Zu niedrige Werte mit Eigeninsulin

  • Hi,


    ich hab mir diese Woche mal Basaltests gegönnt, um meinem Diabetologen was Tolles bieten zu können... ;) Das Ergebnis hat mich überrascht.


    Es war wie folgt:
    Frühstücksauslasstest: Werte stündlich von 7 - 13 Uhr, Schwankungsbreite 77 -94 mg/dl. Alles prima.


    ABER:
    Mittagessenauslasstest: Werte stündlich von 11 - 17 Uhr. Frühstück um 8 Uhr mit etwas viel Bolus (liegt an dem Ausrutscher nach oben vom Vortag, Schwamm drüber, bzw. Saft drüber :o).
    11 Uhr: 60 -> + 1 BE Saft
    12 Uhr: 93
    13 Uhr: 89
    14 Uhr: 80
    15 Uhr: 69
    16 Uhr: 61, 4 IE Lantus
    17 Uhr: 63


    Spätestens ab 11-12 Uhr ist kein Fremdinsulin mehr da. Dieser Absacker nachmittags muss also vom Eigeninsulin bewirkt werden.
    Interessant finde ich, dass ein ähnlicher Effekt am Vormittag nicht eintritt. Auch die bei mir typischen niedrigen BZ-Werte vor dem Mittagessen sind dann nicht da. Diese etwas üppige Eigeninsulinausschüttung kommt also offenbar nur, wenn sie vorher von KHs angetriggert wird. Irgendwie zu gut gemeint.


    Hat jemand mit noch bestehender Eigeninsulinproduktion ähnliches beobachtet?


    Ciao, Hubi

    "Sing this corrosion to me!"

    (Stoßseufzer eines unbekannten Seglers)

  • Also ich hatte gestern auch schon nur mit Eigeninsulin einen BZ von 68.
    Hatte 4 Stunden vor dem Wert 6 BE Müsli gegessen;-)



    Grüße



  • Hallo Hubi,


    ich habe zwar keine Eigeninsulinproduktion mehr, würde aber einen Basalratentest nie mit einem so tiefen Wert (60 um 11 Uhr) beginnen, weil so ein BZ-Wert zu Beginn (und dein Saft) den Basalratentest verfälschen können. Lieber den BRT um einen Tag verschieben.

    Liebe Grüße
    butterfly



    "Insulin is a remedy primarily for the wise and not for the foolish, whether they be patients or doctors."
    Elliot Proctor Joslin, 1923 (Pionier der Insulintherapie)

  • ich hatte zu zeiten meiner restproduktion immer nachmittags die höchste eigenrate, eigentlich auch bis in den späten abend hinein, bin allerdings auch eine spät-viel-esserin, das lies sich also schlecht überprüfen. ich kann auf jeden fall sagen, dass ich mit 4-5E NPH am morgen lange jahre ausgekommen bin und auch ohne essen schön stabil geblieben bin. gerade menschen mit restproduktion neigen zu hohem dawn, bedeutet der basalbedarf sollte ca. zwischen 4 und 12 uhr am höchsten sein. dass die eigenproduktion durch essen stimuliert wird, ist selbstverständlich, bei mir traditionell eher durch langsame KHs, bzw. eiweiß/ fett kombination. habe z.B. für sahneeis nie spritzen müssen, bzw. bei gemüsevollkornreis mit ei angebraten oder vergleichbaren gerichten die erste ration humalog nach ca. 45 min, die zweite nach 90 min gespritzt, um nicht in die hypo zu knallen (ohne wirksames basal). lg, h

  • Hallo,

    Zitat von Hubi;294720


    Spätestens ab 11-12 Uhr ist kein Fremdinsulin mehr da. Dieser Absacker nachmittags muss also vom Eigeninsulin bewirkt werden.


    stellt sich die Frage, ob das wirklich als "Absacker" angesehen werden kann.
    Mal völlig von Messtoleranzen der Geräte absehend, ist ein 60er Wert beim Nichtdiabetiker durchaus noch im Toleranzrahmen der Normoglykämie.


    Bei langsam sinkenden Werten oder stabil stehenden, arbeitet die glucohomöostatische Gegenregulation auch bei 60 noch auf sehr niedrigem Level und kontert ggf. nur mit kleinen Portiönchen Adrenalin. Tatsächliche 60 mg/dl sind weder in arteriellem, und erst recht in venösem Blut kein Unterzucker.

    Zitat

    Interessant finde ich, dass ein ähnlicher Effekt am Vormittag nicht eintritt. Auch die bei mir typischen niedrigen BZ-Werte vor dem Mittagessen sind dann nicht da. Diese etwas üppige Eigeninsulinausschüttung kommt also offenbar nur, wenn sie vorher von KHs angetriggert wird.


    Da mag der > Inkretin-Effekt < dahinter stecken. Die Freisetzung/Bildung von Inkretinen (Darmhormone) wird durch Nahrungszufuhr getriggert. Wobei nicht nur KH als Trigger wirken. Die Inkretine regen nicht nur die Beta-Zelle an fertig gespeichertes > Insulin < abzugeben (deutlich abhängig vom vorhandensein eines Glucosereizes), sondern verstärken auch die Fähigkeit der Betazelle die Insulinvorstufe "Proinsulin", durch Abspaltung des C-Peptids, in fertiges und funktionsfähiges Insulin umzuwandeln (siehe auch medikamentöse Wirkung von Byetta, Victoza oder Januvia beim Typ 2).


