Keine KH vor/während Ausdauertraining?!

  • Mal wieder macht sich der Hobbyläufer Gedanken, die wahrscheinlich nur Profis betreffen - aber man will ja schließlich alles richtig machen und Ausreden haben, wenn das Ziel "Halbmarathon in 5h" um 10 Sekunden nicht erreicht wird. :)


    Wenn man sich Internetseiten zu Ausdauertraining anschaut, findet man oft den Hinweis: "Nehmen Sie 1-2 Stunden vor und während der langen, langsamen Trainingseinheiten KEINE Kohlenhydrate zu sich. Auf diese Weise verbessert sich die allgemeine Effizienz der KH-Verbrennung bzw. die Fettverbrennung wird besser genutzt." (Ich hoffe, ich finde dazu noch eine Quelle, die das korrekt erklärt.)
    edit:

    Zitat von lauftipps.ch

    [...]Dein Körper lernt, auch bei höherem Tempo vermehrt Fette zu verbrennen, so dass es möglich wird, auch längere Wettkämpfe auf höherem Niveau zu laufen. Zudem wird dein Körper trainiert, länger zu laufen und extreme Belastungen besser zu verarbeiten. Die Anzahl Blutgefässe und Mitochondrien in der aktiven Muskulatur werden erhöht und der Sauerstoff kann effizienter verarbeitet werden.[...]
    Eine Stunde vor dem Lauf und während des ganzen LDL keine Kohlenhydrate zu dir nehmen, da nur so dein Fettstoffwechseltraining optimal abläuft.


    http://www.lauftipps.ch/laufsp…/langerdauerlauf-longjog/


    Als ICT-Typ1er muss ich während der langen Trainings (z.B. 2-3h bei <80% der max. Herzfrequenz) einiges an Kohlenhydraten dazu essen bzw. esse ich vor dem Sport, verbrenne die wirkenden KH und/oder futtere noch etwas hinterher, alleine um nicht in die Hypo zu rutschen.


    Was haltet ihr von dieser Trainings-"Anweisung"? Ist das generell sinnvoll? Und wenn ja: Kann ich so etwas als ICTler irgendwie umsetzen? [Kommentar meiner Diabetelogin, die mit sport nichts am Hut hat: "Ach, lassen Sie das doch einfach."]

    3 Mal editiert, zuletzt von Hobbit ()

  • Ich finde die Frage sehr interesant, weil ich darüber auch immer mal nachgedacht habe. Ich habe beispielsweise tagsüber noch kein Basalinsulin, könnte demnach dann doch auch nicht unterzuckern, wenn der Bolus entsprechend gering bleibt - oder irre ich?

    Wann eigentlich wurde aus Sex and Drugs and Rock and Roll


    Veganismus und Lactoseintoleranz und Helene Fischer???

  • Kannst als ICT-ler vergessen


    So ist das wohl! Ich laufe um schlank zu bleiben und mich nervt es kolossal, dass es nicht ohne Kohlehydrate geht. Wenn ich versuche, mit Levemir mehr als ein bisschen gegenzusteuern, läuft mir in den Folgetagen alles aus dem Ruder.


    Ich hätte aber noch eine Frage an die Spezialisten, die zum Thema passt: Ist denn der Stoffwechsel des Diabetikers beim Sport grundsätzlich gegenüber dem Gesunden verändert? (vom bestehen der Grunderkrankung mal abgesehen) Ich habe mich schon oft gefragt, ob die Regeln, die es zur Fettverbrennung gibt, auch für uns gelten. Also dass z.B. die Fettverbrennung nach ca. 30 bis 40 Minuten beginnt, etc. Ich habe noch wenig Literatur gefunden, aus der ich diesbezüglich schlau werde.
    Ich lege nach 30 Minuten Sport in der Regel Kohlehydrate nach, weil ich andernfalls mit 250+ starten müsste. Unterbindet das dann die Fettverbrennung und hat man als Diabetiker überhaupt die Möglichkeit die Fettverbrennung zu steuern?
    viele Grüße
    Ikebana

  • Die Frage hat mich auch schon beschäftigt. Ich laufe auch rehgelmäßig 10km und komme mit 1KE aus unter Pumpe.
    Mich nervt aber auch immer die zusätzliche KE Zuführung.


    Beim Mountainbike fahren finde ich es nicht so schlimm, da ich nach 2-3 Stunden sowieso was essen muß wegen Hungerast.


