[Ernährung] Carbo-Loading

  • Hallo, Sportsfreunde!


    In 2,5 Wochen bestreite ich höchstwahrscheinlich meinen ersten Marathon. Da der geneigte Hobbysportler ja gerne übertreibt und jeden Schmarrn nachahmen will, den auch ein Profi macht :) , interessiert mich natürlich auch die geeignete Ernährung vor so einem Lauf. Das sog. "Carbo-Loading" soll ja für Ausdauersport unerlässlich sein.
    So wie ich es verstanden habe, wird dabei ca. 1 Woche vor dem Wettkampf fast komplett auf Kohlenhydrate verzichtet, um den Speicher zunächst mal komplett zu leeren. In den letzten Tagen vor dem Wettkampf werden dann Kohlenhydrate reingeschaufelt, dass es nur so kracht, um die Speicher eben bis zum Maximum aufzufüllen. So soll man ordentlich Energie für den Wettkampf haben.


    Ich als ICT-Typ1er bin mir allerdings unschlüssig, ob das bei mir wirklich so sinnvoll ist. Für gewöhnlich ist es ja nicht verkehrt, eine gleichmäßige KH-Aufnahme zu haben. Ich sehe daher ein Problem, dass ich mein ganzes System zweimal komplett durcheinander wirbeln würde (einmal bei der KH-Reduktion und dann eben bei der KH-Steigerung). [für die Wissenschaftler: Ist da nicht diese Rezeptoren-Sensibilisierungsgeschichte der springende Punkt?]
    Meine Diabetelogin rät auf jeden Fall vom Carbo-Loading ab, gibt aber gleichzeitig auch zu, dass sie sich mit Diabetes & Sport nicht sonderlich auskennt.


    Zu mir: Ich bin gesund, verwende Humalog & Lantus. Meine BE-Faktoren liegen derzeit bei durchschnittlich ca. 2. Mein Basal-Bolus-Verhältnis ist bei außergewöhnlichen 25/75, wobei ich Basal evtl demnächst erhöhe. Ich esse ungefähr 15 BE / Tag.


    Über Erfahrungsberichte und ratschläge wäre ich sehr dankbar.



    @Admins: ich dachte, der Thread ist im Sport-Bereich besser aufgehoben, obwohl es um Ernährung geht. Solltet ihr das anders sehen, müsst ihr eben verschieben. Dann entschuldige ich mich für die Mühen :)

    Einmal editiert, zuletzt von Hobbit ()

  • Als vielfacher Marathonläufer und Ultraläufer mache ich so etwas längst nicht mehr. Ich erlebe keinen nennenswerten Effekt. Außer dass der Bz durcheinander geht. Und das Vermeiden jeglicher Hypo ist viel wichtiger, denn die entleert die Reserven. Perfekte Werte am Tag und in der Nacht (auch zu hoher Bz ist leistungsmindernd, weil dehydrierend) und ein guter Bz am Morgen vor dem Start sind wichtiger als aller Schnickschnack, mit dem Laufjournale die Seiten füllen.

  • Also so geht es ja nicht! Ihr könnt doch nicht gegensätzliche Aussagen treffen. Was soll ich denn jetzt nur machen? :) :) :) :) :)


    Aber auf jeden Fall: Danke für eure Beiträge!

