Dia-Doc schlecht auf NIS/FIT zu sprechen

  • Ich war kürzlich bei einem neuen Diadoc.

    Er checkte mich gründlichst (Utraschall von Bauchorganen, Schilddrüse, Ruhe- /Belastungs-EKG, Labor) und war etwas entsetzt, daß ich bisher größtenteils beim Hausarzt war.
    Er gefiel mir eigentlich ganz gut, aber.

    Ich erwähnte, daß ich Anfang der 90er nach der Methode von Frau Dr. Kinga Howorka NIS/FIT erlernte.
    Das passte ihm gar nicht. Dieses ständige i.m. spritzen.... Er möchte gar nicht wissen, wieviele Patienten deswegen in Hypos gelandet sind!

    Ich habe mir daraufhin alte Tagebücher angesehen und viele i.m. Einträge gefunden. hypo bin ich deswegen nicht geworden. Ich hab´s damals auch irgendwann wieder sein lassen, weil´s nicht alltagstauglich und von entsprechendem Nutzen war. *autsch*

    Haben Eure Diadocs auch Allergien gegen ihre eigenen Kollegen?

  • Zitat von Bratbäcker;36696


    Ich habe mir daraufhin alte Tagebücher angesehen und viele i.m. Einträge gefunden. hypo bin ich deswegen nicht geworden. Ich hab´s damals auch irgendwann wieder sein lassen, weil´s nicht alltagstauglich und von entsprechendem Nutzen war. *autsch*


    Ist möglicherweise auch besser es zu lassen. Es gibt da nämlich unterdessen auch Aussagen, dass i.m. (intramuskuläre) auf Dauer zu Gewebeschäden des Muskels führt.

    Zitat


    Haben Eure Diadocs auch Allergien gegen ihre eigenen Kollegen?

    [/quote]
    Das findet man schon öfter mal. :teufel:


    Wobei ich es schon seeehr bedenkenswert finde, dass viele Zusammenhänge, die ich als von mir nachvollzogene Basics akzeptiere, hier da oder dort noch nicht mal bekannt sind. :frown:


    Als Beispiel nur mal das Aufstehinsulin, auch Gupf genannt.


    Gruß
    Joa

  • Ich finde es schon komisch, wenn das Werk dieser Dame auf i.m. reduziert wird.

    Gupfs und die ganzen Rechenarten sind heutzutage gang und gäbe. Die Pumpe gibt den Gupf ja automatisch. Da kräht kein Hahn. Das ist selbstverständlich, aber wenn man den beim Spritzen extra abgibt, soll´s was anderes sein?! :rolleyes:

    Diese Frau hat damals ein System geschaffen, Insulindosen berechenbar zu machen. Die meisten haben es in irgendeiner Form gekupfert und umgetauft (Intensivierte Konventionelle Insulintherapie).

  • Zitat von Bratbäcker;36701

    Ich finde es schon komisch, wenn das Werk dieser Dame auf i.m. reduziert wird.

    Gupfs und die ganzen Rechenarten sind heutzutage gang und gäbe. Die Pumpe gibt den Gupf ja automatisch. Da kräht kein Hahn. Das ist selbstverständlich, aber wenn man den beim Spritzen extra abgibt, soll´s was anderes sein?! :rolleyes:

    Diese Frau hat damals ein System geschaffen, Insulindosen berechenbar zu machen. Die meisten haben es in irgendeiner Form gekupfert und umgetauft (Intensivierte Konventionelle Insulintherapie).


    ich hab mir das buch von ihr auch durchgelesen und bin der meinung, das z.b. die ICT genau das gleiche ist wie die sogenannte FIT. also warum sich ein doc darüber aufregt kann ich garnicht verstehen, und das i.m. spritzen ist ja nicht hauptbestandteil der therapie mit FIT, sondern nur ein teil der therapie. das mit dem morgengupf ist doch eine sinnvolle sache für welche die ihn wirklich brauchen, ist doch bei jedem unterschiedlich würde ich sagen. ich z.b. gebe mir keinen, da ich eigentlich immer direkt nach dem aufstehen frühstücke, wenn nicht, dann weil ich noch im bett liegen bleibe und das ist ja kein aufstehen.

  • Zitat von Bratbäcker;36701

    Ich finde es schon komisch, wenn das Werk dieser Dame auf i.m. reduziert wird.


    Meinst Du jetzt meinerseits oder vom neuen Doc?
    Wenn Du den Doc meinst fände ich seine Meinung nicht substantiiert.
    Alleine die (vielleicht sogar fragliche) Schnelligkeit und Hypogefahr von i.m. zu bekritteln lässt die Abwägung vermissen, wo es genau auf die Schnelligkeit ankommen könnte.


    Allerdings steht für gesicherte Schnelligkeit und Berechenbarkeit die i.v. (intravenöse) Injektion hilfreich zur Wahl.


    Zitat


    Gupfs und die ganzen Rechenarten sind heutzutage gang und gäbe.

    Wahrlich nicht überall. :confused:

    Zitat


    Die Pumpe gibt den Gupf ja automatisch.

