Hoher Faktor am Morgen

  • Hallo zusammen !

    Zunächst möchte ich mich kurz Vorstellen. Ich bin Jörg, 36 Jahre alt und weiss seit drei Wochen von meiner Diabetes 1 Erkrankung. Durch Suche im Internet wurde ich auf dieses Forum Aufmerksam und bin wirklich positiv überrascht. Eine sehr informative Seite. Prima. :-)

    Ich wurde im Krankenhaus auf Insulin mit Basis / Bolus Therapie eingestellt ( Apidra und Lantus ). Ich habe morgens einen Faktor von 7, mittags 1 und abends 2. Ist der Faktor am morgen nicht schrecklich hoch? Hat hier jemand einen ähnlich hohen Faktor am Morgen? Tut sich da eventuell noch etwas? Ich muss zum Frühstück ja eine Unmenge Apidra für meine zwei Körnerbrötchen spritzen.

    schönen Abend noch,


    Jörg :-)

  • Kann jetzt nur von mir ausgehen aber bei mir ist der Faktor nach ein paar wochen wieder gesunken (Remissions Phase und so) aber ich sag gleich dazu das meine erfahrungen auch sehr beschränkt sind nach knapp 4 monaten :)

    LG Benni

    Ich bin lieber jeden Tag Glücklich als jeden Tag im Recht :)

  • Zitat von jockelte901;345749

    Ich wurde im Krankenhaus auf Insulin mit Basis / Bolus Therapie eingestellt ( Apidra und Lantus ). Ich habe morgens einen Faktor von 7, mittags 1 und abends 2.



    Hallo willkommen im hier im Club !

    Deine Zweifel sind berechtigt ! Ein höherer Insulinbedarf am Morgen ist zwar normal, aber Dein Bolus liegt weit ausserhalb dieser Norm !

    Wann und wieviel Lantus gibt's denn bei Dir ?
    Wie ist Dein BZ vor dem Frühstück (Nüchternwert)? So.... durchschnittlich !


    Jeder Nebel löst sich irgendwann mal auf !:6yes:

  • Hast Du die Körnerbrötchen mal abgewogen, wieviel BE haben die denn und was kommt drauf ?

    Hast Du einen SEA (Spritz-Ess-Abstand) beim Frühstück ?

  • Die Brötchen im Krankenhaus hatten 3 KE und als Belag gabs magere Wurst und Käse. Daraus ergab sich immer ein Bolus von 2 x 3 KE x Faktor 7 = 42 IE. Dann eventuell noch ein bis zwei IE Korrektur. Dann waren das schon mal bis zu 44 IE. Einen Spritz-Ess-Abstand habe ich nicht. Ich soll entweder direkt vor oder direkt nach dem Essen den Bolus spritzen.

  • Hallo Jörg,

    erstmal herzlich willkommen hier.

    Dein Faktor von 7 ist extrem hoch und im Gegensatz zu Deinen anderen BE-Faktoren des Tages absolut im Ungleichgewicht.
    Ich denke, da kann irgendwas nicht stimmen.

    Versuch doch mal, morgens einen SEA einzuhalten. Es stimmt einfach nicht, dass man mit den sogenannten Analoga, wie das Apidra eines ist, keinen SEA mehr braucht.
    Natürlich ist das bei jedem individuell verschieden, aber vor allem morgens kann ein SEA schon helfen, den BE-Faktor zu senken. Der Körper braucht zwar morgens das meiste Insulin, da ist er nämlich am resistentesten, aber doch nicht gleich 7 IE pro BE zum Frühstück.
    Wenn Du Dich traust, versuch das mal zu testen: erst 10 Minuten zB, danach 15 Minuten, vielleicht auch 20 - 30 Minuten. Wieviel Du brauchst, musst Du austesten. Ob der SEA ausreicht, kannst Du 2 Stunden nach dem Essen dann an Deinem pp-Wert (= post-prandialer Wert, dh. Wert nach dem Essen) sehen.
    Ist er mit SEA dann ok, war der SEA richtig. Ist der Wert dann zu tief, könnte der Bolus-Faktor zu hoch sein. Dann versuche mal, den zu reduzieren.

