Ich brauche euren Rat !

  • Hi, ich bin neu in diesem Forum und stell mich deswegen erst mal kurz vor.
    Ich bin 19 Jahre alt, 1,80m groß, 63kg schwer, komme aus Rheinland-Pfalz und der Typ 1 Diabetes wurde bei mir vor knapp 3 Jahren diagnostiziert. Ich bin jetzt seit ungefähr 2,5 Jahren in der Remissionsphase. Achja Gelegenheitsraucher bin ich auch :( , jedoch trinke ich selten bis nie Alkohol.


    Ich spritze seit einem Jahr nur morgens 5-7 Einheiten Protaphane und zusätzlich bei sehr kohlehydratreichen Mahlzeiten etwas Humalog zur unterstützung. Die Gesamtmenge überschreitet aber nie 10 Einheiten.


    Nun zu meinem Problem vom gestrigen Tag:
    Dazu schreib ich am besten einfach mal die Blutzuckerwerte auf und was ich dabei gegessen hab bzw gespritzt.


    12:47 Uhr aufgestanden / BZ: 98 / Protaphane 6 Einheiten / 1 Rosinenbrötchen
    14:51 Uhr / BZ: 152 / 1 Red Bull
    17:26 Uhr / BZ: 116 / 1 Berliner
    21:06 Uhr / BZ: 104 / Quark mit Himbeeren (100g)
    22:00 Uhr / BZ: 94 / Marzipanschokolade (40g)
    00:42 Uhr / BZ: 61 / Traubenzucker (20g)
    01:41 Uhr / BZ: 113
    Und über den Tag verteilt 1 1/2 Liter Eistee mit 5,8g Fruktose pro 100ml getrunken.


    Meine Frage dazu: Wie kommt es zu der leichten Unterzuckerung 12 Stunden nach Insulingabe, bei dieser nun ja doch sehr ungesunden zuckerlastigen Ernährung?


    Übrigens viel bewegt hab ich mich nich an dem Tag ^^. Und nein ich ernähr mich nich immer so ungesund xD.


    Ich hoffe ihr könnt mir helfen.
    Schonmal Danke im vorraus ;)

  • Hallo und willkommen hier!

    Zitat von wischmop92;326117


    ...00:42 Uhr / BZ: 61 / Traubenzucker (20g)
    01:41 Uhr / BZ: 113
    ...
    Meine Frage dazu: Wie kommt es zu der leichten Unterzuckerung 12 Stunden nach Insulingabe, bei dieser nun ja doch sehr ungesunden zuckerlastigen Ernährung?


    Gegenfrage:
    Waren die 60 mg/dl mit Hyposymtomatik?


    Ansonsten scheint mir das ein sehr ungewöhlicher Typ 1 zu sein? *grübel*


    Gruß
    Joa

  • Du scheinst noch sehr potente Betazellen zu haben - die Du mit den "Zuckerbomben" zu unkontrollierter Insulinausschüttung anreizt.


    Würde im Umkehrschluß bedeuten auch kleinere BE-Mengen geringfügig zu insulinieren und/oder eher "langsame" KH zu essen.


    Das von Dir beschriebene tritt auch bei Typ2 im Frühstadium auf ist sozusagen die verspätete "Antwort" der Betazelle auf die aufgenommene Glukose.


    Bei 60er Werten ohne Fremdinsulin wäre zu überlegen ob TZ sinnvoll ist - da dann die Ausschüttung wieder angereizt wird. Wäre zu überlegen nur 5g TZ und noch langsame KH z.B. Jogurt dazu - (natürlich nur wenn keine Hyposymptome vorliegen)
    LG Wildrose

    Leg Dich nicht mit Zucker an, er ist raffiniert! :bigg

  • Zitat von Wildrose;326136

    Du scheinst noch sehr potente Betazellen zu haben - die Du mit den "Zuckerbomben" zu unkontrollierter Insulinausschüttung anreizt.