    Gruss
    Frank

    Alle angenehmen Dinge des Lebens sind entweder illegal, unmoralisch, teuer oder machen dick!

  • Ich finde die Frage sehr interesant, weil ich darüber auch immer mal nachgedacht habe. Ich habe beispielsweise tagsüber noch kein Basalinsulin, könnte demnach dann doch auch nicht unterzuckern, wenn der Bolus entsprechend gering bleibt - oder irre ich?

    Am Anfang meine Dia-Zeit bei 6 IE Levemir pro Tag bin ich ohne KE' s laufen gegangen.

    Alle angenehmen Dinge des Lebens sind entweder illegal, unmoralisch, teuer oder machen dick!

  • Kannst als ICT-ler vergessen. Wie willst du denn deinen Insulinspiegel schnell genug runter fahren.

    Habe ich befürchtet. Wilde Szenarien (theoretischer Art) folgen unten.



    [...]so schnell wie die wirst du nicht.

    So schnell wie "vergleichbare" (Alter, Fitness, ...) Nichtdiabetiker? Warum soll das nicht gehen?



    Eine Kurve von mir aus dem Jahre 2013 ist dorten: https://snackonabike.files.wordpress.com…roergometry.png
    Schwarz der Puls, blau die Gesamtenergie in kcal/h, rot und rot gestrichelt die Energie aus Kohlenhydraten in kcal (durchgezogen) und Prozent (gestrichelt), grün und grün gestrichelt für Fett.

    Cooool! Naja, da sieht man doch ganz gut, dass die Fettverbrennung bei niedrigen Belastungen überwiegt. Jetzt wäre nur noch interessant zu wissen, inwiefern KH-Aufnahme dieses Gleichgewicht verändert. Optimal wäre es ja, wenn ich (weil das ja mein großes Ziel ist) weiterhin ordentlich Fett verbrenne und die KH, die ich aufgrund des fallenden BZs aufnehme, nur diese <50% KH-Anteil abdecken und nicht die Balance in Richtung KH-Verbrennung verschieben.



    Gut das Hobbit läuft und nicht radelt. Der holt mich nie ein, um mir eins überzuziehen

    Korrekt! Andererseits: Bist du dein Rad eingeladen hast, sitze ich schon lange im Auto und habe die Verfolgung aufgenommen. ;)



    Theorien, die Situation zu "verbessern"(und die Gesamtsituation zu verschlimmern :D :D :D):
    - 4 (oder 10, 20) Stunden vor dem langen Lauf essen, wenig Bolus geben und mit geschmeidigen 600+mg/dl starten. Dann sind auch Ketone im Blut und die Fettverbrennung feiert eine dicke Party. Praktikabel? Eher nicht. :)
    - Gaaanz langsam laufen. Dann ist man halt mal 28 Stunden unterwegs. Schöner Spaziergang. Praktikabel? Eher nicht. :)
    - Basalversorgung komplett runterfahren. Nachdem Lantus sehr träge ist, wäre es ein tierischer Spaß, 6 Tage in der Woche mit chaotischen Werten rumzulaufen, nur damit man am 7.Tag mal blöd durch die Gegend hoppeln kann. Praktikabel? Eher nicht. :)


    - Einfach normal weitertrainieren. Vielleicht tatsächlich etwas langsamer als geplant, so dass die Fettverbrennung einigermaßen läuft und ein gewisser Trainingseffekt entsteht. Sich ansonsten einfach gewissenhaft auf den Wettkampf vorbereiten. Klingt langweilig und spießig. Praktikabel? Hellyeah! :P




    Am Anfang meine Dia-Zeit bei 6 IE Levemir pro Tag bin ich ohne KE' s laufen gegangen.

    Rotefeli
    Naja, das was du an Basalinsulin nicht hast, macht halt deine vermutlich vorhandene Restaktivität. Daher ist es eigentlich egal, wie du in den Unterzucker kommst. Ich halte es aber auf jeden Fall für möglich, dass es passieren kann.

    Einmal editiert, zuletzt von Hobbit ()

  • Zitat

    Kannst als ICT-ler vergessen. Wie willst du denn deinen Insulinspiegel schnell genug runter fahren. Leb damit - so schnell wie die wirst du nicht.


