Verlängerte Wirkung

  • Hallo ihr Lieben,


    ich habe schon seit längerer Zeit das Gefühl, dass mein Insulin mehr als die "normalen" zwei Stunden braucht, um zu wirken. Wenn ich zum Beispiel einen "guten 'BZ'" habe, normal mein Essen berechne und spritze, so ist es schon einige Male vorgekommen, dass ich nach zwei bis drei Stunden Werte über 300 hatte. Warte ich nochmal ungefähr zwei Stunden ab, gehen die Werte wieder runter. Ist das normal??? Falsch berechnet, schließe ich eigentlich aus.


    Das geht jetzt seit ein paar Wochen so. Vorher hatte ich das nicht. Auch jetzt tritt das eher unregelmäßig auf.


    Wäre dankbar für jede mögliche Erklärung! Denn wenn man sich im Prinzip sicher ist, alles richtig gemacht zu haben, und dann kommen solche Werte, entmutigt mich das ein wenig, ein wenig mehr... :wink: Manchmal weiß man ja, woran es liegt. Aber hier bin ich ziemlich ratlos...


    Liebe Grüße von eurem hamburger Dern Sugarbabe! :smile:

  • Hatte das auch schon - lag bei mir am 'SEA', sowie daran, daß ich mehr als 14 IE in eine Stelle spritze. Aber es kann auch dran liegen, daß man das Insulin in eine Stelle spritzt, wo es nicht mehr so gut wirkt.


    Nur so als Denkanstoß, woran es liegen könnte?

  • [Blutzucker steigt trotz Bolus erheblich an und sinkt nach mehr als 3 Stunden dann wieder in den Normbereich]


    Um was dazu zu sagen, müsste man schon Deine Therapieverhältnisse näher sichten.
    So auf den Plautz täte mir mal einfallen, dass manchmal der 'Bolus' zu gering ausfällt, ggf. auch mit dem von KiM erwähnten, zu kurzen SEA, so dass besonders bei KH mit hohem 'GI' ein Steilanstieg resultiert.
    Sofern Du ein Analog-Insulin benutzt sollte das nach 3 Stunden tatsächlich keine Bäume mehr ausreißen, bei größeren Dosierungen eines Normalinsulins (Humaninsululin) passiert in Stunde 3 bis 5, vor allem bei größerer Dosis noch einiges.


    Also müsste man mal nach der Wirkung des Basalinsulins schauen, was da so läuft. Und da Du noch recht neu dabei bist vermute ich mal, dass bei Dir die Eigenproduktion noch in der Lage ist einiges an Blutzuckersenkung zu bewirken. Vielleicht ist sie aber insgesamt doch weiterhin abgesunken, so dass Dein BE/IE-Faktor unterdessen auch ein Stück zu knapp bemessen ist?


    Gruß
    Joa

  • Hallo Sugarbabe, wäre toll wenn Du uns ein bisschen mehr Infos geben könntest. Ich habe dazu nämlich auch noch eine Idee - passiert das öfter am Tag oder nur, wenn Du zu einer bestimmten Tageszeit isst? Dann könnte es nämlich doch sein, dass du eventuell einen SEA brauchst und vielleicht doch eine BE zu wenig berechnet hast und dich dann nach einer gewissen Zeit die BASIS runter holt weil die eventuell einen Tick zu viel ist. Klingt ziemlich komplex, war aber genau mein Problem und ist jetzt gelöst. :-)
    Grüßlis
    Sandra

  • Dann werde ich euch mal ein bißchen mehr dazu erzählen.

    Habe Levemir und Berlinsulin.

    Ein typischer Tag: Morgens um 5Uhr aufstehen, BZ 158. Gegen 7:30Uhr Brötchen essen, 5 E spritzen (BE Faktor morgens 2,5). Ca. 9:30Uhr 8 E Levemir.Gegen 12Uhr bei über 300, ca. eine Stunde später unter 200 ohne Korrektur.

    Nagelt mich mit den Zeiten jetzt bitte nicht fest, aber so ungefähr geht das schon etwas länger. Eigentlich nur morgens. Trau mich schon gar nicht mehr, Korrektur zu spritzen, aus Angst vor einer UZ am Arbeitsplatz oder auf dem Heimweg.

    Vielen Dank für eure Hilfe und die lieben Worte! Tut wirklich gut!:)

    Schönen sonnigen Tag euch noch!

  • Hallo Sugarbabe,

    Berlinsulin ist ein Humaninsulin, kein Mischinsulin und kein Analog. Bei den Humaninsulinen und auch bei den Analoga ist zu den Mahlzeiten (fast) immer ein SEA einzuhalten. "Fast" deshalb, weil nicht jeder wohl einen SEA braucht. Aber eben nur fast immer. Hälst du zwischem dem Spritzen und dem Essen einen SEA ein? Wenn ja, wie lange? Bei den Humaninsulinen wie Deins eines ist kann man morgens von einem SEA von ca. 45 Minuten ausgehen, Mittags und Abends ca. 20 Minuten. Wenn der nicht eingehalten wird, sind leider Blutzuckeranstiege zu erwarten.