  • Hallo Hobbit,


    vor vielen, vielen Jahren, in den 90'ern, bin ich ein wenig gelaufen und habe auch durch diesem Bereich sehr erfolgreiche Leistungssteigerungen erreichen können. Dabei spielt es eigentlich keine Rolle ob man Diabetiker ist oder nicht. Es wird ein Bereich tangiert, wo solche Kriterien wie gesund keine Rolle mehr spielen. Es geht viele mehr um Körpererfahrungen, auch extreme. Meines Erachtens nach kommt das ganze auch so ein bisschen aus dem Bereich der Anorexie. So weit ich mich erinnere gibt es zwei zu optimierende Sachverhalte. Bei einem normalen Menschen, der sich bis auf ein paar fehlgeschlagene Versuche an unterschiedlichen Diäten auf seine oralen Kohlenhydratlieferanten verlassen kann, dauert eine Stoffwechselumstellung von Kohlenhydraten auf Ketone zwei bis drei Tage. So lange kann man bei einem Marathon natürlich nicht warten, wenn man ein bisschen Energie braucht. Deshalb kann man die Ketonbildung durch das Fasten anregen. Der Stoffwechsel stellt sich dann auf das Bilden von Ketonen aus dem Fettgewebe um und liefert einigermaßen zügig in Ketonschüben Energie. Diese Stoffwechselverschiebung wird auch durch die starke kurzzeitig KH Zufuhr nicht unterbrochen, so dass im Optimalfall der Körper auf die zügig erzeugbaren eigenen Kentone und die oral zu sich genommenen KH zugreifen kann. Das ist ein für den Lauf erstrebtes Ziel. Allerdings sollte man so etwas gewohnt sein. Bei einem Ketonschub steigt der Blutzucker gerne auf um die 280 mg/dl und ist nach spätestens einer ¾ Stunde Laufen wieder abgebaut. Er ist eigentlich auch ganz gut mit Insulin nach unten korrigierbar, wenn man nicht läuft. Man sollte diesen Bereich trainieren und genauso intensiv betreiben wie das Lauftraining, wenn man diese Methode wirklich einsetzen will. Man muss ich an Ketonbildung gewöhnen, sie kann auch sehr müde machen und gibt ein ganz anderes Körpergefühl. Deshalb empfehle ich Dir so etwas nicht einzusetzen, wenn es nicht ausführlich im Alltag lebst. Kurzfristig so etwas anzufangen kann für den Lauf nach hinten los gehen, aber gewaltig. Ein zweiter Grund diese Methode einzusetzen habe ich Dir Floh glaube ich mal in einer Mail zu dem magersüchtigen Radsportler angedeutet. Durch den impulsartigen Einsatz von Kohlenhydraten bekommt man einen Hormonschub, das geht in Richtung Glückshormone, körpereigene Drogen. Da gibt es ja ein paar ganz nette Hormon. Das kann man aber auch nicht zu oft trainieren, denn dann sind beim Lauf die Hormondrüsen erschöpft. Aber richtig eingesetzt gibt dies unheimlich viel Kraft und Euphorie beim Lauf zur rechten Zeit. Falsch eingesetzt verpufften die Hormone. Richtig mit fachmännischer Hilfe kann man mit dem Essen wirklich Leistungssteigerungen erreichen. Ohne Erfahrungen und fachmännische Hilfe würde ich davon abraten und mit so etwas auf keinen Fall anfangen.


    So viel aus meinem Erfahrungsbereich zu diesem Thema. Ich hoffe ich hab Dich nicht erschreckt. Ich wünsche Dir viel Spaß und Erfolg bei Deinem Marathon Lauf. Berichte danach mal wie es war. Wo läuft Du eigentlich?


    Gruß thomas

  • Was soll ich denn jetzt nur machen? ...


    Hmmm, also wenn Du mich fragst, halte Dich einfach an die Darstellungen von Andreas in seinem Blog laufen-mit-diabetes.de. ;)


    Und vergiss einfach den Krempel mit Carbo-Load, Glückshormonen bei ketogener Diät etc. pp..


    Hilfreich ist es sicherlich, die Insulinwirkung zum Start soweit abgesenkt zu haben, dass ausreichend freie Fettsäuren verfügbar sind, die als Energieträger genutzt werden können, um den Blutzuckervorrat nicht ungewünscht heftig abzusenken.


    Bei den Kohlehydraten, die Du bei einem (Halb(Marathon trotzdem noch auf der Strecke nachladen musst, ist der Carbo-Load in den Muskelzellen relativ wenig relevant. Ob Du da 10 oder 20 Gramm mehr oder weniger reingepresst hast, wenn es denn überhaupt geht, (es wird ja auch viel rumgesponnen), ist wohl völlig uninteressant bei der Sache.


    Aber wenn es Dir Spaß bringt zu carboloaden, denn mal ran an die Kuchentheke vom Bäcker oder die Quattroportionen Sphagetti beim Italiener. :toast


    Gruß
    Joa

  • Hallo nochmal,


    Es ist ja Dein erster Marathon, Hobbit. Da wirst Du viele Erfahrungen sammeln. Zum Beispiel startet da ja nicht ein kleines Grüppchen, sondern sehr sehr viele Menschen. Du wirst erst einmal damit beschäftigt sein nicht zu stolpern, fallen, eingequetscht usw. zu werden. Dann kann es sein, dass Du ungewohnt langsam starten und wegkommen wirst, und lauerer solche Dinge. Deshalb nimm Ihn als Experiment in Deinen Erfahrungsbereich auf. Nach der Hälfte kennst Du dann die Strecke und die Umgebung wird Dir langsam vertraut.


