An die Hessen:... das war's oder wie?

  • Hi,


    sorry, weiß nicht so recht, ob das Thema hier passt, aber off topic isses definitiv nicht.


    Ich habe heute bei meinem Diabetologen erfahren, dass die Schwerpunktpraxis zum 30.06. dicht machen muss wegen der geplanten Änderung des EBM (= einheitlicher Bewertungsmaßstab) für die Ärzte-Honorare. Hintergrund ist der, dass Diabetologen kein Facharztstatus gegeben wird und deshalb mit der Änderung 2013 ihr Honorar um 50% pro Patient gekürzt werden soll. Sollte dies tatsächlich kommen, müssten einige (ca. 90% der Diabetologen in Hessen, so schätzt mein DiaDoc) das Handtuch werfen, weil sie ihre Praxen nicht mehr finanzieren können. :eek:


    Link zum offenen Brief an den Hessichen Sozialminister von Diabetologen Hessen eG: http://www.diabetologen-hessen…%BCttner-DGH-13-03-05.pdf
    Link zur Seite der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen mit Link zum Original-Dokument der Kasenärztlichen Bundesvereinigung: http://www.kvhessen.de/Mitglie…brechnungskatalog%20.html


    Ich muss sagen, ich bin echt geschockt. Das heißt, dass sämtliche Diabetiker, Schwangere, Fußamputierte etc. nicht mehr in fachärztliche Behandlung kommen, sondern vom Hausarzt versorgt werden müssen. Hausärzte, die chronisch überfülltte Praxen haben und ein Mini-Budget für Medikamente und Hilfsmittel! :mad: Und wenn's akut wird, müssen sie ins Krankenhaus (ebenfalls chronisch unterbesetzt).


    Ich bin in der glücklichen Situation, dass mein Hausarzt auch Diabetologe ist und mache mir da nicht so große Sorgen um meine Versorgung, aber - ehrlich gesagt - ich bin kurz vor'm Platzen deswegen. Soll's das gewesen sein oder wie? Pech gehabt! Seht zu wo ihr bleibt mit eurem DM! Schulungen? - Forget it. Ernährungsberatung? - Das war's! Fußabulanz? - Wozu? Verflucht: HABT IHR SIE NOCH ALLE!!?? :12zeter:
    Um ehrlich zu sein, ich war noch nie so kurz davor, Klage einzureichen... nur, gegen wen eigentlich??? Wie lange dauerts bis zum Bundesverfassungsgericht?? :7no:


    Sorry nochmals, falls dieser Thread hier nicht so reinpasst. Anmerk. 22.03.2013, 09:34 Uhr: Danke für's Verschieben!


    Gruß,
    Veri

    *****
    "Bevor du dir selbst eine Depression oder einen Minderwertigkeitskomplex diagnostizierst, stelle sicher, dass du nicht einfach nur von Arschlöchern umgeben bist." Prof. Dr. Sigmund Freud

  • Na, wir sind ja selbst Schuld am Zucker.


    Und uneinsichtig sind wir auch alle, der Herr Hecken (CDU) vom Gemeinsamen Bundesausschuss hat ja zum Thema Analoginsuline und deren höheren Kosten dies verlauten lassen:


    "Hinzu kommt, dass eine Organisation des beruflichen Alltags im Hinblick auf den Spritz-Ess-Abstand bei Humaninsulin möglich bleibt und zumutbar ist. Die Frage der Einhaltung
    des Spitz-Ess-Abstands bei der Anwendung von Humaninsulin ist in erster Hinsicht eine
    Frage der Organisationsfähigkeit, des Organisationswillens und der Compliance der
    Patienten."


    Da wundert es mich nicht, wenn weiterhin die Sparschraube bei uns angezogen wird....



    Etliche von uns kaufen jedes Quartal Teststreifen auf eigene Rechnung, weil "400 Tests im Quartal" für eine ausreichende Einstellung genug sind - siehe hier Seite 2


    http://www.diabetologen-hessen…es/Newsletter-04-2011.pdf


    Da stellt sich die Frage: Essen oder zur Arbeit fahren...



    Man fragt sich, welche Pillen noch verteilt werden - und wir Süßen sind nicht die Einzigen, an denen gespart werden soll...

