Remissionsphase mit oder ohne Basal?

  • Moins...
    Ist bestimmt ein alter Hut, aber mich beschäftigt es derzeit ziemlich.


    Ich bin wie manch andere hier gerade in der Remissionsphase - die hat praktischerweise eine Woche vor meiner ersten Schulung (2 Wochen stationär) angefangen, so dass sich gleich ein gefühltes Heer von Experten damit beschäftigen konnte.


    Das Fazit ist, das ich eigentlich ohne Basal auskäme. Man hat mir aber nun empfohlen, doch weiter eine winzige Menge (2 IE) Lantus zu spritzen, weil das die Bauchspeicheldrüse schonen würde und dadurch die Remissionsphase länger dauert. (Weiss natürlich niemand ganz genau, wie lange das sein könnte.) Immerhin beschert mir die Remi superstabile Nächte, was ja auch was feines ist.


    Das bisschen Lantus spritze ich gegen 10 Uhr morgens (passt gut auf Alltag, Wochenende und Urlaub). Es ist blöderweise aber so, dass ich damit langsam aber stetig unterzuckere. Also futtere ich dagegen je nach Aktivität 1-3 BE an und sehe zu, dass ich bis spätestens 13 Uhr Mittagessen kriege und das mit einem sehr kleinen Faktor spritze. Dann passt's am Nachmittag ganz gut und abends ist das Zeug eh weg. Also nix mit flexibel leben und essen und so.


    Jetzt mal an die alten Hasen in der Rückschau gefragt: ist es das wert? Ist alles, was danach kommt, so fies, dass man die Remi um jeden Preis auskosten muss?


    Ausserdem, wenn schon die 2 IE Lantus zu viel sind, scheint sich meine Bauchspeicheldrüse ja nicht helfen zu lassen sondern produziert munter weiter aus den Restbeständen. Bringt dann doch alles nix mit dem Schonen, oder?
    :confused:

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    (Stoßseufzer eines unbekannten Seglers)

  • Zur Remi kann ich leider nicht so viel sagen, ist zu lange her und ich glaub ich hatte nicht wirklich eine.
    Aber zu deinem Problem: muss es denn Lantus sein? vielleicht wäre ein NPH da besser.

    Gelassenheit ist eine anmutige Form von Selbstbewusstsein!
    (Marie von Ebner-Eschenbach)

  • Zitat von Hubi;286847

    Moins...
    Das Fazit ist, das ich eigentlich ohne Basal auskäme. Man hat mir aber nun empfohlen, doch weiter eine winzige Menge (2 IE) Lantus zu spritzen, weil das die Bauchspeicheldrüse schonen würde und dadurch die Remissionsphase länger dauert.


    Eine Überforderung der Betazellen führt neben den, mehr oder weniger schnellen Zellzerstörungen durch autoimmune Prozesse zu einem normal-immunologisch Verfall der Zellen. Der ist aber gegenüber dem Autoimmunprozess in einem gewissen Maß reversibel. D.h. eine durch immunologische Botenstoffe zum Selbstmord aufgeforderte Zelle (siehe Apoptose) macht das dann genussvoll und kann sich wieder erholen, wenn die Befehlskette unterbrochen wird.
    Das geschieht auch bei einem neu entdeckten Diabetes. Nach einer mehr oder weniger langen Überforderungsphase führt die Entlastung der Betazellen durch die Insulinzufuhr zu einer Erholung und zu erneuter Leistungsfähigkeit.


    Mit der stütztenden Insulinzufuhr in geringer Menge während der Remmission soll nun versucht werden, den bei wiederkehrenden oder anhaltenden Überforderungen zusätzlichen zum autoimmunen Geschehen provozierten Zelltod im Sinne der Apoptose zu vermeiden, um so die Insulinleistung länger zu erhalten.


    Klassisch ist dann die Unterstützung durch Bolusinsulin zum Essen. Was ja völlig klar ist.


    Aber auch eine kleine basale Unterstützung wird da gerne Angeboten, am ehesten zu den Zeiten, wenn der basale Insulinbedarf üblicherweise am höchsten ist. Das heißt, dass versucht wird einen basalen Wirkungsgipfel zum Morgengrauen (DAWN) und auf den frühen Vormittag zu setzen.


    Lantus um 10:00 halte ich da für völligen Unsinn. Es wirkt zwar in dieser kleinen Dosis nicht allzulange in bemerkbarer Menge, wenn auch schon etwas länger, als Du denkst.