    Du hast trainiert. Ich würde an Deiner Stelle selbst sicher dort hin gehen, überzeugt von meiner Leistung, und mir das alles einfach mal anschauen. Und wenn Du ihn beim ersten Mal nicht zu Ende läuft – kein Problem im nächsten Jahr gibt’s wieder in jeder Stadt und jedem Dorf ein neuen.


    Viel Erfolg bei Deinem ersten Lauf.


    Gruß thomas

  • Also so geht es ja nicht! Ihr könnt doch nicht gegensätzliche Aussagen treffen. Was soll ich denn jetzt nur machen? :) :) :) :) :)


    Aber auf jeden Fall: Danke für eure Beiträge!


    Servus,
    du weißt doch sicherlich: "Zwei Fachleute – drei Meinungen!"
    Ich darf dir aber vielleicht erzählen, wie ich es mache.
    Ich lade nicht wirklich Kohlenhydrate Tage vor dem Lauf, ich esse am Tag vor dem Lauf ordentlich, dabei nehme ich ausreichend Kohlenhydrate auf. Aber diese Kohlenhydratmenge ist nicht außerordentlich ca. 250g Rohnudel, das sollten ca. 15BE (BE = 12g) sein. Zu dieser Portion kommt dann noch Fett und Eiweiss, aber leider verzögert diese meine Mischung die Aufnahme in die Blutbahn derartig, dass eine Insulinierung schwierig ist. Zur Info, der glykämische Index meiner Mischung (Rezept) ist nahe Null, sodass der Blutzucker erst nach der vierten Stunde Regung zeigt, aber dann wird dementsprechend Insulin benötigt und das über viele Stunden. Bei wichtigen Wettkämpfen bin ich deshalb dazu übergegangen die Nudeln gegen Kartoffeln zu tauschen. Die Kartoffeln stampfe zusätzlich und verdampfe in der Pfanne noch etwas Feuchtigkeit aus den Kartoffeln, damit ich ein paar mehr BEs zusammenbekomme. Kartoffeln gehen schneller ins Blut bei mir, sodass das Insulinieren besser zu managen ist (Pizza habe ich noch nicht getestet).
    Und am Wettkampftag esse ich dann ganz normal ein kleines Frühstück ca. 5 BE, aber das mit möglichst großem Abstand zum Startzeitpunkt. Minimum vier Stunden sind bei mir das Maß vom letztem Bolus bis zur Aktivtät.
    Und nicht das Carboloading, sondern das Training entscheidet was an dem Tag passiert.
    Ich empfehle dir keinen Stress wegen der Nahrungsaufnahme, entscheidend ist wieviel Glykogen die Muskeln gebunkert haben. Und diese Menge an Glykogen wird durch das Training beeinflusst.
    Und die Sache mit dem Hammermann ist auch so ein Mysterium, da wird auch nicht wirklich definiert, was das überhaupt ist.
    Sicherlich entleeren viele Amateure ihr Leberglykogen bei einem Marathon, und die sprechen dann von einem Hammermann.
    Aber korrekt ist das nicht, denn man kann bzw. könnte mit externer Glukose dieses Defizit problemlos beseitigen.
    Anders bei dem wirklichen Hammermann, da sind die Muskelglykogenspeicher leer und dann ist Ruhe angesagt, da wollen die Muskeln nicht mehr, ein Wiederaufladen der Depots dauert Tage. Und wie schon geschrieben, die Menge an gebunkerterm Muskelglykogen reguliert das Training.
    Damit die Leber nicht leer läuft lieber einiges an BEs mehr mitführen, aber das sollte im Training alles schon getestet sein.
    Und die ganze Sache mit Fettsäuren etc., das entscheiden Gene und die Belastungsintensität, also nicht verwundert sein, nach einem Marathon sollte der Ketostick einfach positiv melden, wegen der vielen Fettsäure, die verstoffwechselt wurde.
    Lass dich also nicht verunsichern, locker bleiben!
    Wichtiger ist viel Spaß und ich persönlich wünsche gutes Gelingen.


