Hypo vor Sport

  • Eure Meinung ist gefragt:
    Heute war der letzte Teil einer Winterlaufserie, ein minimal verlängerter Halbmarathon. Ich wollte alles so handhaben wie die letzten zwei Male (s. Fitnesstagebuch). Habe also knapp 3h vor dem Start gefrühstückt. Leider hat der Bolus nicht so gut zu den BE gepasst (das schwankt bei mir gerne) und ich habe 30 Minuten vor dem Start leichte Hyposymptome und einen niedrigen BZ-Wert gehabt. Als Reaktion gab es: ein paar Schlucke Cola (~1BE geschätzt), um schnell entgegenzusteuern. 2 Schokoriegel (insges. 1,5BE) um die Cola-Wirkung zu verlängern. 1 Banane (3 BE), die ich sowieso gegessen hätte. In Summe also lockere 5 BE ohne Bolus.
    Aus Erfahrung weiß ich, dass der BZ bei Halbmarathontempo deutlich fällt. Ich habe natürlich KH-Gels eingesteckt. Der Lauf lief viel besser als erwartet, ich habe meine Plan-Zeit um 6min unterboten (#HaileHobbitGebrselassie :thumbsup: ). Bei km12 (kurz nach der "Halbzeit") habe ich ein KH-Gel genommen. Das ursprünglich für km16 eingeplante Gel habe ich wieder mit nach hause genommen. Im Ziel habe ich den BZ gleich wieder gemessen: traumhafte 90!


    Bis auf das Frühstück war also alles wunderbar. Dennoch die Frage: War mein Vorgehen zu riskant? Hätte ich evtl. lieber nicht antreten sollen bei einer Hypo 30 Minuten vor dem Start?
    Wer hat Erfahrungen / Meinungen?

  • Wie niedrig war denn "niedrig"?
    Liest sich als war es nicht dein erster solcher Lauf, offenbar hattest du genug Erfahrungen aus dem Training um die Situation zu bewältigen.
    Daher sehe ich den UZ kurz vorm Start sehe nicht so schlimm. Und du wusstest ja dass es vom Frühstücks-bolus kam. (Nicht passendes Basal wäre glaube ich schlimmer?)
    Eher finde ich 90 am Ende etwas knapp? Das ist natürlich ein optimales Ergebnis, aber das wusste man ja vorher nicht.
    Fürs laufen finde ich es okay, aber zB fürs schwimmen oder radfahren wäre es mir etwas zu wenig Reserve gewesen.

  • Klar, >130 wäre besser gewesen, aber mit den 90 konnte ich sehr gut leben v.a. nach dem Stress vor dem Lauf.
    Wie gesagt, ich wollte ursprünglich fürs letzte Viertel des Laufs noch ein KH-Gel nehmen (die haben ~2,5BE). Aber ich war sooo schnell unterwegs, dass ich mir gesagt habe "Ach, die paar Minuten bis ins Ziel gehen jetzt auch ohne." :)
    So oder so war die Reserve aber eh in der Tasche dabei und somit jederzeit einsatzbereit.


    Ja, ich habe schon Erfahrung. Das heißt aber leider nicht, dass sich der Diabetes bei mir auch immer gleich benimmt. Eine lückenlose Überwachung hatte ich nicht zur Verfügung. Das Schema bei einer Hypo ist ja klar: KH schaufeln, um den BZ wieder zu erhöhen und ihn dann auch oben zu halten. Ich habe mich eben gefragt, ob die verbleibenden 30 Minuten bis zum Start dafür ausreichen.


    Ich möchte mir in diesem Thread eben die "Absolution" von euch holen :) , dass es mein Handeln nicht (zu) verantwortungslos war und ich guten Gewissens starten konnte bzw auch beim nächsten Mal starten kann, wenn mir so etwas passiert.

  • Hallo Hobbit,
    ich finde „wir“ als Sportler sollten schon ein gutes
    Körpergefühl haben, bedeutet doch auch, dass du während des Laufens in deinen
    Körper horchst und eigentlich merkst ob der BZ doch zu weit runtergeht. Ich
    hätte es bestimmt auch so gemacht … nur langsamer :whistling: und eine halbe Stunde vor
    Start, da bekommt man den BZ doch gut wieder hoch ……


    Und der Lauf und die Zeit haben es ja gezeigt .... es war alles OKAY :)
    Gruß
    Udo

  • Ganz ehrlich, ich vertraue meinem Körpergefühl kein Stück :D :P (das war übertrieben)
    Ich bin leider nicht mehr der beste Hypo-Wahrnehmer. Gleichzeitig verwende ich den Diabetes möglichst nie als "Ausrede", wenn ich beim Sport schlechte Leistungen bringe. Natürlich ist die Sorge um gute Werte beim Sport immer im Hinterkopf. Aber wenn meine Leistung abfällt oder mir der Fuß einschläft schiebe ich das erst Mal auf meinen doofen Körper und nicht auf die doofe Krankheit. Wie sich herausstellte hatte ich beide Merkmale auch schon im Laufe einer Hypo beim Sport. Ja, gerade bei so einem langweiligen Sport wie Langstreckenlauf hört man viel in seinen Körper. Aber die Signale sind eben nicht immer eindeutig. Ich bin auch schon mit einer glänzenden Laufzeit aber einem BZ von 30 ohne Hypo-Symptome über die Ziellinie eines Laufwettbewerbs gekommen. Und sowas ist (ungewollt) riskant. Auch wenn bisher immer alles gut gegangen ist, weiß ich genau, dass es auch mal schief gehen kann (wird). Und das möchte ich vermeiden ...und natürlich trotzdem mit dem ganzen Freizeitsportler-Überehrgeiz den ich habe die Läufe immer schneller/krasser/geiler bewältigen. :) :)

