Neuling hat viele Fragen

  • Ich fange mal an. Was mich heftig nervt ist der recht schnelle Zuckerabfall vor allem ca 1-3 Stunden nach Injektion des Novorapid. Ich muss wirklich ruhig dasitzen wenn ich beginne nur kleine Arbeiten zu verrichten dann sinkt das Blutzucker einfach in den Keller. Ich habe echt keine Ahnung was ich falsch mache oder besser gesagt wie ich jemals ohne ständig an UZ zu denken wieder Arbeiten soll und mich auf was anderes konzentrieren kann. Ich hatte in der kurzen Zeit der diabetes schon ca zehn mal Werte um 50. Ist das bei euch auch so.


    genau das beobachte ich gerade bei mir.....echt ätzend....was hat "geholfen"???? bin nur am basteln ....BE Faktor, SEA :?: etc....bin noch nicht schlauer geworden ;(


    DANKE

  • Das Posting von Hubi liefert schon gute Hinweise:

    Ja stimmt, schön für mich. ;) Das war aber noch nicht schon immer so. In den ersten Monaten bin ich auch ständig am Herumprobieren gewesen. Und die Insulinmengen, mit denen man aus dem KH kommt, stimmen meistens schon nach kurzer Zeit nicht mehr, weil der Alltag einfach ganz anders läuft und häufig noch eine Remissionsphase startet.


    Und damit sind wir dann schon mittendrin in der leidigen Kleinarbeit. :p Da wäre es am besten, zu notieren, zu welcher Tageszeit (wegen der Frage, wirkt da Basalinsulin und wenn ja, wie stark) du gefahren bist und wann du zuletzt gegessen hast (was?) und wieviel Novorapid du gespritzt hast. Ausserdem hängt es von deinem Trainingszustand ab.
    Was hätte denn dein BZ gemacht, wenn du nicht Fahrrad gefahren wärst?


    Wichtig ist, sich ein Problem nach dem anderen vorzunehmen und zu schauen, wo die Abhängigkeiten sind.

    Es führt kein Weg daran vorbei: Alles akribisch notieren: Uhrzeit, Insulinmenge, BEs, Bewegung (z.B. Radfahren, Einkaufen, Wäsche bügeln, ...). Dann sich eine bestimmte Baustelle vornehmen und die ca. 1 bis 2 Wochen lang beobachten und das BZ-Tagebuch auswerten, z.B. regelmäßige Überzuckerung zu bestimmten Uhrzeiten oder regelmäßige Hypos nach bestimmter Tätigkeit. Guck dabei auch auf die BZ-Werte, die im grünen Bereich geblieben sind.


    Wichtig ist zu wissen, dass schon starke körperliche Aktivität noch nach Stunden BZ-senkend wirken können, genauso wie ausgeprägte körperliche Aktivität den BZ steigen lassen kann.


    Die ersten Monate sind überhaupt nicht leicht. Aber wenn du streng Tagebuch führst und immer wieder auswertest, zahlt es sich aus.


    Die hilfreichsten Bücher in der Anfangszeit waren für mich:


    - "Gute leben mit Typ-1-Diabetes"
    - "Diabetes- und Sprtfibel"


    Wenn du weitere Fragen hast, solltest du vielleicht einen eigenen Thread eröffnen.

    "Wenn du mit dem Finger auf andere Menschen zeigst, zeigen drei Finger auf dich selbst."

  • @Beluca


    Novorapid wirkt auch bei mir fast 4h lang, nach 3h ist die Party aber weitgehend um. Daher sind Messungen nach 2h mit Vorsicht zu geniessen. Weisst du ob du noch ne Remission hast? Meine hat die Angewohnheit, dass hohe BZ Werte die Eigenproduktion anregen und diese auf das Novo noch draufkommt. Anfangs stotternd, später regelmäßig. Aktuell sehe ich sogar ein Wellenmuster: Wenn ich zu viel Novo auf eine Mahlzeit draufgebe, dann sinkt der BZ zu schnell und die Restaktivität lässt über die Gegenregulation meinen BZ vorübergehend in einer zweiten Welle ansteigen. Gerade heute früh gesehen - 500g Quark mit Heidelbeeren, zusammen 3 KHE. 2 IE drauf, Doppelwelle nach 1.5h mit steigendem Trend, maximum etwa 2.5 bis 3h nach der Mahlzeit. Jeweils keine hohen Peaks, aber die zweite Welle fühlte sich scheiße an. Und wer nen Messpunkt 2.5h nach der Mahlzeit hat, der könnte wegen noch erhöhtem BZ auf die Idee kommen "zu wenig, nächstes mal mehr". Griff, Klo, tief.


    Mit nem Libre-Sensor ist sowas übrigens gut zu sehen. Alternative Methode an der (jedenfalls bei mir) Restaktivität zu sehen ist: Nach einem KH-armen Frühstück wie z.B. Quark nen Tag nichts essen, der BZ stellt sich bei mir auf recht stabile 80 ein, abends auch schleichend weniger, allgemein sehr flache Gradienten und tiefer Bolus-Faktor. Mir fällt aber außer "wenig Kohlehydrate" nichts besseres ein um bei Restaktivität ohne großen Ärger über die Runden zu kommen. Irgendwie glaubt meine Bauchspeicheldrüse nebst den dazugehörigen Regelkreisen noch gesund zu sein und mischt lustig mit. Deswegen futter ich wenige KH, aber viele Proteine und Fette, das gibt flache Gradienten und somit wenig Mitsprache ;)