    Nein, so kategorisch kann man das nun nicht sagen. Ich habe mich nie beim Sport um Ernährungslehre gekümmert und sicher nicht deshalb auf KH verzichtet.
    Sportliche Betätigungen unter 5 Stunden gehe ich allerdings ganz spontan an. Ich verändere nichts an der Basis, kann ich schließlich auch nicht, da ich sie am Abend davor spritze. Ich nehme vorher keine KH zu mir, ich nehme weder KH, noch Insulin noch BZ-Messgerät mit auf den Weg. Zur Sicherheit stecke ich drei Stück Traubenzucker und 10 Euro ein, brauche diese aber so gut wie nie. Bei längeren sportlichen Belastungen (ganztägig) esse ich schon etwas, weil ich weiß, dass mein Körper, wie auch bei Nichtdiabetikern, das braucht. Ich spritze aber dann Bolus dazu, wenn auch verringert. Meine Therapieform ist FIT. Ob das einen entscheidenden Unterschied zu ICT macht, kann ich nicht beurteilen, weiß aber, dass es sporttreibenden Diabetiker-Freunden hier in Österreich etwa genauso ergeht wie mir.


    LG Geri

  • Ich finde die Frage sehr interesant, weil ich darüber auch immer mal nachgedacht habe. Ich habe beispielsweise tagsüber noch kein Basalinsulin, könnte demnach dann doch auch nicht unterzuckern, wenn der Bolus entsprechend gering bleibt - oder irre ich?


    Hallo Rotfeli,


    hast Du denn Nachts Basalinsulin? Dann wäre ich vorsichtig. Ich laufe oft morgens um 7 oder 8 Uhr, dann liegt die letzte Levemirdosis von 3IE 12 Stunden zurück. Vor dem laufen spritze ich keinen Bolus und das Tagesabasal auch erst danach. Theoretisch hätte ich also faktisch kein "künstliches" Insulin im Körper. Dennoch muss ich 2,5 KE für 1 Stunde Joggen essen, sonst laufe ich in den Unterzucker. Wenn ich nachmittags oder abends laufe, also unter der Tagesdosis von 5 IE, brauche ich 3KE, also nur wenig mehr. Ich nehme an, dass der Grund ist, dass die Basalinsuline eine Art Wirkungsspiegel bilden, so dass eine ganze Weile noch Insulin im Körper ist.
    Wenn man oft genug misst, kann man das aber mit vertretbarem Risiko einfach ausprobieren.


    Grüße
    Ikebana

  • Floh


    ad 1) und 3): Ja! :)


    ad 2): Auch "ja". Klar, es ist kein Problem, ohne laufenden Bolus & KH zu trainieren. Was manchmal gerne gemacht wird (z.B. aus Zeitmangel): Essen, reduzierten Bolus geben und dennoch trainieren. Mit etwas Übung ist das auch gut machbar. Aaaber: In dem von mir angesprochenen speziellen Fall geht es um längere Trainingseinheiten. Der Guru / Professor / Schulkind mit Internetanschluss / dein "Yakhirte" der den Artikel geschrieben hat, ist aber der Meinung, man solle 2h vor und während des Trainings keine KH aufnehmen. Das ist für einen Typ1er halt sehr schwer realisierbar, wenn das Training 2h+ dauert - da waren wir uns ja bereits einig. Ich persönlich ziehe allgemein meine Grenze bei ca. 90 Minuten. Alles was kürzer dauert, versuche ich unter normalen Bedingungen ohne Verpflegung zu bewerkstelligen


    ad 4) und 5): Klar, es ist Trainingstheorie. Die einen sagen so, die anderen sagen so. Sicherlich ist da viel "guter Glaube" dabei. Ich weiß nicht, ob es in dem Artikel um die Laktatschwelle geht oder um irgend eine andere. Ziel soll eben sein, die Fettverbrennung zu fördern und die KH-Verbrennung anfangs einzuschränken, so dass die KH-Speicher möglichst lange halten und man auch in der Endphase eines Rennens noch "Dampf" hat. Oder andersrum: Man möchte verhindern, dass irgendwann der "Mann mit dem Hammer" kommt. (Wo ist denn da eigentlich die Emanzipation??? Gegen eine Hammer-Frau gegen Renn-Ende hätte doch niemand was einzuwenden :D :D :D)
    Naja, sicher, man will "besser" werden. In meinem Fall möchte ich längere Distanzen unter sonst gleichen Bedingungen (z.B. Puls) mit der Zeit schneller bewerkstelligen. "Dann nimm einen g'scheiten Trainingsplan und mach ihn g'scheit!" - ja klar, will ich ja. Aber genau da geht es eben (ein bisschen) um das "wie". Wenn ich einen langen Lauf mache und meine Leistung "künstlich" mittels KH-Aufnahme hoch halte, ist das eben möglicherweise nicht zielführend. Da wollte ich eben ein bisschen in die Details reinschauen und da hieß es: Ziel der langen Läufe ist es, die Fettverbrennung zu steigern.
    Übrigens, andere Ansätze zur Leistungssteigerung sind bspw. ein Höhentrainingslager (um das Blut mit weißen[?] Blutkörperchen anzureichern und die O2-Aufnahme zu steigern) oder der brandneue Schuh von Pum-Adid-As-ics. Wie gesagt, manchmal ist es eben interessant, ein bisschen zu schauen, wie man sich verbessert.



