Frage an die "alten Hasen" -wiegt oder schätzt Ihr Euer Essen noch?

  • Zitat von Surferin;316484

    Ich finde nur das amerikanische System ziemlich kompliziert, mit diesen Carb Percentages. Erstens kann ich mir die Carb Percentages nicht merken und zweitens die gr KHs dann nicht ausrechnen im Kopf.

    Auch durch mehrfaches Wiederholen wird es nicht richtiger. Die Aussage muss lauten: Die Rechnung ist ganz genau so leicht oder schwierig wie die Rechnung mit BE, denn es ist ein und dieselbe Rechnung.


    Dass einer nun an BE oder g KH gewöhnt ist, kann einen Ausschlag für das eine oder das andere Verfahren geben. Das hat aber mit dessen Kompliziertheit nichts zu tun. Für einen, der g KH und "carb percentages" (ich sag Massenprozente) gewöhnt ist, ist es ganz alltäglich. Und er findet diese Werte ja auch auf den allermeisten Lebensmitteln unmittelbar so aufgedruckt in g KH pro 100g - das sind Prozent, nichts weiter! Er hat ganz genau so viele Zahlen im Kopf wie jemand, der BE gewohnt ist - notwendigerweise! - nicht mehr und nicht weniger und auch nicht etwa krummere Werte, im Gegenteil, es sind meist ganzzahlige Angaben, die sich gut merken lassen. Milch hat 4.5%, Kartoffeln haben 15%, Nudeln üblicherweise 72%, Reis vielleicht 78% KH, daran ist überhaupt nichts schwierig oder geheimnisvoll. Das in BE pro 100g anzugeben, ist verwirrend.

  • Zitat von T.M.;316495

    Auch durch mehrfaches Wiederholen wird es nicht richtiger. Die Aussage muss lauten: Die Rechnung ist ganz genau so leicht oder schwierig wie die Rechnung mit BE, denn es ist ein und dieselbe Rechnung.


    Dass einer nun an BE oder g KH gewöhnt ist, kann einen Ausschlag für das eine oder das andere Verfahren geben. Das hat aber mit dessen Kompliziertheit nichts zu tun. Für einen, der g KH und "carb percentages" (ich sag Massenprozente) gewöhnt ist, ist es ganz alltäglich. Und er findet diese Werte ja auch auf den allermeisten Lebensmitteln unmittelbar so aufgedruckt in g KH pro 100g - das sind Prozent, nichts weiter! Er hat ganz genau so viele Zahlen im Kopf wie jemand, der BE gewohnt ist - notwendigerweise! - nicht mehr und nicht weniger und auch nicht etwa krummere Werte, im Gegenteil, es sind meist ganzzahlige Angaben, die sich gut merken lassen. Milch hat 4.5%, Kartoffeln haben 15%, Nudeln üblicherweise 72%, Reis vielleicht 78% KH, daran ist überhaupt nichts schwierig oder geheimnisvoll. Das in BE pro 100g anzugeben, ist verwirrend.


    was ist denn an 4.5% ganzzahlig?
    nachdem ich das hier alles durchgelesen habe, fällt es mir schwer wertungsfrei zu bleiben. sehr schwer.


    wenn du dein system so toll findest, werde glücklich damit.


    ich bin sehr objektiv daran gegangen und kann absolut KEINEN vorteil erkennen, was man für einen vorteil daran haben soll. es wäre höchstens DANN gleichwertig wenn alle so rechnen würden, was ja aber keiner tut - weil gerade leute, die nicht mehr so fit im kopf sind (dazu gehörst du ja natürlich nicht, das hast du ja hinreichend beschrieben...) eher ungern mit prozenten rechnen. und wenn ich eine absolute angabe, zb. für eine scheibe brot habe (1 scheibe brot, 50g, davon 15g KH) muss ich nix umrechnen. und auf 90% der deutschen lebensmitteln steht es eben nunmal so drauf. was soll man dann mit carb-percentages?


    das ist in etwa so, wie linux zu benutzen - nur weil windows ja etabliert ist.

  • Ich hab' da mal eine andere Frage :):

    Wie läuft es denn bei denjenigen in der Praxis, die mit 1,7 IE (oder ähnlich krummen Einheiten) pro BE eingestellt wurden.

    Das kann ich mir nur schwer ohne abwiegen vorstellen.

    Kann da das Leben noch Genuß sein? Ich meine, wenn man mit so einer strengen Einstellung schätzen muss und man haut daneben, sind die Werte doch gleich zu hoch und das erzeugt Frust.