    Soweit, so gut.


    Ist aber erst mal irrelevant, denn die Frage ist doch, ob die gemessenen 60 mg/dl überhaupt ein Unterzucker waren, oder ob die nicht ein ganz und völlig normaler Wert gewesen sind, der auch bei Nichtdiabetikern auf dem Tacho stehen kann.


    Gruß
    Joa

  • Zitat von Joa;326138

    Soweit, so gut.


    Ist aber erst mal irrelevant, denn die Frage ist doch, ob die gemessenen 60 mg/dl überhaupt ein Unterzucker waren, oder ob die nicht ein ganz und völlig normaler Wert gewesen sind, der auch bei Nichtdiabetikern auf dem Tacho stehen kann.


    Gruß
    Joa


    Eben, daher würde >ich< da keine 20g TZ drauf tun wollen - an dem Folgewerte erkennt man eigentlich gut die Eigenproduktion.
    Ohne Eigenproduktion hätte der Wert ohne Fremdinsulin viel höher liegen (müssen/können) als 113.


    LG Wildrose

    Leg Dich nicht mit Zucker an, er ist raffiniert! :bigg

  • Zitat von wischmop92;326117


    Meine Frage dazu: Wie kommt es zu der leichten Unterzuckerung 12 Stunden nach Insulingabe, bei dieser nun ja doch sehr ungesunden zuckerlastigen Ernährung?


    Ich schließe mich Röschen vollumfänglich an - das dürfte die Rache deiner Restbetas für diverse pp-Peaks sein, die du nicht gemessen hast (Red Bull zum Frühstück??!).
    Ich habe auch noch eine Restproduktion, die sich exakt so verhält. Zu grosse BZ-Spitzen werden zur Unzeit geahndet mit erhöhter Eigenausschüttung, weswegen man sie wirklich vermeiden sollte, weil die Wirkung schwer einschätzbar ist und überraschend kommt. Übrigens habe ich festgestellt, dass so eine "Sonderausschüttung" nur dann kommt, wenn kein Basalinsulin wirkt.
    An deiner Stelle würde ich überlegen, zusammen mit deinem Diabetologen die Insulinverteilung noch ein wenig zu verfeinern. Eine Möglichkeit wäre, bei schnellen KHs ein wenig Bolus zu nutzen. Das hat aber auch Auswirkungen auf die Basalversorgung, also Vorsicht. Bitte nicht einfach irgendwas ausprobieren, sondern unbedingt mit deinem Diabetologen besprechen! Hauptsache, du reduzierst im Endergebnis die Schwankungsbreite bei den Werten (schließt pp mit ein ;)) - da hat jeder seinen eigenen Weg zum Glück.

    Zitat


    Übrigens viel bewegt hab ich mich nich an dem Tag ^^. Und nein ich ernähr mich nich immer so ungesund xD.


    Lass mich raten - an den Tagen, wo du eher langsame KH zu dir nimmst, gibt's nachts keine niedrigen BZ-Werte? ;) Dann wäre das vielleicht - bis zum Arztbesuch - der erste Weg zum ruhigen Schlaf... :6yes:


    Übrigens packe ich bei einem Wert von 60 auch moderat was drauf, auch wenn nur Eigeninsulin wirkt. Es fühlt sich einfach nicht gut an, und eine Eigenausschüttung hat bei mir auch nachts schon zu einem Wert von 47 geführt. Wer weiss, wozu gestresste Restbetas noch fähig sind...:eek: Aber eine mittelschnelle BE würde eventuell auch reichen.


    Lg, Hubi

    "Sing this corrosion to me!"

    (Stoßseufzer eines unbekannten Seglers)

  • Danke für die schnellen Antworten, ähm Hyposymtomatik hab ich erst bei 40.
    Um 3 Uhr heut nacht war der BZ übrigens wieder auf 70.