    Diesen Artikel aus dem Jahr 2012 finde ich ganz gut. Der hängt das ganze Thema nicht allzu hoch und geht dazu auf Abnehm-willige und Ausdauersportler ein.

  • Hier wurde doch schon gut geholfen: Bei einem dreistündigen Training ist es für einen Typ1er praktisch nicht praktikabel, ohne KH-Aufnahme durchzukommen - Frage beantwortet. Danke!


    Und alles andere was du "rumschwurbeln" nennst, ist doch ein netter Gedankenaustausch auf hohem Yakhirten-Niveau. Alles wunderbar.
    Für mich persönlich habe ich mitgenommen, dass ich meine "langen Läufe" evtl auf niedrigerem Pulsniveau mache. Bzw. ich wechsele da immer mal ein bisschen zwischen den Trainingseinheiten ab. Mal langsam, mal noch langsamer. Das ist dann Gehen. Ich hoffe aber, dabei möglichst spät in die Situation zu kommen, in der ich KH nachschieben muss, so dass ich bis dahin diese Fettverbrenungs-dingsbums-Schwelle ein bisschen anheben kann. Vielleicht klappt's.



    Eins habe ich noch vergessen:

    *seufz* Weil die Herren, die derzeit die Tour der Franzosen austragen und in der Topklasse mitspielen - die sind in meiner Alterklasse. Und ich übertrage einfach meine Faulheit auf dich. Weil ich es kann, solange sich keiner wehrt (und siehe oben... Läufer/Radfahrer, etc.). *doppelseufz*


    Ich befürchte einfach, wir als Diabetiker müssen schlicht besser sein als vergleichbare Nichtdiabetiker. Nebenbei noch a bisserl Blutzucker managen. Pfft. Das können wir. Weil wir von Haus aus wertvoller sind. Deswegen haben auch mehr Diabetiker die Pest überlebt als Nichtdiabetiker (sagte mal wer .. was ich für eine sehr seltsame Statistik halte, weil die Diabetiker damals ja eh nicht überlebt.. egal).


    Dann bist ja gar nicht so alt, wie du dich hier gibst. :D
    Naja, natürlich hat nicht jeder der ein bisschen durch die Gegend radelt das Niveau, um bei der Apothekenrundfahrt mitzumischen. In dem Tempo, in dem die Elite einen Marathon läuft, fahre ich nicht mal Fahrrad. Ich wollte aber sagen: Ich habe natürlich den Anspruch, mit einem vergleichbar trainierten, vergleichbar veranlagten und vergleichbare ehrgeizigen Athleten mitzuhalten. Wenn mich so einer abhängt, sage ich sicher nicht: "Buhuhuuu, aber wegen meinem Diabetes kann ich nicht so schnell." Dann lag's halt an was anderem (zu schlecht trainiert, zu blöd, schlechtes Charma, schlechte Tagesform...)

  • Wennst noch eine Internetquelle suchst, darf ich dir das Team Novo Nordisk ans Herz legen? http://www.teamnovonordisk.com/sports-diabetes/

    Apothekenrundfahrt - sag' ich doch!!! Die machen wenigstens keinen Hehl daraus :D :D :D
    (Sorry, früher oder später musste das ja mal zur Sprache gebracht werden)



    Den Post vom Geri habe ich ganz übersehen.


