Unterzuckerung nach dem Essen

  • Hallo zusammen,
    Ich brauche unbedingt mal eure Hilfe.
    Ich hab Typ 1 nehme Humalog und habe eine Pumpe. Den Diabetes habe ich seit 2008.
    Seit 2 Tagen bin ich dauerhaft unterzuckert. Ich esse nichts fettreiches, spritze normal und unterzuckere kurz nach dem Essen. In der Vergangenheit schoss mein BZ bei so etwas total in die Höhe.
    Ich habe gestern Abend immer wieder sehr viele KE gegessen um meinen BZ hoch zu bekommen. Es hat nicht funktioniert. Um 5 Uhr nachts war ich dann bei 295.
    Heute bin ich wieder nach dem Essen unterzuckert. Dann habe ich 19! KE Süßigkeiten gegessen (ohne zu spritzen). 30 Min später fängt mein BZ langsam an zu steigen.
    Ich bin ratlos. Was kann das sein?




    http://www.alpha-computer.com

    Mit freundlichen Grüßen

  • Nur mal so geraten. Ist das vielleicht eine Verdauungsstörung? Das heisst du verarbeitest die Nahrung erst viel später und dein bolus holt dich dann runter.

  • Hallo,


    du schreibst, dass du seit kurzem Probleme mit Hypoglykämien nach dem Essen hast, dieses Problem kenne ich auch.
    Bei mir wurde seinerzeit eine Magenausgangsstörung diagnostiziert, welche den BZ-Anstieg nach Mahlzeiten schwer kalkulierbar macht.
    Leider ist es bei mir unterschiedlich, mal steigt der BZ normal an; ein andermal steigt der BZ gar nicht an, bis dann ein stark verzögerter Anstieg erfolgt.
    Ich glaube jedoch, dass meine Magenausgangsstörung sehr relativ funktioniert.
    Bei mir werden z.B. Nudeln extrem verzögert verstoffwechselt.
    Sollte ich Spagetti mit Tomatensoße kochen (250g Spagetti) und das selbst, dann spritze ich zuerst gar kein Insulin, nach zwei Stunden verzögere ich die ersten 4IE über eine Stunde als Bolus. Nach vier Stunden messe ich dann zur Kontrolle, korrigiere und gebe einen weiteren kleineren verzögerten Bolus ca. 4IE. Nach weiteren 2 Stunden, also nach insgesamt 6 Stunden, gebe ich dann verzögert auf 3-4 Stunden den Restbolus, für Kohlenhydrate, Fett und Eiweiß. Dieser Restbolus beträgt dann normalerweise 8 bis 10 Einheiten.
    Leider scheinen meine Erkenntnisse nicht außergewöhnlich zu sein, denn bei einem Gespräch mit einem anderen langjährigen Typ-1er beim Arzt hat dieser einen gleichartigen verzögerten BZ-Verlauf dargelegt.
    Diese meine Nudeln, z.B. Spagetti, werden mit wenig Fett zubereitet, wenig Sahne, aber vielen Tomaten.
    Wenn ich vor dem Nudel-Essen einen Bolus spritzen würde, dann unterzuckere ich brutal.
    Bei mir wurde zwar eine Magenausgangsstörung diagnostiziert, aber wirklich stimmig ist die Diagnose nicht.
    Esse ich Brot, dann steigt der BZ normal schnell an, wie in den Lehrbüchern.
    Zur Info: bei der Diagnose einer Magenausgangsstörung lag ich ca. 2 bis 3 Stunden unter einem riesigen Schirm, vorher habe ich viel radioaktive Flüssigkeit trinken dürfen. Danach stand der Befund fest.
    Ich habe diesen Befund auch nach kurzer Diabetesdauer bekommen, sodass dies vielleicht schon eine Spätfolge ist, das war aber bei mir vor 30 Jahren.
    Wie auch immer, es wäre vielleicht zuerst wichtiger den Niedrigzucker besser zu beeinflussen.
    Wenn der Magen wirklich Ursache sein sollte, dann wäre ratsam, einem Niedrigzucker ausschließlich mit schnellen flüssigen Kohlenhydraten zu begegnen.
    Ich z.B. trinke Cola, die braucht allerdings auch eine Weile.
    Du schreibst von Süssigkeiten, ich hoffe nicht, dass du auf Schokolade oder ähnliches zurückgreifst.
    Zum Einen sind die fest, können im Magen verweilen, und sind zudem sehr viel langsamer.
    Leider brauchen selbst die schnellsten Kohlenhydrate, wie Cola, Brause, Weingummis, sehr lange um im BZ anzuheben.
    Als Beispiel: 500-600ml Cola (5-6KE) brauchen fast 90 Minuten bis diese Menge in der Blutbahn vollständig angekommen ist.
    Die doppelte Menge wäre auch nicht schneller, die doppelte Menge schiebt nur länger Glukose ins Blut.
    Es ist also ganz normal, dass deine 19KE (190g) stundenlang Glukose ins Blut schieben, sodass ein hoher BZ-Wert sehr viel später entsteht.
    Zum Abschluss, mein HbA1 (nicht HbA1c) war nie wirklich schlecht, sodass Spätfolgen nach ca. 8 Jahren (bei mir) zwar fragwürdig sind, aber der Befund wurde erstellt. Vielleicht solltest du die Sache mit dem Magen abklären lassen, es lohnt sich


