dann ist der Wert mal ok, also wieder bei 6,8 und manchmal liegt er plötzlich bei z.B. 9,5. Das gleiche passiert abends. Habe die letzten beiden Abende die gleiche Menge gegessen, den ca. gleichen BZ Wert als Ausgang gehabt und auch die gleiche Menge gespritzt. Vorgestern war nach drei Stunden der Wert deutlich erhäht (11,5) gestern dagegen lag ich bei 3,4 und habe langsam angefangen zu zittern :)
    Hat irgendwer eine Erklärung dafür? Was kann man dagegen tun?


    Danke und Gruss
    Volker

  • > Belvasis schrieb:


    > ich bin ja noch ziemlich neu auf dem Gebiet und hänge jetzt seit 4 Wochen an der Nadel.


    Nu, das mit der Begrüßung haben wir ja fertig. ;)


    > Ich spritze Liprolog (HumaLog) zu den Mahlzeiten und abens Berlinsulin als Basal für die Nacht.
    > Mein Problem ist ... [Schilderung der Schwierigkeiten]


    > Hat irgendwer eine Erklärung dafür? Was kann man dagegen tun?


    Klar könnte man das alles aufzudröseln versuchen, hinsichtlich Insulinwirkung, Resistenzfaktoren etc..
    Das schöne an unserem Diabetes ist nämlich, dass fast alles lückenlos erklärbar ist, wenn man die Bedingungsfaktoren kennt. Zumindest im Normalfall. :6yes:


    Das macht aber bei Dir nicht sooo viel Sinn, bzw. ist auch nicht möglich, da Du die Manifestation des Diab ja grade erst durch hast. Da können sich die Verhältnisse noch sehr schnell verändern.


    Vermutlich ist das Sinnigste erstmal alle Aktionen und Verläufe gut zu dokumentieren und mit dem Fachpersonal zu sichten. Die haben Dir vermutlich jetzt ein 9-8-15 Schema für Newbies verpasst, und wollen wohl erstmal sehen was sich daraus ersehen lässt.


    Da aber vermutlich Deine Beta-Zellen noch etwas rumstottern und wahrscheinlich sogar wieder ein Stück leistungsfähiger werden können (Remission), lässt sich das nur bedingt werten.


    Meine Idee wäre, mal mit der Diab-Beratung oder Doc darüber zu sprechen, ob sich schon jetzt was am ICT-Konzept verbessern lässt. Ich hoffe mal, dass Du da ein gutes Team in der Coaching-Zone hast. :rolleyes:


    Also erstmal noch die Nerven behalten und die Schwankungen mit Interesse beobachten.
    Und natürlich auch angemessen reagieren. Hypos merkst Du wohl selber und hoffentlich rechtzeitig.


    Hast Du eigentlich schon mal eine ordentliche Schulung mitbekommen?
    Für Anfänger sind m. E. die Infos auf > diabetesinfo.de < hilfreich, um sich da erstmal ein Wenig besser zu orientieren.


    Insgesamt finde ich die von Dir geschilderten Wertschwankungen jedoch nicht dramatisch.
    Sicher bekommst Du hier aber noch diverse Ideen und Tipps genannt! :6yes:


    Viel Erfolg mit der Einstellerei und


    Gruß
    Joa

  • Joa, das hast Du aber wieder gut geschrieben. Ich kann mich dem nur anschließen.

    Werte beobachten, mit dem Doc besprechen und daraus dann irgendwann mal Schlußfolgerungen ziehen.

    Gott schenkt dir ein Gesicht. Lächeln musst du selber.

  • Hallo,

    ich bin jetzt seit knapp 4 Monaten dabei und habe noch das gleiche Problem. Mal sind die Werte nach dem Essen zu hoch, mal zu niedrig (obwohl ich das gleiche gegessen und gespritzt habe); mal geht der Bedarf runter, mal geht er rauf. Nach ein paar Monaten habe ich mich aber inzwischen daran gewöhnt und störe mich nicht mehr daran, dass meine Bauchspeicheldrüse manchmal einen Arbeits-Flash hat und am nächsten Tag wieder vor sich hin schläft. ;)
    Ändern kann ich es sowieso nicht.