    Für mich hört sich das irgendwie nach einer "Erbenszählerei-Einstellung" an.

    Aber ich lasse mich gerne eines besseren belehren.

    :)

    Gott schenkt dir ein Gesicht. Lächeln musst du selber.

  • Zitat von spuiter;316497

    was ist denn an 4.5% ganzzahlig?

    Ich schrieb "meist" und meinte sogar "allermeist".

    Zitat von spuiter;316497

    es wäre höchstens DANN gleichwertig wenn alle so rechnen würden, was ja aber keiner tut

    Nochmal erklär ich's nicht. Nur, es ist gestörte Wahrnehmung anzunehmen, BE seien der Weisheit letzter Schluss, BE seien auch nur halbwegs etabliert und alles andere seien unbedeutende Randgruppen. Gerademal im deutschsprachigen Raum rechnet man mit BE, aus einer historischen Entwicklung heraus, noch dazu mit verschiedenen Definitionen! Aber wir leben in einer globalisierten Welt. Deine Pumpe kommt aus China, demnächst nicht nur hinsichtlich ihres Produktionsstandortes, sondern auch hinsichtlich ihres vollständigen Designs, Dein Messgerät aus Taiwan, Dein Arzt aus der Slowakei und dessen Fachbücher aus Amerika, von Deinen Lebensmitteln mal ganz abgesehen. Sag Du mir, wie die deklarieren und rechnen sollen (und werden).

  • Zitat von T.M.;316503

    Nochmal erklär ich's nicht.


    Ich aber :D.


    Zitat von spuiter;316497


    ich bin sehr objektiv daran gegangen und kann absolut KEINEN vorteil erkennen,


    Der Vorteil ist schon, dass es genauer ist. Wenn wir mit BE ständig schätzen und runden (das und das hat ca 2, dann noch Soße 0,5, dann noch mittelgroße Banane später ca. 1,5), dann kommen wir am Ende auf einen ungefähren Wert der Speise. Diesen muss man dann auch noch mit dem BE-Faktor multiplizieren, sodass man am Ende auf z.B. 7,5 IE kommt. Man kann mit den meisten Pens (außer so Kinderpens soweit ich weiß) keine halben Einheiten spritzen. Mann muss nun also entweder noch ne halbe BE dazunehmen und 8 spritzen oder eben 7 und dann einen kleinen Anstieg im Blutzuger in Kauf nehmen.


    Wenn man es aber andersrum rechnet mit g KH pro IE (wobei der jeweilie Faktor schon mit einberechnet ist bei T.M.; er hat z.B. morgens 3,2 g KH pro IE und Mittags dann 4,8 g KH pro IE), dann kann man alles genau abwiegen, sodass man weder schätzt (also die genauen g hat) und zusätzlich auf eine gerade anzahl IE kommt.


    Der Nachtei istl eben die fehlende Flexibilität, wenn man wirklich mal wieder Schätzen MUSS und keine Waage zur Hand hat. Ich denke, dass man mit der Zeit das Augenmaß verliert, wenn man dauernd das Pferd von hinten aufsattelt.

  • Zunächst möchte ich mal anmerken, dass ich den Tonfall der sich zumindest tlw. ergeben hat als nicht besonders gut empfinde - und er ist auch nicht hilfreich.


    Ich denke man kann ein Thema sachlich diskutieren und muss nicht persönlich werden.


    T.M. hat - vorausgesetzt ich habe ihn richtig verstanden - insofern Recht, dass bei rein mathematischer Betrachtungsweise immer das gleiche Ergebnis herauskommen muss - egal, ob basierend auf g-KH oder BE. Ist auch nachvollziehbar, da tatsächlich die gleichen Zahlen als Ausgangsgrundlage verwendet werden.


    Bsp. - mal mit einfachen Zahlen:
    60 gKH - 6,0 KE - KE-FAktor 1,25 - 7,5 IE (60/10=6 und dann 6*1,25=7,5)
    60 gKH - 5,0 BE - BE-FAktor 1,5 - 7,5 IE (60/12=5 und dann 5*1,5=7,5)
    60 gKH - gKH-Faktor 8,0 - 7,5 IE (60/8=7,5)


    tageszeitabhängige Änderungen wirken sich gleichermaßen sowohl im KE-Faktor, im BE-Faktor als auch im gKH-Faktor auf und sind daher bei dem Vergleich der Rechenwege vernachlässigbar.


