Basal oder Bolus?

  • Wer jetzt Drama und Spannung erwartet, möge gleich wieder wegzappen... :p
    In letzter Zeit habe ich eine Neigung zu pp-Spitzen, besonders mittags. Ich bin derzeit mit mir nicht im Reinen, ob ich weiter am Bolusfaktor drehe oder es einfach mit etwas mehr Basal versuche. Ein paar Meinungen wären mir da sehr willkommen!


    Bis vor 4 Wochen habe ich nur abends 2-3 IE Lantus gespritzt. Wenn die 3 IE schon 20 Uhr gespritzt werden, bin ich in der ersten Nachthälfte etwas knapp und schlafe schlecht. 3 IE zum Schlafengehen bewirken dagegen am nächsten Tag mittags (nüchtern) Neigung für niedrigere Werte (morgens passt es).
    Da ich in letzter Zeit ewig pp-Spitzen von 180-250 hatte, bin ich umgestiegen auf 2 x 2 IE Lantus (jeweils 11 Uhr/23 Uhr) um langsam mal eine durchgehende Basalversorgung zu haben. Das klappte zwei Wochen ganz prima, jetzt habe ich diese pp-Spitzen wieder. Die Nüchternwerte sind allerdings weiterhin ok.


    Mein Bolusbedarf liegt im Durchschnitt bei ca. 10,5 IE für 12,5 BE. Dazu die 4 IE Lantus, also ein Verhältnis von ca. 70:30.
    Eigeninsulin ist natürlich noch dabei und ich bin eher insulinempfindlich und daher vorsichtig.


    Nehme ich jetzt tagsüber mehr Basal oder haue ich mehr Bolus drauf?
    Meine Bolusfaktoren sind derzeit eh schon untypisch, trotz dieser "Gleichverteilung" vom Lantus:
    morgens 0,7 (alltags, mehr Bewegung), 0,8 Wochenende
    mittags 1.0
    abends 1.0


    Im Grunde ist es natürlich wurscht, Hauptsache genug Insulin. Aber ich kann mich nicht entscheiden, wo's langgehen soll. :confused:


    Lg Hubi

    "Sing this corrosion to me!"

    (Stoßseufzer eines unbekannten Seglers)

  • Hallo Hubi,


    ich bin mit meinen knapp zwei Jahren noch ein relativer Frischling, daher meine Meinung bitte nicht überbewerten... Ich finde, dass Dein Verhältnis Basal zu Bolus mit 30:70 ziemlich ungleichgewichtig ist. Klar spielt da die Remission eine Rolle. Dennoch würde ich es daher jetzt durchaus eher mit Basalerhöhung versuchen. Da Du eh schon morgens und abends spritzt, würde sich ja anbieten - wie Du es andenkst - erstmal das Tagesbasal etwas hochzudrehen. Wenn Du erstmal vorsichtig bist und oft misst, wirst Du wohl ziemlich schnell merken, ob das ein gangbarer Weg ist oder ob er Dich in präprandiale Hypos schickt?


    Zum Vergleich: Ich habe eine ähnlich niedrige TGD (meist 15 bis 18 IE), bin wahrscheinlich (weiß man's?) auch noch in der Remi, habe aber eine andere Verteilung: abends 22 Uhr 8 IE Lantus, Faktoren ca. 0,6 - 0,7 - 0,7 pro KE (10g KH). (Das ist umgerechnet; ich rechne umgekehrt wieviel Kohlenhydrate ich mit einer Einheit Insulin abdecken kann, das ergibt ein Verhältnis Insulin:Kohlenhydrate von 1:16, 1:14, 1:14.) Ich hab von Anfang an eher viel Basal gespritzt und eher wenig Bolus (anfangs 6 IE Lantus, Faktoren jeweils ca. 0,4), dann die Bolusfaktoren mit der Zeit mehr erhöht als das Basal - also tendenziell den umgekehrten Weg als Du...
    Was für mich funktioniert, muss natürlich für Dich überhaupt nicht funktionieren - aber vielleicht hilft so ein Vergleich als Denkanstoß.


