Korrekturschema und Gegenregulation

  • Hallo Ihr,
    ich habe eine generelle Frage zum Korrekturschema B - vielleicht ist jemand damit vertraut und kann mir helfen.
    das Schema B wegen Lipolyse bricht man (spätestens) nach 2 Hypos ab.
    Was aber, wenn noch keine Hypo erreicht ist, aber die BZ-Werte wieder im Norm-Bereich sind? Dann besteht die Resistenz ja wahrscheinlich noch weiter und ein vorzeitiger Abbruch führt zum Wiederanstieg des Blutzuckers.
    Aber was nimmt man dann als "Korrektur-Ziel" wenn der BZ schon im Ziel-Bereich ist? Wieviel Insulin soll man denn dann trotzdem zusätzlich alle 3 Stunden spritzen? Oder gilt das ganze Schema nur bei der Insulinpumpe? Bzw muss man BE zufügen wenn der BZ schon im Zielbreich ist?
    Beispiel: nach 3 Schema B-Korrekturen ist der BZ bei 100 mg%. Wieviel zuätzliche Korrektur-Einheiten soll man nun nach Schema B ohne Essen spritzen? Oder muss man nun 1-2 BE essen und dann auf den Essensbolus die 50% drauf schlagen?
    Außerdem - was wenn die Hypo eine Gegenregulation verursacht? Macht man dann auch mit Schema B wieder weiter?
    Beim Lesen fallen mir diese Fragen ein - daher freue ich mich wenn das jemand - vielleicht aus eigener Erfahrung- beantworten kann!
    Gruss, Mountain

  • Im Buch gibt es dazu eine Tabelle in Abhängigkeit von der normalen Tagesgesamtdosis. Hast du die gerade parat, dann tipp ich dir die entsprechende Spalte grade ab ;)

    Viele Grüße
    Sebastian

  • Hallo,

    Zitat von Mountain;285356


    Aber was nimmt man dann als "Korrektur-Ziel" wenn der BZ schon im Ziel-Bereich ist? Wieviel Insulin soll man denn dann trotzdem zusätzlich alle 3 Stunden spritzen?


    Da gibt es im Buch eine Tabelle aus der die Dosierung für Schema B, mit und ohne Essen, je nach Größe der TDD und aktuellem BZ zu entnehmen ist.


    [ATTACH=CONFIG]2499[/ATTACH]


    Achtung! Die 3-Stunden Abstände sind für Normalinsulin berechnet, so dass es mit Analoginsulin bei Norm-(nahen) Werten zu niedrigen Werten im Wirkgipfel kommen kann, ohne dass die Resistenz ausgestanden ist. Daher ist ein analoger Bolus mit Pumpe auf 2 Stunden zu verzögern. Mit Pen wäre wohl anzuraten, das 3-Stunden Schema auf 2 Stundenabstände umzurechnen.

    Zitat

    Oder gilt das ganze Schema nur bei der Insulinpumpe? Bzw muss man BE zufügen wenn der BZ schon im Zielbreich ist?


    Schema B gilt auch bei Pen/Spritze. Im Normbereich muss man keine BE zuführen aber man kann. Das sind dann Abstütz-BE's.
    Wenn ich es aus dem Teupe-Buch richtig rausrate, dann sind diese Abstütz-BE's nach den normalen Mengen im Schema C, also dem üblichen Tageszeitbolus zu insulinieren.


    Wichtig ist wohl, dass es sich nur um schnelle BE's handeln darf. Also schnelle KH. Im Schema B sollten FPE, besonders Fett, gemieden werden, da die Fettsäuren aus der Nahrungslipolyse dann wieder die Seite der Fettsäurenresistenz unterstützen.


    Wer zu schweren Hypos neigt, sollte diese auch zuführen, um posthypoglykämische Insulinresistenzen zu vermeiden. Nachts sind Stütz-BE's grundsätzlich immer angesagt.
    Wenn ich in Richtung 70 rutsche, oder Bewegung angesagt ist, würde ich auch mit schnellen KH ohne Insulin abstützen. Schnelle KH die auch verbrannt werden unterstützen ihrerseits ebenfalls den Abbau der Fettsäurenresistenzen.


    Gruß
    Joa

  • Danke Euch für die Info!!!
    Besonders Deine Info, Joa, muss ich nun erst nochmal Wort für Wort "verdauen" , wollte aber schon mal DANKE sagen :)


  • Woran legst Du denn fest, ob Schema B benötigt wird?


    Ich lese in letzter Zeit öfter Posts, wo "solche" Sachen gehandhabt werden, in denen nicht die Grundbedingungen und Abbruchregeln bekannt sind. Ich persönlich würde mich mit Regeln (Spritzschemata), die ich nicht 100% verstanden habe, nicht selbst (oder andere) gefährden. Mit 3 IE bei einem BZ von 100 (Tabelle aus Joas Post), kann man sich in ungünstiger Situation ins Abseits befördern.


    LG Wildrose

    Leg Dich nicht mit Zucker an, er ist raffiniert! :bigg

  • Hallo Wildrose,
    genau darum gehts mir ja - ich will das Schema B nicht anwenden, ich will es nur verstehen - die Fragen sind mir beim Lesen aufgekommen.
    Wobei ich direkt noch eine Frage habe: lohnt es sich das Buch zu kaufen wenn man die wichtigsten Insuliner Ausgaben hat???
    Gruss, Mountain

  • Zitat von Mountain;285644

    Hallo Wildrose,
    genau darum gehts mir ja - ich will das Schema B nicht anwenden, ich will es nur verstehen - die Fragen sind mir beim Lesen aufgekommen.