    Wenn, dann schiene mir so ein Lantusklecks direkt mit dem Schlafengehen am sinnvollsten.
    Musst dann halt testen, ob das schon in der ersten Nachthälfte irgendwo hypoträchtig wird.


    Ansonsten aber, wenn das Basalinsulin bei Dir zu zu niedrigen Zuckerwerten führt, finde ich auch unsinnig, den Stoff trotzdem zu spritzen. Und halt schon gar nicht um 10:00 Uhr.


    Ggf. über den Tag mögliche, geringe basale Lücken, sollten durch das Bolusinsulin von Mahlzeiten mitgedeckt werden. Also denn lieber öfter mal was futtern und angemessen mit Insulin abdecken.


    Ich würde also erst mal das Basal weglassen, aber natürlich bei wieder ansteigenden Werten dann schnell reagieren und überlegen, wie sich das dann zeitnah ausbügeln lässt.


    Und nööö, schrecklich ist das Ende der Remission nicht. Eigentlich kommen wohl die Meisten hier damit sehr gut zurecht. ;)


    Gruß
    Joa

  • Also von den 2 IE Lantus (langwirksames Insulin) unterzuckerst Du glaube ich nicht. Das ist eine minimale Dosis, die ja nicht so wirkt, wie Dein Essensinsulin.
    Wann ist denn Dein Frühstück? Vielleicht ist die Zeit zwischen Frühstück und Mittag zu lang und Deine Aktivität höher, daß Dir Kohlenhydrate fehlen.
    Genieße es, daß Du noch nicht so viel spritzen mußt.
    LG
    Schaf

    LG
    Schaf

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  • Hallo Hubi,


    ich hatte vor wenigen Monaten auch Lantus abgesetzt, nachdem ich beim Basal-Test festgestellt hatte, das selbst 3 Einheiten zu viel zu seinen scheinen. Bin damit auch gut klar gekommen - zwei Wochen lang, dann brauchte ich wirklich wieder Basal-Insulin.
    Ich würde an Deiner Stelle nicht ganz auf Basal-Insulin verzichten. Sicher macht das Lantus, wie Joa schon geschrieben hat abends mehr Sinn. Auch ein Wechsel zum NPH wäre denkbar. Ich spritze zur Zeit auch NPH, weil ich nachts einfach deutlich mehr brauche als tagsüber.
    Und was verstehst Du unter einer Unterzuckerung? Mit Deinen noch intakten Betazellen finde ich Werte, wie bei einem gesunden Menschen (z.B. 60-100 mg/dl) nicht besorgniserregend. Ohne Lantus und etliche Stunden nach der letzten Mahlzeit hatte ich nach dem Sport auch mal Werte knapp unter 60 mg/dl.


    Auch wenn nach der Remissionsphase ganz sicher nicht alles schrecklich ist, würde ich doch versuchen sie möglichst lange zu genießen.


    LG Jörg

  • Hm...tja - danke fürs Mitdenken!


    Also. Auf der Schulung, die war erst vor 4 Wochen, habe ich bereits diese 2 IE Lantus vormittags gespritzt.
    Sämtliche Nachtwerte bei der Schulung (1 Uhr, 3 Uhr, 5 Uhr, 7 Uhr) haben ergeben, dass mein BZ gegen morgen höchstens um 15 Pkt ansteigt (da reden wir dann von Werten von vielleicht 90 auf 105 oder so, also immer noch völlige Streberwerte ;)). Da gibts also momentan einfach (noch) keinen Bedarf an Basalinsulin. Ich kann mich auch momentan abends nüchtern mit 130 ins Bett legen und hab morgens gegen 8 Uhr dann 100.


    Der Basalratentest morgens (kein Frühstück) war auch aufschlussreich. Bis 10 Uhr war alles stabil, nach den 2 IE Lantus gings dann stetig abwärts. Und wir haben nur faul im Schulungsraum rumgesessen.


    Ich glaube eigentlich nicht, dass das mit einem NPH-Insulin gross anders ist, ausser das da ja wohl der "Buckel" aus der Wirkkurve höher wird und es dafür kürzer wirkt. Darin sehe ich momentan keine Verbesserung.


    Dann doch eher der Vorschlag, lieber nur mit Bolus zu arbeiten, dafür dann 5 Mahlzeiten, damit man meistens ein bisschen Insulin drunter hat. Momentan sinds bei mir eher nur 3 Mahlzeiten, weil ich einfach zu faul bin, den ganzen Rechen- und Spritzbohei zwischendurch noch mal zu machen. Es sei denn, jemand schleppt Donauwellen an.... :D


    Ich komm mir vor wie meine eigene Laborratte... :eek:

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