    Geri
    Wie heftig sind denn deine 5h-Einheiten? Ich nehme an, du fährst Fahrrad?
    Ja, Wikipedia sagt, dass FIT und ICT ungefähr gleich sind. Du hast dann vermutlich auch Bolus-/Basal-Insuline. Welche und wieviel denn ungefähr? Ich selber benutze sehr wenig Basal im Vgl. zu Bolus, muss aber wenn es ans Eingemachte geht, schon g'scheit dazu essen. 6BE bei 2h höherer Belastung z.B. Andererseits mache ich auch gerne mal - wie gesagt - ~90 Minuten ohne alles. *schulterzuck*
    Hast du mal sporadisch deinen BZ während der Belastung überwacht? Schon erstaunlich, dass es da möglicherweise große individuelle Unterschiede gibt.

  • Hier wurde doch schon gut geholfen: Bei einem dreistündigen Training ist es für einen Typ1er praktisch nicht praktikabel, ohne KH-Aufnahme durchzukommen - Frage beantwortet. Danke!

    Dann frag ich nochmal die Pumper, ist das wirklich so?


    Ich lege nach 30 Minuten Sport in der Regel Kohlehydrate nach, weil ich andernfalls mit 250+ starten müsste.

    Das nenne ich mal "nicht praktikabel". Das muss doch besser gehen, selbst bei ICT.

  • Hier ist noch eine "Neufassung" des Artikels: http://www.chrostek.de/neuesal…rapieanpassung-sport.html


    Unter anderem stellt Dr. Teupe die These auf, dass bei Bewegungen ohne wirkenden Bolus und korrekt angepasster Basalrate ca. 1-1,5 BE/h benötigt werden. Er spielt Flohs Rechnung von der anderen Seite durch und geht von einer BZ-Senkung bei Belastung aus, die zwischen 0,2 und 1,3 mg/min liegt. Das wären dann zwischen 12 und 78 mg/h. Ganz toll! Das ist ja dann sowohl eine Erklärung für "Sport senkt meinen BZ (fast) gar nicht", als auch für "Sport senkt meinen BZ brutal". Als Fazit bleibt dann wohl wieder nur: "Es ist individuell verschieden und man muss alle Anpassungen für sich selbst ausprobieren." -.- :)



    (für die Hobbitschen 3 Stunden)

    Ich bin dafür, dass dies als offizielles Maß für eine lange Trainingseinheit und v.a. für ein normales, kleines, hobbitsches Mittag- oder Abendessen eingeführt wird. :thumbsup::essen:

  • Ich lese hier im Forum die Posts, dass unglaubliche Mengen an BE für sportliche Betätigung gebraucht werden, ich kenne auch die Statistiken von Dr. Teupe. Ich bin recht erstaunt darüber und muss sagen, dass es mir den Sport ziemlich vermiesen würde, wenn ich so viel zufuttern müsste, wenn ich während des Sports BZ-messen müsste oder wenn ich Sport nur nach Wirken des Bolus ausüben dürfte. Ich liebe es, dass ich Sport total spontan ausüben kann und im allgemeinen auch nicht mehr BE brauche als Gesunde. Ich bin kein Einzelfall. Meinen diabetischen Sportkumpels im FIT-dominierten Österreich geht es ähnlich.


    Ob es nun an den kleinen Unterschieden zwischen FIT und ICT liegt, kann ich nicht beurteilen, ich kann nur FIT beschreiben, so wie ich es erlernt habe.


    1. Die Einschulung und Erst-Insulinanpassung dauert 7 Tage, sie ist jeweils ganztägig, erfolgt aber ambulant, um den Lebensrhythmus nicht zu sehr zu ändern. Ich musste also eine Woche Urlaub nehmen. Durch BZ-Messungen, oft alle 30 Minuten werden die Algorithmen ermittelt.


    2. Nur etwa 80% des Basalbedarfs werden mit Basalinsulin abgedeckt, der Rest mit Bolusinsulin zu Tageszeiten, wenn der Körper standardmäßig mehr Insulin braucht. Bekannt ist sicher der basale Morgengupf mit Bolusinsulin. An dieser Bolusinsulin-Schraube kann man natürlich sehr flexibel bei Sportausübung drehen. Beim Basalinsulin ist man natürlich nicht so flexibel, besonders dann wenn man es, wie ich, nur einmal pro Tag spritzt. Normal für FIT-Leute sind zwei, manchmal auch drei basale Spritzen, für mich wäre das aber zu mühsam.