    Ich habe das so verstanden:
    wenn die Nüchternwerte (nicht essensbedingt) über xStunden über einem BZ von Y (z.B. 140) liegen, ist eine zumindest beginnende Lipolyse anzunehmen.


    Ich korrigere dann (nach meinem Schema;)) bis zwei aufeinanderfolgenden Nüchternwerte im Normalbereich liegen, im Abstand von 2 h.
    Das mit den 2 Hypos muß ich hier nochmal klarstellen:
    Nach der 1. Hypo sollte eine 2. innerhalb von 24-48 h unbedingt vermieden werden, da sich bereits bei der 2. die Schwelle der Symptome erheblich nach unten verschieben kann und vergleichsweise schwere Hypos wahrscheinlicher werden (vergl. hierzu Walsh Pumping Insulin) .
    Man muß einfach aufpassen nicht mit Kanonen auf Spatzen zu schießen, vor allem, wenn es dann bloß Fliegen sind.


    LG Wildrose

    Leg Dich nicht mit Zucker an, er ist raffiniert! :bigg

  • Hallo Wildrose,
    ich sehe das genauso wie du: eine 2.Hypo sollte unbedingt vermieden werden (aus deinen genannten Gründen). Auch eine erste würde ich nicht provozieren. Dennoch liest es sich leider so "einfach" (einfach im Sinne als könnte man "problemlos" 2 Hypos quasi abwarten).
    Deswegen war meine ursprünglich Frage wieviel Korrektur zugegeben werden soll, wenn die BZ-Werte schon ziemlich niedrig sind - denn dann provoziere ich z.B. anhand der Tabelle eine bzw eine zweite Hypo.
    Ich denke da muss jeder für sich entscheiden was er macht. Die Schemata können nur eine Richtung vorgeben, sollten aber individuell bzw. mit gesundem Menschnverstand in der eigenen Situation gehandhabt werden.
    ...und die Tatsache, dass die Übergänge von Lipolyse, Hypo, Gegenregulation, Down etc. zum Teil fließend sind, macht das Ganze leider nicht einfacher.
    Ich danke dir für die Antwort und wünsche dir einen schönen Tag!!:)

  • Wenn ich Schema B anwenden muss, benutze ich schon die Einstiegs-, Durchführungs- und Abbruchregeln, wie sie im Schema genannt sind, ich lasse also auch die Hypos zu. Ich habe während der Anwendung des Schemas immer Hypo-BE's neben mir und bewege mich nicht gross. Bei Hypos oder nach Bedarf schon früher nehme ich diese auch zu mir. Gegenregulationen habe ich bei Schema B noch nicht erlebt.
    Sobald das Schema beendet ist, beginnt eine Zeit mit relativ guten bis knappen Werten, danach komm ich meistens in die Phase der Downregulation, ich muss also die BR hochschrauben.
    Das Schema B wende ich aber mit Pumpe an, mit ICT habe ich bei Schema B keine Erfahrung.

  • Zitat von Surferin;285851

    Gegenregulationen habe ich bei Schema B noch nicht erlebt.


    Wobei Du, soweit ich weiß, ja eigentlich zu der Gruppe von DiabetikerInnen gehörst, die mit massiven Gegenregulationen, Bewußtseinsverlust und nachgehend langwierigen Resistenzen ein erhebliches Problem hat.


    Was dann heißt, dass bei einer Fettsäurenkorrektur mit erhöhtem Insulin bei entsprechender Achtsamkeit und frühzeitiger KH-Korrektur auch kein Problem besteht?
    In die Eiger-Nordwand sollte man/frau während einer Fettsäurenkorrektur (Schema B oder sonstwas) sicher nicht einsteigen.


    Gruß
    Joa

  • Zitat von Joa;285925

    Wobei Du, soweit ich weiß, ja eigentlich zu der Gruppe von DiabetikerInnen gehörst, die mit massiven Gegenregulationen, Bewußtseinsverlust und nachgehend langwierigen Resistenzen ein erhebliches Problem hat.


    Gegenregulationen ab und zu hab ich schon noch, oftmals wenn ich mehrere Stunden lang unterzuckert war. Der BZ geht am Ende dann nur mit 4 - 5 BE hoch, wenn ich versucht habe, vohergehende Hypos mit 1 -2 BE's auszumerzen. Sind dann aber keine Up-Regulationen, am nächsten Tag sind die Werte wieder normal.
    Aber die Gegenregulation nach mehreren Stunden Hypos geht dann schon mal auf 250 -300 hoch, mit einer Korrektur geht der BZ aber dann auch wieder schön runter.
    Bewusstlos war ich schon länger nicht mehr, ich glaube, das letzte Mal war 2009. Resistenzen - ja, die hab ich auch, aber nicht nur nach schweren Hypos. Manchmal geht der BZ erst nach 2 Korrekturen runter.
    Manchmal geht der BZ aber auch ohne Korretur wieder runter. Also Korrektur oder nicht - ich muss da manchmal Rätselraten machen, um nicht hinterher doch in der Hypo zu landen.
    In so Situationen bin ich froh, das Dexcom zu haben, weil ich die Trends sehe und dann sehe, wie der BZ läuft und dementsprechend reagieren kann.
    Ja, die Fettsäurenresistenz kann ich ziemlich gut durchführen - mit der entsprechenden Achtsamkeit und den entsprechenden KH's neben mir (Cola, Gummibärchen) und Teupe's Buch ebenfalls, um die Regeln immer wieder nachgucken zu können.
    Gott sei Dank brauch ich die Schema's A und B nicht allzu oft. Vielleicht 1 - 2 Mal im Jahr.


    Gruss,
    Surferin