Hab ein Problem, weil Basisinsulin abgesetzt, bitte um Hilfe

  • 9Uhr 5,5 IE Actrapid gespritzt, mit einem SEA von 30Min für 4KE Brot bei Faktor 1,25 und 0,5 Korrektur (eine ganze hab ich mich nicht getraut... Weichei...)
    [..]
    So, jetzt um 10:30 bin ich auf 244 rauf ;(


    Strich 120 ne Stunde nach so einer Mahlzeit geht nicht. Bei 4KE würde jeder andere hier auch ne 170 plus X auf dem Tacho haben. Auch "ungestörte" Werte um 120-140 herum sind nicht Normal und schreien quasi nach Basalinsulin. Zudem ist Actrapid glaub ich nicht das schnellste Insulin, Brot ist jedenfalls sehr schnell im Blut. Die halbe Stunde SEA reißt da zu wenig raus. Was nach meinem Gefühl übrigens auch zeigt, dass deine Bauchspeicheldrüse bereits "am Anschlag" lief und nichts mehr nachlegen kann.


    Pro Lantus/Toujeo: Lange Wirkdauer, länger als Levemir. Je höher die Dosis um so gleichmäßiger. Allerdings ist die Verzögerung stark von der Umgebung der Spritzstelle abhängig. Bei kleinen Dosen würde ich definitiv zu Toujeo greifen!
    Pro Levemir: Ist weniger lang verzögernd, aber dafür zu 90% plus X im Blut gelöst. Somit unabhängig von der Spritzstelle und du kannst schneller Dosen anpassen da es nicht so träge ist. Bei Levemir rechne mit mindestens zwei Injektionen am Tag, manche machen bessere Erfahrungen mit drei. Toujeo braucht meistens "nur" eine.

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    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

  • Danke für Eure Antworten zu meiner Frage nach Protaphane/Humaninsulin.


    Ich war gestern bei meiner Dia-doc und kam erst abends spät, deswegen dauert meine Antwort auch so lange.


    Lantus finde ich von der Anwendung (1xtägl spritzen, ziemlich flache Kurve) richtig gut. Was mir nicht gefällt sind zwei Dinge: Fakt ist, dass Lantus länger an Zellen anhaftet als andere Insuline und auch wenn eine Studie die Krebsgefahr ausgeschlossen hat, so bleibt dies doch bestehen und ich hab dann trotz Studie einfach ein blödes Gefühl.
    Und zu den Ananloginsulinen insgesamt -deren bessere Handhabbarkeit ich ja auch sehe- so wird immer wieder die Gefahr der Entstehung von Antikörpern diskutiert. Außerdem wäre es wirklich absurd, wenn ich mich um genfreies Essen bemühe und dann genverändertes Insulin spritze...


    Die kurze Wirkdauer der Human-Verzögerungsinsuline gefällt mir auch nicht, aber erstmal will ich aus o.g. Gründen möglichst kein Geninsulin spritzen.
    Ich hätte gerne ein Humaninsulin, dass ähnlich wie die Langzeit-Analoginsuline wirkt. Irgendwo habe ich gelesen, dass es bereits Versuche dazu gibt, ich glaube mit so etwas wie Zitronensäure (ich hoffe, die Chemiker unter Euch fallen jetzt nicht über einen hoffnungslosen Laien her).
    Habt Ihr das auch gelesen???


    Meine Dia-doc hat mir nun Protaphane verordnet und ist auch der Meinung, dass ich abends spritzen muss, weil mein körpereigenes Insulin nicht reicht. Eine der Dia-Beraterinnen, eine andere als die, die Lantus auf 0 gesetzt hat, meinte, sie hätte Actrapid runter/abgesetzt und dafür Lantus weiter gegeben.
    Jedes hat da wohl so seine Meinung,...das macht es nicht gerade einfach für einen Anfänger.


    Na ja, und die bessere Handhabbarkeit von Lantus hat mir trotz nicht weniger Werte unter BZ 70, auch nur einen Langzeitwert von 7,3 (nach 12,8 im September) gebracht...


    Das Fasten hat meine Werte übrigens wieder beruhigt, danke Grounded!
    Gestern hatte ich 1Std nach dem Mittagessen (ich musste da Auto fahren) einen BZ-Wert von 151 und eine Stunde später (Quartalsprüfung des Messgeräts in der Praxis) BZ 149. Das sind doch mal schöne Werte!!!!!

    Die kleinen Freuden wärmen das Herz.
    (aus Italien)

  • Hallo Traute,


    deine Story schaut irgendwie komisch aus, irgendwas passt da nicht.
    Schreib doch mal was über dich. Du hast DM ja noch recht neu. Wie wurde das festgestellt, warst du im Krankenhaus oder lief die Einstellung ambulant?
    Hast Du vielleicht auch eine Typ2-Veranlagung?
    Dein Dia-Doc, hat er eine diabetologische Schwerpunktpraxis oder ists ein Hausarzt, der auch DM mit macht?