    Mit Gruß

  • Seit 2 Tagen bin ich dauerhaft unterzuckert....


    Na, also nach gerade mal 2 Tagen würde ich da jetzt noch keine Panik bezüglich einer Magenausgangsstörung schieben. Außerdem wissen wir nicht, was ggf. sonst noch anders war bei mrblack19: andere Bewegung, andere Schlafzeiten, etc...
    Magenausgangsstörung wurde bei mir auch mal vermutet - im Nachhinein hat es sich als eine Unverträglichkeit gegeüber einem bestimmten Lebensmittel herausgestellt, dass ich seitdem meide.


    Bevor man hier von Magenausgangsstörung, Gastroparese oder Pankreasinsuffizienz ausgeht, sollte man vielleicht erst mal ausschließen, was den BZ kurzfristig durcheinander bringen kann. :rolleyes:
    Da du eine Pumpe trägst: vielleicht löst bereits ein Katheter-Wechsel das Problem. Manchmal trifft man einfach Stellen, die den BZ unberechenbar machen (z.B. Muskel).
    Vielleicht ist auch ein akuter Magen-Darm-Infekt im Anmarsch.
    Es wäre auch hilfreich, sich mal die BZ-Aufzeichnungen anzusehen. Denn, es wäre wichtig zu sehen: Ist es wirklich erst seit 2 Tagen so, oder gab es vorher schon eher zu niedrige Werte nach dem Essen? Es wird immer wieder gerne und oft gesagt, dass etwas ganz plötzlich aufgetreten sei - stattdessen gab es aber sehr wohl schon vorher Anzeichen....
    Vielleicht ist es an der Zeit für eine neue Basalrate oder neue Faktoren. Unsere Körper ändern sich ja immer mal wieder.


    Ich hatte ein ähnliches Problem in der frühen Schwangerschaft (hatte die Pumpe ausgeschaltet und musste trotzdem die halbe Nacht lang Saft trinken und essen) und habe bis heute keine richtigte Erklärung. Mein Dia-Doc schob es auf die Setzstelle der Pumpe (Omnipod am Bein), doch ich würde es eher unter hormonelles Chaos ablegen. Ist bei Männern natürlich jetzt nicht so wirklich vergleichbar. ;) Aber auch bei Männern, können die Hormone mal verrückt spielen...


    Mein Rat: BZ-Aufzeichnungen prüfen und weiter beobachten. Ruhig ma erstl nach dem Essen Insulin abgeben und/oder Bolus verzögern. Mit den gewonnenen Erkenntnissen dann zum Dia-Doc.



