(Ausdauer-)Sport & ICT: Basal senken?

  • Hallo, Sportsfreunde!


    Nachdem die Suchfunktion nichts durchgängig konkretes hervor gebracht hat, gibt es einen neuen Thread.


    Kurz und knapp: Macht es Sinn, an Tagen mit sportlicher Belastung (mehrmals wöchentlich) die Basalrate zu reduzieren und damit eine kleine basale Achterbahn aufzubauen?



    Meine Einheiten (Laufen, frei Schnauze 1-3x die Woche, 12-19km, 60 bis max. ~100 Minuten) sind nicht unglaublich lang oder heftig. Ich habe in der letzten Zeit mein Basalinsulin (Lantus) von 9IE auf 11IE angehoben, um mir eine klitzekleine restliche Eigenproduktion zu bewahren. Eigentlich sehe ich es nicht ein, während diesen kurzen Einheiten (<75min) Unmengen an Kohlenhydratgels zu vertilgen, habe aber vermehrt gegen Ende meiner Läufe (zB nach 60 Min) Leistungsabfälle erlebt und nach dem Sport auch tiefe Werte gehabt (50-60mg/dl). Ob der Leistungsabfall wegen einer drohenden Hypo kam oder weil ich einfach k.o. war, vermag ich nicht zu sagen. Ich lasse Diabetes aber eigentlich nicht als "Ausrede" für schlechte Leistung gelten.


    Also was tun?
    - Basalrate allgemein wieder senken?
    - Basalrate an Tagen mit Belastung senken (bzw. am Abend davor)?
    - Während der Belastung mehr KH essen?


    - mit gezielt hohen Werten in die Belastung gehen möchte ich eher nicht.



    Über Ratschläge wie immer dankbar
    der Hobbit

  • ... unter ICT ziemlich schwierig.
    Wie Floh schon erwähnte ist die einzige Möglichkeit, alle von Dir oben genannten "negativen" Effekte zu vermeiden, eine Pumpe. Und selbst da muss man durchaus mal "dazufuttern".
    Ansonsten bliebe tatsächlich nur, die Basalrate etwas zu reduzieren und zwischendrin (wenn man halt gerade nicht läuft) mit ein paar gezielten kleinen Bolusgaben die Basalrate zu unterstützen. Da ist allerdings (da Lantus) für die Nacht eher doof...


    Gruss, A.V.

  • Die mangelnde Flexibilität war immer der Grund, warum ich unter ICT nie auf ein lange


    wirkendes Basalinsulin umgestiegen bin und stattdessen lieber 4 x NPH gespritzt habe.


    Noch einfacher läßt sich ein normaler Lebenswandel mit Sport natürlich mit Pumpe und


    Analoginsulin führen.

    Sweetboy


    Nur wer nichts macht, macht auch keine Fehler !

  • Merci für die Antworten!


    Also so unflexibel finde ich die ICT nicht. Halbmarathöner, Skifreizeiten, Fußballturniere, Saufwochenenden (jaja, das ist auch Sport) und vieles mehr kann man ja locker damit bewältigen. Floh: Insofern habe ich damit durchaus Spaß :) Mit einer Pumpe könnte ich mich derzeit nicht anfreunden und nachdem meine Diabetes-Einstellung ganz gut ist, kommt sie so oder so nicht infrage.
    Dass es im Laufe der Zeit nicht einfacher wird, ist auch klar.


    Ich sehe schon: Ich werde (wie üblich) um's Ausprobieren nicht herum kommen :ren :) Ein Snack direkt vor dem Lauf könnte schon gut helfen. Meine bisherigen Halbmarathons habe ich - glaube ich - mit reduziertem Lantus absolviert, aber im gleichen Atemzug habe ich vor 18km-Trainingsläufen nichts geändert. Genau an diesem Punkt bin ich jetzt ins Grübeln gekommen.