    3. Kinga Howorka, meine Diabetologin, hat während der einwöchigen Einstellungsphase darauf bestanden, dass ich täglich 10-15km im üblichen Tempo laufe, um eine reale Lebenssituation zu gewährleisten.


    4. Mögliche neue Therapie-Formen, zB. neues Insulin, neues Messgerät, werden nicht verordnet, sondern diskutiert. Insbesondere wird bei jeder neuen Therapie-Form darauf hingewiesen, ob sie Einfluss auf die Hypo-Wahrnehmung haben könnte. Diabetiker, die "nach unten hin" abgesichert sind, leben flexibler. Es werden auch Hypo-Wahrnehmungs-Trainings angeboten.


    Zitat

    Wie heftig sind denn deine 5h-Einheiten? Ich nehme an, du fährst Fahrrad?


    Zu meinen 5h-Sporteinheiten. Ja, Radfahren ist oft dabei. Hauptsache ist bei mir aber alles, was mit den Bergen zu tun hat: Bergsteigen, Klettern, Trekking, Ski-Touren-Gehen, Ski-Langlauf. Ich trainiere nicht, da ich keine sportlichen Ziele habe. Es ist nur die Freude an der Bewegung in der Natur, dass ich mich, ca. 5x in der Woche, so bewege. Das war allerdings nicht immer so. Früher habe ich mich schon darauf vorbereitet, einen Marathon oder Halbmarathon oder Berglauf in möglichst schneller Zeit zu bewältigen. Während eines Marathons habe ich stets 3 BE in Form von Energy-Drinks zu mir genommen, bei Halbmarathons gar nichts. Jetzt, mit fast 60, fehlt dieser Leistungsgedanke, die notwendige Anstrengung ist aber nicht unbedingt weniger geworden. Beim Klettern achte ich auf meinen BZ und halte ihn eher hoch, bei den anderen sportlichen Betätigungen reicht es mit, dass mein Körper Hypos und Werte über 300 spürt.


    LG Geri

  • Das Radfahren hat den Vorteil, dass Energiezufuhr verhältnismäßig leicht möglich ist. Beim Laufen ist das schon wesentlich schwieriger, wenn man nicht aus dem Rhythmus fallen will. Bei Expeditionen steht jeder vor dem Problem, dass an vielen Tagen sportliche Höchstleistungen von 10-16 Stunden gefordert sind und trotzdem nur 1000-1200 kcal pro Tag zur Verfügung stehen, und das über Wochen. Natürlich nimmt man dabei ab, natürlich kommt es zu Leistungseinbußen, natürlich muss man als Diabetiker Basalrate und BZ-Zielwerte daran anpassen. Machbar ist es aber mit Diabetes allemal.


    LG Geri

  • Ich gebe nur zu bedenken, dass ein hoher Kohlenhydratverbrauch nicht untypisch ist, sondern dem nicht diabetischen Normalfall entspricht.

    Das kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Bei drei Stunden Radfahren nimmt doch kaum ein Nichtdiabetiker was zu essen mit.
    Der "nicht diabetische Normalfall" ist es ohne Essen zu fahren und das hinterher in Ruhe zu tun.
    Selbst wenn wir also mal annähmen, dass es so einen hohen Verbrauch gäbe, dann fällt bei dreistündigen Einheiten trotzdem keiner vom Rad, wenn er "vergisst" zu essen.


    Dass wir von Freizeit- und nicht von Leistungssport reden war klar, dachte ich eigentlich. Und selbst Leistungssportler essen ja im Training nicht so viel im Wettkampf, also .. sparen wir uns solche Vergleiche für den richtigen Moment auf ;)

  • Bei uns dagegen arbeitet das schon vorher gespritzte Basalinsulin gnadenlos weiter,

    und deswegen hatte ich die Frage an die Pumper gerichtet, und nicht an die Intensivierten.


    Ich hab keine Pumpe, aber wenn ich denn mal eine habe, würde ich die beim Sport im Bedarfsfall auf 10% (oder weniger) setzen, glücklich und ohne Fresspause auf dem Rad sitzen und nach drei Stunden zusammen mit den Nichtdiabetikern ins Restaurant gehen.


    Abgesehen von Geri scheinen das hier offenbar alle für unmöglich zu halten..


    (Und ja, natürlich muss sich da rantasten und im Prozess auch sein Keton im Auge behalten.)