    Mit Gruß

    3 Mal editiert, zuletzt von Guxtdu ()

  • Ich habe noch relativ wenige Details zu dem Thema gelesen, das werde ich in den nächsten Tagen nachholen. Ich hatte vor allem Respekt vor dem "Ernährungs-Durcheinander": Dass man erst einmal gar keine KH aufnehmen soll und wenige Tage später hemmungslos KH reinschaufelt. Da sehe ich wirklich Probleme und ein drohendes Chaos, da eben die Alltagsroutine vollkommen durchbrochen wird.
    Flohs australischer Fact-Sheet stellt ja dar, dass man die Speicher vor dem Rennen nicht leeren muss, von daher gehe ich wirklich sehr relaxed an die Ernährungsgeschichte ran. Vor meinen bisherigen Wettkämpfen (ausschließlich Halbmarathöner oder kürzer) gab es meistens die klassische Nudelparty am Vorabend des Laufs. Ob das was bringt? Keine Ahnung! Aber nachdem es von allen Seiten propagiert wird, gibt es eben eine gewisse Sicherheit :)
    Somit werde ich mal schauen, was die allgemeinen Ratgeber an Essen empfehlen und mich weitestgehend daran halten, sofern es eben nicht zu kompletten KH-Schwankungen führt. Aber ein paar BE mehr dürfen schon sein.


    Eines habe ich nicht verstanden: Man muss sich wirklich auf so einen Lauf vorbereiten?
    Ich dachte, man liest (Ernährungs-)Ratgeber, kauft sich teures Markenoutfit, postet jede noch so kleine sportliche Aktivität auf Facebook, legt gute Musik ein und dann bekommt dann ganz einfach im Ziel eine Medaille umgehängt? Wozu denn noch trainieren :D :D :D


    [Off Topic, hier soll es ja um das Carbo-Loading gehen]Meine Vorbereitung war in Ordnung, denke ich. Ca. 500 Trainingskilometer binnen 10 Wochen auf einen Halbmarathon Ende Juni. Dazu die eigentliche Marathonvorbereitung von bisher 11 (insgesamt also ca. 13) Trainingswochen mit >600km. Ich habe einen Standard-Trainingsplan von laufberater.com hergenommen. Nachdem ich keine große Lauferfahrung und -Training hatte, bin ich nie nach Zeitvorgaben gelaufen, sondern pulsgesteuert ("Laufe 15km mit einem Puls von 80% deiner maximalen Herzfrequenz!"). Somit wollte ich ein "Überpacen" vermeiden. Dennoch waren Zielzeiten für die einzelnen Trainingseinheiten angegeben ("Laufe x km mit y%-igem Puls und bleibe unter z min/km!"). Das hat ganz gut geklappt - bis vor 3 Wochen. Da bin ich in ein Formtief gekommen. Bei gleichem Puls war ich plötzlich langsamer. Schade. Bin dann eben etwas langsamer gelaufen. Fühlte mich aber ein bisschen unterfordert, so dass ich mich in der letzten Zeit wieder etwas mehr an den Zielzeiten und weniger am Zielpuls orientiert habe. Ging auch. Habe jetzt vom einen Tag auf den anderen immer mal wieder Leistungsschwankungen drin. Muss also auch ein bisschen auf den vielzitierten "Sahnetag" hoffen, wenn es richtig gut werden soll. Vermutlich werde ich sehr gedrosselt angehen und mir dann hinterher in den Hintern beißen, wenn ich im Ziel noch Reserven habe. Aber dann ist es eben so. Jedenfalls bin ich vor allem auf die letzten Kilometer sehr gespannt. Davor habe ich (trotz Vorbereitung) immer noch großen Respekt.
    Auf meinen bisherigen Testläufen habe ich festgestellt, dass ich schon einen Haufen essen muss. Darauf bin ich (hoffentlich) eingestellt. Von daher sehe ich also wirklich meine Form als einziges Problem an.[Off Topic]


    @Nemo & Guxtdu
    Danke für den Motivationstext. Es fehlt nur noch "...und genieße den Lauf!" (Was soll man denn bitteschön genießen, wenn man x Stunden lang durch die Gegend rennen muss??? :P )
    Ich war schon bei der ein oder anderen Großveranstaltung dabei, weiß daher schon, wie es abläuft: Am Schluss gibt es nur alkoholfreies Bier :thumbdown:
    Eigentlich finde ich es immer ganz gut, wenn es die ersten Kilometer etwas hektisch zugeht, so hat man dann schon 5km runtergerissen, ehe man es sich versieht. Eigentlich praktisch.


