Kalibrierung von Blutzuckermessgeräte

  • Hallo zusammen,


    ich denke, dass die Messgenauigkeit bzw. Toleranzangabe nicht von der Genauigkeit der Komponenten des Messgerätes abhängt, also nicht von der Genauigkeit der Messung des erzeugten elektrischen Signals, sondern dass die Erzeugung des elektrischen Messsignals, also des Spannungs- oder Stromwertes an sich aus dem Blut das "Problem" darstellt.


    Die Beweglichkeit der Glucosemoleküle im Blut beeinflusst, welche Menge an Glucose sich aufgrund der anliegenden Spannung an der Elektrode anlagert. Nur diese Menge an Glucose wird von den Enzymen an der Elektrode in ein elektrisches Signal umgewandelt. Ein Faktor für die Beweglichkeit der Glucose ist beispielsweise der Hämatokritwert, der je nach Körperverfassung (viel/wenig getrunken, Sport getrieben ja/nein etc.) schwanken kann.


    Die an der Elektrode angelagerte Menge an Glusce kann also geringer als die eigentlich im Blut enthaltene Menge sein, wenn die Messdauer nicht ausgereicht hat, dass sich nahezu alle Glucosemoleküle an der Elektrode abgelagert haben. Bei fester Messdauer hängt also das Messsignal selbst von nicht direkt beeinflussbaren Faktoren ab und kann daher von der eigentlichen Konzentration an Glucose im Blut abweichen.


    Daher haben die neueren Messgeräte eine sogenannte dynamische Messmethode (sog. dynamische Elektrochemie) und nicht mehr eine statische Messmethode.


    LG
    Thomas19

  • sicherlich ... wie überall spielen wesentlich mehr Faktoren eine Rolle als angenommen. Vermutlich spielt auch die Umgebungstemperatur bei der Messung eine Rolle... wahrscheinlich auch der Ladezustand der eingelegten Batterien...

    bin mal gespannt, auf welche Faktoren wir hier noch kommen ;)

  • Zitat von UlrichBlanke;377400


    bin mal gespannt, auf welche Faktoren wir hier noch kommen ;)


    Z.B. der Hämatokrit-Wert.


    Es gibt schon Messgeräte, die genauer messen, wie z.B. die, die für medizinische Einrichtungen verwendet werden. Aber das ist ein Test dann auch deutlich teurer als bei Geräten für die Heimmessung.


    Man sollte sich aber auch fragen, was einem in der täglichen Praxis ein superultrahochgenaues Messgerät nutzt. Wer wiegt denn sein Essen grammgenau ab? Bei welchem Nahrungsmittel kann man sich ohne vorherige chemische Analyse sicher sein, daß es genau die Konzentration an verwertbaren KH enthält, die auf der Packung/der BE-Tabelle stehen? Wer kann sicher sein, daß alle gegessenen KH auch vom Körper in die Blutbahn aufgenommen werden? Oder wer kann sagen, wieviel % des gespritzten Insulins vom Körper auch wirklich ins Blut resorbiert werden?


    Wenn man einen Eintopf kocht nach dem Rezept "Nimm etwas Wasser und eine Handvoll Gemüse...", dann reicht es zu sagen "und eine Prise Salz". Man muß dann nicht zwangsläufig 5764 mg abmessen ;)


    Und wie Joa schon sagte gibt es einen Unterschied zwischen Glucosegehalt des Blutes und Glucosegehalt im Zell(zwischen)gewebe. Das gleicht sich zwar durch Diffusion an, aber das kann schon mal 10-15 Minuten dauern. Deswegen unterscheiden manche ja auch zwischen 'Hypoglykämie' (das was man misst) und 'Unterzuckerung' (das was man fühlt).
    So gesehen macht die Aussage Sinn: eine Unterzuckerung die man behandeln sollte liegt vor, wenn der gemessene Blutzuckerwert zu niedrig ist und/oder Unterzuckerungssymptome vorliegen.

  • Zitat von Joerg Moeller;377405

    Wer wiegt denn sein Essen grammgenau ab?

    Das ist ja noch leicht. Das mach ich nicht selten. Aber ...

    Zitat

    Bei welchem Nahrungsmittel kann man sich ohne vorherige chemische Analyse sicher sein, daß es genau die Konzentration an verwertbaren KH enthält, die auf der Packung/der BE-Tabelle stehen?

    ... das ist beispielsweise ein interessantes Thema. Es wird zwar inzwischen viel deklariert, die Angaben werden aber definitiv viel seltener wirklich gemessen. Ich kenne eine Sorte Brötchen, da stimmt die aufgedruckte KH-Angabe mit Sicherheit nicht, es sind viel weniger drin, denn es geht systematisch und leicht reproduzierbar schief, wenn ich damit rechne.

    Zitat

    Oder wer kann sagen, wieviel % des gespritzten Insulins vom Körper auch wirklich ins Blut resorbiert werden?

    Wer weiss schon, wieviel überhaupt gespritzt wurde? Auch der Pen/die Pumpe hat ja eine übliche Toleranz und dann gibt's noch Efffekte wie Nachtropfen und Ausfluss und sowas.

  • Würde ein BZ-Messgerät 100zig genau messen, ein PEN oder eine Pumpe 100%ig genau die Menge abgeben, die ich will, selbst wenn BE/KH ganz genau stimmen, was würde sich für die Diabetiker ändern ?

    Nichts ! da andere Faktoren auch eine Rolle spielen und diese sind weitaus schwieriger in die Therapie miteinzubeziehen z.B. Stress, Art/Dauer/Vorhersagbarkeit von Bewegung, Krankheit/Entzündung wann beginnt sie, wann hört sie auf ... usw.

    Diabetes ist nunmal eine Krankheit, deren Therapie derzeit von Versuch und Irrtum lebt..