  • Danke für die Antworten. Dann werde ich das wohl mal weiter beobachten. Hoffe nur, daß sich irgendwann mal ein solides und verlässliches Herangehen entwickeln lässt.
    Was die Frage nach der Schulung betrifft kann ich nur sagen, daß diese recht gut waren. Hatte
    sie direkt im Krankenhaus und es wurden schon eine ganze Menge Infos rübergebracht. Allerdings
    geht in der Situation auch einiges verloren und im Alltag ist die graue Theorie auch nicht immer
    so das wahre :)

  • Hi Volker


    ich bin auch erst relativ kurz dabei und aus der Erfahrung: Beobachten, testen, messen, analysieren - und dass Werte schwanken ist normal. Ich hab gestern mal ein Glas Milch getrunken und kam den ganzen Abend nicht von hohen Werten runter... Erst spät unter massivem Einsatz von Insulin wurds wieder normal.


    Du wirst auch für dich rausfinden, welche Lebensmittel entgegen aller Erklärungsversuche bei dir ganz anders wirken, als sie es gemäß medizinischem Kenntnisstand zu tun haben.


    Markus


    PS: Um mal Joa zu widersprechen: Man kann in der Medizin eben nicht alles erklären. Wie z. B. die essentielle Hypertonie... Selbst die Prophten aus den Dörfern können das nicht.

  • Hallo Volker,


    vielleicht noch ein paar praxistaugliche Gedanken zu Deinen Schilderungen.


    > Volker Belvasis schrieb:


    > Ich fange beispielsweise morgens mit einem Wert von 6,8 an, was sehr schön ist.


    Das bedeutet, dass der Wert auch höher ausfallen kann?


    > Ich esse dann 1,5 BE und spritze mit dem Faktor 2,5 dann 4 IE. Wenn ich
    > dann zwei Stunden später messe, dann ist der Wert mal ok, also wieder bei 6,8 und
    > manchmal liegt er plötzlich bei z.B. 9,5.


    Die Insulinwirkung fällt durchaus unterschiedlich aus.


    So führt eine fehlende Insulindeckung für verschiedene andere Hormonausschüttungen u.a. auch zu einer nachwirkenden Insulinresistenz, die ein paar Stunden andauert.
    Vielleicht richtest Du Deine Aufmerksamkeit mal auf mögliche Zusammenhänge zwischen Nüchternwert am Morgen und Insulinwirkung im weiteren Verlauf?


    Ein weiterer Faktor ist der Einfluss - auch gemäßigter - körperlicher Aktivität. Auf eine laufende Boluswirkung hin, oder im Wirkgipfel eines intermediären Basalinsulins wie "Berlinsulin H basal" kann selbst ein Gang durch den Supermarkt eine recht deutliche Erhöhung des Glucoseverbrauchs bewirken.


    Grundsätzlich kann Bewegung die Fähigkeit der Muskelzellen zur Glucoseaufnahme bis zum 4-fachen erhöhen, bei gleichbleibender Insulinwirkung.


    Aber Insulin steuert nicht nur die Glucoseaufnahme der Muskulaturzellen, sondern ebenso die Bereitstellung von Speicherfett aus den Fettzellen und die Glucoseausschüttung der Leber.


    Je weniger Insulinwirkung da ist, umso mehr Speicherfett wird im Wege der Lipolyse freigesetzt und dient dann den anderen Zellen als Energielieferant in der Form freier Fettsäuren. Diese blockieren leider nachgehend in den Muskelzellen drin wieder die Insulinwirkung, je nach Konzentration unterschiedlich hartnäckig.


    Ebenso erhöht sich mit dem Sinken der Insulinwirkung der Glucoseausstoß der Leber.


    Was im Fall funktionierender Beta-Zellen genial zusammenspielt, weil diese alleine auf einen Anstieg der Blutglucose hin Insulin freigeben. Bei noch funktionierenden Betas können die an der Insulinausschüttung aber auch gehemmt werden, z. B. durch Stresshormone (Adrenalin).