    Gruß,
    Veri

    *****
    "Bevor du dir selbst eine Depression oder einen Minderwertigkeitskomplex diagnostizierst, stelle sicher, dass du nicht einfach nur von Arschlöchern umgeben bist." Prof. Dr. Sigmund Freud

  • ... und


    die Sache mit der sehr verzögerten Wirkung von lecker, al-dente gekochten Nudeln hatten wir hier schon in mehreren Threads.
    Das ist bei mir auch der Normalfall und nicht durch ein Magenproblem begründet.


    Mein Körper reagiert auf Nudeln zuerst gar nicht, nach 1,5-2 Stunden gebe ich die eine Hälfte des Bolus als Dual-Bolus ab.
    Und nach 4 Stunden dann den Rest ebenfalls als Dual-Bolus.


    Ich gebe relativ oft einen Dual oder Verzögerungsbolus ein, da bei mir erfahrungsgemäß der Glucoseanstieg auch selten ad-hoc passiert.


    Liebe Grüße
    "me"

  • Danke, sowas scheint sich einzubürgern. Gestern 4KHE Bratnudeln mit viel Hack gemacht, extra "nur" 3IE gespritzt (eine IE weggelassen, da meine BSP am Abend noch besonders gut gelaunt ist) und dann gings schön in den BZ Keller. Novorapid schneller als die Nudeln. Was ein Sch***, bis Nachts um drei gebraucht um alles wieder "stabil" zu bekommen.

    --
    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

    Einmal editiert, zuletzt von ECO ()

  • Genau deine Erfahrung habe ich gerade auch gemacht!
    Ziehe einen reduzierten Bedarf an Insulin pro 10g Kohlenhydrate (sog. "Faktor" = Insulinbedarf / KHE) in Erwägung.


    Letzte Woche habe ich eine schlagartige Reduktion von 2,35 IE / KHE auf 0,95 IE / KHE erleben müssen.
    Dank CGM ging das glimpflich ab, ich musste nur gezielt nach CGM-Datenlage Orangensaft nachschütten.


    Weil ich ALLES abwiege und mit Excel ausrechne, kann ich meinen Faktor präzise von Tag zu Tag auf 0,05 Einheiten genau ermitteln.


    Da kommt erstaunliches bei heraus:
    - Jede noch so kleine Infektion, die mein Immunsystem beschäftig wird sichtbar. Selbst jene, die ohne "spürbare" Symptome, wie laufende Nase von­stat­ten­ge­hen. Denn die "spürbaren" sind nur die Spitze des Eisberges.
    - Stress wird sichtbar.
    - Selbst der jahreszeitliche Temperaturverlauf lässt sich erahnen.


    Schau dir mal das Diagramm an. Da siehst du, dass ein schlagartig zurückgehender Faktor nicht so ungewöhnlich ist.



    Mein Rat:
    1. Reduziere deine Mahlzeiten um etwa ein Drittel.
    2. Kalkuliere dafür in deine Mahlzeiten knapp zur Hälfte die Kohlenhydrate von reinem Orangensaft ein. Der ist bei Bedarf blitzschnell im Blut und hat ~9,7g KH/100g oder grob 10g KH pro 100ml. (Bier-)Gläser mit Eichstrich helfen.
    3. Reduzier deinen Faktor deutlich.
    4. Miss häufiger! Wenn nötig, alle 20 Minuten!
    5. Trink den O-Saft nach Bedarf und lass den nicht benötigten Rest stehen, wenn du den Faktor zu stark reduziert hast.


    Denk nicht über die Messstreifen nach. Gerade diese besonderen Stoffwechsellagen begründen JEDEN Bedarf, den du hast. Punkt. Wer dir etwas anderes erzählt, lügt um sein Budget zu schonen, oder weiß es nicht besser.

    Einmal editiert, zuletzt von Orion ()