    Ein anderes Phänomen in der Diabetologie ist das Phänomen des Aufstehens und des sogenannten Dawn-Effektes. Wie schon oben erwähnt, braucht so gut wie jeder Körper morgens das meiste Insulin.
    Ob Deine 10 IE vom Vorabend da noch ausreichen, kann ich Dir nicht sagen, da ich die Wirkkurven von Lantus mit 10 IE nicht kenne. Es könnte unter Umständen sein, dass die 10 IE schon am Morgen nicht mehr so toll am Wirken sind und Deine 7 IE/BE dies Wirklücke auffangen sollen bis zum Mittag.
    Am Nachmittag und Abend ist der Körper dann wieder insulinempfindlicher und eine mögliche Remissionsphase bei Dir könnte die Wirklücke des fehlenden Basisinsulins bei Dir noch auffangen, bis das Lantus am Abend wieder zu wirken beginnt.
    Eventuell sollte die Basaldosis 2 Mal am Tag gegeben werden, um eine solide Basis zu schaffen und nicht mit dem Bolusinsulin am Morgen die Basallücke irgendwann am Vormittag/am frühen Nachmittag zu füllen? 42 IE, auch vom Analoga, wirken eine ziemlich lange Zeit. Dagegen sind 10 IE Lantus am Abend Peanuts.

    Eine andere Überlegung von mir ist (sie mag in der frühen Phase Deines Diabetes noch überhaupt nicht zutreffen!), ob bei Dir im IE/BE-Verhältnis eventuell ein bisschen Aufstehinsulin mit integriert worden ist.
    Manche von uns brauchen auch Insulin gleich auf der Bettkante, da beim Aufstehen verschiedene Hormone in Gang gesetzt werden, die den Körper insulinresistent machen und den BZ im Laufe des Vormittags ansteigen lassen.
    So gibt es dann eben ein paar Boluseinheiten zusätzlich auch ohne Bolusinsulin zum Frühstück.

    Ich bin mir nicht sicher, ob ich mit meinen Gedanken hier so richtig liege, vielleicht haben andere hier ja noch ein paar Tipps?

    Liebe Grüsse
    Surferin

  • Hallo Jörg,


    schön dass Du nun auch zu uns gestoßen bist. Auch wenn Du den hohen Unterhaltungswert dieses für Dich neuen Hobbys vermutlich noch gar nicht so richtig zu würdigen weißt. :rolleyes: :D

    Zitat von jockelte901;345749

    Ich habe morgens einen Faktor von 7


    Yep, der sieht schon ganz schön hoch aus, der Faktor.


    Zumal die anderen Faktoren sich dann ja schon ganz verschämt verstecken müssen im Vergleich.


    Irgendwo steckt da der Wurm im Nebel. Fragt sich nur noch wo?
    Da können wir hier natürlich auch nur äußerst spekulativ rangehen.


    Wie lange warst Du eigentlich im Krhs. und was war das für eine Einrichtung?
    Hast Du jetzt einen Diabetologen an der Hand, mit dem Du der Sache zu Leibe rücken kannst?


    So wie Du Dein Therapieschema und die Morgenfaktoren beschreibst hört sich das an, als wenn da noch eine Resistenz gegenüber dem Insulin drin steckt.


    Das ist im Morgenzeitraum grundsätzlich üblich, von wegen dem hormonellen Biorhythmus des Menschen, aber bei Dir dann doch sehr ausgeprägt.


    Ich würde mal vermuten, dass das Basalinsulin nicht so ganz ausreicht, was dann erst einmal zu einer moderaten Fettsäurenresistenz/Lipolyse führt, die Du mit einer deftigen Menge Korrekturinsulin beim Frühstücksbolus erst mal rausfegen musst. Das wäre dann eine Korrektur in Richtung des Schemas-B (B wie Betaoxydation von Fettsäuren im Energiestoffwechsel).