    Wird die Spaltungskapazität der Betas "überfordert" sekretiert die Zelle, ohne Zwischenspeicherung, in erhöhtem Maß die Insulinvorstufe "Proinsulin" direkt in den Stoffwechsel.
    Es mag sein, ich halte es sogar für wahrscheinlich, dass es ab einem gewissen Überforderungsgrad der Produktionsleistung der Betas auch beim Typ 1, insbesondere in der auslaufenden Remission, dazu kommen kann, dass der Sekretionsreiz in den Betas nicht ausreichend abgebaut werden kann, so dass es zu einer verlängerten Sektretion kommen könnte. Also dass die Betas weiter Insulin und Proinsulin abgeben, obwohl der BZ dazu keinen äußeren Reiz mehr liefert. Was man beim Typ 2 Diabetes als Sekretionsstarre mit weit nach einer Mahlzeit auftretenden hypoglykämischen Episoden kennt.


    Ein Bisschen was an Gedankenauswalzung in die Richtung findest Du z.B. > hier <.


    Gruß
    Joa

  • Moins,


    Zitat von Joa;294757

    Hallo,


    stellt sich die Frage, ob das wirklich als "Absacker" angesehen werden kann.
    Mal völlig von Messtoleranzen der Geräte absehend, ist ein 60er Wert beim Nichtdiabetiker durchaus noch im Toleranzrahmen der Normoglykämie.


    Bei langsam sinkenden Werten oder stabil stehenden, arbeitet die glucohomöostatische Gegenregulation auch bei 60 noch auf sehr niedrigem Level und kontert ggf. nur mit kleinen Portiönchen Adrenalin. Tatsächliche 60 mg/dl sind weder in arteriellem, und erst recht in venösem Blut kein Unterzucker.


    Ja, deshalb habe ich es auch ein wenig ausgesessen, weil ich mir dachte, dass ohne Fremdinsulin eigentlich keine echte Hypo draus werden kann und ich wissen wollte, wie weit das wohl runter gehen würde.
    Nur ist 60 zumindest bei mir kein Wohlfühlwert (eher so Modell "nasser Waschlappen") und wenn man etwas mehr in Aktion kommt, meldet sich gleich die Gegenregulation.


    Zitat von Joa;294757


    Da mag der > Inkretin-Effekt < dahinter stecken. Die Freisetzung/Bildung von Inkretinen (Darmhormone) wird durch Nahrungszufuhr getriggert. Wobei nicht nur KH als Trigger wirken. Die Inkretine regen nicht nur die Beta-Zelle an fertig gespeichertes > Insulin < abzugeben (deutlich abhängig vom vorhandensein eines Glucosereizes), sondern verstärken auch die Fähigkeit der Betazelle die Insulinvorstufe "Proinsulin", durch Abspaltung des C-Peptids, in fertiges und funktionsfähiges Insulin umzuwandeln (siehe auch medikamentöse Wirkung von Byetta, Victoza oder Januvia beim Typ 2).


    Wird die Spaltungskapazität der Betas "überfordert" sekretiert die Zelle, ohne Zwischenspeicherung, in erhöhtem Maß die Insulinvorstufe "Proinsulin" direkt in den Stoffwechsel.
    Es mag sein, ich halte es sogar für wahrscheinlich, dass es ab einem gewissen Überforderungsgrad der Produktionsleistung der Betas auch beim Typ 1, insbesondere in der auslaufenden Remission, dazu kommen kann, dass der Sekretionsreiz in den Betas nicht ausreichend abgebaut werden kann, so dass es zu einer verlängerten Sektretion kommen könnte. Also dass die Betas weiter Insulin und Proinsulin abgeben, obwohl der BZ dazu keinen äußeren Reiz mehr liefert. Was man beim Typ 2 Diabetes als Sekretionsstarre mit weit nach einer Mahlzeit auftretenden hypoglykämischen Episoden kennt.


    Ein Bisschen was an Gedankenauswalzung in die Richtung findest Du z.B. > hier <.


    Danke für die vielen Infos, das ist ziemlich interessant! :)


    Ich hab mich mal für den Inkretineffekt entschieden.
    Einiges Nachdenken über mein früheres Leben hat mich daran erinnert, dass mir schon früher nach KH-reichen Mahlzeiten der Nüchtern-BZ ein paar Stunden später ziemlich niedrig gerutscht ist. Das führte manchmal (vermutlich je nach Glucose-Verbrauch) bis hin zu Hypo-Symptomen (wirklich). War im Nachhinein betrachtet ne super Übung für den DM... :11weinen2:
    Daraus schlussfolgere ich, dass mein Körper einen ziemlich sportlichen "Sollwert" für die BZ-Einregelung hat, was ja nicht schlimm ist, aber bei gleichzeitiger Insulintherapie beachtet werden sollte.


    Danke nochmal und schönen Sonntag, Hubi

    "Sing this corrosion to me!"

    (Stoßseufzer eines unbekannten Seglers)