    So sichert der Körper immer die erforderliche Grundversorgung mit Glucose, unter basalen Bedingungen (Ruhezustand) im Umfang von 2 mg/kg/min. Was auf 75 kg Lebendgewicht etwa 10 Gramm stündlich ergibt, von denen alleine das Gehirn, insulinunabhängig, etwa 60% benötigt.


    > Habe die letzten beiden Abende die gleiche Menge gegessen, den ca. gleichen BZ Wert als
    > Ausgang gehabt und auch die gleiche Menge gespritzt. Vorgestern war nach drei Stunden der
    > Wert deutlich erhäht (11,5) gestern dagegen lag ich bei 3,4 und habe langsam angefangen
    > zu zittern :) Hat irgendwer eine Erklärung dafür? Was kann man dagegen tun?


    Lässt sich nur schwerlich einordnen, da Du am Nachmittag/Abend keine gesicherte Basalversorgung haben kannst.


    Du spritzt das Basalinsulin auch erst und nur am Abend. NPH-Insulin hat eine Wirkdauer, die dosisabhängig zwischen 8 und 24 Stunden anzusetzen ist. Wobei es zu einem recht steilen Wirkgipfel kommt der, wieder dosisabhängig nach 2 bis 18 (???) Stunden erreicht wird. Danach fällt die Wirkung recht rapide ab. Zu Protaphane, einem anderen NPH-Insulin, siehe > hier <.
    Auf Wirkkurven wird da allerdings völlig verzichtet, aus gutem Grund.


    In Deinem Fall wirst Du wohl spätestens ab Mittag keinerlei nennenswerte Wirkung an Basalinsulin erwarten dürfen, so dass dann eine Basalabdeckung vom Bolusinsulin mitgeleistet werden muss.


    Tja, und da arbeitest Du derzeit mit einem Analogon, nämlich Humalog. Recht schnell wirksam und auch schnell auslaufend. Je nach den Zeitpunkten der Essensboli am Mittag müssen Deine Beta-Zellen dann vermutlich etwa ab 15-16 Uhr deutlich an der Basalvesorgung mitwerkeln. Und wenn Du dann noch vorher in Sachen Fett und Eiweißhaltigem zugeschlagen hast, läuft der BZ natürlich aus dem Ruder. Fett und Eiweiß haben nämlich auch einen eigenen Insulinbedarf analog einer BE/KE je 200 kcal, linear über 8-9 Stunden.


    Also was sagt uns das? [Blockierte Grafik: http://www.forum.diabetesinfo.…/Smileys/normal/kratz.gif]
    Nach meiner Ansicht solltest Du wohl erstmal die Basisversorgung halbwegs zuverlässig auf 24h ausdehnen! Damit entlastet Du die Betas, die dann auch wieder besser ergänzend durch kleinere Beigaben, oder deren Unterlassung relativ berechenbar mitwerkeln können.


    Auch geht man bis dato davon aus, dass sich eine solche Entlastung positiv auf die verbleibende Lebenserwartung der restlichen Beta-Zellen auswirkt. :6yes:


    [Edit:] Vorstehendes darf als gesichert gesehen werden, zumindest soweit es den provozierbaren Tod der Betazellen durch Überforderung betriff.[/Edit]


    Für die basale Insulinversorgung würde ich an Deiner Stelle in jetziger Situation an 2 x Levemir oder 1 bis 2 x Lantus denken.


    @ Milchstraße: [Blockierte Grafik: http://www.forum.diabetesinfo.…m/menschlich/normal05.gif] Danke schön!


    @ Markus: Ich habe doch nix davon geschrieben, dass in der Medizin alles erklärbar ist?


    Und falls Du mit den „Propheten aus Dörfern“ Dr. Teupe und das Diabetes Dorf Althausen im Sinn hattest, dann kann ich da jetzt auch nicht so ganz mithalten. *grübel*


    Gruß
    Joa

  • Der vorgehende Beitrag hatte mich bewogen noch mal eine bestimmten Frage nachzuspüren.


