Preis Insulin 100% Wirkstoff Überschlagsrechnung für U100

  • Da ist sie wieder: die typisch deutsche angst und empörung, jemand könnte zu viel verdienen.


    Dabei sollten wir eigentlich alle froh sein, dass die Hersteller gut für ihr Insulin bezahlt werden. Dann nur so ist sichergestellt, dass a) ausreichend Insulin produziert wird und b) ein Anreiz besteht, sinnvolle neue Insulinpräparate zu entwickeln, mit denen man Marktanteile gewinnen kann.


    Einfach mal die Neidbrille abnehmen Und die Gönn-Brille aufsetzen. Dann klappt‘s auch mit dem Nachbarn.

  • Ich finde das erschreckend wenn da Beträge berechnet werden ohne Verständnis der Herstellung.

    Wenn man z. B. Anlagenkosten, Entwicklungskosten, Zulassungskosten, weitere Materialien so einfach mit 0 ansetzt welche definitiv nicht 0 Euro kosten, Vertriebskosten, ..... nicht berücksichtig dann wird das halt nichts.

  • Zu den tatsächlichen Herstellkosten habe ich keine belastbaren Informationen (außer der 2018 Studie, siehe oben). Ich habe nie behauptet, daß Anlagen/Zulassungskosten usw. "Null" sind. Meine einzige Annahme war, daß der Wasser+Konservierungsstoff-Anteil kostentechnisch gegenüber dem Insulin zu vernachlässigen ist.


    Meine Haupt-Erkenntnis ist, daß offenbar der Abgabepreis bezogen auf 100% Insulin-Wirkstoff etwa Faktor 10 teurer gegenüber dem heutigen Goldpreis ist. Das ist erstmal nur ein Fakt basierend auf der sattelfesten Überschlags-Rechnung, siehe oben. Zumindest bei den Kosten für Wasser/Salz/Konservierungsstoff-Anteile im Insulin werdet ihr mir rechtgeben müssen, daß diese Rohstoffe pro kg deutlich weniger als Gold kosten. Daher meine ich, daß die Rechnung absolut OK ist.


    Ich akzeptiere ja auch, daß die übrigen Herstellkosten mit allem "drum + dran" tatsächlich sehr, sehr hoch sind. Sie mögen ja in der Größenordnung von Gold sein. Was ich nicht OK finde, ist daß der Insulin-Abgabepreis in den letzten 20 Jahren unverändert geblieben ist. Warum? Die Verfahren wurden bezüglich Raum/Zeit-Ausbeute und durch Massenproduktion optimiert, d.h. die Kosten wurden erheblich gesenkt. Ein Großteil der Anlagen ist abgeschrieben. Forschung/Entwicklungs+Zulassungskosten auch für gescheiterte Insulin-Derivate sind ebenfalls zu erheblichen Antelien über die Jahrzehnte wieder "reingeholt worden". Trotzdem wird Insulin offenbar bis heute nicht günstiger. Ich gönne den Pharmakonzernen auch gerne eine ordentliche Marge, das ist auch nicht mein Punkt. Ein normaler Wettbewerb müßte aber sinkende Preise bewirken - das findet aber nicht statt.


    Ich mache mir Sorgen um unsere Gesundheitskosten - wie man sieht steigen unsere Krankenversicherungs-Abgaben überproportional immer weiter und das hört nicht auf. Das hat "gute" Gründe wie der demographische Wandel und auch hochwertigere neue Medikamente. Jedoch ist Insulin ein tolles Beispiel, wo die Kosten ganz sicher gesunken sind und weiter sinken -> trotzdem sieht man das nicht am Insulin-Abgabepreis. Das erscheint mir nicht OK. Wenn es in diesem Markt aufgrund nicht funktionierendem Wettbewerb niemals sinkende Preise gibt - dann ist das unser aller Problem, denn wir müssen das ja bezahlen. Früher oder später werden unsere Diabetes-Versorgungskosten nicht mehr wie heute "fast 100%" von der Krankenkasse übernommen - also bekommen wir "weniger Leistung", was auch immer das dann konkret bedeutet. Aber das ist dann ein ganz anderes Thema und hier eigentlich "Off Topic". Hier ging es mir nur um die Rechnung "Was kostet 100% Insulin-Wirkstoff" und das können wir hier gern weiterdiskutieren ;-)

  • Ich sehe das das deutsche System für die Kosten für Medikamente vollkommen unbekannt ist. Weil die Preise für Medikamente fest verhandelt sind lassen sich diese gar nicht für die Rückrechnung von Materialkosten verwenden.
    Und im Verhältnis zu anderen Medikamenten kostet das Insulin etwas mehr aber es gibt genug Medikamente welche sehr viel teurer sind.