    Eine andere Idee wäre fehlendes Aufstehinsulin, oder auch Morgengupf genannt, in Kombination mit keinem eingehaltenen SEA und falsch berechneten BE's. Ich brauche morgens 1,4 IE Insulin, ohne dass ich frühstücken würde oder dies in der Basalrate fehlt, wenn ich ausschlafe. Das zusätzlich gegebene Insulin bezwingt die Hormone, die beim Aufstehen aktiv werden und Gegenspieler des Insulins sind. Gebe ich mir diese Einheiten nicht, komme ich unweigerlich in eine Phase mit hohen Werten mit hinein, die bis zum Nachmittag dauern kann (aber ich stehe auch nicht so früh auf wie Du!). Das Aufstehinsulin brauche ich auch wirklich nur, wenn ich mich von der Waagerechten in die Senkrechte begebe. Geschieht dies nicht, brauche ich morgens auch kein zusätzliches Humaninsulin. Würde ich diese 1,4 IE dagegen pauschal in die Basalrate mit reinpacken, käme ich unweigerlich in eine Hypo.
    Es ist aber egal, ob man nun ICT macht oder CSII wie ich. Ich denke, ich würde das aufstehinsulin auch mit ICT brauchen.

    Ein Brötchen rechne ich auch oft mehr als 2 BE, fast schon 3 BE (1 Brötchen abgewogen mit 60 Gramm; ca. 20 Gramm = 1 BE). Rechnest Du auch den Aufstrich mit, wenn Du etwas Süsses auf Dein Brötchen schmierst? Marmelade, Nutella, Honig etc? Macht nämlich nochmals 1 BE. Oder isst Du das Brötchen trocken?

    Nur so ein paar Ideen von mir, wo die hohen Werte her kommen könnten. Vielleicht hat noch jemand anderes eine ganz andere Erklärung?

    Liebe Grüsse,
    Surferin

  • Zitat von Sugarbabe;220051

    Ein typischer Tag: Morgens um 5Uhr aufstehen, BZ 158.

    Korrigierst Du solche Werte nicht?

    Zitat

    Gegen 7:30Uhr Brötchen essen, 5 E spritzen (BE Faktor morgens 2,5).

    Wie sind da die Werte? Immer noch so hoch wie beim Aufstehen?

    Zitat

    Ca. 9:30Uhr 8 E Levemir.Gegen 12Uhr bei über 300, ca. eine Stunde später unter 200 ohne Korrektur.

    Hm, bin kein Levemir-Experte, dazu kann ich nichts sagen.
    Aber betrachtet man die Hauptwirkzeit der 7:30 Uhr-Dosis, die ist ca. zwischen 8.30-10.30 Uhr, dann scheint der BE-Faktor zu gering bemessen zu sein. Wirkungsende ist ca. um 12.30 Uhr.
    Und noch eine Frage: Wie ist Deine körperliche Aktivität am Vormittag? Wenn Du da was tust, verstärkst Du die fuzzikleine Wirkung des Frühstücksbolus.

    Zitat

    Trau mich schon gar nicht mehr, Korrektur zu spritzen, aus Angst vor einer UZ am Arbeitsplatz oder auf dem Heimweg.

    Sowas ist immer megasch...

    Insgesamt wäre es sicher empfehlenswert, sich über die Basalgeschichte zu stürzen. :6yes: und damit mal ein System ins Chaos bringen.