    Erfahrungswerte (anderer ICTler) & Ratschläge sind natürlich weiterhin erwünscht

  • (Laufen, frei Schnauze 1-3x die Woche, 12-19km, 60 bis max. ~100 Minuten)


    ... noch 1,2,3 Fragen Hobbit:
    Wann trainierst Du? Könntest Du Dir vorstellen z. B. 1 Std. oder 2 Std. nach dem Abendessen zu laufen? :essen::hechel:
    Wann spritz Du Deine Lantus-Einheiten?

  • Ach, du meinst, wenn ich abends mein Basal spritze und auch entsprechend spät laufe, bin ich schon in der abklingenden Phase des Lantus. Das wäre bei mir tatsächlich der Fall: Lantus spritze ich (spät) abends.


    Derzeit bin ich vor allem morgens/vormittags unterwegs. Da könnte ich argumentieren, dass ich da in einer Phase laufe, in der der Körper mehr Insulin benötigt. :)


    (Davon abgesehen: Die sog. Wettkämpfe finden ja immer vormittags statt. Ich habe mal gehört, dass es für den Körper besser sein soll, wenn man auch zur gleichen Tageszeit trainiert.)

  • Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die zusätzlichen 20-30 Minuten (von 17-18km auf 21km ist es ja nicht mehr viel) auch nicht mehr viel ändern. Während eines 90+ Minuten-Laufs esse ich so oder so 1 bis 2 Mal 2 BE. Beim Laufen geht beim BZ eigentlich immer runter. Beim Fußball war es komplett anders.


    Ja, mit Essensbolus (oder auch mit Essen und ohne Bolus) zu laufen ist naheliegend. Kann den Bolus hierbei sogar mehr als 50% runterfahren, hat die Erfahrung gezeigt. Eine 60%-ige Kürzung war heute immer noch etwas wenig bzw. der Bolus war noch zu viel.


    Floh
    Hast du bei solchen (für mich) Mega-Distanzen dann das Lantus schon von haus aus gekürzt? Oder hat sich dein Körper "anders" verhalten und nicht mit sinkendem BZ reagiert?


    Mit der Anpassung auf gerade mal 5% der Zeit von insgesamt 24 Stunden am Tag gebe ich dir absolut recht. Wenn man aber mal einen Lauf "optimal" über die Bühne bringen will, kann man es sich schon überlegen ...wobei dann natürlich wieder das Problem aufkommt, dass man an eine abgesenkte Basal-Dosis nicht gewöhnt ist und damit klarkommen muss. Irgendwas is' immer :) :) :)

  • Moin,


    Lantus, vor allem in 1x/24h ist sicher das am trägesten/schwierigsten anpassbare Insulin an Ausdauerleistung, auch wenn es ansonsten durchaus komfortabel laufen kann.


    Eine Gedanke könnte sein, von Lantus auf Levemir umzusatteln und das auf 2x/24h zu verteilen. Levemir ist grundsätzlich recht flexibel manipulierbar und somit wohl auch an Deine Vorstellungen besser anpassbar.


    Gruß
    Joa

  • Hobbit: mit gekürztem Essensbolus zu trainieren funktioniert bei mir auch ganz gut. Allerdings nur bis HFmax 75-80%. Darüber liegt wegen der mangelnden Durchblutung des Magens das Essen wie ein Stein herum. Gerade beim Laufen irgendwie unangenehm.
    Die Idee von Joa gefällt mir auch ganz gut. Vermeidet die Pumpe, wird aber deutlich flexibler...


    Gruss, A.V.

  • Stimmt, das wäre flexibler, danke. Ein Nachteil dabei wäre allerdings, dass die Spritzzeiten relativ fix sind und man dann den 12h-Abstand der Injektionen immer beibehalten muss. Und es ist halt eine Injektion mehr.
    Ich bleibe dabei: irgendwas is' immer :) Abwägungssache


    @A.V
    Man muss sich ja nicht ein umfassendes 5-Gänge-Menü reinstellen, bevor man läuft :)

  • ... Hast du bei solchen (für mich) Mega-Distanzen dann das Lantus schon von haus aus gekürzt? Oder hat sich dein Körper "anders" verhalten und nicht mit sinkendem BZ reagiert? ...