    Ich habe dank viel Sport auch das Lantus absetzen können. Eine geringe Dosis Metformin (eigentlich bei Typ2) hat mir meine Insulinresortion erheblich verbessert und die Werte richtig schön glatt gebügelt. Solltest du in dieser Phase evtl mal mit deinem Doc ansprechen, wäre vielleicht auch eine Lösung.


    Grüße

  • Zitat

    genverändertes Essen und genverändertes Insulin sind zwei doch sehr verschiedene Dinge die man nicht vermischen muss. Die Nutzung von modifizierten Bakterien zur Synthese von Medikamten finde ich ersteinmal sehr interessant und positiv.

    Hallo Chemikus,
    vor Feststellen meines DM1 hätte ich Dir bestimmt heftigst widersprochen.
    Jetzt, ... bin ich sehr glücklich, dass es Insulin überhaupt gibt, und würde, wenn ich mit Humaninsulin auf Dauer keine vernünftige Werte hinbekomme, vermutlich auch den Gen-"Hefebrei" schlucken.
    Und muss Dir also insofern zustimmen. So schnell kann sich ne Meinung ändern, wenns eng wird... ;)



    Hallo Butterkeks,
    am 15.September wurde bei mir der DM 1 festgestellt, im Krankenhaus. Ich war dann dort auf einer Diabetologischen Station, wurde da "grundgeschult", bekam das Buch: "Gut Leben mit Typ 1 Diabetes" zum Lesen ausgeliehen und wurde freitags, nach 10 Tagen, entlassen, nachdem ich einen Termin für den darauffolgenden Montag in einer Dia-Schwerpunktpraxis bekommen hatte, in der ich weiterhin Patientin bin.
    Vorausgegangen waren Wochen/Monate, in denen ich mich schlapp fühlte und dachte, ich hätte einen Virus, o.ä.. Das steigerte sich dahin, dass ich meine Morgenrunde mit den Hunden nicht mehr schaffte, und mich während der Frühstücksvorbereitung für meine Familie hinlegen musste, an irgendwelche Tätigkeiten zu verrichten war gar nicht mehr zu denken.
    Schließlich verdonnerten sie mich auch dazu zum Hausarzt zu gehen. Der fing an mich zu untersuchen, meinte dann, das Ganze wäre ihm zu heikel und gab mir den rosa Schein: Noteinweisung ins Krankenhaus.
    Ich Depp hab dann noch gedacht: "was ein Weichei"... aber bis zum nächsten Morgen musste es auch ich einsehen und ließ mich ins Krankenhaus fahren...


    Metformin wurde anfangs bei mir auch versucht (die Oberärztin war da noch im Urlaub), ist mir aber zum einen nicht bekommen und hat zum anderen nichts gebracht. Oberärztin stellte dann fest, nach Durchsicht aller Werte, ich bin ein klarer Fall von Typ 1, LADA.


    Soweit alle Fakten.
    Seitdem ich Insulin zuführe geht's wieder bergauf. Sport und Bewegung habe ich auch sehr viel, reicht aber augenscheinlich nicht aus, um das Basisinsulin ganz auszusetzen.


    Für Tips und Ideen bin ich immer dankbar!
    Hab jetzt erfahren, dass die nächste Schulung in meiner Dia-Praxis im April 16 beginnt, und bin dann endlich auch dabei... :)

    Die kleinen Freuden wärmen das Herz.
    (aus Italien)


  • Das Fasten hat meine Werte übrigens wieder beruhigt, danke Grounded!


    Keine Ursache, ist aber keine Dauerlösung. Du hast eine kleine Restaktivität. dein Gewebe war wie ein Schwamm mit Zucker vollgesogen - das musste sich erst mal auf einem tieferen Level stabilisieren. Bei einer Stabilisierung hilft es nicht ständig oben was nachzukippen und irgendwas an Insulin drauf.


    Zitat


    Gestern hatte ich 1Std nach dem Mittagessen (ich musste da Auto fahren) einen BZ-Wert von 151 und eine Stunde später (Quartalsprüfung des Messgeräts in der Praxis) BZ 149. Das sind doch mal schöne Werte!!!!!


    Ich bin ungern Spielverderber, aber das ist für Restaktivität und länger nach einer Mahlzeit deutlich zu viell.


    Zu deinem Thema "Geninsulin": Humaninsulin kann ein gesunder Körper leicht verarbeiten, der Regelmechanismus ist aber ein ganz anderer. Die veränderten Insuline sind so modifiziert, dass diese auf anderen Zeitskalen laufen. Ob nun gentechnisch hergestellt ("billig") oder chemisch synthetisch ändert am Molekül selbst gar nichts. Ein Humaninsulin wirst du nie so langsam wie Toujeo bekommen. Toujeo ist übrigens ein dreimal höher konzentriertes Lantus. Lantus verzögert dadurch, dass es an der Spritzstelle durch einen pH Wechsel spontan unlöslich wird. Toujeo ist durch die höhere Konzentration noch besser unlöslich. Bei kleinen Dosen würde ich wie gesaht Toujeo nehmen, das ist chemisch identisch.


    April 16 ne Schulung ... klasse sowas. Wäre noch was für 2020 frei?