    --
    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

    2 Mal editiert, zuletzt von Grounded ()

  • Hallo Beluca01,
    mir ging es am Anfang sehr ähnlich und ich war nach sehr kurzer Diabetesdauer sehr nah an der Klapse und habe mich gefragt, wie ich jemals mit meinem turbulenten Job zurecht kommen sollte und auch meine Freizeit wieder genießen kann. (lange Tage, Reisen, späte Abendessen etc.)
    Meine Lösung war ein CGM, das hat mir nicht nur die Angst vor Unterzuckerungen genommen, sondern ich habe sehr schnell extrem viel über meine BZ-Muster gelernt. Das schafft man mit Punktmessungen niemals, zumal man auch durchdreht, wenn man ständig messen muss.
    Gerade Bewegung habe ich am Anfang sehr stark unterschätzt. Ich dachte, dass sich nur solche Dinge wie Lauftraining auswirken, nicht aber ein Einkaufsbummel. Weit gefehlt! Wenn ich jetzt z.B. im Urlaub den ganzen Tag unterwegs bin, spritze ich das Mittagessen nicht mehr. Gerade den Bolus muss man bei körperlicher Belastung extrem reduzieren.
    Leider gibt es kein Patentrezept für alle, da die Muster immer etwas individuell sind. Du musst also Deine kennen und bewältigen lernen. Dabei hilft Dir eine permanente Messung (FGM/CGM) sehr. Ich hatte nach ca. 3 Monaten mit CGM den Dreh raus und kann faktisch jede Situation bewältigen, ohne dass ich mich unsicher oder eingeschränkt fühle. Das ist zwar teuer, aber vielleicht hast Du die Möglichkeit, eines für eine beschränkte Zeit zu testen, das hilft schon ganz viel. Oder eben FGM, das ist viel preiswerter, kann den Zweck aber weitestgehend auch erfüllt.
    viele Grüße

  • Hallo liebe Leute,


    ersteinmal VIELEN Dank für eure Antworten....ist überall etwas dabei, was ich ganz sicher probieren werde, weiterhin "fühlt" es sich gut an verstanden zu werden, versuchen Freunde + Familie ja auch....aber....ihr wißt sicher wie das ist, das hier ist was anderes...


    Den Libre hab ich mir auch gegönnt, prima Sache, weiß gar nicht mehr ob ich ohne könnte... :thumbsup:


    Ich muss noch an meiner Akzeptanz von meinem neuen "Freund" feilen, dann gehe ich alles hoffentlich etwas entspannter an...


    Nicole

  • Hallo beluca, eins noch: Es wird wieder werden. Ich habe lange getrauert, ich brauchte eigentlich eineinhalb Jahre, bis ich die Diagnose wirklich akzeptiert hatte. Weglaufen gilt nicht. Je mehr angstbesetzten Situationen du dich stellst, desto kompetenter wirst du im Umgang mit dem Diabetes. Aber gehe erst mal alles step by step an und nimm dir immer nur eine oder maximal zwei Baustellen im Diabetes-Management vor.

    "Wenn du mit dem Finger auf andere Menschen zeigst, zeigen drei Finger auf dich selbst."

  • :kiss: danke....ich sage mir immer, T1 ist für die anspruchsvollen Diabetiker...


    habe an mir wirklich bemerkt, einige Situationen zu vermeiden, weil ich einfach Angst davor hatte...bin gerade auf Arbeit dabei, dies doch durch zu stehen...gerade lange Besprechungen, Dienstfahrten und sowas...naja, wird schon werden.


    sagt mal eins noch....Spritz-Ess Abstand :arghs: ...mach ich nicht und wurde mir in der Reha (Diagnose war bei mir im KH, danach gleich Kur) auch nicht "beigebracht"...ist da was dran? Was macht ihr?


    GAAANZ lieben Dank für eure Info´ s


    Nicole

  • Habe ihn auch erst sehr spät bei mir eingeführt.


    Es geht halt darum, die Wirkkurve der BEs mit der Wirkkurve des Bolusinsulins zu synchronisieren. Wenn du Orangensaft trinkst, schießt dein BZ fast augenblicklich in die Höhe, da wäre es z.B. sinnvoll, das zugehörige Bolus-Insulin schon im Vorfeld zu geben. Der Fachterminus, den es zu googeln gilt, wäre "glykämischer Index" :P
    Überprüft wird die Therapie, indem du ca. 60-90 Minuten nach dem Essen / Bolus überprüfst und eben 120-180 Minuten nach dem Essen. Sollte der BZ eine Stunde nach dem Essen hoch sein und drei Stunden nach dem Essen (zu) niedrig, sollte man den SEA erhöhen.


    Insgesamt konnte ich meine Therapie durch Einführung eines SEA schon deutlich verbessern. Nervig ist es aber schon auch ein bisschen. Andererseits hat man dann das gesamte Diabetes-Gedöns (messen, spritzen) schon vor dem Essen hinter sich. :)

  • Hallo Beluca,
    die schnell wirksamen Insuline brauchen nicht generell einen SEA, er kann aber hilfreich sein, um den Postprandialen Anstieg bestimmter kohlehydatlastigen Mahlzeiten abzuflachen. Ich verwende ihn nur morgens, mein Birchermuesli sprengt sonst immer locker die 200er Grenze. Mit 20 Minuten SEA ist die Kurve schön flach. Sonst brauche ich keinen, im Gegenteil spritze ich abends sogar oft nach der Mahlzeit.
    Hilfreich ist es immer, wenn Du viele schnelle Kohlehydrate zu Dir nimmst, also eine Tüte Gummibächen....
    Du siehst ja auf Deinem Libre, worauf Du schnell reagierst.
    Wichtig ist, dass Du Dich langsam herantastest, durch einen zu langen SEA kannst Du eine Unterzuckerung auslösen, also mit 10 Minuten starten und dann langsam hoch.
    viele Grüße