Betreuung zuckerkranker Kinder in der Schule ist Deutschland juristisch nicht geklärt

  • Baierbrunn (ots) - Die Zahl von Kindern mit Typ-1-Diabetes steigt in Deutschland kontinuierlich an. Immer öfter sind Lehrer gefordert, diese Kinder, oft schon im Grundschulalter, im Unterricht zu betreuen. Sie sollen den Kindern beim Beurteilen der Blutzuckermesswerte helfen, bei den Mahlzeiten und bei Unterzuckerungen. Manchem Lehrer ist das zu gefährlich, dafür seien sie nicht ausgebildet, so ihr Argument. Rechtlich handeln sie durchaus korrekt; für die betroffenen Kinder und deren Eltern kann dies allerdings zum Problem werden. Oft klappt die Betreuung dank engagierter und couragierter Lehrer. Es gibt aber auch Einzelfälle, in denen Kinder die Klasse wechseln mussten oder gar auf eine Sonderschule geschickt werden sollten. "Hier wäre eine gesetzliche Regelung dringend nötig", sagt Professor Thomas Danne vom Kinderkrankenhaus auf der Bult in Hannover im Apothekenmagazin "Diabetiker Ratgeber". Er denkt an das schwedische Vorbild. Dort müssen die Schulen die "Behandlungspflege" der Kinder gewährleisten. Dafür wird das Personal entsprechend geschult und ist dann juristisch abgesichert. Danne möchte dies für ganz Europa durchsetzen. Einen Vorstoß im EU-Parlament hat er bereits unternommen.
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  • Man könnte ja 'ne Krankenschwester mitschicken, wie in diesem "tollen" Bericht bei RTL letztens. Nee, mal ehrlich, warum muss ein Lehrer einem Kind beim Beurteilen der BZ Werte helfen? Hat bei mir damals auch kein Lehrer gemacht. Sicher, die sollten Bescheid wissen und ein wenig Ahnung haben, was im Falle einer UZ zu tun ist aber ansonsten...die stöhnen doch eh schon, dass sie überlastet sind.

    The fight is not for us, not for our personal wants or needs. It is for every animal that has suffered and died in every slaughterhouse, in every vivisection lab, in every hellhole on earth! And for every animal that will suffer and die in those same hellholes!

  • Zitat von Fragile Soul78;265999

    Hat bei mir damals auch kein Lehrer gemacht. Sicher, die sollten Bescheid wissen und ein wenig Ahnung haben, was im Falle einer UZ zu tun ist aber ansonsten...die stöhnen doch eh schon, dass sie überlastet sind.



    Bin ganz deiner Meinung. Je früher selbständig damit umgehen, desto besser.

    Gelassenheit ist eine anmutige Form von Selbstbewusstsein!
    (Marie von Ebner-Eschenbach)

  • Ich kann mich meinen Vorgängerinnen nur anschliessen.
    Lieben Gruss Anita:6yes:

    "Jede Agression gegen andere
    ist eine Agression gegen dich selbst,
    die Du auf Kosten anderer abreagieren willst.


    :12zeter:

  • Das Ganze fängt doch schon in der KiTa an. Dort herrschen die gleichen Probleme.
    Das Problem liegt oft bei der Leitung oder beim Täger der Einrichtung. Wenn die sich sträuben, kann die Aufsichtsperson noch so Engagiert sein, es nutzt nichts.
    Die Regelung ist für alle Bereiche ein muss und ich hoffe das es schnell geht. Für alle Eltern die Betroffen sind.
    Wir haben ja noch zwei Jahre Zeit, bin mal gespannt ob das ganze noch ein Papiertiger ist...


    Nachtrag


    Ich bin auch ohne Betreuung in der Schule gewesen. Da waren aber die Vorraussetzungen völlig anders. Überlegt doch mal, wie oft habt ihr gemessen, was habt ihr wann gegessen, wie war die Wirkweise von eurem Insulin.
    Die moderne Technik hat diese Problematik einfach gefördert.