  • Zitat

    Das heißt, dass sämtliche Diabetiker, Schwangere, Fußamputierte etc. nicht mehr in fachärztliche Behandlung kommen, sondern vom Hausarzt versorgt werden müssen.


    Für mich heißt das, daß wie geschrieben die DiaDoc's weiterhin keinen Status als Fachärzte bekommen u. in dem für die Krankenkassen günstigeren Status als Hausarzt abrechnen müssen. Die Praxis dichtmachen müssen sie deshalb wohl nicht...
    Oder auf gut deutsch: Es geht um die Höhe des Honorares u. daher das Geschreie.


    Allerdings bin ich wirklich sehr dafür, daß auch in Hessen Diabetologen als Fachärzte anerkannt werden.


    ------------------------------------------------------------------------------------------------------


    Wie ist das denn mit den Podologen? Sind die inzwischen anerkannt?


    Da gab es doch auch Streit.


    (Zum Glück brauche ich deren Dienste noch nicht.)


    Weiß da jemand was?

    "Was mich nicht umbringt, macht mich stärker." (Nietzsche)

  • Hmm... was man dazu auf die Schnelle "ergoogeln" kann, ist, daß es entsprechende vertragliche Vereinbarungen zwischen Krankenkassen u. Kassenärztl. Vereinigung betr. Diabetologe = Facharzt derzeit nur in Bayern u. NRW gibt.

    "Was mich nicht umbringt, macht mich stärker." (Nietzsche)

  • Zitat von Oktober;293776

    Hmm... wa man dazu auf die Schnelle "ergoogeln" kann, ist, daß es entsprechende vertragliche Vereinbarungen zwischen Krankenkassen u. Kassenärztl. Vereinigung betr. Diabetologe = Facharzt derzeit nur in Bayern u. NRW gibt.


    Richtig... daher haben viele Diabetologen den Facharzt in Endokrinologie. Ich habe hier einfach den Verdacht, dass die Patienten in Hessen als Druckmittel genutzt werden sollen und -wenn man mal in die Vergangenheit blickt- sich dafür schnell "einspannen" lassen.

  • Die meisten Diabetologen sind ja Fachärzte. Und zwar Fachärzte für Innere Medizin. Und da können Sie dann auch Facharzthonorare abrechnen. Betreffen wird's dann vermutlich nur die Allgemeinmediziner mit Diabetologie-Kurs bzw. die hausärztlichen Internisten mit Diabetologie-Kurs.

    Früher war alles besser. Jawohl! Das ist Scheiße! Nichts war früher besser! Das stimmt nicht. Das ist ein Quadratunsinn. Nichts war früher besser. Früher war vieles früher...das ist richtig... (Jochen Malmsheimer)

  • Tja, was soll man dazu sagen. Nicht das ich jemanden was schlechtes wünsche, aber all die sollten mal richtig
    die probleme am eigenen leib erfahren wenn der Zucker mies ist und nurnoch ne handvoll TS übrig sind für den
    rest des monats.
    Wenn ich sowas höre dann, entschuldigt meine wortwahl, aber da könnt ich garnicht soviel fressen wie ich kotzen möchte.


    Aber im Lügen, da sind wir uns ja einig, da sind die Herren Politiker ja spitze . . . .

    Nach manchem Gespräch mit einem Menschen hat man das Verlangen,
    einen Hund zu streicheln, einem Affen zuzunicken und vor einem Elefanten den Hut zu ziehen.


    (Maxim Gorki)

  • Hier bei uns in RLP ist Diabetologe nur eine Zusatzbezeichnung. FA für Innere und... steht auf den Schildern.


    Oktober
    Podologen sind keine Ärzte!, nur speziell gut und lange ausgebildetete Fußpfleger.

    Gelassenheit ist eine anmutige Form von Selbstbewusstsein!
    (Marie von Ebner-Eschenbach)

  • Zitat von max_stuggi;293782

    Die meisten Diabetologen sind ja Fachärzte. Und zwar Fachärzte für Innere Medizin...


    und der Endokrinologie.
    Ich kenne hier keinen Endokrinologen, der nicht auch Diabetologe ist.