    Die Pumpe ist für einen automatischen Gupf (Gupf in der Basalrate) leider ziemlich unpassend. Besser als Bolus auf der Bettkante!


    Zitat


    aber wenn man den beim Spritzen extra abgibt, soll´s was anderes sein?!

    Jein! :biggrin:


    Wenn der Gupf (das Aufstehinsulin) zeitlich deutlicher mit dem Frühstücksbolus differiert, ich hab mich erst mal für ca. => 30 Minuten entschieden, kommt es zur 'Insulinresistenz', wenn der Gupf nicht durch das Basalinsulin gedeckt ist. Und das ist nach keinem mir bekannten Wirkverlauf von Basalinsulinen zu erwarten.


    Dann muss imho der Gupf zeitnah zum Aufstehen auch gesondert gegeben werden.



    Btw.: Unschädlich auch mal kurz aufstehen, zum Klo gehen und dann weiter poofen.


    Zitat


    Diese Frau hat damals ein System geschaffen, Insulindosen berechenbar zu machen. Die meisten haben es in irgendeiner Form gekupfert und umgetauft

    Jaaa, wir lieben unsere ErleuchterInnen! Zu Recht!
    Genial, wenn sie auch noch voneinander lernen können.


    Gruß
    Joa

  • Zitat von Ben;36703

    das mit dem morgengupf ist doch eine sinnvolle sache für welche die ihn wirklich brauchen, ist doch bei jedem unterschiedlich würde ich sagen.


    Das hab ich bis vor zwei Jahren auch so gedacht.
    Es trifft so aber nicht zu. Den Insulinbedarf für hormonelle Ausschüttungen und Abläufe im Zusammenhang mit dem Aufstehen hat jeder Mensch.
    Einer mehr, einer weniger viel. Standard lt. Teupe zwischen 0,5 und 4 IE.
    Bei mir passen z. B. meist 1,5 IE gut (Tagesgesamtbedarf zwischen 30 und 50 IE, je nach 'BE', Resistenzen und Rezeptorregulation).


    Gruß
    Joa

  • Zitat von Joa;36710

    Meinst Du jetzt meinerseits oder vom neuen Doc?
    Wenn Du den Doc meinst fände ich seine Meinung nicht substantiiert.
    Alleine die (vielleicht sogar fragliche) Schnelligkeit und Hypogefahr von i.m. zu bekritteln lässt die Abwägung vermissen, wo es genau auf die Schnelligkeit ankommen könnte..


    Meinte den Doc. :wink:

    Zitat

    Allerdings steht für gesicherte Schnelligkeit und Berechenbarkeit die i.v. (intravenöse) Injektion hilfreich zur Wahl..


    Habe ich auch ausprobiert, obwohl wir damals in der Schulung nichts darüber lernten. War mir zu unpraktikabel und irgendwie unheimlich. Hab´s nur ein paarmal gemacht.

    Ist der Gupf der morgendliche Mehrbedarf? *schonsolangeher* oder gibt man den zusätzlich, wenn man aufsteht. Wäre dann auch bei der Pumpe nötig.

  • Ach Joa, wie ist das mit den Resistenzen?? *nochnichtbeiTeupewar*

    Zitat von Joa;36710

    Wenn der Gupf (alternativ das Aufstehinsulin) zeitlich deutlicher mit dem Frühstücksbolus differiert, ich hab mich erst mal für ca. => 30 Minuten entschieden, kommt es zur Insulinresistenz, wenn der Gupf nicht durch das Basalinsulin gedeckt ist.


    Warum kommt es zur 'Insulinresistenz', wenn zuviel Zeit zwischen den Insulingaben besteht? Verstehe ich jetzt nicht ganz.

  • Zitat von Bratbäcker;36713


    Ist der Gupf der morgendliche Mehrbedarf? *schonsolangeher* oder gibt man den zusätzlich, wenn man aufsteht. Wäre dann auch bei der Pumpe nötig.


    Aufstehinsulin hat mit Aufstehen zu tun. Da gibt es homonelle Ausschüttungen, die völlig unabhängig von sonstigen Insulinbedarfen einer Abdeckung bedürfen.


    Ich habe da das Aldosteron aus dem RAAS (Renin-Angiotensin-Aldosteron-System) im Plan. Es ist aber schnuppe ob das, oder sonst was.


    Seitdem ich vor zwei Jahren das Aufstehinsulin/den Gupf als eigenen Bolus eingebaut habe, läuft der Vormittag handzahm.
    Achterbahnabstürze des 'BZ' am Vormittag oder frühen Nachmittag gibt es nicht mehr! Und dazugehörend auch nicht mehr überzogene IE/BE Verhältnisse in der Früh, oder überzogene Korrekturmengen des Insulins.


    Gruß
    Joa

  • Zitat von Bratbäcker;36717


    Aber die Insulinresistenz?


    .. tritt bei etlichen insulinbedürftigen Hormonen auf, wenn zu ihrem wirksamen Erscheinen im Stoffwechsel die angemessene Insulinversorgung fehlt!


    Wirkung geht über vielleicht 5 bis 6 Stunden, dann lässt die Resistenz wieder nach, und der BZ schießt ggf. nach unten.