  • Werde ich auch mal meie Erfahrung beitragen, obwohl es sich her um
    Griechenland handelt, aber wir sind ja auch Europaeer.
    Meine Enkelin, damals 5 Jahre, wollte man wegen DM nicht im Kintergarten aufnehmen.
    Erst als meine Tochter versicherte, dass sie staendig ueber Tel. oder Handy zu erreichen seiund wir den Buergermeister angesprochen haben, wurde sie aufgenommen und es gab
    keine Probleme. Ihre Mahlzeiten waren sowieso abgemessen und falls sie mal eine
    UZ hatte, wurde bei der Mutter angerufen und die gab ihre Anweisungen. Keine Kinder-
    gaertnerin hatte auch nur ein bischen Ahnung, was bei einer UZ zu machen sei.
    Jetzt geht sie in die 5.Klasse, macht alles alleine und die Kinder gucken beim Messen
    sehr interessiert zu.Sie fuehlt sich nicht als Aussenseiter und wird auch nicht so
    behandelt und sie ist in den Pausen Manschaftsfuehrer bei den Fussballern, und sogar
    von den Jungs anerkannt.

  • Hmmmmmmmmmm..........

    heikles Thema für mich als Erzieherin in einer Kita und als DM Betroffene. Da gibt es nämlich echt den Zwiespalt.

    Wir hatten bis letztes Jahr ein Kind mit DM und allen Kollegen war klar, wenn was ist komme ich. Dumm nur, das das Kind nicht in meiner Gruppe war und ich nicht auf Vollzeit arbeite. Ich fand zwar keinen Grund dieses Kind nicht in die Einrichtung zu geben, sofern es "selbstständig" mit seinem DM umgehen kann und nicht wie der Ochs vorm Berg da hockt. Ihr alle wißt aber auch, wie unterschiedlich man bei einer UZ reagieren kann. Während ich lächelnd vor einem Berg Süßem stehe und nicht weiß womit ich beginnen soll, haben andere ihr Clownsgesicht (und das haben auch Kinder ohne UZ) oder werden hektisch und aktiv (wie war das noch mit ADS?)
    Kinder sind in einem bestimmten Alter - und dazu zähle ich schon Kita Kinder - noch nicht einwandfrei in der Lage zu sagen was ihnen fehlt. Als erstes tut Kindern immer der Bauch weh. Selbst wenn sie eigentlich ne Mittelohrentzündung haben.
    Zudem habe ich z.B. 24 Kinder in der Gruppe. Denke mal in anderen Einrichtungen ist es ähnlich und wir sind nicht immer zu zweit. Wenn die sich in ne Ecke verdrücken zum spielen stehen wir auch nicht immer dabei. Immerhin sollen sie schon ihren Freiraum haben.

    Ich denke jedes Kind mit DM sollte die Möglickeiten haben wie alle anderen auch. Aber oft wird es so dargelegt, das Erzieher und Lehrer nur nicht wollen, keinen Bock drauf haben, die Verantwortung scheuen... die Liste kann man bestimmt noch länger werden lassen. Aber kaum einer sieht, das auch das eine Art der Verantwortung ist, zu sagen, ich kann es nicht alleine, oder ich traue mich nicht. Bei dem Kind in meiner Kita war es z.B so, das wenn er 60 hatte sich nicht bewegen sollte und bei 50 sollte er 2 Butterkekse essen. Der war nur unsicher und wollte nur spielen. Wäre es mein Kind gewesen hätte ich sicherlich als Zielwert nicht die 80 angestrebt, da durch die Bewegung mit den anderen Kids UZ´s vorprogrammiert sind.

    Wie gesagt, ich kann die Eltern verstehen die ihr Kind "normal" aufwachsen lassen wollen, aber ich kann auch die Lehrkräfte verstehen die oft Angst haben vor Situationen die ihnen unbekannt sind. Und ganz ehrlich, wenn in einer I - Gruppe Heilpädagogen sitzen können, warum kann nicht wirklich medizinisches Personal angeschafft werden? :) Wenn nicht grad in der Kita dann doch aber in der Schule.