    Im Ergebnis folgender Zusammenhang als These:


    Betazellen werden durch den Reiz eines ansteigenden Blutzuckers zur Insulinfreisetzung angeregt.
    Dieses Insulin wird auf Vorrat produziert und in den Zellen in kleinen Bläschen gespeichert.


    Steigt der Glucosespiegel in den Betazellen an, sie nehmen die Glucose insulinunabhängig (via Glut2) auf, wandern die Vorratsbläschen an die Zellmembrane und entleeren das Insulin nach außen (ins Interstitium). Das passiert ab einem BZ von etwa 80 mg%.


    Bleibt der Sekretionsdruck, also sinkt der BZ nicht ausreichend runter, fehlt die Insulinantwortmöglichkeit mangels Vorratslagern. In der Folge wird der Produktionstakt für neues Insulin in den Betas erhöht, was diese überfordert. Es kommt zur vermehrten Abgabe der noch unfertigen Vorstufe des Insulinhormons, dass dann noch als Proinsulin vorliegt.


    Als Proinsulin hat es allerdings nur eine Insulinwirkung von etwa 10%.
    Es mag sein, dass nach solcher Überforderung die Betas erst mal eine Regeneration benötigen, bis sich wieder ausreichend Vorratsinsulin gebildet hat.


    Hält die Überforderung allerdings zu lange oder zu häufig an, führt das wohl auch zu einem langsamen Überlastungstod der Beta-Zellen.


    Mal ganz abgesehen davon, dass Proinsulin einge Schadenwirkung, besonders für das Gefäßsystem entfaltet.


    Schade ist es auch, wenn durch eine zu lasche Einstellung in der Startphase die grundsätzlich sehr entlastende und hilfreiche Unterstützung der eigenen Betazellen torpediert wird.


    Daher würde ich mal dafür plädieren, grade am Anfang einer Diabeteskarriere darauf hinzuarbeiten, möglichst zügig eine möglichst normoglykämische Einstellung zu erreichen.


    Was dann wieder dafür spricht, so früh wie möglich eine Insulinabdeckung round-the-clock sicher zu stellen.
    Da scheint mir allerdings ein NPH-verzögertes Insulin eher ein Wackelkandidat zu sein, da sich die Bedarfsverhältnisse grade dann schnell verändern. Denn durch seinen steilen Wirkgipfel und schnellen Wirkungsabfall, verbunden mit den dosisabhängigen Verschiebungen des Wirkunsverlaufes hat man dann oft das Problem, Gipfel und Bedarf zur Deckung zu bringen.


    Das führt dann schon mal zu lustigen Schwankungen zwischen Hypo- und Hyperglykämie mit erschwerter Vorhersagbarkeit. Daher der bereits angerissene Gedanke, statt eines NPH-Insulins auf ein basales Analogon auszuweichen. Durch die flacheren und längeren Wirkkurven derselben, am ausgeprägtesten flach bei Lantus, können die Betas dann, wenn ansonsten eher geschont, Defizite wohl besser ausgleichen, oder bei erhöhter Insulinwirkung und somit normalem BZ-Spiegel, in die Pause gehen oder auf lässiger Sparflamme werkeln.


    Nebenbei bemerkt wäre aus meiner Sicht in dieser Phase schon ein Nüchternwert von 6,8 mmol/l/122 mg/dl als überhöht anzusehen.


    Ok, das ist jetzt vielleicht päpstlicher als der Papst und grade in den ersten Wochen muß man sich wohl auch erst mal langsam der Sache nähern.