    Versuch dich mit dem Basal langsam hochzuarbeiten. Das Problem der alten Basale im vergleich zu Toujeo / Lantus ist der ausgeprägte Wirkbuckel. Der dich vor allem bei abendlichen Injektionen mitten in der Nacht heimsucht. Ich find das echt nicht gut, rein pharmakokinetisch gesehen.


    Dein Körper braucht ein paar tage/Wochen bis er sich an Basal bzw. dessen Anwesenheit gewöhnt hat. Bisher kannte die Bauchspeicheldrüse nur "Knallgas". Versuch in Ruhe und außerhalb eines laufenden Bolus irgendwas zwischen 70 (morgens) und 100 (tagsüber) einzustellen, das sind Werte wo sich deine Bauchspeicheldrüse wohlfühlt. In den ersten Wochen haben mir bei Werten unter 100 auch die Hände gezittert, obwohl das vollkommen ok ist. Ungewohnt halt von 300++ kommend. Der BSP ist das egal, die geht auf "unter 100" oder was auch immer die für dich gut hält. Was halt je nach Form heftige Schwankungen bringen kann. Mit Basal, das ganze mit bedacht bemessen muss die BSP dann "Nur" noch das wegregeln, was du bei der Bolus/Basalbemessen im vergleich zum aktuellen Bedarf "verbastelt" hast. Bei mir hats etwa 2 Monate gedauert bis sich alles eingespielt hat, gerade die ersten 4 Wochen waren heftig Achterbahn. Ab und zu auch mal Nachs messen nicht vergessen.


    Ich bin halt mit Restaktivität seit fast zwei Jahren dabei, daher ist das noch sehr "präsent".

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    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

  • Ich bin ungern Spielverderber, aber das ist für Restaktivität und länger nach einer Mahlzeit deutlich zu viell.

    Nein, das ist wunderbar!!!


    Der Wert ist postprandial konstant, ist doch schön. Nach 2h ist viel aber noch nicht unbedingt alles an Insulin und KH resorbiert. Kleine Schwankungen können da später immer noch entstehen. Ob der Wert dann 130, 150 oder 170 ist, ist vollkommen wurscht. Gerade solche leicht erhöhten Werte sind in der Remissionsphase wunderbar. Erstens ist Trautes Körper scheinbar noch nicht richtig an die niedrigen "Normalwerte" um die 100mg/dl gewöhnt und hat bei relativ hohen Werten schon Hypo-Symptome (die man IMMER mit ein paar KH bekämpfen sollte). Zweitens bügelt die Bauchspeicheldrüse in der Remissionsphase einige Spitzen eh weg. Der Wert wird also früher oder später noch etwas sinken, auf die Gößenordnung 100mg/dl eben (oder 80, oder 110; ist ja egal). Drittens ist es für die Gesamttherapie vollkommen irrelevant, ob der Wert mal über 2h hinweg ein kleines bisschen erhöht ist. Da gibt es keine Ablagerungen, kein Erblinden, kurz: Diese kurze Phase über dem Zielwert 100 wird in keiner "Statistik" auftauchen.


    Quintessenz: Ich würde nicht so viel rumkorrigieren. Dem Diabetes eine etwas längere Leine geben. Du kannst niemals ausschließen, dass du mal unerklärliche hohe oder niedrige Werte hast. Erst wenn ein System hinter den Unregelmäßigkeiten steckt, sollte ma ernsthaft eingreifen. Ist das noch nicht gesichert, sollte erstmal nur beobachtet werden.

  • Danke für Eure Hilfe!
    Heute werde ich abends 23Uhr mit Protaphane 4IE anfangen, mal schaun wie ich damit klar komme...


    Hallo Hobbit, ja, Du hast total recht, sobald ich auch nur etwas niedriger komme, wird mir zittrig/... Im Moment laufe ich gerade auf 120, da fühl ich mich richtig wohl. Gehe ich weiter runter, merke ich das auch immer daran, dass ich anfange zu frieren. Früher war frieren so gut wie nie ein Thema, schon seltsam, was sich alles so ändert.

    Die kleinen Freuden wärmen das Herz.
    (aus Italien)

  • @Hobbitt: Bitte unterscheide Restaktivität von "alles tot". Für RA = 0 wäre der Wert ok. Aus meiner eigenen Erfahrung weiss ich, dass Tacho 150 die Ausschüttung von Eigeninsulin bedeutet und dieses schießt mich nach Abbau dieses Buckels zuverlässig in den Keller. Bei Traute ist Restaktivität vorhanden.


    Irgendwie stoppt meine BSP bei etwa 80-90 nicht rechtzeitig und dann kann auch mal ne 50-60 aufm Tacho stehen, das fühlt sich wirklich nicht ok an und ist auch nicht bei einem Gesunden anzutreffen. Dagegen spontan anfressen startet die nächste Berg/Talfahrt. Etwas mehr Bolus/Basal sowie irgendwas um 100 anvisiert und alles ist ok, Meine Erfahrung. Vielleicht findet Traute bei sich einen ähnlichen Effekt, man kann danach "gucken".

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    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.