    Wenn dann die Schwächephase im Morgengrauen überwunden ist, können Deine Betas dann mit restlicher Insulinproduktion vermutlich den Stoffwechsel, zusammen mit dem Bolusinsulin und der abklingenden Lantuswirkung wieder einigermaßen bereinigen, und in der Nacht baut sich bis zum Aufbau der neuen Wirkung der nächsten Lantusdosis, wieder eine Resistenz auf.


    Soweit meine spekulative Theorie, die darin mündet, mal mit dem Doc zu überlegen, was sich an der Basalinsulinierung vielleicht verbessern lässt. ;)


    Viele Grüße
    Joa

  • Ein Faktor von 7 ist extremst heftig ! Ich habe bei sehr schnellen KHs (hoher GI) ja nur nen Faktor von 4 ....


    Also, ich würde nach solchen Frühstücken mit nem Bolus von 42 halbstündlich bis stündlich messen und kein Sport machen .....


    Wenn Du so viel Insulin im Blut hast, könnte es sein, das man sehr schnell sinkende Werte hat, wenn man aktiv ist.


    Du spritzt ja zum Frühstück 4 mal soviel wie Lantus - eigendlich sollte das etwa gleich sein .


    Vielleicht beschreibst Du noch etwas die Umstände um die Mahlzeit herum und mit was für Werten du dann so rauskommst.


    Achja.... Willkommen!!! ;)


    LG,
    Christian

  • Hallo Jörg,
    die Frage ist auch : was kommt hinten dabei raus?
    Genauer gesagt: wie sind die BZ-Werte am Vormittag hoch ? niedrig ? genau richtig?


    Möglicherweise ist das Lantus zu gering und der Frühstücksbolus deckt einen Großteil von Tagesbasalbedarf ab.


    Der BZ nach dem Aufstehen sollte eher bei 100 liegen.


    Eine weitere Frage ist: von welchen hohen(?) Werten vor der Diagnose kommst Du?


    Bist Du ein Typ 1 oder 2?


    Beim Typ 2 sind die Insulinbedarfe aufgrund von Resistenzen oft anders als bei Typ 1 , außerdem wird der Basalbedarf zum Teil noch von der Bauchspeicheldrüse mitabgedeckt.


    Du siehst, es gibt viele Fragen... ansonsten würde ich an Deiner Stelle erstmal abwarten (wenn die BZ ok sind) und schauen, ob sich ein Remission entwickelt und eventuelle Probleme und Änderungen mit dem Doc. besprechen.


    Hast Du für das Basal/Bolus -ändern vom Doc. Vorgaben bekommen?


    LG Wildrose

    Leg Dich nicht mit Zucker an, er ist raffiniert! :bigg


  • Was passiert, wenn du nicht frühstückst...?


    Ich würde auch versuchen so extrem große Boli zu vermeiden - einfach aus einem Gefühl heraus. Vermutlich würde ich morgens nicht mehr als 2 oder 3 BE essen und mit meiner Ärztin reden was sich da verändern lässt...


    Bist du bei einem Diabetologen? Fand der den Faktor nicht merkwürdig?


    Du musst dir deshalb nicht großartig Sorgen machen, aber es ist definitiv ungewöhnlich und weil da was nicht stimmen kann würde ich versuchen rauszukriegen was es ist und es ändern...



    Joa hat Recht, mit Diabetes wird es nie langweilig. :rolleyes:
    Willkommen im Club!

    Dein Auge kann die Welt trüb oder hell dir machen -
    wie du sie ansiehst, wird sie weinen oder lachen.

    von Friedrich Rückert
    :king:

  • Zitat von Wildrose;345786

    Möglicherweise ist das Lantus zu gering und der Frühstücksbolus deckt einen Großteil von Tagesbasalbedarf ab.


    Yep, das Lantus stimmt wohl hinten und vorne nicht im Insulinschema.
    Ansonsten sehr guter Hinweis, mit der Wirkdauer einer 42 IE Dosis.
    Eine relevante 8+-Stundenwirkung würde ich der schon zubilligen. Und das Mittagessen ist damit auch noch gut abgedeckt. Was den Mittagsfaktor von 1:1 doch ganz nett relativiert.