    Bem Schreiben habe ich einmal mehr festgestellt: Es nimmt sich niemand wichtiger, als ein Laufdebütant ;)

  • ...
    Somit wollte ich ein "Überpacen" vermeiden. Dennoch waren Zielzeiten für die einzelnen Trainingseinheiten angegeben ("Laufe x km mit y%-igem Puls und bleibe unter z min/km!"). Das hat ganz gut geklappt - bis vor 3 Wochen. Da bin ich in ein Formtief gekommen. Bei gleichem Puls war ich plötzlich langsamer. Schade. Bin dann eben etwas langsamer gelaufen. Fühlte mich aber ein bisschen unterfordert, so dass ich mich in der letzten Zeit wieder etwas mehr an den Zielzeiten und weniger am Zielpuls orientiert habe. Ging auch. Habe jetzt vom einen Tag auf den anderen immer mal wieder Leistungsschwankungen drin. Muss also auch ein bisschen auf den vielzitierten "Sahnetag" hoffen, wenn es richtig gut werden soll. Vermutlich werde ich sehr gedrosselt angehen und mir dann hinterher in den Hintern beißen, wenn ich im Ziel noch Reserven habe. Aber dann ist es eben so. Jedenfalls bin ich vor allem auf die letzten Kilometer sehr gespannt. Davor habe ich (trotz Vorbereitung) immer noch großen Respekt.
    Auf meinen bisherigen Testläufen habe ich festgestellt, dass ich schon einen Haufen essen muss. Darauf bin ich (hoffentlich) eingestellt. Von daher sehe ich also wirklich meine Form als einziges Problem an. ...

    Servus,
    sorry, aber ich denke, dass du mit deiner Einschätzung sehr richtig liegst, dass der Puls nicht das Maß ist, nachdem du dich orientieren solltest.
    Der Puls sagt nicht wirklich etwas aus, leider ist der Pulswert untrennbar an die Stoffwechselkomponenten gekoppelt, die zur Oxidation herangezogen werden. Wenn sich der Stoffwechsel auf Ausdauerbelastungen einstellt, trainiert wird, dann verschieben sich die Anteile von Fettsäure und Glukose zueinander zur Energiegewinnung. Es werden bei Ausdauerbelastungen vorzugsweise die Fettsäureanteile erhöht, aber das hat einen entscheidenden Nachteil, aber auch Vorteile. Ein Vorteil ist, dass Fettsäure nahezu unbegrenzt zur Verfügung gestellt werden kann. Der Nachteil: es wird zur Oxidation viel mehr Sauerstoff benötigt, was immer auch die Pulsfrequenz anhebt, obwohl der Trainingszustand sich verbessert hat (siehe deine Unterforderung).
    Auch ist die Pulsfrequenz ein sicherer Indikator für einen naheliegenden Mangel. Wenn der Puls Richtung 180 steigt, dann ist das ein Zeichen für Adrenalin und die ultimative Steigerung der Fettsäureoxidation. Sollte keine externe Glukose nachgeführt werden – ist gleich Pause angesagt.
    Ich habe meine Pulsuhr vor Jahren eingemottet, weil es keinen wirklichen Sinn macht, sich nach den Pulswerten zu orientieren.
    Bei mir z.B. steigt der Puls um 20 Schläge nach ca. 400m, mittlerweilen weiß ich, dass nach dieser Strecke bzw. Zeit die Fettsäureoxidation zugeschaltet wird. Da die Pulserhöhung keinerlei Einfluss hat auf Befinden, Leistung usw., ist ein Pulswert aus meiner Sicht nur etwas für die Galerie.
    Auch die Trainingssteuerung nach der GA(X)-Einteilung ist nicht wirklich sinnhaft. Wir in Deutschland sind die Einzigen weltweit, die die Trainingbelastung so konket unterteilen. Komisch ist nur, dass die deutschen Sportler der Weltspitze hinterherlaufen -fahren, obwohl wir das Training so explizit definieren können.
    Alle anderen Nationen teilen das nur grob: nieder, hoch und höchst (= max. wie Sprintbelastung).
    Ich würde dir also empfehlen, vertraue dir und deinem Gefühl.


