(welches) GGM bei Gestationsdiabetes und Insulinpumpe?

  • Hallo zusammen,



    ich bin neu hier und bräuchte Euren Rat:
    Als "routinierte" Gestationsdiabetikerin, das 3te Mal schwanger (16. Woche), das 3te Mal mit pathologischem oGTT und (dank Allergie gegen das Basisinsulin) ab nächster Woche zum 3ten Mal mit Insulinpumpe. (in der 2ten Schwangerschaft hatte ich am Ende ca. 90 Einheiten als Basalrate und ca. 12 - 15 Einheiten im Bolus, hab mir die Basalrate selbständig angepasst (immer nur in eine Richtung: Steigend...))
    Nachdem ich in den ersten 2 Schwangerschaften mit der AccuChek Combo zwar sehr gute Werte hatte (HbA1c nie über 5,1), in Summe aber echt unglücklich war ("Hund an der Leine" und zudem das Setzen der Nadeln in die reißend gespannte, empfindliche Bauchhaut, dazu regelmäßiges Rausreißen der Knöpfe durch Kind1 (beim Hochheben / Absetzen, über-Mama-klettern, etc)...), hat meine Diabetologie mir auf Anfrage Anfang der Woche gleich mal den OmniPod beantragt und mir von sich aus (war noch so wunschlos glücklich mit dem Ja zum OmniPod, hätte daher das Thema CGM nicht angesprochen) einen Flyer für CGM mittels Abbott FreeStyle Libre in die Hand gedrückt:
    Ich solle mir bis Anfang nächster Woche überlegen, ob das was für mich sei. Dann würden sie es mir beantragen.


    Generell klingt das System ja nicht schlecht:
    14 Tage Tragzeit je Sensor, sehr kompakter Sensor, etc.


    Ich bin mir aber nicht sicher, ob mir mit einem Gerät, das aktiv sendet, nicht mehr geholfen wäre. Hintergrund:


    In beiden vorhergehenden Schwangerschaften hatte ich 80% meiner Hypos nachts, aus nicht wirklich klaren Gründen, meist eher beiläufig entdeckt, wenn ich wieder mal aufs Klo musste. Beide Male waren meine Abende recht konstant.


    Diesmal ist es so, daß Kind 2 sehr lange mit dem Einschlafen braucht - meist länger, als ich wach bleiben kann - und mein Mann zwar stets die Anweisung hat, mich zu wecken, sobald im Schlafzimmer Ruhe herrscht. Aber das klappt nur in ca. 50% der Abende, denn entweder will er beim Ins-Bett-Bringen dabei sein (und ist dann der Erste, der pennt, selbst wenn noch Chaos und Anarchie herrschen), oder er pennt auf dem Sofa im Sitzen ein, statt mich zu wecken.
    Das sind dann die Abende, an denen ich zuletzt um spätestens 18:00 Uhr esse und irgendwann zwischen Mitternacht und 3 Uhr aufwache, aufs Klo gehe und wieder weiter schlafe.
    An den Abenden, an denen ich (gegen 21 - 22 Uhr) geweckt werde, essen mein Mann und ich noch eine Kleinigkeit zu zweit in Ruhe (...) bevor wir zwischen 23 Uhr und Mitternacht ins Bett gehen.


    An diesen "guten" Abenden kann ich den Zucker natürlich besser überwachen und steuern, als wenn ich zuletzt gegen 19 Uhr messe und dann erst (worst case) nachts um 3 aufwache. "Idealerweise" dann noch mit ner schönen Zitter-Hypo.


    Daher bin ich mir nicht sicher, ob vor dem Hintergrund meiner unsicheren Abende ein "aktives" System, das auf dem Nachttisch liegt und die Werte automatisch erhält & mich im Fall der Fälle akustisch alarmiert, nicht geschickter wäre, als ein passives, das ich erst abscannen muss. (immer vorausgesetzt, meine Diabetologie macht alles mit - wie auch die Kasse. Wobei beide bisher immer echt ok waren)


    Könnt Ihr mir Tipps geben?
    Was wäre Eurer Einschätzung nach geschickter?
    Und wenn ein Gerät mit Sender, welches könnt Ihr empfehlen? - Ich habe von dem Abbott FreeStyle Navigator recht Gutes gelesen - wäre das was? Oder das Dexcom G4 / G5?


    Vielen lieben Dank schonmal, denn es ist echt anstrengend, in so kurzer Zeit (mit 2 Quietschies daheim) eine Vor-Entscheidung treffen zu müssen!