    Es ließe sich auch die Strategie vertreten, die Betas möglichst zügig platt zu bekommen. :rolleyes:


    Dann würden sich auch die Insulinverhältnisse glätten und die Betazellen würden, z.B. in oben gedachten Zusammenhängen, dann nicht mehr stotternd Störfeuer liefern können. :eek:


    Jedoch ein nächster Schub des Autoimmunverlaufes würde das sicher auch wieder, mehr oder weniger stark, leisten. Das Abschalten. ;)


    Gruß
    Joa

  • Hallo Joa,
    das ist ganz schön viel auf einen Haufen und ich glaube, um alles zu verstehen, muss ich erstmal Medizin studieren :) Irgendwann muss ich mich auch mal genauer mit den ganzen Zusammenhängen beschäftigen, auf jeden Fall vielen Dank für die Infos.
    Mir sind trotzdem viele Dinge nicht wirklich klar. So war mein Nüchternwert heute z.B. 8.0 (144).
    Da ich keinen Hunger hatte, habe ich mal nichts gegessen, aber trotzdem 2IE zum Ausgleich gespritzt.
    Nach 2 Stunden hatte ich dann einen Wert von 10 (180), also so als hätte ich gar nichts unternommen. Also entweder ist der Pen kaputt oder ich begreifs nicht :9engel_3: Habe jetzt nochmal 2IE genommen, mal sehen wo das zum Mittag dann hinführt...


    Gruss
    Volker

  • Moin Volker,


    > Belvasis schrieb:


    > das ist ganz schön viel auf einen Haufen ...


    Sorry, aber vielleicht kann ich Dich damit trösten, dass auch Rom nicht an einem Tag ... ? :o


    > und ich glaube, um alles zu verstehen, muss ich erstmal Medizin studieren :)


    Es reicht sich die wesentlichsten Zusammenhänge schrittweise zu erschließen. Was natürlich heißt, zumindest im Bereich Diabetologie für Typ 1 eine gewisses Grundwissen anzulegen. Wie gesagt, schrittweise.
    Bis die Sammlung an Grundwissen aufgebaut ist, darfst Du ja auch auf die Grundregeln Deines Diab-Teams zurückgreifen. Die werden sich sicherlich ebenfalls schrittweise erweitern.


    > Irgendwann muss ich mich auch mal genauer mit den ganzen Zusammenhängen beschäftigen...
    > Mir sind trotzdem viele Dinge nicht wirklich klar


    Du bemerkst das vorstehend enthaltene Paradoxon?
    Aber ich glaub, bei Dir besiegt der Wunsch des Verstehens schlicht ständig die Relativität des "irgendwann" im ersten Paradoxialsatz.


    > So war mein Nüchternwert heute z.B. 8.0 (144).
    > Da ich keinen Hunger hatte, habe ich mal nichts gegessen, aber trotzdem 2IE zum Ausgleich
    > gespritzt.
    > Nach 2 Stunden hatte ich dann einen Wert von 10 (180), also so als hätte ich gar nichts
    > unternommen. Also entweder ist der Pen kaputt oder ich begreifs nicht.


    Ich beziehe mal auf meinen zweiten Beitrag oben hinsichtlich Resistenzauswirkungen wegen:


    Insulinäre Unterversorgung für diverse Hormonausschüttungen
    und
    freie Fettsäuren aus Lipolyse wegen knapper Insulinwirkung zur Regulierung von Lipolyse und Glucoseausstoß der Leber.


    Hier hattest Du einen erhöhten Nüchternwert am Morgen, der mit 8.0/144 immer den Verdacht einer eingetretenen, gewissen Insulinresistenz aus einem der beiden vorstehenden Gründe zulässt.


    Ebenso sind allgemein die Insulinbedarfsfaktoren am Morgen/frühen Vormittag i.d.R. die höchsten des Tages. Was ebenfalls mit der Hormonsekretionen im Zeitraum des Dawn (siehe Dämmerungs- oder Dawn-Phänomen) zusammenhängt.


    So ist es kein Wunder, wenn gelegentlich eine normalerweise funktionierende Korrekturdosis im anscheinend im Nirwana verpuffen kann. Bei Resistenzen sind dann deutlich höhere Insulindosierungen zur Korrektur geboten, die manchmal zuerst trotzdem erst mal zäh wirken können. Eine relativ typische Situation ist dann im weiteren Vormittagsverlauf, klingt die Resistenzwirkung ab, ein Zuschlagen der Wirkung des vorher gegebenen Insulins mit schicken Talfahrten der Blutglucose. :mad:


    Auch verdient die spätabendliche Futterzufuhr einen Blick der Beachtung.
    Wer abendlich Hungerattacken vor dem Zubettgehen noch mit einer Pfanne Rührei oder ein paar Würstchen befriedet, oft wird auch heute noch gesagt, Fett und Eiweiß dürften Diabetiker ohne Insulinberücksichtigung futtern, landet recht schnell mal auf einem morgendlich unerwartet hohem BZ-Gipfel.