    Nochmals - viel Erfolg, und schreibe vielleicht, wie es dir ergangen ist.


    PS. Bitte dran denken, Laufsport ist nicht freundlich zum Verdauungstrakt, sodass nur Flüssiges nach einiger Zeit noch Wirkung zeigt bzw. aufgenommen wird.
    Nicht schrecken, man hat in einer Studie festgestellt, dass 80% der Ultraläufer nach einem Triple-Marathon Blut im Stuhl hatten, was eine ungeheure Belastung für den Trakt dokumentiert.
    Also besser flüssige BEs mitnehmen, Cola wird immer gereicht bei Wettbewerben, aber nur beim Verpflegungsstand.

  • So, ich habe jetzt also für einen Marathon gestern die Carbos geloaded. :)


    Seitdem ich Diabetes habe, wurden zuckerhaltige Getränke fast komplett aus meinem Leben gestrichen. Auf das Entladen der Glykogen-Speicher habe ich verzichtet. In der vergangenen Woche habe ich versucht, meinen KH-Konsum zu steigern und Fett möglichst zu reduzieren, was mir prinzipiell gelungen ist, ohne meine Nahrung komplett umzustellen (z.B. 1-2 Semmeln/Brotscheiben mehr mit je 1 Scheibe Wurst weniger) Mir ist es aber schwer gefallen, die von der "Fach"literatur geforderte KH-Menge reinzuspachteln. Dort wird empfohlen, dass ein 70kg schwerer Mann in den Tagen vor dem Wettkampf zwischen 400g und 600g KH pro Tag zu sich nehmen soll; also zwischen 6g und 8,5g KH pro kg Körpergewicht. Ich selber lag zwischen 320g und 370g KH pro Tag. Am Samstag waren es sogar über 520g KH (davon knapp 50g Getränke-KH), was circa 5-6g KH pro kg meines eigenen Körpergewichts entsprach (Samstag: 8,5g KH pro kg Körpergewicht).
    Am Sonntagmorgen gab es zum Frühstück normale Kost und kurz vor dem Wettkampf noch einmal ein kh-haltiges Getränk.


    Meine BZ-Einstellung war in den letzten 1-2 Wochen nicht die beste. Die gesteigerte KH-Aufnahme hat dies nicht verbessert, aber auch nicht verschlimmert. Insgesamt war diese leichte Nahrungsumstellung also zumindest nicht signifikant nachteilig.
    Ganz kurz zum sportlichen Aspekt: Ich hatte sowohl am Morgen, als auch in der ersten Rennhälfte sehr hohe Werte. Diese sind dann aber irgendwann (subjektiv) binnen weniger Minuten gesunken. Was genau da in meinem Körper abgelaufen ist, kann ich nicht sagen, aber irgendwas muss wohl gewesen sein.



    zum Laufbericht im Fitnesstagebuch-Thread.

    Einmal editiert, zuletzt von Hobbit ()

  • Hallo Hobbit,


    erst einmal gratuliere ich Dir zu Deinem erfolgreich beendeten ersten Marathon. Genies es und sei ein wenig stolz auf Deine Leistung, ach quatsch sei ganz viel stolz auf Dich. Toll! Meinen ersten Marathon vor so bisschen mehr als 20 Jahren bin ich nicht zu Ende gelaufen. nach dem ersten zu Ende gelaufenen Marathon hatte ich dann aber tagelang ein schreckliches Körpergefühl. Also


    [Blockierte Grafik: http://www.smileygarden.de/gen/smileys/31c85eb01d23ae7b01a5943eb43af32d.png]


    Darf ich fragen, wo Du gelaufen bist?