    So das, war dann meine Meinung dazu. Hoffe es fühlt sich keiner auf den Schlips getreten;)

    Lieben Gruß
    Purzel :)

  • Hallo Purzel.


    Einen Schlips wirst Du bestimmt finden :D
    Aber Dein Beitrag spiegelt genau den Teil wieder, den man nicht gesetzlich Verankern kann.
    Wenn man den Einrichtungen eine gewisse Rechtssicherheit gibt, habe ich die Hoffunung das es besser werden könnte.
    Und um die von Dir beschriebene Problematik mal mit dem realen Leben zu füllen drei Beispiele.


    Maxine völlig Lustlos und Teilnamslos. Erzieherin meinte genau wie bei einer Unterzuckerung, hat sie dann schnell getestet. 259... Tja, doch keine Hypo.
    Ich komme Mittags zum bolen, draussen ist es kalt, Kiddies kommen rein, Gesichter sehen natürlich entsprechend aus, ich sehe sofort, oh etwas blass um die Nase. 35
    Wie oben, Maxine legt sich nur noch auf den Boden und macht nichts mehr. 38
    Und gerade solche Sachen fallen in dem gewusel, wenn 20 Kinder von draussen reinkommen und sich umziehen nun mal nicht auf.


    Ausserdem haben wir das Glück, das eine unserer Erzieherinnen auch noch ausgebildete Kinderkrankenschwester ist.


    Und um auf diesen Weg wieder auf die Leitung zu kommen. Eine der Angestellten aus einer anderen Gruppe hat auch ein Kind mit Typ 1, es wurde dann von der Leitung untersagt, das die Erzieherinnen sich bei Problemen oder Fragen dort Hilfe holen.

  • Tja, finde das echt problematisch. Wäre , glaube ich, für alle Beteiligten keine schlechte Lösung wenn "die da" sich mal was dafür einfallen lassen.

    Als ich gestern mit einer Kollegin darüber sprach kam die Aussage "mein Gott, sooft kommt das ja nun auch nicht vor".

    Fand das total blöde, aber im nachhinein dachte ich, das das sehr schade ist (denn sie hatte ja Recht mit der Aussage) Vielleicht würden mehr Diabetische Kinder uns auch mehr Sicherheit mit dem Umgang geben. Hört sich jetzt blöde an (wie war das mit dem Schlips?) wünsche niemanden Diabetes, aber es gibt doch genügend diabetische Kinder, bleiben die den Kitas fern? Schule ja logischerweise nicht.

    Na ja, mal schauen ws da noch so passieren wird.

    Lieben Gruß
    Purzel :)

  • Hallo Purzel.


    Nein, diese Aussage ist genau Richtig.
    Das ist doch wie mit allem. Wenn man sich viel mit etwas beschäftigt steigt die eigene Sicherheit.
    Aber die Chance eines in der KiTa zu haben ist doch relativ gering.
    Laut Deutschem Gesundheitsbericht Diabetes sind 2009 25.000 Kinder in der Altersgruppe unter 19 Erkrankt. Wenn man das ganze dann mal runterbricht auf Kinder im Kindergartenalter und sich die Anzahl der Kindergärten anschaut weiß man wie gering die Chance ist.

  • War mit meinem Diabetes auch ab mittags in der Kita. Kann mich jedoch nicht daran erinnern, dass es jemals ein Problem mit dem Diab gab...vielleicht ist's auch einfach schon zu lange her. :rolleyes:

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  • Nein wird es nicht gegeben haben.
    Die Therapiemöglichkeiten waren auch 85 noch weit von den heutigen Entfernt.
    Also das besser wurde, waren wir in einem Alter, wo wir uns um uns selber kümmern konnten.
    Man muß sich ausserdem mal vorstellen, daß das Spritzen des Kindes durch die Erzieherin im rechtlichen Sinne eigentlich eine Körperverletzung ist. Die geben ja noch nichtmal Hustensaft.
    Und wenn das Kind ein ganztags Kind ist hast Du ein Problem.
    Bei uns ist es so, das ich jetzt Mittags immer in den KiGa fahre um Maxine zu bolen.
    Testen machen die Erzieherinnen, wenn was ganz schräg ist werden wir informiert.
    Wir wollten eigentlich einen Pflegedienst haben, allerdings bekommen die, für nur Bolen, 6 Euro.
    Das war dem ersten Pflegedienst zu wenig, kann man nichts mit verdienen.
    Der zweit Pflegedienst hätte Änderungen an der Bolusmenge nur nach ärztlicher Anordnung vorgenommen, sehr Sinnentleert.
    Wir sind sehr bemüht das sie Dinge, die sie machen kann auch selber machen soll, allerdings scheitert es daran, daß das ganze Zeug nicht Kindgerecht ist. Sie kann sich z.B. eigentlich schon selber testen. Das war es dann aber auch. Interpretieren der Werte und Errechnen der Bolusmenge ist für eine 3,5 jährige etwas na sagen wir mal Mühsam :D

  • Ein großes Problem liegt darin das man heute versucht jeden für eine Sache haftbar zu machen. Früher.......Früher ist nicht heute. Manchmal "Gott sei Dank" manchmal aber auch "leider". Hilft ein Lehrer mein errechnen der Einheiten und macht eine Fehler, muss er damit rechnen von so mache Eltern verklagt zu werden. Macht er es nicht möchten die selben oft das Gleiche tun. Aber das ist unsere Gesellschaft.....
    Früher hatten die Blagen Rotznasen, heute haben die Rotznasen Blagen.......

    >auf Kohle geboren<


    Wenn jemand zu dir sagt "die Zeit heilt alle Wunden", hau ihm auf die Fresse und sag´: "Warte, gleich wird`s besser!"

  • Zitat von Blechmann;267398

    Ein großes Problem liegt darin das man heute versucht jeden für eine Sache haftbar zu machen.



    Da muß ich Dir mit den "komischen Gesetzen" wiederum recht geben:6yes::6yes:

    Bei uns muß es -leider- für jeden Mist ein Gesetz geben !

    Nur, ......man muß auch bedenken, "wir" sind selbst dran schuld.

    Heutzutage wird man wegen Sachen verklagt, die man "früher" unter sich ausgemacht hat.
    Allgemein gedacht!!

  • Zitat von DerAndre;266667

    Sie kann sich z.B. eigentlich schon selber testen. Das war es dann aber auch. Interpretieren der Werte und Errechnen der Bolusmenge ist für eine 3,5 jährige etwas na sagen wir mal Mühsam :D



    Das stimmt. Da hatten wir es letztes Jahr einfacher. Der Knirps kam zur Schule.
    Wußte wie ne 6 aussah und das, wenn die da als erstes stand es ihm nicht gutzugehen hatte. (O-Ton des Kindes) Wenn 3 Zahlen da standen kam er fragen.

    Ich war Jugendliche damals, grad in der Ausbildung zur Kinderpflegerin. Da hatte ich mir immer gewünscht, das ich es als Kind hätte haben wollen. Mich hat das damals schwer belastet zu wissen, was es alles an leckeren Dingen gab. Das ist heute ja auch nicht mehr so und ich denke, das es Kinder heute schon leichter haben als damals.

    Und es stimmt. Ohne Verordnug des Arztes wie und wann Medikamente und ohne die Unterschrift der Eltern, dürfen wir nicht mal Husensaft oder Hömopathietropfen/kügelchen verabreichen. Ein Wunder, das wir - wenn die Mäuse mal hinfallen - die Stelle kühlen dürfen. Denn selbst in dem Kühlen gehen die Meinungen ja auseinander.

    Man bekommt nicht mal die einfachsten Dinge laut Gesetzt scheinbar geregelt, bin gespannt wie die das händeln wollen mit Diabetes.

    Lieben Gruß
    Purzel :)