    LG PumpenKati


    „Es ist hier die Rede nicht von einer durchzusetzenden Meinung, sondern von einer mitzuteilenden , deren sich ein jeder als eines Werkzeuges nach seiner Art bedienen möge.“

    J. W. v. Goethe

  • Zitat von PumpenKati;294368

    und der Endokrinologie.
    Ich kenne hier keinen Endokrinologen, der nicht auch Diabetologe ist.


    Endokrinologie ist, wie Diabetologie, auch nur eine Zusatzausbildung für Internisten.


    http://flexikon.doccheck.com/d…der_Facharztbezeichnungen

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  • Zitat von huf1976;294340


    Oktober
    Podologen sind keine Ärzte!, nur speziell gut und lange ausgebildetete Fußpfleger.


    Mir ging es nur darum, ob wenigstens diese Berufsbezeichnung heute überall anerkannt ist bzw. die Ausbildung u. die Tatsache, daß gute Podologen bitter nötig sind.

    "Was mich nicht umbringt, macht mich stärker." (Nietzsche)

  • Zitat von Oktober;293766

    Für mich heißt das, daß wie geschrieben die DiaDoc's weiterhin keinen Status als Fachärzte bekommen u. in dem für die Krankenkassen günstigeren Status als Hausarzt abrechnen müssen. Die Praxis dichtmachen müssen sie deshalb wohl nicht...
    Oder auf gut deutsch: Es geht um die Höhe des Honorares u. daher das Geschreie.


    Nun, das genau ist eben der Punkt: Fachärzte waren reine Diabetologen noch nie, doch mit dem neuen EBM 2013, wird ihnen 50% des Honorars gestrichen. Damit geht doch ein erheblicher Anteil der Einnahmen einer Praxis verloren. Mein DiabDoc hat es mir so erklärt: Da Diabetologen im hausärztlichen Anteil des EBM eingruppiert sind, bekommen sie ihr Honorar ohnehin nur auf die tatsächlich mit dem Patienengespräch verbrachte Zeit (ca. 10 min pro Patient). Alle anderen Leistungen, die eine diabetologische Schwerpunktpraxis erbringt, müssen anderweitig finanziert werden. Des Weiteren macht es keinen Unterschied, ob mein DiaDoc Internist ist oder nicht: In dem Moment, in dem er mich als Diabetologe behandelt, bekommt er eben nur das "kleine" Honorar und nicht das Facharzthonorar. Und das wird nun auch noch um die Hälfte gekürzt. Da möchte ich andere Arbeitnehmer in diesem Land mal sehen, wie sie da reagieren würden!:17cussing:


    Wie im offenen Brief an den hessichen Solzialminister erwähnt, bestehen in Hessen "keinerlei strukrutvertragliche Regelungen zur Diabetikerversorgung [...], welche die wirtschaftliche Basis einer Diabetes-Schwerpunktpraxis sichern würde". (In anderen Bundesländern gibt's das wohl.) Das Problem in Hessen ist nun, dass die Praxen, wenn sie wirtschaftlich arbeiten wollen, ihre diabetologische Tätigkeit einstellen müssen. Das wird ca. 90% der diabetologischen Schwerpunktpraxen in Hessen betreffen. Dann sind sie eben z.B. nur noch eine internistische Praxis o.Ä.. Und hier ist halt auch die Frage, ob die Patientenzahlen noch hinhaun, oder ob es so wenige werden, dass sie das finanziell nicht über Wasser hält. Und dann müssen sie komplett dicht machen.
    Fazit bleibt gleich: diabetologische Schwerpunktpraxien in Hessen werden wohl verschwinden und damit Einrichtungen wie Fußambulanz, Schulungen, Ernährungsberatung, Betreuung bei Schwangerschaftsdiabetes etc... Der Fußpatient kann dann gleich ins Krankenhaus zur Amputation wenn's akut wird.. :mad:



    Grüße,
    Veri

    *****
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  • Also, ich sehe noch nicht, daß 95% der Diabetiker in Kürze ohne jegliche Versorgung dastehen.


    Aber um das Thema "Facharzt für Diabetologie" muß zweifellos wirklich etwas passieren.

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  • Zitat von Oktober;294390

    Also, ich sehe noch nicht, daß 95% der Diabetiker in Kürze ohne jegliche Versorgung dastehen.


    Fragt sich nur von wem und wie gut sie versorgt werden...

    *****
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