    Weil, Fett und Eiweiß werden zu großen Teilen ebenfalls zu Glucose verstoffwechselt und brauchen deswegen ebenfalls eine Insulinversorgung. Als Faustregel kannst Du rechnen, dass bei Dir 200 kcal aus Fett und Eiweiß die gleiche Blutzuckerwirkung haben wie eine BE/KE, aber gleichmäßig verteilt über 8 bis 9 Stunden. Im normalen Therapieschema und bei individuell üblicher Ernährung sollte der Insulinbedarf in den gewöhnlichen Dosierungen von Bolus und Basis gedeckt werden.


    Zu Vorstehendem hinzu kommen auch noch die Resorptionsschwankungen (Resorption=Auflösung des subkutanen Insulindepots):


    "von Tag zu Tag, aber auch von Spritzstelle zu Spritzstelle und durch Spritzzeitpunkt-Verschiebungen"


    Zitat: "chrostek.de/neuesalthausen/schemac" :


    So, sorry. :D
    Aber Du hast wieder gefragt.... :6yes:


    Und von der oben angegebenen URL http://www.chrostek.de/ hältst Du Dich vielleicht besser noch ein paar Tage fern, weil da geht es erst recht zur Sache. [Blockierte Grafik: http://www.forum.diabetesinfo.…mileys/normal/kreisch.gif]


    Gruß
    Joa

  • Ich hätte da noch ´ne andere Idee:

    Du hast ja noch Eigenproduktion an Insulin, wie schon festgestellt wurde. Waren die 2 Einheiten eventuell zu viel und Du hattest eine unbemerkte Gegenregulierung?

    Ich weiss natürlich nicht, wie es bei Dir ist, aber wenn ich morgens einen leicht erhöhten Wert habe und NICHTS spritze (also auch nichts esse), dann geht der Wert runter. Würde ich Korrektur-Einheiten spritzen, hätte ich mit hoher Wahrscheinlichkeit 1-2 Stunden später einen zu tiefen Wert.

    Wie verhält sich denn Dein Zuckerspiegel tagsüber, wenn Du nichts isst/spritzt?

  • Zitat von Caprice;246230


    Du hast ja noch Eigenproduktion an Insulin, wie schon festgestellt wurde. Waren die 2 Einheiten eventuell zu viel und Du hattest eine unbemerkte Gegenregulierung?


    Unbemerkte Gegenregulationen wg. unbemerkt tiefer Werte würde ich bei Volker, zumindest im Wachzustand, ganz klar ausschließen wollen.

    Zitat

    wenn ich morgens einen leicht erhöhten Wert habe und NICHTS spritze (also auch nichts esse), dann geht der Wert runter. Würde ich Korrektur-Einheiten spritzen, hätte ich mit hoher Wahrscheinlichkeit 1-2 Stunden später einen zu tiefen Wert.


    Um das gewichten zu können fehlt hier die Information wieviel Insulin bei Dir zu diesem Zeitpunkt zur Wirkung kommt.
    Also die Infos zu:
    welches Basalinsulin in welcher Dosis wann gespritzt wird.
    Sowie eine Angabe der Tagesgesamtmengen des Insulinverbrauchs, für Basis und Bolus getrennt.