    Bin gespannt, wie Du's löst!
    Eve

  • Zitat von Hubi;294712


    Im Grunde ist es natürlich wurscht, Hauptsache genug Insulin. Aber ich kann mich nicht entscheiden, wo's langgehen soll. :confused:


    Mmmh, ich würde in Erwägung ziehen, erst mal die Morgendosis nach vorne, also früher, zu verlagern. Dann ggf. in 1/2 IE-Schritten hochgehen.


    Gruß
    Joa

  • Zitat von Hubi;294712

    Da ich in letzter Zeit ewig pp-Spitzen von 180-250 hatte, bin ich umgestiegen auf 2 x 2 IE Lantus (jeweils 11 Uhr/23 Uhr) um langsam mal eine durchgehende Basalversorgung zu haben. Das klappte zwei Wochen ganz prima, jetzt habe ich diese pp-Spitzen wieder. Die Nüchternwerte sind allerdings weiterhin ok.


    Nach welchen Mahlzeiten sind die pp erhöht?
    Sind die Nüchternwerte immer unter 100 oder siehst Du eine Tendenz zu niedrig/höher zu bestimmten Uhrzeiten?


    LG Wildrose

    Leg Dich nicht mit Zucker an, er ist raffiniert! :bigg

  • Zitat von Hubi;294712

    Eigeninsulin ist natürlich noch dabei und ich bin eher insulinempfindlich und daher vorsichtig.

    Das klingt alles wie bei mir damals, als ich keine Tagesdosis Basisinsulin hatte. Das hat lange gut funktioniert, aber irgendwann bekam ich nach dem Mittag ein pp-Problem, das sich dann regelmässig "von selbst" löste. Ich vermute: Eigeninsulinausschüttung bei Erreichen irgendeines Grenzwertes, und die führte dann oft sogar in den Keller runter. Das hörte aber sofort auf, als ich mich entschloss, doch wieder morgens eine Tagesdosis Levemir zu geben. Damit verbesserten sich all diese Schwankungen tagsüber, ohne dass ich dadurch zu tief gekommen wäre. Wenn Du (mit Lantus) generell nur eine Dosis am Tag hast, musst Du natürlich die Nacht noch mit im Auge behalten.

  • Zitat von Eve;294720

    Ich finde, dass Dein Verhältnis Basal zu Bolus mit 30:70 ziemlich ungleichgewichtig ist. Klar spielt da die Remission eine Rolle.
    ...
    Zum Vergleich: Ich habe eine ähnlich niedrige TGD (meist 15 bis 18 IE), bin wahrscheinlich (weiß man's?) auch noch in der Remi, habe aber eine andere Verteilung: ...
    Ich hab von Anfang an eher viel Basal gespritzt und eher wenig Bolus (anfangs 6 IE Lantus, Faktoren jeweils ca. 0,4), dann die Bolusfaktoren mit der Zeit mehr erhöht als das Basal - also tendenziell den umgekehrten Weg als Du...


    Danke für dein Beispiel. Ganz ehrlich, ich wundere mich auch seit längerem, wieso mein Körper offenbar relativ gesehen so wenig Bedarf nach Basal hat. Möglicherweise hat meine gestörte Insulinerstantwort damit zu tun, die als verspätete Insulingabe Stunden nach dem Essen vielleicht irgendeine Basal-Ersatzfunktion übernimmt. Aber das ist auch schon alles, was ich dazu orakeln kann. Ich wüsste es wirklich gern!


    Zitat von Joa;294722

    Mmmh, ich würde in Erwägung ziehen, erst mal die Morgendosis nach vorne, also früher, zu verlagern. Dann ggf. in 1/2 IE-Schritten hochgehen.


    Damit geht der Hauptgewinn vorläufig an dich. :6yes: Ich hab's heute morgen rechtzeitig gelesen und gleich mal ausprobiert, obwohl ich eigentlich mit niedrigen Mittagswerten gerechet habe. Passiert ist folgendes:
    Nüchtern morgens: 117 mg/dl, Frühstück 3 BE Müsli (langsam), 2 IE,
    9:30 Uhr 2 IE Lantus,
    Mittags 90 mg/dl, 3 BE/3 IE
    1,5 h pp 133 mg/dl :)
    17:30 Uhr 79 mg/dl, 1 BE, Riesenostereinkauf, danach 93 mg/dl - finde ich schön stabil.
    Mal sehen, wie sich das einschwingt (halbe IE geht das bei Lantus leider nicht (mit meinem Pen)).