  • Bei Brevets, Marathons usw. würde man natürlich (wie auch die Nichtdiabetiker) auch mal zwischendurch was essen, aber bei überschaubaren Trainings und Freizeiteinheiten kann ich mir nicht vorstellen, dass das sinnvoll oder nötig ist.

  • Ja, du hast recht. Ich glaube, mittlerweile ist man (bin ich) von der Sportartikel-Mafia schon gut gesteuert, dass ich Kohlenhydratgels fresse, jeden Getränkestand stürme und alles mögliche ganz akkurat überwache. Schon komisch, bei langen Trainingsläufen komme ich auch oft ohne Getränk und ohne cooles Motivationsgetrommel aus. :)


    Nur etwa 80% des Basalbedarfs werden mit Basalinsulin abgedeckt, der Rest mit Bolusinsulin zu Tageszeiten, wenn der Körper standardmäßig mehr Insulin braucht. Bekannt ist sicher der basale Morgengupf mit Bolusinsulin. An dieser Bolusinsulin-Schraube kann man natürlich sehr flexibel bei Sportausübung drehen. Beim Basalinsulin ist man natürlich nicht so flexibel,

    Jo, passt, ICT ist da nicht großartig anders. Man passt für sich eben seinen Basal- & Bolusbedarf an. "Nur ~80% Basal" finde ich witzig, ich bin derzeit bei ~20% Basal, Tendenz eher fallend. :) Ich fühle mich damit auch absolut flexibel und mache auch was ich will (Sport, feiern, ruhg dasitzen, ...). Die hier im Thread angesprochene (anscheinend individuelle) "Ausnahme" ist für mich gut hinnehmbar. Bin zufrieden.



    Beim Laufen ist das schon wesentlich schwieriger, wenn man nicht aus dem Rhythmus fallen will.

    Das kommt halt wieder auf den Leistungsbereich an, finde ich. Wenn ich in der Elite bin, will ich natürlich keine Sekunde verschenken. Wenn ich aber eh schon 4h unterwegs bin und mein Tempo auch entsprechend niedriger ist, kann ich mir eine kurze Essens- & Trinkkpause durchaus gönnen, finde ich. Manchmal ist das auf lange Sicht möglicherweise sogar effizienter, mal kurz 30 Sekunden stehen zu bleiben und RICHTIG aufzutanken, anstelle von hastig 3 Schlucke runterzuhusten. Irgendwo in diesem Internet gibt es auch einen witzigen Artikel mit Lauftipps: "Laufe während des Trinkens UNBEDINGT weiter! Die 10 Sekunden, die du beim Stehenbleiben verlieren würdest, wenn du einen Marathon in 5h bewältigst, sind absolut überlebenswichtig." :)



    Ich wollte heute mal gezielt niedertourig laufen - der Erfolg war überschaubar (heute hat nix geklappt, armer armer Hobbit). Mehr dazu im Fitnesstagebuch

  • Hallo Hobbit,


    Das mit den 80% hast du missverstanden. Es geht nicht darum, dass 80% der Insulinmenge Basalinsulin sein sollen. Höchstens 80% der Basal-Insulinmenge, wie hoch diese auch immer sein mag, soll mit Langzeitinsulin (zB. Lantus, Levemir etc.) verabreicht werden. Mindestens 20% der Basalrate sollen mit einem schnellen Insulin wie Humalog oder Novorapid, etc. verabreicht werden. So wird etwa ein Teil der Basalrate am Morgen für den vormittäglichen höheren Insulinbedarf mit einem schnellwirksamen Insulin gespritzt, hinzu kommen mit demselben Insulin die IE für das Frühstück (falls eingenommen). Das nennt man Morgengupf. Ich habe auch einen deutlich kleineren Abendgupf. Wenn man nun zB. am Vormittag sportelt, wird man den Morgengupf reduzieren oder ganz streichen. Insgesamt soll die gesamte Basalrate 45% des gesamten Insulinbedarfs nicht übersteigen. Das muss man aber nicht sklavisch genau sehen, besonders wenn man an einzelnen Tagen besonders wenig ist, wird sich das verschieben.


    Du liegst mit einer nur 20%-igen Basalrate für den Sport sehr gut im Rennen. Brauchst Du dann wirklich 6BE für 2 Stunden, um Hypos zu vermeiden? Oder sind die 6BE nur Energiezufuhr für die verbrauchten Kalorien und du könntest sie auch später zuführen?


    LG Geri