    Normalerweise ernähr ich mich so das ich zu vielen Kohlehydraten immer auch etwas Eiweiß und oder Fett zu mir nehme eben um solche BZ Spitzen zu vermeiden.


    Mein Diabetologe meinte vor ein paar Monaten ich solle auch vorm Schlafengehn noch 2-3 Protaphane spritzen. Das hab ich jedoch abgelehnt, weil ich sonst sehr unruhig schlafe (Angst vor Hypos).


    Was bedeutet eigentlich dieses "pp" ?


    LG, Wischmop ;)

  • Zitat von wischmop92;326189


    Was bedeutet eigentlich dieses "pp" ?


    Das bedeutet "postprandial" und heißt auf deutsch "nach dem Essen". Die Idee ist, den BZ-Anstieg nach dem Essen nicht allzu gross werden zu lassen (idealerweise ähnlich einem Gesunden). Dazu gibt es unterschiedliche Ansichten, wo der maximale pp-Wert liegen darf.
    Ein Ansatz ist, bei schnellen bis mittelschnellen KHs (schau mal unter dem Stichwort Glykämischer Index, GI) 1,5 h nach Beginn des Essens nicht mehr als 160 mg/dl zu haben.
    Bei gehaltvollen Mahlzeiten, Pizza, üppigen Fleischgerichten, kann sich diese postprandiale Phase erheblich verlängern (logisch, man verdaut Stunden an einer Pizza).


    Ein Anfang wäre, regelmäßig 1,5 h nach einer Hauptmahlzeit zu messen.
    Was hattest du denn bis jetzt an DM-Schulungen?


    Lg, Hubi

    "Sing this corrosion to me!"

    (Stoßseufzer eines unbekannten Seglers)

  • Noch was, ich hab mir gerade einen Mittagessen-pp-Wert von 213 gegönnt, und das ist zwar kein Drama, aber deutlich suboptimal. Wenn ich das heute noch öfter mache, kann ich gleich mit einer Puffer-BE schlafen gehen, sonst stehe ich heute nacht auch auf und gehe zum Kühlschrank. ;)


    Merkst du denn schon oberhalb von 40, dass der BZ tief ist, oder kriegst du das erst mit, wenn die Symptome richtig einsetzen? Falls ja, hast du vielleicht zu oft solche tiefen Werte, das kann dir die Wahrnehmung dafür sehr herabsetzen. Noch ein Argument, ein bisschen Arbeit zu investieren, um die Schwankungsbreite beim BZ zu verringern...


    Lg, Hubi

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    (Stoßseufzer eines unbekannten Seglers)

  • Ok, ja schon klar mit dem glykämischen Index. Ich wusst nur nich was "pp" heißt. Hatte zwar bisher nicht viel Schulung, hab aber trotzdem einigermaßen viel Ahnung von Ernährung. Das war jetzt wirklich ein Ausnahme-Tag letztens :). Aber muss halt auch manchma sein. Und die Hypo-Symptome fangen bei mir auch erst ab 40 an. Verloren hab ich das Gespür für Hypos zum Glück noch nicht, letzte wirklich tiefe Hypo ist ziemlich lang her. In 2 Wochen hab ich ne 6 tägige Schulung à 2 Stunden.


    lg

  • Zitat von wischmop92;326307

    Ok, ja schon klar mit dem glykämischen Index.


    Sorry fürs Dummschwätzen... ;)

    Zitat


    In 2 Wochen hab ich ne 6 tägige Schulung à 2 Stunden.


    Na dann viel Spass beim Experten löchern. :6yes:


    Lg, Hubi


    PS: Bin heute nacht tatsächlich mit Stress aufgewacht (62), zum Kühlschrank getapert und 1 BE eingeworfen. Und das passiert wirklich nie, wenn tagsüber alles im grünen Bereich bleibt.

    "Sing this corrosion to me!"

    (Stoßseufzer eines unbekannten Seglers)