    VG,


    Stella

  • Hallo Stella,


    Warnungen bei nächtlicher Unterzuckerung sind auf jeden Fall eine sehr hilfreiche Angelegenheit, auch tagsüber kann man sich bei bestimmten Werten warnen lassen. Hilfreich ist auch, dass man die Unterzuckerung im Vorfeld schon abwenden kann, man lässt sich ja nicht erst bei 60 warnen.


    Der Nachteil bei CGMs ist, dass man höhere Kosten hat, die Dexcom Empfänger kosten 1000€ und man braucht auch Transmitter für etwa 400€. Die Sensoren sind etwa vergleichbar mit dem FGM. Da du das System nur vorübergehend brauchst, wäre natürlich der Empfänger eine sehr teure Angelegenheit. Mein Tipp für Dich wäre dann das Dexcom G5, das kann man ohne Empfänger mit einem Iphone betreiben. Die Transmitter halten zwar nur 3 Monate und Du brauchst dann vermutlich 2, aber das ist billiger als 1 Transmitter und 1 Empfänger.


    Den Abbott Navigator kenne ich nicht.


    viele Grüße
    Ikebana

  • Wobei das Libre auch einen Vorteil hat: Du siehst die nächtlichen Daten. Somit kannst du dich bei leidlich stabiler Stoffwechsellage ganz gut einstellen. Was zwar Hypos nicht meldet, aber aufgrund der besseren Datenlage und eben "Stabilität" unwahrscheinlicher macht.


    Bei einem echten CGM mit entsprechenden Kosten sind die Kassen durch die Bank weg grad etwas "pissig".

    --
    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

  • Vielen Dank für Eure schnellen Antworten, Grounded und Ikebana!


    Ja, das mit der Kassen-Genehmigung könnte ein Thema sein, allerdings war ich bis dato davon ausgegangen, daß mir die Kasse das CGM genauso wie die Pumpe nur leihweise zur Verfügung stellen würde. Bisher hatte ich die Pumpe immer nur bis ca. 6 Monate nach der Entbindung bewilligt bekommen und danach zurückschicken müssen. Ich war davon ausgegangen, daß das mit dem CGM ähnlich laufen würde und die Kosten daher nur einen Bruchteil des Kaufpreises ausmachen würden.


    Unterm Strich wäre das Libre ja auch schon eine geniale Sache, wenn ich dann nicht mehr 10 - 15 mal am Tag "blutig" messen müsste, sondern nur noch 2-3 mal. Aber wenn man schon den Schlüssel zum Süßwarenladen bekommt, wie soll man sich dann bescheiden?


    Nach dem, was ich aus Euren Antworten herauslese, werde ich am Montag meine Diabetologin (Uniklinik, sind unglaublich "großzügig") mal auf Dexcom G5 ansprechen und - falls sie in Schnappatmung ausbricht - auf ihr Angebot "Libre" zurückschwenken... ;)


    Vielen Dank nochmal für Eure Hilfe!



    Stella

  • Stella:


    Bis letztes Jahr wurden die Kosten für ein CGMS in der Schwangerschaft relativ problemlos übernommen, es gab viele Gerichtsurteile speziell zu dieser Fragestellung, die es fast alle genehmigt haben.
    Jedoch gab es letzten Juli ein Grundsatzurteil des Bundessozialgerichts, die ein CGMS als "neue Behandlungsmethode" klassifizieren und dadurch ist es vor einer Beurteilung des Gemeinsamen Bundesausschusses der Krankenkassen erstmal nicht erstattungsfähig.


    Bin selbst zur Zeit schwanger, habe seit 23 Jahren Typ 1 Diabetes und nutze das Libre System. Selbst bei diesem System, was ja deutlich billiger ist (in meinem Fall ist es auch deutlich billiger als das herkömmliche Messen mit Teststreifen), weigern sich aktuell die meisten Kassen das zu übernehmen und das TROTZ sehr ausführlichem und eindeutigem Gutachten.


    Fazit: Da ich das System in der Schwangerschaft dringend brauche, zahle ich 130€ im Monat selbst :regen :regen . Yeaaahhhh.

  • Hallo Leila,


    danke für Deine Antwort!
    Deine Situation ist wirklich unerfreulich! Wie weit bist Du denn in der SS und welche Erfahrungen hast Du bisher mit dem Libre während der SS gemacht?


    Ich bin mir nicht 100% sicher, ob die Tatsache, daß Dein Diabetes schon vorher bestanden hat, im Vergleich zu meinem Gestationsdiabetes einen Unterschied macht, denn bisher sind alle mit der SS verbundenen Erkrankungen sehr unstrittig als zuzahlungsbefreite Kassenleistung durchgelaufen.