    Zitat von Wildrose;294764

    Nach welchen Mahlzeiten sind die pp erhöht?
    Sind die Nüchternwerte immer unter 100 oder siehst Du eine Tendenz zu niedrig/höher zu bestimmten Uhrzeiten?


    Die Nüchternwerte sind morgens selten über 120 und meistens um oder unter 100. Vor dem Abendessen gern mal niedriger, besonders wenn die nachmittags-pp-Spitze hoch ausfällt. Seitdem ich etwas Unterstützung der Schilddrüse habe (Levothyroxin) fallen diese Absacker etwas milder aus. Die pp-Werte sind typischerweise mittags sehr hoch, kommt aber auch beim Wochenend-Frühstück vor. Abends seltener, ich vermute, ich verdaue da langsamer. Tja...leider alles irgendwie diffus.


    Zitat von T.M.;294780

    Das klingt alles wie bei mir damals, als ich keine Tagesdosis Basisinsulin hatte. Das hat lange gut funktioniert, aber irgendwann bekam ich nach dem Mittag ein pp-Problem, das sich dann regelmässig "von selbst" löste. Ich vermute: Eigeninsulinausschüttung bei Erreichen irgendeines Grenzwertes, und die führte dann oft sogar in den Keller runter. Das hörte aber sofort auf, als ich mich entschloss, doch wieder morgens eine Tagesdosis Levemir zu geben. Damit verbesserten sich all diese Schwankungen tagsüber, ohne dass ich dadurch zu tief gekommen wäre. Wenn Du (mit Lantus) generell nur eine Dosis am Tag hast, musst Du natürlich die Nacht noch mit im Auge behalten.


    Das hört sich wirklich sehr ähnlich an. Eigentlich hatte ich immer gehofft, dass sich ein Basalbedarf ganz nach Lehrbuch einfach mit höheren Nüchternwerten meldet. Diese pp-Spitzen mit anschließender Niedrigphase sind ziemlich nervig.


    Danke für's Mitdenken, das hat mir schon weitergeholfen. Und der Lantus-Spitzzeitpunkt am morgen war irgendwie nicht in meinem Fokus, weil ich immer dachte, dass es dann vor dem Mittag schon zu stark wirkt.
    Der Blick von aussen hilft wirklich weiter. :)


    Lg Hubi

    "Sing this corrosion to me!"

    (Stoßseufzer eines unbekannten Seglers)

  • Muss noch mal ein bisschen herumnörgeln... :mad:
    Gestern war der mittags-pp bei 178 mg/dl, war aber vermutlich zu knapp geschätzt (gefüllte Paprika...),
    um 18 Uhr dann Hypotendenz mit 62 mg/dl.


    Ich vermute, dass ist jetzt wieder der klassische Absacker nach zu hohem pp-Wert, was mich kolossal nervt (obwohl 178 ja noch nicht sooo wahnsinnig viel ist). Falls nicht, ist Lantus Schuld, aber das finde ich bei 2 IE um 9 Uhr morgens schon esoterisch.
    Kann jetzt auch keiner ändern, ich musste es nur mal loswerden. Falls sich nächste Woche im Büro der Wahnsinn in Grenzen hält, mache ich mal einen Basaltest über mittag, dann weiß ich's.
    Eigentlich will ich entweder "richtigen" Basalbedarf oder gar keinen!


    Lg Hubi

    "Sing this corrosion to me!"

    (Stoßseufzer eines unbekannten Seglers)

  • Zitat von Hubi;295225

    Falls nicht, ist Lantus Schuld, aber das finde ich bei 2 IE um 9 Uhr morgens schon esoterisch.