    Du hast Dich mit dem Essen richtig professionell vorbereitet. Wie bewertest Du für Dich die Essensvorbereitung? Ich wollt noch sagen, dass bei der Steigerung von Kohlehydraten auch die Basalrate und alle Insulinfaktoren ansteigen und wenn man nicht nachzieht, schleift die Einstellung ein wenig. Deshalb ist es nicht verwunderlich, wenn Deine Einstellung davor nicht mehr so gut war.


    Das sprunghafte Abfallen des Blutzuckers (bei mir so nach 1.5h) kenne ich. Und die Kohlenhydrate, die man dann anfängt einzunehmen, scheinen direkt in den Muskel zu gehen und für den Blutzucker total uninteressant zu sein.


    Ich denke man merkt, wann man bei einem hohen Blutzuckerwert Sport machen kann, und wann nicht mehr. Da spielt die Höhe selbst gar keine so große Rolle. Es liegen wahrscheinlich auch immer andere Ursachen vor.


    Gruß thomas

  • Glücklicherweise esse ich wirklich gerne und ggf. auch recht viel. Aber teilweise war es dann schon ein bisschen "too much", da ist es mir doch fast auf den Keks gegangen :)
    Ob es das wirklich braucht? Keine Ahnung! Genau das meine ich, wenn ich sage: "der Laufdebütant nimmt sich viel zu wichtig." Er will alles so machen wie die Profis, obwohl es bei ihm sinnlos ist. Aber wenn die Profis einen Ernährungsplan haben, dann macht man das natürlich nach, in dem Glauben, dass dadurch alles einfacher wird.
    Mir war schon bewusst, dass ich mindestens 98% meiner Vorbereitung durch das vorherige Lauftraining absolviert habe. Aber wenn man noch ein paar Körner aus sich rausholen kann (und das ohne Risiken), dann äfft man die Profi-Ernährung nach, kauft sich am besten noch die von Leistungsdiagnostikern entworfene Marathon-Unterbuxe für 299,99€ und zündet eine Kerze in der Kirche an - dann hat man sich gegen alles abgesichert :D :D :D
    Also, wie gesagt: Ich weiß nicht, ob diese gesteigerte KH-Aufnahme etwas bringt, aber schaden tut sie wohl auch nicht. Meinen BZ hat es dadurch nicht vollkommen durcheinander gehauen, von daher war alles in Ordnung.

  • Ganz kurz zum sportlichen Aspekt: Ich hatte sowohl am Morgen, als auch in der ersten Rennhälfte sehr hohe Werte. Diese sind dann aber irgendwann (subjektiv) binnen weniger Minuten gesunken. Was genau da in meinem Körper abgelaufen ist, kann ich nicht sagen, aber irgendwas muss wohl gewesen sein.


    Mir fallen noch ein paar zusammenhangslose Sachen zu Essen, Marathon und Blutzucker ein. Ich dokumentiere von mir ja gerne alles und jeden Käse, vor allem wenn man ein Diagramm daraus machen kann, reime mir etwas auf jede Beobachtung und bin auch hier durch das Forum manchmal überrascht, wie schief ich dabei lag.


    Also ich merke bei mir auch einen plötzlichen Blutzuckerabfall. Ich habe das früher immer mit einer Stoffwechseländerung von aerob nach anaerob erklärt, obwohl es weder im Atem-Rhythmus noch vom Puls ein Hinweis darauf gab. Ich habe aber auch immer beobachtet, dass das Magen oder Darmgefühl sich dabei ändert. Heute glaube ich eher, dass es etwas damit zu tun hat, dass der Darm aufhört Kohlenhydrate in den Blutkreislauf nachzuschießen, weil er nichts mehr zu verstoffwechseln hat. Wenn ich den Kilometer deutlich schneller als in 4 min laufe und das über längere Zeit bekomme ich ein leichtes Brennen in der Bauchgegend, nicht unangenehm, eher befreiend. Nach dem ersten fertig gelaufenen Marathon vor mehr als 20 Jahren hatte ich tagelang starke schmerzen in dieser Gegend. Bei vollem Magen steigt bei mir der Puls deutlich schneller bei gleicher Bewegungsleistung an als sonst. Das selbe trifft auch für zu hohen Blutzucker zu. Es wird nicht die ganze aufgebrachte Leistung in in Bewegung umgesetzt.


    Vielleicht kannst Du ja was damit anfangen?


    Gruß thomas