    Allerdings bin ich - wider Erwarten - doch noch ohne Insulinpumpe unterwegs (und freue mich darüber). Der Omnipod ist seitens KK schon genehmigt gewesen (ging wie gewohnt erstaunlich schnell) aber da (2 Ärzte, 3 Meinungen) diesmal der Oberarzt da war um mich zu untersuchen und er eine sehr lässige Einstellung zu Zuckerwerten in der SS zu haben scheint ("ach, Ihre Nüchternwerte sind ja immer nur so um die 100 - 110, nach dem Essen nie über 120 (völlig unwichtig, daß dies unter Insulineinfluss war). Wir könnten es auch mal ne Weile ganz ohne Insulin probieren und nur so 4 mal am Tag messen..." äh, nein?), ist der aktuelle Stand der Dinge, daß ich jetzt erst mal weiterhin Insulin - jetzt Actrapid - mittels Pen spritze. Muss sagen, damit kann ich wirklich gut leben, ist so viel unkomplizierter, als ne Pumpe.


    Der gute Mann hat auf meine Nachfrage bzgl. Libre sofort damit gekontert, daß es bis dato kaum Erfahrungswerte zur Messgenauigkeit in der SS gäbe und er aufgrund der SS-bedingten Wassereinlagerungen der Ansicht ist, daß das Gerät kaum verlässliche Messungen machen könne. Er persönlich befürworte daher nicht mehr, bei der Kasse ein Libre in der SS zu beantragen. Daher würde mich sehr interessieren, welche Erfahrungen Du mit der Messgenauigkeit gemacht hast.


    Die Diabetologin hat daraufhin vorgeschlagen, mir ein Lesegerät zu leihen (sie haben eines da) und beim Hersteller anzurufen, ob er der Diabetologie einen Sensor kostenlos schicken würde. (finde ich sehr nett von ihr - auf die Weise kann ich mir die Sache mal 2 Wochen lang "anschauen", ich neige nämlich zur Pflasterallergie. Andernfalls kauf ich mir einen "Test"-Sensor halt auf eigene Kosten)
    Je nachdem wie das dann läuft, würde ich das Teil dann falls nötig auch selbst zahlen, die ewige Stecherei zum Zuckermessen prickelt nämlich nicht so wirklich (und ich bin vieleicht ein kleinwenig kontrollsüchtig).


    VG und ein schönes Wochenende,




    Stella

  • Wie weit bist Du denn in der SS und welche Erfahrungen hast Du bisher mit dem Libre während der SS gemacht?


    Bin jetzt in der 28. Schwangerschaftswoche, der größte Teil ist quasi schon geschafft! Meine Erfahrungen mit dem Libre in der Schwangerschaft sind sehr gut, misst bei mir (auch bereits vor der Schwangerschaft) sehr genau, da hat sich nichts negativ verändert. Selbst bei schnellen Anstiegen oder Abfällen (Essen, Sport...) ist die Messgenauigkeit sehr gut.
    Mache es immer so, dass ich einen neuen Sensor 12h vor der Aktivierung setze, dann sind die Messwerte von Anfang an sehr gut, wenn ich ihn sofort nach dem Setzen aktiviere, sind die ersten Stunden bzw. Tage deutlich ungenauer.


    Habe aber -zumindest bisher- keine sichtbaren Wassereinlagerungen. Gibt aber auch deutlich negativere Erfahrungsberichte bezüglich Messgenauigkeit in der Schwangerschaft hier im Forum (bei Veri83 z.B. hat es nur sehr ungenau funktioniert).


    Ich bin mir nicht 100% sicher, ob die Tatsache, daß Dein Diabetes schon vorher bestanden hat, im Vergleich zu meinem Gestationsdiabetes einen Unterschied macht, denn bisher sind alle mit der SS verbundenen Erkrankungen sehr unstrittig als zuzahlungsbefreite Kassenleistung durchgelaufen.


    Genau da liegt der Knackpunkt im Grundsatzurteil des Bundesozialgerichts. Durch die Klassifizierung als "neue Behandlungsmethode" ist das System kein Hilfsmittel und daher von den Kassen erstmal nicht erstattungsfähig (bzw. nur auf "Kulanz"). Kostenübernahme für das System wurde in den Gutachten meiner Ärztin auch nur für Schwangerschaft und Stillzeit gefordert, nicht generell.


    Der gute Mann hat auf meine Nachfrage bzgl. Libre sofort damit gekontert, daß es bis dato kaum Erfahrungswerte zur Messgenauigkeit in der SS gäbe und er aufgrund der SS-bedingten Wassereinlagerungen der Ansicht ist, daß das Gerät kaum verlässliche Messungen machen könne.