    Vielleicht erhöhst Du versuchsweise mal das Lantus über die homöopathische Grenze und guckst, ob es tatsächlich zu Nüchternhypos führt (12.00 Uhr, 16.00 Uhr) und wenn nicht, solange bis der Nüchtern-BZ unter 80 rutscht (und dann wieder 1 Schritt rückwärts). Danach die Bolusfaktoren vielleicht senken.


    Wenn ich mal konsequent bin, senke ich meine BR´s (zyklusbedingt) immer erst nach der ersten (leichten) Hypo nüchtern, wenn ich es schon vorsorglich mache, eiere ich meist längere mit höheren und schwankenden BZ rum. 3-4 mmol am morgen oder mittags sind meist eindeutig und dann paßt die nächst kleinere BR dann wieder super.


    Wenn Du aufgrund erhöhter Insulinempfindlichkeit gegen 18.00 immer absackst, müßtest Du Dich entscheiden, entweder einen tendenziellen Basalmangel hinzunehmen oder auf dem Weg nach Hause einen Nussriegel;) zu essen.


    Ansonsten unke ich mal, daß man bei so kleinen Basalmengen dauerhaft nicht wirklich eine stabile Basis gebastelt bekommt, die Splittung des Lantus war sicher eine super Idee. Alternativ würde mir noch 3x Levemir in 8h Abständen einfallen oder .....;) .... oder Du meldest Dich mal als Testkaninchen für den BioHub an.


    Bin jedenfalls gespannt, wann aus Dir mal ein ordentlicher 1er wird...:p


    LG Wildrose

    Leg Dich nicht mit Zucker an, er ist raffiniert! :bigg

  • Zitat von Wildrose;295357

    Vielleicht erhöhst Du versuchsweise mal das Lantus über die homöopathische Grenze und guckst, ob es tatsächlich zu Nüchternhypos führt (12.00 Uhr, 16.00 Uhr) und wenn nicht, solange bis der Nüchtern-BZ unter 80 rutscht (und dann wieder 1 Schritt rückwärts). Danach die Bolusfaktoren vielleicht senken.


    Ich befürchte, da muss ich gar nichts mehr erhöhen. Gestern ist das Mittagessen ausgefallen, weil ich mit Backen und Kochen für Ostern beschäftigt war.
    13 Uhr hatte ich einen BZ von 100 mg/dl, 14:30 Uhr waren es noch 69 mg/dl. So viel Bewegung war da nicht dabei, das ist schon mein gewohntes Maß an häuslichem Herumwuseln.
    Dafür war's heute einfach mal andersrum...1,5 h pp-Wert vom Frühstück 100, 2 Stunden danach 191 mg/dl, dabei war das Frühstück keine Fettorgie.
    Momentan blicke ich da nicht so ganz durch.

    Zitat


    Wenn Du aufgrund erhöhter Insulinempfindlichkeit gegen 18.00 immer absackst, müßtest Du Dich entscheiden, entweder einen tendenziellen Basalmangel hinzunehmen oder auf dem Weg nach Hause einen Nussriegel;) zu essen.


    Ist wohl so, wobei der Basalmangel einfach nur mal so freundlich sein könnte, sich mit eindeutigen Nüchtern-Messwerten aus der Deckung zu wagen.

    Zitat


    Ansonsten unke ich mal, daß man bei so kleinen Basalmengen dauerhaft nicht wirklich eine stabile Basis gebastelt bekommt, die Splittung des Lantus war sicher eine super Idee. Alternativ würde mir noch 3x Levemir in 8h Abständen einfallen oder .....;) ....


    Ich habe heute morgen ernsthaft über eine "Reverse-Howorka" Kombi nachgedacht. Tags am Vormittag etwas Levemir, dann ist es am spätnachmittag vielleicht schon weg, nachts weiter mit Lantus. Oder halt den Nussriegel, ist zugegebenermaßen die einfachere Variante....:rolleyes:

    Zitat

    oder Du meldest Dich mal als Testkaninchen für den BioHub an.

    Dazu fehlt mir das Sixpack! :D


    Weiterhin schöne Ostern zusammen.


    Lg Hubi

    "Sing this corrosion to me!"

    (Stoßseufzer eines unbekannten Seglers)