    Also Lantus habe ich bisher noch nicht ausprobiert, im Moment benutze ich Levemir, vorher NPH.
    Ein so lang wirkendes Insulin für Trainingsenheiten anzupassen ist glaube ich nicht so einfach, selbst mit Levemir, welches bei mir bis zu 16 Stunden wirkt, kann ich nicht unbedingt auf Trainingseinheiten reagieren.
    Wenn ich versuchen würde Morgens zum Beispiel die Dosis zu verringern, weil ich am Nachmittag eine intensive Einheit plane, dann würde ich Mittags schon mit dem Bolus Spaß haben, und falls etwas eine Änderung des Plans verursacht (starker Regen oder so...), dann würde ich den Rest des Tages auch noch angeschmiert sein. Außerdem (zumindest bei Levemir) können sich Veränderungen in der Dosis über mehrere Tage bemerkbar machen.
    Was ich aus meiner begrenzten Erfahrung mit NPH und Levemir aber sagen kann, nicht jede Basis verhält sich unter Belastungen gleich. Mit NPH glaubte ich auch den Vorteil einer kürzeren Wirkdauer nutzen zu können, um vor Trainingseinheiten weniger zu Spritzen, aber die Spitzen und Tiefs mit NPH haben mir das Leben echt schwer gemacht. Unter 2mal täglich Levemir habe ich weder nennenswerte Probleme mit Spitzen, noch muß ich das Insulin beim Training zurücknehmen. Levemir puffert bei mir sehr gut, und mit einer möglichst optimalen Basisrate steigt mein Blutzucker während intensiverer Trainingseinheiten eigentlich eher, als das er fällt. Das kann ich dann durch Bolusinsulin abfangen, ohne das ich ständig gegenfuttern muss. Mein Bolusinsulin schlägt da auf jeden fall auch stärker zu Buche, wenn ich noch wirksames im Körper habe und trainiere.


    Das Du bei 50-60mg/dl einen Leistungsabfall verzeichnest, macht auf jeden Fall Sinn ;)
    Bei mir merke ich den Leistungsabfall bereits bei Werten unter 80, die Muskeln wollen dann einfach nicht mehr so wie bei Werten zwischen 100 und 150.

  • Hobbit: wie, Du isst keine Haxe vor dem Halbmarathon??? :-))
    Wenn ich richtig Gas gebe (dicht an der maximalen Leistungsfähigkeit), dann wird bei mir selbst ein schnelles Marmeladenbrot zum Wackerstein.

  • Das Du bei 50-60mg/dl einen Leistungsabfall verzeichnest, macht auf jeden Fall Sinn
    Bei mir merke ich den Leistungsabfall bereits bei Werten unter 80, die Muskeln wollen dann einfach nicht mehr so wie bei Werten zwischen 100 und 150.


    Aber dass die Leistung nach 14km nachlässt, macht genauso Sinn :)


    Hobbit: wie, Du isst keine Haxe vor dem Halbmarathon??? :-))


    Ich esse nur die Hax'n derer, die ich überhole - und aus ihren Schädeln mache ich Bierkrüge :woot: :P



    Heute war ein Härtetest :) Frühstück mit reduziertem BE-Faktor. Wenige Minuten später noch ein Getränk i.H.v. 2BE (vmtl kein allzu hoher GI) und wenige Minuten später der Start auf eine 19.5er-Runde (also ca. 40Min nach dem Frühstück). Der ganze Lauf hat sich NICHT gut angefühlt, schwere Beine. Kurz vor der eingeplanten Kohlenhydratgelaufnahme (2,5BE nach 12-13km) meinte ich, Hyposymptome zu haben: Etwas flattrig kam ich mir vor, als es eine Brücke hoch ging. Kann mich auch getäuscht haben. Der ganze Lauf war aber "höhepunktarm" nur leider zu langsam :) .
    Messung direkt nach dem Lauf: 94 mg/dl. Eigentlich nicht schlecht, vielleicht aber immer noch etwas niedrig. Beim "Wettkampf" werde ich mir vmtl 2x2.5BE einverleiben, dann bin ich was die Hypo-Gefahr angeht VERMUTLICH auf der sicheren Seite. Aber das war heute ein gutes Muster, so darf es bleiben :)