  • Ja, das Ergebnis war wie gesagt optimal.
    Aber die Frage war ja nach dem Risiko. Ich finde das kann man nicht danach beurteilen ob etwas funktioniert hat oder nicht.
    Man kann bei rot über die Ampel laufen - Auch wenn man dann nicht plattgefahren wurde war es trotzdem riskant.
    Oder seine gesamten Ersparnisse in Las Vegas auf rot setzen - Auch wenn man gewinnt war das Risiko alles zu verlieren trotzdem da.
    Anderseits kann man trotz aller Vorsicht vom Blitz getroffen werden, trotzdem wäre dieses Risiko sehr klein - das ist dann Pech.
    (Die Vergleiche sind alle blöd, aber so als Unterscheidung zwischen "alles ging gut" und "wie gross war das Risiko")
    Man muss ja auch nicht gleich umklappen, auch eine nur leichte UZ welche Wettbewerb die Zeit versaut ist ärgerlich.


    Zitat

    Ich möchte mir in diesem Thread eben die "Absolution" von euch holen :)

    ich dachte die neue Bestzeit abfeiern lassen ;)

  • Ja, kann (könnte) man natürlich. Ich hätte ein paar fadenscheinige Ausreden, warum ich es nicht getan habe... :thumbdown: Wie fast immer gilt auch hier: So ein (funktionierendes) CGMS das einfach im Hintergrund alles mitloggt wär' scho' a feine Sach'. :)


    Wurstkuchen, genau das ist ja meine Frage: Gibt es nicht Gründe dafür, 30 Minuten nach einer Hypo keinen Sport zu machen?
    Ist der BZ vielleicht zu instabil? Gibt es eine Art "bounce back", nur eben in die entgegengesetzte Richtung? Also, kann die körperliche Aktivität den gewünschten BZ-Anstieg nach 30 Minuten derart bremsen, dass die Gefahr einer (weiteren) Hypo gefährlich hoch und ein Start damit zu riskant ist?
    Das sind so meine Gedanken weswegen ich dieses Thema eröffnet habe.


    Pelzlöffel
    Ja, natürlich: Was sagt ihr dazu, dass ich im Winter meine persönliche HM-Bestzeit beinahe eingestellt habe? Trotz vorangegangener Hypo! Huldigt mir, feiert mich, bringt mir Opfergaben dar! :king::nummer1::party:
    Den Ampel-Vergleich finde ich super! Das habe ich ja auch im vorigen Post geschrieben: Vielleicht habe ich bisher einfach nur Glück gehabt, dass mir hypo-mäßig bisher noch nie etwas passiert ist. Daher frage ich ja auch, ob mein Verhalten nicht zu riskant war/ist.

  • Mal eine Frage.....Pumpenträger besonders mit CGM, last Ihr während eines Laufes oder Fahrradtour (volle Belastung) das Zeug dran ?
    Habe beim Fussballtraining Pumpe und CGM immer dran gelassen aber das ist total beschi…en.
    Würde mal interessieren wie Ihr das macht !


    Gruß Steffen

  • Ich stelle für mich immer die Frage: was ist den schlimmer:
    mal einen Hypo beim Sport riskieren und keinen Sport zu treiben. Da nehme ich
    doch für mich lieber die Sportvariante. Ich weiß mit welchem BZ ich loslaufe,
    habe Traubenzucker und Handy dabei Und 30 Minuten nach Hypo sollte man sich
    eigentlich soweit wieder erholt haben! Und wirklich eine Sicherheit gibt es nicht…. dafür steht alt
    auch der Diabetes ….. leider

  • Klar ist das Vorgehen riskant, wenn auch nachvollziehbar. Ich mache es ähnlich, es kommt hier halt echt auf Erfahrungen an. Und ich hab teilweise dann das Libre dran zur Sichherheit. Das Problem ist halt, dass teilweise die Glykogenspeicher wieder aufgefüllt werden müssen, die durch ne Hypo leer sind.


    Das zweite Problem ist, dass durch diese Schwankungen Unruhe reinkommt.


    Und ganz ehrlich, dann läuft man halt mal nicht mit, hat aber die Chance auf den nächsten Lauf. Besser als wenn es einmal eben nicht gut geht und Du gar nicht mehr läufst ;-)


    Wichtig ist halt, nicht zuviele Hypos oder Hypo-nahe Werte in kurzer Zeit mitmachen, daran gewöhnt sich der Körper und die Signale werden schwacher.


    Und wir alle wissen ja, dass bei Sport auch geschwitzt wird und teilweise die Symptome für Hypos nicht so einwandfrei erkennbar sind ;-)


    Ich kann Dein Verhalten persönlich nachvollziehen, habe es ähnlich gemacht, ich achte drauf, dass wenn das mal vorkommt, sich das nicht wiederholt und vorher schon für entsprechende Werte sorge. Halt ne Stunde vorher messen und gucken wo die Reise hingeht.


    Wichtig ist aus meiner Sicht eben regelmäßig den BZ zu checken, da empfiehlt sich natürlich CGM/FGM.


    Immer dran denken, mal 80-100 übern Normwert ist ok, aber 80-100 unterm Normwert.....