Ohne Ahnung mit Lantus ins Wochenende

  • Die Ernährungstante dort war so ein Körnerspatz, nichts gegen Leute, die sich nur von Körnern ernähern, aber bitte nicht anderen aufzwängen!!! Die wollte mich mit aller Gewalt in einen festen Essensplan für T2 zwängen. Als ich dann meine, dass ich als Soldat meine 3000 kcal/Tag brauche, sollte ich diese durch die entsprechende Portionen zu mir nehmen, und zwar nur beim Mittagessen. Was das in Kartoffelbrei ist, kann sich jeder mal selbst vorstellen. Nach einer Woche durfte ich auch da die Ernährungsberaterin wechseln, mit der zweiten ging es dann.


    Spitze. Ich durfte meine Ersteinstellung über Weihnachten auf einer ganz gewöhnlichen, aber furchtbar überbelegten und unterbesetzten Station für innere Medizin durchleben (nix Diabetologie). Die Assistenzärzte haben reihenweise Insulindosierungen an mir ausprobiert.
    Die Diabetesberaterin konnte auch nur die Ernährungspyramide. Eine Assistenzärztin hat mir empfohlen, mich doch mal aufs Trimmrad zu setzen (ich hatte Untergewicht wegen des verschleppten Diabetes, war aber einen Abend zuvor noch ahnungslos beim Sport gewesen). Desweiteren gab nur Diätfutter, jeden Tag ein gruseliges, völlig geschmackloses Fleischgericht, weil das ganze Fett am Essen eingespart war. :wacko: Ich hab dann drum gebettelt, wenigstens zwischendurch mal was vom normalen Speiseplan essen zu dürfen.
    Und das war das Jahr 2009. Kommt mir inzwischen selbst vor wie ein schlechter Witz.



    So ich noch erwähnen, das ich obwohl ich von Anfang an und zwar dreimal um psychologische Betrueung gebeten habe, und keine erhalten habe?

    Lass stecken... ;)
    Soweit war ich gar nicht. Ich wollte einfach nur da raus.

    So ein Saftladen. Keine eigene Unfähigkeit eingestehen, das falsche Personal bzw. falschgeschulte Personal und wenn ein Patient selbstständig um Hilfe oder eigene Versorgung bittet, ihn komplett ignorieren.

    Das Problem ist, dass man vorher wissen müsste, dass es dafür gute Krankenhäuser mit guten Diabetologien gibt. Das hätte dann alles richtig ordentlich laufen können. Aber wenn man vom Hausarzt wegen, sagen wir mal, Nichtspezialisierung, einfach irgendwohin geschickt wird, hat man echt Pech. Und meine Hausärztin war weiter der Ansicht, dass sie so einen Diabetes ja auch dauerhaft selber hinkriegt.


    Das beunruhigt mich am deutschen Gesundheitswesen: es ist fast egal, was los ist - wenn man nicht selber sofort einsteigt und sich kümmert, ist es reine Glückssache, wie gut man behandelt wird. Was machen nur all die alten und/oder nicht so medienkompetenten Leute, die sich nicht mal eben irgendwas zusammenkugeln können?



    Lg Hubi

    "Sing this corrosion to me!"

    (Stoßseufzer eines unbekannten Seglers)

  • Die Eingangsgeschichte (Spritzen ohne Nadeln) finde ich super krass, ein paar der anderen Erlebnisse auch. :pupillen: Da bin ich froh, daß ich verantwortungsvolleren Leuten in die Hände gefallen bin. In dem Krankenhaus, in dem ich war, haben sich alle sehr viel Mühe gegeben und die Diabetesberaterin hat mir gesagt, daß sie grundsätzlich niemanden entlassen, der das mit der BE-Berechnung und dem Spritzen an sich nicht verstanden hat. Ich habe sogar Einzeluntericht bekommen, weil ich der Einzige neu-Typ1er war. Zusätzlich gab es auch noch eine Ernährungsberaterin, die z.B. beim Frühstück rein kam und mich gefragt hat, wie viele BEs denn meiner Meinung nach auf dem Tablett versammelt wären und die auch sonst gute Ratschläge gegeben hat. Das direkte Gegenteil zu den geschilderten Fällen.

    -Please stand by-

  • Schön zu lesen, dass es manchmal (vielleicht sogar häufig?) auch richtig gut läuft.


    Dennoch bin ich froh, dass ich 'nur' einen Typ 2 habe und meine Herzdame damals in der knappschaftlichen Rehaklinik Bad Neuenahr so gut eingestellt und vorbildlich geschult wurde. So konnte ich mich lang genug im Vorfeld mit der Thematik beschäftigen. Wurde also nicht, wie die meisten von euch, schlagartig ins kalte (Insulin-)Wasser geworfen, sondern konnte den Zeitpunkt mehr oder weniger selbst bestimmen. Glück im Unglück halt.


    Begeistert hat mich, wie absolut cool meine langjährige Hausärztin da reagiert hat. Das letzte HbA1c wurde mit 8,8 % bestimmt und brachte für mich das Fass zum überlaufen. Klassischer Weise wäre der nächste Schritt die CT gewesen. Diese Mischinsulingeschichte mit festen Essenszeiten wollte ich erstens aber keinesfalls und hätte zweitens auch arbeitsbedingt nicht funktioniert. Also hab ich mir die passenden Argumente zurecht gelegt, die nach meiner Meinung einen direkten Sprung in die ICT rechtfertigen müssten, bin zu meiner Ärztin und gleich mit der Tür ins Haus gefallen: "Bei diesen Werten kommen wir doch mit den Tabletten nicht weiter. Ich möchte gern auf ICT umstellen." Hihi, es geht doch nichts über klare Fronten, damit man weiß, wo man kämpfen muss. Geistig wie gesagt auf Widerstand eingestellt kam ohne Zögern die Antwort "Klar, können wir machen, was soll ich Ihnen denn aufschreiben?" Hä? Was? Wie bitte? Ich konnte es nicht glauben! Na gut, hab dann leicht irritiert meine Wünsche geäußert. Was soll ich sagen, nach 10 Minuten waren mein Rezept und ich wieder draußen mit dem verabschiedenden Hinweis "Aber gehen Sie's ruhig an. Ich war gerade am Wochenende bei einem Notfall, wo ich sämtliche Glukose, die ich im Auto hatte, gebraucht habe, um die Dame wieder ins Bewusstsein zurück zu bekommen."


    Die Frau schafft es immer wieder, mich zu überraschen.


    Liebe Grüße vom Arbyter

    Das Leben ist zu kurz für ein langes Gesicht!