    Beide Rechnungen sind ähnlich einfach (mit krummeren Zahlen aber relativ schwieriger im Kopf zu rechnen). Der Unterschied ist das mit KE-Faktor bzw. BE-Faktor zunächst eine rel. einfache Division und erst anschl. eine ggf. schwierige Multiplikation durchgeführt wird. Das ist für die meisten Menschen relativ sicher berechenbar oder zumindest abschätzbar. Bei der Rechnung mit dem gKH-Faktor wird auschließlich eine ggf. schwierigere Division ausgeführt, allerdings ist keine zusätzliche Multiplikation mehr erforderlich. Insgesamt also der schnellere Rechenweg, wenn man gut dividieren kann. Würde man immer den Taschenrechner benutzen wäre man mit dem gKH-Faktor sicher schneller.


    Ob man sich nun einen KE-, BE- oder gKH-Faktor merkt ist im Prinzip ebenfalls vernachlässigbar. Der Wert ist vergleichbar wichtig und man wird sich daran gewöhnen.


    Ähnlich verhält es sich, wenn man sich an Schätzen gewöhnt hat. Ob ich nun weiss dass ein Apfel 1,0 BE hat oder ob ich dafür 1,5 IE spritzen muss wird sich genauso gut merken lassen - ist halt nur reine Gewöhnungssache.


    Ich persönlich habe in der Schulung 12g KH sind eine BE gelernt und damit bin ich gut gefahren. Dann habe ich eine Pumpe bekommen und wollte den Bolus-Expert verwenden. Dieser kann allerdings mit BE zwar rechnen - kann aber leider im Nachkomma-Bereich nicht hinreichend genau eingestellt werden. Zudem sind 15g KH eine BE (kann wohl nicht verändert werden). Daher habe ich mich in der Pumpe auf gKH umgestellt und nach anfänglichen Gewöhnungsproblemen komme ich damit prima zurecht. Zumal dann auch die Nachkommastellen hinreichend gut verwendet werden. Es entfällt tatsächlich ein Rechenschritt. Allerdings ist die Rechnung in den meisten Fällen etwas schwieriger, weil ich persönlich gerade mit krummen Zahlen besser multipliziere als dividiere. Aber das kann die Pumpe dann sowieso besser. Die Umstellung generell nur noch die g KH zusammenzuzählen ist für mich ebenfalls einfacher, da diese Angaben fast immer zumindest für 100g-Packungsinhalt angegeben sind, während die BE-Angaben sehr viel öfter nicht angegeben sind.


    Aber ich denke jeder sollte das so machen, wie er am besten und einfachsten damit klarkommt. Schließlich wollen wir daraus ja nicht wirklich eine Wissenschaft machen - oder?

  • Zitat von Mikey;316506

    Der Nachtei istl eben die fehlende Flexibilität, wenn man wirklich mal wieder Schätzen MUSS und keine Waage zur Hand hat. Ich denke, dass man mit der Zeit das Augenmaß verliert, wenn man dauernd das Pferd von hinten aufsattelt.

    Meistens, deshalb beschrieb ich das auch als Standardsituation, schätze ich einen gesamten Teller. Das reicht in der Praxis, es sei denn, in der Kantine haben sie Zucker an die Sosse gemacht o.ä., das kann ich nicht wissen. Ansonsten klappt Schätzen gut und mit genau dem gleichen Risiko wie einer, der in BE rechnet. Aber wenn ich schon rechne, z.B. um meine Einstellung zu kontrollieren, warum soll's dann nicht genau sein? Zumindest so genau, wie ich halt Zahlenmaterial zur Verfügung habe.

  • Zitat von T.M.;316509

    Aber wenn ich schon rechne, z.B. um meine Einstellung zu kontrollieren, warum soll's dann nicht genau sein? Zumindest so genau, wie ich halt Zahlenmaterial zur Verfügung habe.


    Kann ich schon verstehen. Denke es kommt auf den Ehrgeiz und Perfektionismus der jeweiligen Person an ^^. Jemand der es sehr genau nimmt und "Spaß" dran hat Sachen genau auszurechnen, der fährt mit deiner Methode sicher sehr gut. Kann mir auch vorstellen, dass die zusätzliche Sicherheit und Genauigkeit einem auch viele Erfolgserlebnisse beschert, auf die man stolz sein kann und die einen motivieren (wenn man pp sehr oft ne Punktlandung um die 100 hinlegt).