    Gruß
    Joa

  • Also bei mir ist es so, daß der BZ Wert am Vormittag ohne Spritzen stetig zunimmt. Wenn ich also
    am Morgen mit 6,0 oder so anfange, ist der Wert ohne Essen und Spritzen am Mittag ca. bei 9,0. Das kann ich allerdings nur vormittags beobachten, gegen Abend hin geht der Wert stetig runter und wenn ich z.B. so um 15:00 Uhr einen Wert von 10,0 habe, dann ist er meist gegen 20:00 bei 6,0 -7,0.
    Und wenn ich alles was Joa geschrieben hat aufmerksam gelesen hätte, wüsste ich jetzt bestimmt auch warum :6yes:
    Heute vormittag hat zweimal Korrektur spritzen nichts genutzt bzw. gerade so dafür gesorgt, daß ich Mittag wieder bei den morgendlichen 8 war. Mittags habe ich dann mal wieder bei der Berechnung daneben gehauen und war 17:00 bei 12,1 was dann gegen 20:00 in einen Wert von 8,5 geendet hat.

  • Zitat von Belvasis;246257

    Also bei mir ist es so, daß der BZ Wert am Vormittag ohne Spritzen stetig zunimmt. Wenn ich also am Morgen mit 6,0 oder so anfange, ist der Wert ohne Essen und Spritzen am Mittag ca. bei 9,0.


    Wieviel Basis setzt Du denn am Abend, und um welche Zeit?
    Noch 'ne Frage. Wurden Antikörper bestimmt. Wenn ja, was für welche wurden gefunden? Quantität?

    Zitat

    gegen Abend hin geht der Wert stetig runter und wenn ich z.B. so um 15:00 Uhr einen Wert von 10,0 habe, dann ist er meist gegen 20:00 bei 6,0 -7,0.


    Gut so. Dann musst Du Dir um diese Zeiten erst mal keine Gedanken machen, sondern kannst Dich erstmal auf die Nacht und den vorgehenden Tag konzentrieren.


    Druck Dir doch einfach mal die vorgehenden Thesen/Ausführungen zur Reflektion mit Deinem Team aus. Falls die die Zeit dazu haben.

    Zitat

    Und wenn ich alles was Joa geschrieben hat aufmerksam gelesen hätte, wüsste ich jetzt bestimmt auch warum


    Heeey, ich bin gefrustet. Du hast nicht aufmerksam ... ? :11weinen2:


    Aber mach Dir nix draus. Ist eh klar, dass sich der Stoff, vor allem so komprimiert, erst mal scheibchenweise erschließen muss. Zumal der Mensch, auch als Neudiabetiker, ja trotzdem noch ein Bisschen was anderes am Hut hat, als nur sein neuestes Hobby. Selbst wenn man sich neuen Hobbys zumeist mit viel "Begeisterung und gerne" intensiviert zuwendet. ;)

    Zitat

    Heute vormittag hat zweimal Korrektur spritzen nichts genutzt bzw. gerade so dafür gesorgt, daß ich Mittag wieder bei den morgendlichen 8 war.


    Aber immerhin. :)
    Jedoch war der Wert ein Hinweis auf eine weiterhin noch mäßige Insulinwirkung. Die NPH-Basis ist bei Dir zu der Zeit wohl nicht mehr als wirklich aktiv zu vermuten.


    Den ersten Systemfehler sehe ich nicht mal in deiner, möglicherweise fehlerhaften Berechnung der Mittagsmahlzeit, sondern einmal in einer Unterschätzung der Insulinwirksamkeit zu diesem Zeitpunkt, und in offensichtlich fehlender BZ-Messung spätestens 2h nach dem Mittagessen.
    Da hättest Du die Entwicklung bereits sonnenklar sehen können und nochmal gegenkorrigieren.

    Zitat

    [Am Abend bei] ... 8,5 geendet hat.


    Stell mal den Wecker gegen 3, oder auf so 4 bis 5 Stunden nach dem Einschlafen.
    Dann mal messen notieren oder abspeichern. Wenn Du eine Einschätzung Deiner nächtlichen Werte hast und der Wert liegt signifikant über dem Limit liegt, korrigieren mit Ziel 5-6 am Morgen.
    Bei Alkoholwirkung auf Korrekturen besser verzichten.
    Die Nachtwerte sind ein hervorragendes Werkzeug und als Mittel erster Wahl anzusehen, wenn man Einstellungsfragen klärt.