    Ist natürlich ein Argument, wobei man ja sagen muss, dass alle CGMS-Systeme die Glucose im Zwischenzellwasser messen, von daher sind ja gleichermaßen alle davon betroffen. Ist wahrscheinlich individuell sehr unterschiedlich, welches System bei wem wie "gut" bzw. "genau" misst.

  • Hallo Leila,



    ja, da bist Du wirklich schon ziemlich "weit gekommen"... Ich weiß noch, als ich bei meiner Tochter in der 14.SSW nach auffälligem oGTT ca. ne Stunde später mit in den Bauch getackerter Insulinpumpe wieder auf der Straße stand und mir die restlichen 26 Wochen der SS wie eine Ewigkeit vorkamen... (immerhin endet bei mir der Spuk sofort mit Wehenbeginn - da kann ich die Pumpe quasi sofort in die Ecke packen)


    Hab jetzt eine Woche mit dem Libre im Arm verbracht, der - außer Vorbehandlung mit SkinPrep (seitens Diabetologie) - quasi "nackig" am Arm sitzt und schon verschiedene Mordversuche meiner Kinder stoisch über sich hat ergehen lassen... Meine Diabetologin hat bei Freestyle ein Testgerät für mich erschachert, so daß ich das Lesegerät nach Ablauf der 2 Wochen behalten kann. Und ich muss sagen: Ich bin schwer angefixt!
    Die Werte sind idR. 5-10 Einheiten unter dem blutig gemessenen Wert (bis auf nachts, da scheine ich zu viel zu schwitzen - liegen die Libre-Werte ca.10-20 Einheiten niedriger), sehr zuverlässig. Der erste Nachmittag war etwas ruckelig, aber meine Diabetologin wollte, auch wenn sie den Effekt mit den schlechten Werten bei sofortiger Aktivierung auch kennt, das Teil sofort starten. Seitdem ist es ein Traum.


    Sie versuchen, bei meiner KK eine Libre-Bewilligung für die SS rauszuschinden, was ich sehr nett finde. Auf jeden Fall ist das Libre, gerade mit 2 Kleinkindern, eine derartige Erleichterung im Alltag, daß ich es mir, sollte die Kasse mucken, auf eigene Kosten besorgen werde. Sehe dem Ablauf in einer Woche schon mit blutendem Herzen entgegen, muss mir bis dahin einen neuen Sensor besorgen!


    Schützt Du Deine Haut eigentlich in irgendeiner Form vor dem Libre-Pflaster? - Meine Diabetologin schwört auf SkinPrep, sie meinte, die 2 Allergiefälle, die sie bisher hatte, hätten das nicht benutzt, bei keinem, der es verwendet hätte, hätte sie bis dato ne Allergie erlebt... Man hofft...



    Sonst trage ich gerade meinen 2ten Demo-Omnipod, noch ohne Nadel oder Insulinabgabe, ich sollte auf Pflasterunverträglichkeit hin testen, bevor die Teile bestellt werden. Auch da wieder: Volle Begeisterung: Das Teil ist ja so KOMPAKT! Und die fehlende Hundeleine! Hab den Pod gerade hinten im Unter-BH-Fettring - und vergesse im Alltag zT völlig, daß da was ist.


    Beides zusammen, das ist wirklich so genial! So lässt sich die restliche Schwangerschaft gut rumkriegen!


    *freu*



    VG,


    Stella

  • ... meine Boxen-Crew war's... (sprich: Mein Mann)
    Mein Bauch hat irgendwie nen Schub gemacht und ich bin daher zur Zeit alles andere als ein Schlangenmensch (nicht, daß ich jemals ein zartes Pflänzchen gewesen wäre)

  • Schützt Du Deine Haut eigentlich in irgendeiner Form vor dem Libre-Pflaster? - Meine Diabetologin schwört auf SkinPrep, sie meinte, die 2 Allergiefälle, die sie bisher hatte, hätten das nicht benutzt, bei keinem, der es verwendet hätte, hätte sie bis dato ne Allergie erlebt... Man hofft...


    Nein, ich klebe mir kein Schutzpflaster o.ä. auf die Haut. Nutze das Libre inzwischen seit Ende November 2014 und habe keine Probleme mit einer Allergie. Zwischenzeitlich haben einige Sensoren bißchen gejuckt und die Stelle war nach dem abmachen etwas gerötet, inzwischen aber gar nicht mehr.


    Ich hatte auch mal das Problem mit nicht mehr haltenden Sensoren, die ich zusätzlich befestigen musste, das ist zur Zeit aber gar kein Problem mehr (vllt. trockenere Haut in der Schwangerschaft?).


    Bin insgesamt sehr zufrieden mit dem System!