    @ Jörg: Bei Bolusinsulin ergibt eine Verdreifachung der Dosis etwa die doppelte Wirkzeit. Die normalen Wirkzeitangaben gelten etwa für 7-10 IE.
    Nun käme es noch auf Deine genaueren Zeitangaben für die Mahlzeiten an.


    Gruß
    Joa

  • Guten Morgen,

    erst einmal ein Dankeschön für die vielen Antworten. Da war schon wieder ganz schön viel Input dabei.

    Ich denke, ich werde die Zeit bis zum Termin bei meinem Diabetologen erst mal mit den Faktoren überbrücken, die mir im Krankenhaus vorgegeben wurden. Zum Experimentieren habe ich noch nicht wirklich den Mut. Vielleicht kommt das ja noch. Das Krankenhaus, in dem ich behandelt / eingestellt wurde, hat einen sehr guten Ruf im Bezug auf Diabetesbehandlungen. Die BZ-Werte vor den Mahlzeiten sind ja auch ganz O.K. ( 120-140), liegen aber noch nicht im Zielbereich von ca. 100.

    Festgestellt wurde bei mir der Diabetes 1 zufällig bei einem Routinecheck beim Hausarzt, den ich eigentlich nur wegen eines grippalen Infekts besuchte. Der BZ-Wert lag da schon bei 375. Anschließend ging es sofort ins Krankenhaus, wo sofort mit der ICT begonnen wurde. Die Einstellung auf Insulin im Krankenhaus dauerte 16 Tage. Gegen den wirklich hartnäckigen Infekt gab es auch noch Antibiotika. Können die eventuell den hohen Faktor am Morgen beeinflussen?


    Viele Grüße,

    Jörg :-)

  • Ich denke, wenn du einmal einen Basalratentest morgens machst, und dein Frühstück weglässt, lässt sich schnell herausfinden, obs wirklich die Basalrate ist =)

  • So, ich bastel jetzt doch mal an meinem Morgenfaktor rum. Probieren geht ja bekanntlich über Studieren und Basteln ist mein Hobby. :-)

    Habe gestern den Morgenfaktor mal von 7 auf 6 reduziert. Der BZ-Wert um 8 Uhr war 111. Habe dann 6 KE gefrühstückt und dafür dann 36 IE Apidra gespritzt. Gegen 12 Uhr hatte ich dann einen BZ-Wert von 109. In welcher Zeit sollte der BZ-Wert nach dem Frühstück wieder im Zielbereich liegen? Sind 4 Stunden da zu lang oder ist das O.k. ?

    Heute habe ich von Faktor 6 auf 5 reduziert. Wieder um 8 Uhr 6 KE gefrühstückt, BZ-Wert war 119 und nach 30 IE Apidra liege ich momentan bei 140.

    Ist das eigentlich grundsätzlich richtig, was ich da veranstalte, oder habe ich da noch einen gedanklichen Fehler drin?

    Der Basalratentest wurde im Krankenhaus durchgeführt. Hatte da Werte im Bereich um 120, alles ziemlich konstant.



    Ich wünsche noch ein frohes Restosterfest,

    VG,

    Jörg



  • Der pp-Wert (postprandial=nach dem Essen) sollte unabhängig von Frühstück, Mittagessen usw..... 2 Stunden nach dem Essen unter 140 sein ! Nachdem Du um 12 Uhr 109 hattest gehe ich mal davon aus, daß Du gut im Zielbereich warst !
    Deine Selbstversuche sind absolut schlüssig; allerdings nur wenn die Basalrate passt und soweit Du berichtet hast stimmt diese -bei konstanten 120 !

    Da die BR (Basalrate) scheinbar passt, bist Du vielleicht mit Deiner Hormonausschüttung etwas spät dran :confused: ?? Dies wäre noch eine andere mögliche Erklärung für den außergewöhnlichen BE-Faktor zum Frühstück !?

    Die Menschen sind ja ziemlich unterschiedlich, warum nicht auch auf diesem Sektor !???