    Nach dem Motto, dass der Tag schon ziemlich versaut anstartet, wenn die Nacht vergeigt ist.
    Das Fundament einer stressfreien Therapiegestaltung ist die gesichert einschätzbare Basalversorgung.


    Weshalb auch wir Pumpenuser unsere Insulinpumpen zumeist um keinen Preis hergeben wollten. :D


    Gruß
    Joa

  • Zitat von Joa;246267


    Wieviel Basis setzt Du denn am Abend, und um welche Zeit?
    Noch 'ne Frage. Wurden Antikörper bestimmt. Wenn ja, was für welche wurden gefunden? Quantität?


    Also ich spritze um 23:00 10 IE Basal für die Nacht, für tagsüber gar nichts. Antikörper wurden
    bestimmt und daraus die Diagnose LADA abgeleitet. Nun ist meine Diabetologin nicht gerade
    eine sehr gesprächige Frau (leider), aber die GADA wurden mit 19% festgestellt, was immer
    für eine Aussage über die Quantität dies gibt, aber wir werden es sicher (hoffentlich) von Dir
    erfahren, oder? :)

  • Zitat von Belvasis;246268

    von Dir erfahren, oder? :)


    Huch, eher oder. Da müsste ich auch erst mal wieder Googel als Gehilfen bitten.


    Der Einfachheit halber verweise ich aber derzeit auf Jörgs Antwort #5 unter der URL:


    forum.diabetesinfo.de/forum/index.php/topic,8064.msg202548.html#new


    Dort der verlinkte Artikel vom DDZ-Scheerbaum.


    Allerdings bestärkt die Diagnose Deiner Doctrice mal schlicht meinen Verdacht in Richtung LADA, was mir persönlich auch erstmal reicht.


    Du dürftest Dich mit der Diagnose relativ entspannt zurücklehnen und einer relativ ordentich verbleibenden Eigenproduktion erst mal ein Stück längerfristig entgegen sehen. Das kann ggf. in den Bereich bis über 1O Jährchen reichen.


    Wenn Du den Gedanken im Thread auf diabetes.info folgst, ergibt sich wieder meine (nicht nur meine) These, dass jede Minderung der Sekretionsanforderung an die Betazellen begünstigend ist.


    Aus meiner Sicht also erst mal die Bereinigung der Basalversorgung durch extrainsulinärer Unterstützung sicherstellen. Auch in den Zeiten, bei Dir offenbar nachmittags bis abends, in denen sie aufgrund der hormonellen Lage noch nicht so deutlich basal überfordert sind.


    Ich würde da die Diskussion über Levemir (= Insulin Detemir) empfehlen wollen.


    Eine leicht höhere Dosis als das NPH spät zur Nacht und eine deutlich gemilderte Dosis am Morgen/Vormittag.


    Lantus (= Insulin Glargin) würde ich dann erst mal zurückstellen.


    Der Rest wird sich hinschaukeln. ;)
    Hoffentlich! :6yes:


    Gruß
    Joa

  • Hallo!

    Kann es bei euch "Neudiabetiker" vielleicht daran liegen, dass ihr noch "Restinsulin" produziert. Ich hab zu meinen Anfangszeiten (vor 24 Jahren) auch total wenig gespritzt, das hat sich aber nach nicht mal einem halben Jahr total geändert. Mein Körper produzierte dann gar kein Insulin mehr (nach der Remmissionsphase).

    Vielleicht produziert ihr noch hin und wieder selber Insulin (was aber sicher nur eine Frage der Zeit ist, Scheiss Bauspeicheldrüse :7no: ). Das würde die manchesmal nach dem Essen zu niedrigen Werte erklären.

    Bea :9engel_3:

  • Ja, ich denke das ist wohl so und bei dem Typ LADA ja wohl sowieso. Deshalb wurde ich auch
    zwei Jahre als Typ 2 gehandelt, denn mit Essen und Metformin waren die Werte halbwegs kontrollierbar. Das hat aber dann schlagartig nachgelassen und ich bin dann morgens mit ca 16,0 (288) und mehr in den Tag gestartet, da hat dann auch keine Ernährung oder Sport mehr
    geholfen :7no: