Unterzuckerung und Gegenregulation

  • Hallo,

    in letzter Zeit hatte ich viele niedrige Werte, so dass mein Diadoc bei meinem letzten Besuch meine Basalrate etwas nach unten angepasst hat. Seitdem scheint es auch besser zu funktionieren... ;-)

    Allerdings habe ich seitdem auch mehr Schwierigkeiten, UZ zu bemerken. Oft messe ich, und sehe erst dann, dass der Wert unter 40 ist und erschrecke mich dann.

    Okay - das kann ich mir ja fast noch selbst erklären: es hängt vermutlich damit zusammen, dass die Werte generell sehr niedrig waren (viele zwischen 50 und 70).

    Gestern Abend hatte ich vor dem Abendessen (ca. 19.15h) einen schönen Wert von 84 und habe für 4 BEs (Reis mit Hähnchenschenkel) direkt zum Essen gespritzt. Allerdings schien der Wert dann doch relativ schnell abzufallen (vielleicht hat das Fett die BE-Wirkung verzögert???). Ich bemerkte zwar, dass der Wert (leicht?) zu niedrig war, denn ich begann zu schwitzen und konnte auch nicht mehr so richtig denken. Naja - aber das ist ja manchmal auch so eine Gradwanderung, denn ich bereitete noch ein wenig Eis mit Früchten zum Nachtisch (ca. 1-1,5 Std. nach dem Essen) zu. Nun ja, ich dachte mir dann aber, dass ich vllt. doch mal den Wert messen sollte, und stellte zu meinem Erschrecken fest, dass ich nur noch 29 hatte... :eek::eek:

    Nun gut, ich trank erstmal ein halbes Glas Cola und aß dann mein Eis (ca. 2 BE). Durch die UZ war ich natürlich sehr müde geworden und döste auf dem Sofa ein. Ich fühlte mich jedoch dabei schon wieder relativ wohl (obwohl mir dermaßen kalt geworden war, dass ich mir meine Bettdecke holte). Gegen 0.00 Uhr wollte ich ins Bett gehen und hab natürlich noch mal meinen BZ gemessen: 346!!! :eek::confused::mad:

    Das muss also dann auch eine GR gewesen sein.

    Ich muss dazu sagen, dass ich erst seitdem ich hier im Forum bin, genaueres zu den Themen FPE, GR gelesen habe (klar, dass es sowas gibt, wusste ich vorher, aber ich habe das Gefühl, dazu nie richtig geschult worden zu sein). Naja, und nun möchte ich Euch gerne fragen:

    - Wann hat man eine GR? Wie bemerkt man sie (früh genug)? Was kann ich dagegen tun?
    - Ich weiß nicht so genau, bei welchen Essenskombinationen und Mengen (KH, Fett) ich eher später (nach dem Essen) oder eher früher spritzen sollte. Wie berechne ich FPEs und wie reagiere (spritze) ich?

    Ich würde mich freuen, wenn Ihr mir helfen könnt (ich glaube, ich habe eine Schulung mal wieder echt nötig).

    LG, Pippilotta

    Manchmal schleiche ich mich nachts ganz leise an meinen Wecker heran und brülle:
    "NAAAAAAAA, WIE FÜHLT SICH DAS AN????"
    :nummer1:

  • Zitat von Pippilotta;327736



    - Wann hat man eine GR? Wie bemerkt man sie (früh genug)? Was kann ich dagegen tun?


    Tja gute Frage, bei mir passiert eine GR wenn ich nicht schnell gut auf erste Hypossignale reagiere + zu langsame KH esse


    - ich merke eine GR daran, daß Hyposympthome schlagartig aufhören und ich mich plötzlich wieder "normal" fühle - normalerweise dauert es ja ein bißchen bei einer Hypo bis die Sympthome weg sind


    - bei mir kommt es selten vor und ich finde nicht so schlimm, seit ich weiß damit umzugehen, seltsamerweise treten GR´s nur unter Bolus auf nicht zwingend bei ganz tiefen BZ, ich hatte schon tiefere BZ und keine GR



    (ich habe in meinem CGMS-Thread eine GR-Kurve eingestellt, wenn Du mal gucken willst)



    Zitat


    - Ich weiß nicht so genau, bei welchen Essenskombinationen und Mengen (KH, Fett) ich eher später (nach dem Essen) oder eher früher spritzen sollte. Wie berechne ich FPEs und wie reagiere (spritze) ich?

    Ich spritze mittags und abends bei langsamen KH + FPE eher nach dem Essen. Wobei ich gucke wie das Verhältnis KH/EW (Fett beachte ich eigentlich nicht) ist - je höher das EW anteil umso später spritze ich.
    z.B.
    -Mittags: Kart., Gemüse, Fisch - vor dem Essen für die Kart. gespritzt,EW nicht berechnet
    -Abends Gemüsepfanne kh-arm - nach dem Essen nur wenige IE (Erfahrungswerte)
    ....



    Zitat


    (ich glaube, ich habe eine Schulung mal wieder echt nötig).

    Ich wage zu bezweifeln, daß man das auf einer normalen Schulung lernen kann? Gerade die EW-insulinierung kann man selber gut lernen in den man guckt wieviel der BZ und wielange er steigt.


    LG Wildrose

    Leg Dich nicht mit Zucker an, er ist raffiniert! :bigg

  • Zitat von Wildrose;327745

    Tja gute Frage, bei mir passiert eine GR wenn ich nicht schnell gut auf erste Hypossignale reagiere + zu langsame KH esse



    Hallo Wildrose,
    danke für Deine Antwort! :) Ich meine auch, sowas beobachtet zu haben. Nur bei manchen UZ kann man nicht mehr so schnell reagieren... Von daher: wie kann ich dann reagieren? Einfach messe und ggf. Korrekturspritzen? Quasi so wie ich es gestern Abend auch gemacht habe? Vllt. hätte ich nach 1 Std. schon mal messen müssen. Aber gut, dann ich dann ein wenig korrigiert und hätte nach 2 bzw. 3 Std. vermutlich auch immer wieder korrigieren müssen?!

    Zitat von Wildrose;327745


    - bei mir kommt es selten vor und ich finde nicht so schlimm, seit ich weiß damit umzugehen, seltsamerweise treten GR´s nur unter Bolus auf nicht zwingend bei ganz tiefen BZ, ich hatte schon tiefere BZ und keine GR



    Nimmst Du also die hohen Werte einer GR "einfach so in Kauf"? Oder kann man dagegen schon früher was unternehmen?

    Zitat von Wildrose;327745


    (ich habe in meinem CGMS-Thread eine GR-Kurve eingestellt, wenn Du mal gucken willst)



    Danke - sehr interessant!!! :6yes:

    Zitat von Wildrose;327745


    Ich spritze mittags und abends bei langsamen KH + FPE eher nach dem Essen. Wobei ich gucke wie das Verhältnis KH/EW (Fett beachte ich eigentlich nicht) ist - je höher das EW anteil umso später spritze ich.
    z.B.
    -Mittags: Kart., Gemüse, Fisch - vor dem Essen für die Kart. gespritzt,EW nicht berechnet
    -Abends Gemüsepfanne kh-arm - nach dem Essen nur wenige IE (Erfahrungswerte)



    Hm, ja vermutlich hast Du Recht, was die Erfahrungswerte betrifft. Nur damit tue ich mich meist äußerst schwer, weil ja selten ein Tag dem anderen gleicht, was das Essen (auch vorherige Mahlzeiten), die Bolusgaben, die Bewegung usw. angeht. Ich habe oft das Gefühl, es ist mal so und mal ganz anders. Reagiere ich so, dann ist es an einem Tag richtig - am anderen genau verkehrt (so ähnlich wie bei Dir mit dem Yoga - den Thread hab ich vor ein paar Tagen gelesen, dass Du unterzuckerst, wenn Du vorher korrigierst, aber überzuckerst, wenn Du es nicht tust).

    Zitat von Wildrose;327745


    Ich wage zu bezweifeln, daß man das auf einer normalen Schulung lernen kann? Gerade die EW-insulinierung kann man selber gut lernen in den man guckt wieviel der BZ und wielange er steigt.



    Kann man nicht? Das finde ich eigentlich sehr schade (obwohl, wie gesagt, ich ja auch das Gefühl habe, das nie wirklich beigebracht bekommen zu haben). Klar, man lernt nie aus - auch beim DM nicht. Aber in letzter Zeit hab ich oft das Gefühl, dass mein ganzes Messen, Korrigieren, Prüfen, Essen, pp-Messen, FPE beachten usw. 90% meines Tagesablaufes in Anspruch nimmt. Und es richtig lernen, tue ich nicht... :-( Ich find es super schwer!

    Manchmal schleiche ich mich nachts ganz leise an meinen Wecker heran und brülle:
    "NAAAAAAAA, WIE FÜHLT SICH DAS AN????"
    :nummer1:

  • Zitat von Pippilotta;327749

    Hallo Wildrose,
    danke für Deine Antwort! :) Ich meine auch, sowas beobachtet zu haben. Nur bei manchen UZ kann man nicht mehr so schnell reagieren... Von daher: wie kann ich dann reagieren? Einfach messe und ggf. Korrekturspritzen?


    Ein Patentrezept habe ich auch nicht, bei der CGM-Kurve habe ich ja den vollen Mittagsbolus am Wirken gehabt und der BZ ist trotzdem gestiegen, es scheint, als würde eine GR das wirkende Insulin "vernichten". Ich würde daher sozusagen korrigieren wenn der BZ aufhört zusteigen und dann erstmal vorsichtig. Wenn man vermutet das eine GR länger zurückliegt und der BZ länger hoch ist benötigt man manchmal mehrere Korrekturen. Teilweise wird eine stundenlange Resistenz erzeugt.


    Zitat


    Quasi so wie ich es gestern Abend auch gemacht habe? Vllt. hätte ich nach 1 Std. schon mal messen müssen. Aber gut, dann ich dann ein wenig korrigiert und hätte nach 2 bzw. 3 Std. vermutlich auch immer wieder korrigieren müssen?!

    So viele Beobachtungen konnte ich nicht machen, aber ein späte Korrektur ist offensichtlich ungünstiger. Nach 1-2h könnte vorteilhafter sein - aber dann nur auf den pp-BZ und nicht auf den Nüchternzielwert
    z.B.
    1h pp 320 (Ziel: 160) - bei Korrekturfaktor 40: 4IE
    2h pp 320 (Ziel:140) : 4,5IE
    3h pp 320 (Ziel: 100-120) : 5 IE + eventuell schon Resistenzzuschlag


    Zitat


    Nimmst Du also die hohen Werte einer GR "einfach so in Kauf"? Oder kann man dagegen schon früher was unternehmen?

    Wenn der ICE erstmal abgefahren ist, bekommst Du ihn nicht gestoppt.


    Aber ich empfinde eine GR als Funktion meines Körpers um mich/sich zu schützen, daher empfinde ich es nicht als Bedrohung.


    Zitat


    Nur damit tue ich mich meist äußerst schwer, weil ja selten ein Tag dem anderen gleicht, was das Essen (auch vorherige Mahlzeiten), die Bolusgaben, die Bewegung usw. angeht. Ich habe oft das Gefühl, es ist mal so und mal ganz anders. Reagiere ich so, dann ist es an einem Tag richtig - am anderen genau verkehrt (so ähnlich wie bei Dir mit dem Yoga - den Thread hab ich vor ein paar Tagen gelesen, dass Du unterzuckerst, wenn Du vorher korrigierst, aber überzuckerst, wenn Du es nicht tust).

    Ja ich hätte gern mal einen Tag ohne besondere Vorkommnisse, aber irgendwas ist immer und wenn es gut gelaufen ist , esse ich abend Käse und die ganze Nacht ist "versaut". Bin eben nur ein Mensch und kein Biomat;)


    Zitat


    Aber in letzter Zeit hab ich oft das Gefühl, dass mein ganzes Messen, Korrigieren, Prüfen, Essen, pp-Messen, FPE beachten usw. 90% meines Tagesablaufes in Anspruch nimmt.

    Vielleicht das Nachdenken darüber, aber inzwischen finde ich es spannend zu sehen ob das Errechnete auch funktioniert. Ich habe früher nie mein Essen abgewogen, jetzt mache ich es wenn ich zu Hause bin (dauert auch nur 30sec) und die Werte sind schon dadurch berechenbarer geworden. Die 5min. die ich am Tag mehr dafür investiere, machen sich in deutlich weniger UZ bemerkbar.



    Zitat

    Und es richtig lernen, tue ich nicht... :-( Ich find es super schwer!

    Ich glaube es ist einfacher. sich immer eins nach dem anderen vorzunehmen, erst das Basal, dann das Frühstück.... usw. wenn Du eine Fehlerquelle nach der anderen ausschließt wird es bald einfacher.


    z.B. Problem : der BZ nach dem Frühstück ist mal zu hoch und mal zu tief
    - erste Maßnahme: abwiegen und 3Tage hintereinander dasselbe essen
    BZ vorher, 2h pp und 4h pp messen


    --> bei mir kam dann die Erkenntnis, daß es davon abhängig war wie hoch der BZ zwischen aufstehen und frühstücken gestiegen war.
    --> ich konnte also genau sehen, welcher Bolus bei normalen Ausgang-BZ der Richtige war
    --> zusammen mit den Korrektur-IE kommt der BZ jetzt zu 95% nach dem Frühstück immer in den Nüchternbereich


    LG Wildrose

    Leg Dich nicht mit Zucker an, er ist raffiniert! :bigg

  • Zitat von Wildrose;327757

    Nach 1-2h könnte vorteilhafter sein - aber dann nur auf den pp-BZ und nicht auf den Nüchternzielwert
    z.B.
    1h pp 320 (Ziel: 160) - bei Korrekturfaktor 40: 4IE
    2h pp 320 (Ziel:140) : 4,5IE
    3h pp 320 (Ziel: 100-120) : 5 IE + eventuell schon Resistenzzuschlag



    Klasse Tipp! Danke, Wildrose! :-) Das mit dem Korrigieren auf den pp-BZ könnte das Richtige sein!

    Zitat von Wildrose;327757


    Wenn der ICE erstmal abgefahren ist, bekommst Du ihn nicht gestoppt.



    Schade...

    Zitat von Wildrose;327757


    Ja ich hätte gern mal einen Tag ohne besondere Vorkommnisse, aber irgendwas ist immer und wenn es gut gelaufen ist , esse ich abend Käse und die ganze Nacht ist "versaut". Bin eben nur ein Mensch und kein Biomat;)



    So ist es. Kenn ich nur zu gut. Naja, den ein oder anderen "Ausrutscher" muss man wohl einfach so akzeptieren...

    Ja, ich werde weiterhin dies und das ausprobieren, aber auch nur nach und nach versuchen, die Fehlerquellen zu finden... Danke für Deine Unterstützung! :)

    Manchmal schleiche ich mich nachts ganz leise an meinen Wecker heran und brülle:
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    :nummer1:

  • Nachdem mir das mit der GR in letzter Zeit auch mehrmals passiert ist, hab ich mir wieder angewöhnt, egal wie wohl ich mich fühle, eine Stunde nach einem UZ und dessen Behandlung zu messen.
    So kann ich eine GR meist noch unter einem 200 Wert abfangen und Insulin wirkt dann noch besser als erst 3,4 Stunden später.


    Hab festgestellt, dass ich mir ne GR meist einfange, wenn ich denke, ich muss nicht sofort was unternehmen, ich ess ja eh in 5 Minuten mit der Familie, oder so... (wie bei dir mit dem Eis)
    Lieber vorher noch schnell ein Glas Saft runter und gut...

  • Zitat von Zuckerbarby;327925

    Nachdem mir das mit der GR in letzter Zeit auch mehrmals passiert ist, hab ich mir wieder angewöhnt, egal wie wohl ich mich fühle, eine Stunde nach einem UZ und dessen Behandlung zu messen.
    So kann ich eine GR meist noch unter einem 200 Wert abfangen und Insulin wirkt dann noch besser als erst 3,4 Stunden später.


    Ja, das scheint mir (zwar erst jetzt im Nachhinein - warum bin ich nicht früher darauf gekommen???) die richtige Vorgehensweise zu sein... Warum auch immer, aber wenn ich mich nach einer UZ wieder "gut" gefühlt habe, dann war ich auch von guten Werten (aber eben nicht von ÜZ) ausgegangen. Mehr messen ist die Devise...


    Zitat von Zuckerbarby;327925


    Hab festgestellt, dass ich mir ne GR meist einfange, wenn ich denke, ich muss nicht sofort was unternehmen, ich ess ja eh in 5 Minuten mit der Familie, oder so... (wie bei dir mit dem Eis)
    Lieber vorher noch schnell ein Glas Saft runter und gut...


    Auch das klingt durchdacht und richtig - das "weiß" ich eigentlich auch, aber in einer UZ macht das Gehirn ja manchmal, was es will, ohne dass ich es auch will... Anderes Thema, egal! Ich werde mir aber nach Deinen Zeilen auch das mit der SOFORTIGEN Behandlung des UZ noch mal zu Herzen nehmen. Es macht wesentnlich mehr Sinn, als doch noch die paar Minuten (die dann oft doch zu lange dauern) zu warten, bis das Essen losgeht!
    Danke, Zuckerbarby!!!

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