    Gibt aber auch genug Leute, die sich mit einer praktischen, schnellen und ausreichenden statt einer sehr genauen aber zeitaufwendigeren Methode zufrieden geben. Es gibt ja auch genug Leute, die so schlecht mit ihrem Diabetes klar kommen, dass sie es nicht einmal mit BE-Berechnung in den Griff bekommen. Von daher ist es qua Lebensqualität sicher nicht verkehrt jedem seine Methode zu lassen, wie er sich am wohlsten fühlt. Hauptsache der Hba1c bleibt unter 6 oder 7 und gut is.



  • Milchstraße,

    ich bin halbwegs insulinempfindlich. Durchschnittlich 30 - 35 IE pro Tag, mal mehr, mal weniger IE, je nach dem, wieviel ich esse und wieviel Basal ich brauche. Ich käme leider überhaupt nicht mit so Schritten a la 1 IE pro BE, 1,5 bzw. 2 IE hin. Entweder ich wäre dann im Dauertief oder nur zu hoch.
    Könnte ich mit 0,5 IE-Schritten arbeiten, wäre eine Pumpe für mich auch gar nicht so dringlich nötig.
    Ich denke, es kommt darauf an, ob jemand insulinempfindlich oder insulinresistent ist - dann kommen so Bolusgrössen von 1,7 IE oder 1,8 IE schon besser hin als wenn man leichter einstellbar ist und in 0,5 IE-Schritten rechnen kann.

    Gut, ok, morgens brauche ich 2 IE pro BE, aber schon am Vormittag kann ich auf 1,8 IE gehen, am Mittag auf 1,7 IE, der nachmittag ist auch mit 1,7 IE hinreichend und abends dann 1,8 IE - derzeit!, kann sich wieder ändern.

    Ich benutze den Bolus Expert in meiner Pumpe, der macht mir die Bolusvorschläge. So und so viel Gramm KH oder BE's, BZ Wert ist grad so viel - Pumpe schlägt Bolus vor, den ich dann wenn nötig noch verändere.
    Im Bolusvorschlag steht dann drin -
    Bolusvorschlag gesamt - so und so viel IE
    So und so viel Gramm KHs oder BEs hast Du eingegeben
    BZ-Wert - so hoch hast Du eingetippt
    für Nahrung so und so viel Bolus
    für Korrektur so und so viel Bolus
    das bestätige ich, bestätige dann nochmals, dass ich einen Normalbolus abgeben will oder einen Dualbolus und dann kann ich die vorgeschlagenen IE noch verändern.
    Eine andere Möglichkeit wäre, den Bolus manuell einzugeben, dann muss ich aber im Kopf haben, wieviel IE ich jetzt abgeben will.
    Ich mach es deshalb auch über den Bolusexpert, weil ich die Pumpe auslese zur Tagebuchführung (so alle paar Wochen mal die Pumpe mit dem PC koppeln). Erspart mir Arbeit.
    Nur ohne Tagebuch würde mir der BZ entgleisen.
    Vor allem, wenn ich einen hohen Wert korrigieren muss oder Bewegung vor oder nach dem Bolus anstand bzw ansteht, ändere ich den Bolus so, wie ich ihn brauche (Kopfrechnen oder Taschenrechner). Ausserdem bei viel Fett bzw Eiweiss im Essen.

    Mein Diab ist leider leider keiner der leichten Sorte. Ich hätte es auch gern einfacher, aber erzähl das mal meinem Körper!

    Gruss,
    Surferin

  • Zitat von Milchstraße;316502


    Wie läuft es denn bei denjenigen in der Praxis, die mit 1,7 IE (oder ähnlich krummen Einheiten) pro BE eingestellt wurden.


    Ist es nicht normal, dass man so krumme Faktoren hat?


    Meine liegen derzeit bei 1,5 - 1,2 - 1,3


    Würde ich nur "gerade" Faktoren (also z.B. 1,5 - 1 - 1,5) verwenden, hätte ich dauernd zu hohe und zu niedrige Werte, denn gerade wenn man viele BE isst, macht sich diese Rundung doch sehr bemerkbar!


    Man kann doch fast genausogut mit den krummen Faktoren multiplizieren und erst dann runden, dann ist es genauso genau wie mit T.M.s Methode!

    „Soll ich den Notarzt rufen?“ – „Nein, das ist ein Fall für Spezialisten, rufen Sie die Gummibärenbande!“ (diabetes-leben.com)