    Das macht es im Vormittagsbereich ggf. spannend zu differenzieren, wo Aufstehinsulin oder Basalversorgung für DAWN-Hormone gefehlt haben, oder wo vielleicht auch tiefere Unterzuckerungen im Schlaf Hormonausschüttungen mit kontrainsulinärer Wirkung verusacht haben könnten.


    Gruß
    Joa

  • Zitat von Bratbäcker;36714

    Ach Joa, wie ist das mit den Resistenzen?? *nochnichtbeiTeupewar*


    Warum kommt es zur Insulinresistenz, wenn zuviel Zeit zwischen den Insulingaben besteht? Verstehe ich jetzt nicht ganz.


    Vielleicht etwa so zu verbildlichen? :
    Der Kreislauf der Aufstehhormone startet beim Aufstehen, vielleicht in Teilen auch verzögert (Toleranzzeit für nächtlichen Pipi-Gang).


    Wenn es an 'Insulin' zum erforderlichen Zeitpunkt fehlt, werden sie nicht zweckmäßig verwendet, sondern verstopfen in den Zellen die Wege, auf denen neue Glukosetransporter entstehen sollen?


    Bis die Müllabfuhr sie abgeräumt hat dauert es einige Zeit, während derer es einfach in der Blutzuckerkurve zu stinken beginnt.


    Gruß
    Joa

  • Zitat von Bratbäcker;36722

    Woher weis ich, daß eine Resistenz da ist oder war?


    Da täte ich erst mal denken daran, dass Du mehr Insulin brauchst als normal. Kann natürlich auch sein, dass Du insulinresistente Tageszeiträume hast, die Du mit Workaround-Insulin irgenwie überbrückst, meist dann halt mit seltsamen Schwankungen der Empfindlichkeiten im 'BZ' und/oder Insulinbedarfsverlauf.


    Zitat


    Bei Ketonen kann ich immer mal Pinkelprobe machen.


    Hast Du öfter mit Ketosen zu kämpfen?
    Dann wäre bei Dir schon der Wurm drinne.


    Gruß
    Joa

  • Zitat von Steph;36723

    Namd,
    kann mir nur mal eben fix erklären, was die FIT-Thera für ein Spritzschema hat?


    Glaub zwar nicht, dass es Dir hilft, aber gerne:


    Ein Schema, dass dem physiologisch bedingten Insulinbedarf gerecht wird.
    Also sowas wie eine ausgefeilte 'ICT'.
    :yes:


    Soweit die fixe Erklärung. ;-)


    Etwas ausgeführter gesagt:


    Frau Dr. Kinga Howorka, selber Diabetikerin, hat das Konzept entwickelt.
    Sie gilt in Österreich vielen DiabetikerInnen als "die Howorka".


    So wie in D Herr Dr.Teupe für viele DiabetikerInnen als "der Teupe" gilt.


    Gruß
    Joa

  • ... und zur Akürzung "FIT": Funktionelle Insulin Therapie (und NIS: Nahezu normale 'Insulin' Substitution); ist in etwa das, was heute meist mit ICT bezeichnet wird, also essen und spritzen wann und wieviel man will (nahezu). Das Howorka Buch arbeite ich übrigens gerade selbst wieder durch, gefällt mir (und gefiel mir immer) richtig gut.
    Schönen Tag, Jürgen


  • Mensch Joa, ich bin recht beeindruckt! Du spielst da bereits mit recht ausgeklügelten molekularen Vorstellungen! Von einem Gupf habe ich in meinen Schulungen nie etwas gehört. Den entsprechenden Hinweis habe ich erst in einem Buch gefunden (Jäckle et al. - Gut leben mit Typ1-Diabetes - Urban & Fischer - 6. Aufl. 2007). Zur Begründung der Notwendigkeit eines "Gupfes" wird laut der Autoren neben einer allgemein formulierten hormonell bedingten Stoffwechsellage auch eine Lücke in der Basal-Versorgung in Erwägung gezogen. Da muss jeder sehen was bei Ihm eher wahrscheinlich ist. Ich halte es seit dem so, dass ich in Abhängigkeit vom "Aufwachwert" entscheide ob und wie viel Analog-Insulin es als einen Gupf gibt. Dabei folge ich einem rein intuitiv entworfenem Schema:


    BZ-Wert <= 4.5 mM (82 mg/dl) - 0 IE
    BZ-Wert <= 5.0 mM (91 mg/dl) - 2 IE
    BZ-Wert <= 6.0 mM (109 mg/dl) - 3 IE
    BZ-Wert <= 7.0 mM (127 mg/dl) - 4 IE


    Meine BZ-Werte laufen seit dem über den Vormittag wesentlich runder. Dabei benötige ich bis jetzt über den Tag keines Basal-Insulins. Daher bin ich der Meinung, dass auf diesen Sachverhalt in den Schulungen hingewiesen werden sollte.


    Jens

    Wer sich den Gesetzen nicht fügen will, muß die Gegend verlassen, wo sie gelten [Johann Wolfgang von Goethe].