  • Hallo Sugarbabe, da Du auch Levemir spritzt habe ich fast das Gefühl, dass du ein ähnliches Problem hast, wie ich hatte. Hab ich ja schon ansatzweise beschrieben. Das Levemir, das Du um 09:30 Uhr spritzt fängt ungefähr in der Mittagszeit an zu wirken (Wirkanfang nach vier bis fünf Stunden). Da Du bereits morgens um fünf mit einem Wert von über 100 aufstehst vermute ich, dass Du - wie ich auch - ein DAWN-Kandidat bist. Wie Bratbäcker schon sagte wäre es erstens wichtig, dass du versuchst, mal den Morgenwert zu korrigieren (aber bitte vorsichtig!!!) und auf jeden Fall um 07:30 Uhr vor dem Frühstück noch mal einen Wert misst. Es könnte nämlich sein, dass du um 07:30 ohne Korrektur des 150er Wertes bereits bei 200 oder drüber bist. Dann kannst du Dein Brötchen noch so genau abspritzen - es reicht einfach nicht weil der Ausgangswert zu hoch ist und nicht korrigiert wird. Demnach bist Du dann um 12:00 Uhr bei 300. Und dann kommt so langsam Levemir ins Spiel. Das Basalinsulin 'wird wach' und da eventuell sogar einen Tick zu hoch dosiert zieht es dich gleich zu Beginn mächtig nach unten.
    Sugarbabe, das ist natürlich alles blanke Theorie und basiert nur auf meinen eigenen Erfahrungen. Ich bin morgens auch immer mit hohen Werten raus, mittags wars noch höher, nachmittags Unterzucker - ein Teufelskreis. Mir wurde hier im Forum geraten einen Basalratentest zu machen. Hab ich gemacht, die Basalrate angepasst und seitdem läuft es besser. Außerdem ist es wichtig, dass Du - um eine optimale Einstellung zu bekommen - mal öfters misst. Also morgens, auf jeden Fall um 07:30 Uhr, dann nochmal gegen Mittag, eine Stunde später, Nachmittag, vor dem Abendessen usw. Probiers mal!
    Liebe Grüße
    Sandra

  • Zitat von wise;220143


    Meine letzten Einheiten Levemir sind in einen Briefumschlag gewandert und haben das Leben eines Typ1 Hundes ein paar Tage verlängert. Nie wieder Levemir. Joa meinte bei seinem Test sogar ... wirkungsloses Insulin ...


    Das ist ja wohl individuell verschieden. Bei manchen funktioniert Levemir gut, bei manchen gar nicht. Ich gehöre zu denen, bei denen Levemir astrein funktioniert.


    Bin ursprünglich auf Protaphane eingestellt worden und da schwankte der BZ lustig zwischen 40 und 300. Seit dem ersten Tag an dem ich Levemir bekommen habe, ist der BZ-Verlauf superstabil, beim Basalratentest immer um die 80 und morgens beim Aufstehen seltenst über 100. Bei einem Bekannten von mir, der auch von Protaphane auf Levemir umgestiegen ist, war es genau das selbe. Kann also auch funktionieren.


    Sugarbabe: was sagt denn Dein Arzt dazu? Der müsste Dir doch bei dem Problem auch helfen können (sonst => neuen suchen). Vielleicht brauchst Du ja ein kurzwirkendes Analoginsulin um das Problem in den Griff zu bekommen. Dann *kann* Dir nur Dein Arzt helfen.

  • Zitat von wise;220143

    Ich habe Levemir 2 Wochen ausprobiert und habe festgestellt das es gegenüber 2 x Lantus der letzte Schei* ist.


    Meine letzten Einheiten Levemir sind in einen Briefumschlag gewandert und haben das Leben eines Typ1 Hundes ein paar Tage verlängert. Nie wieder Levemir. Joa meinte bei seinem Test sogar ... wirkungsloses Insulin ...


    Jeder Mensch ist verschieden und mit solchen pauschalen Aussagen sollte man schon vorsichtig sein. Bei mir hat Lantus genau das obige Ergebnis erzielt und selbst als ich es auf drei mal am Tag gesplittet habe war mein Diabetologe ratlos, er ist selber Typ 1 mit Pumpe. Nach 6 Wochen wurde Lantus abgesetzt. Mit Levemir konnten wir wieder annähernd eine stabile Einstellung erziehlen. Ich habe dazu mal eine Aufzeichnung beigefügt. Das war aber alles einmal.

    Gruß


    Hans :family:


    Typ 1 seit 1967
    seit 12.07.2006 mit CSII

  • Ich kann mich nur Haku und Breschdling anschließen - bei mir funktioniert Levemir auch gut. Lantus und Protaphan haben nicht so gut gewirkt .... ich habe da gesplittert, was das Zeug hielt, Raten geändert, etc. Am Ende war ich bei Protaphan bei 50 IE auf einen Schlag am Abend!! Dazu dann noch die morgendliche Dosis von 30 IE - ihr könnt euch vorstellen, wie mein Bauch danach aussah, da ich mich öfters pieksen durfte, nur damit das Zeug besser wirkt. :7no:


    Bei Levemir bin ich derzeit auf 2x Spritzen am Tag (15 IE morgens, 24 IE abends) und habe damit super Nüchternwerte .... auch wenn ich aufgrund des späteren Wirkungseinsatzes von Levemir genau wie bei Lantus morgens (ca. 8.30-9.00 Uhr) bei Werten über 100 etwa 2 IE Humalog zusätzlich spritzen muß. Das gilt aber nur dann, wenn ich mal ausschlafen will.


    Und ein verlängerter SEA von etwa 10-15 Minuten beim Humalog hat mir bei Werten über 100 geholfen. Damit sind die PP-Werte und die Werte vor der nächsten Mahlzeit im Rahmen (unter 130).