Mischen von Analoginsulin

  • Hallo, laut Hersteller lassen sich Insulinanaloga nicht mischen. Man hat mir das so erklärt: Durch die gentechnische Veränderung der Analoginsuline fürchtet man bei einer Vermengung mit einem anderen Insulin eine Verbindung der beiden Insuline mit möglicherweise ganz anderen Wirkungen. Letztes Jahr wurde eine kinderdiabetologische Studie veröffentlicht, bei der die Kinder eine Mischung aus Aspart (Actrapid) mit Detemir (Levemir) erhalten haben. Es gab keine Unterschiede in der Wirkung im Vergleich zu einer Kontrollgruppe mit separater Insulinierung (Diabetes Care, 2010, Vol. 33-8). Die Studie hat allerdings nur eine sehr kleine Stichprobe (14 Kinder). Da ich auch gerne morgens und abends Levemir mit Novorapid bzw. abends Actrapid gemeinsam in einer Spritze verabreichen würde, interessiert mich jetzt, ob jemand von euch Erfahrung hat mit Verabreichung von solchen Mischungen?

    Gruß von tibi

  • Ich denke schon, dass es generell möglich ist.


    Es gibt doch zum Beispiel auch NovoLog Mix 70/30 am Markt? (aspart+aspart protamine)



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  • Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung ob man das machen kann oder nicht. Die Studie scheint es ja nahe zu legen. Andererseits kann ich mir die Frage nicht verkneifen:
    Warum willst Du das machen? Um die eine Injektion zu sparen? Ich stelle mir das Fehlerpotential größer vor als den Nutzen der einen ersparten Spritze. Allein dadurch, dass du in einer Spritze Insulin aus zwei Ampullen aufziehen musst und es dann in der Spritze mischen, statt einfach mit zwei Pens die gewünschte Dosis abzugeben.

    „Diabetes ist ein furchtbares Leiden, nicht sehr häufig beim Menschen, ein Schmelzen des Fleisches und der Glieder zu Harn..." - Aretaios, um 100 v. Chr.

  • Zitat von sugarguy;375176

    Warum willst Du das machen? Um die eine Injektion zu sparen?


    Um zwei Injektionen zu sparen. Wir kommen auf etwa 8 Injektionen am Tag, und die Spritzstellen werden langsam knapp. Das wäre für uns schon toll, wenn wir zwei Injektionen weniger hätten.

    Zitat von sugarguy;375176

    Ich stelle mir das Fehlerpotential größer vor als den Nutzen der einen ersparten Spritze. Allein dadurch, dass du in einer Spritze Insulin aus zwei Ampullen aufziehen musst und es dann in der Spritze mischen, statt einfach mit zwei Pens die gewünschte Dosis abzugeben.

    Als wir noch kein Analoginsulin hatten, haben wir das ab und an gemacht. Das hat gut funktioniert.

  • Also bei mir würde das rein zeitlich nicht hinhauen, weil ich das Basal eher zu einer "Nichtessenszeit" spritze.
    Wie wäre es denn mit Detemir ins Bein? Dann hat man am Bauch auch schon zwei Injektionen gespart und kann morgens und abends das Bein wechseln.

    „Diabetes ist ein furchtbares Leiden, nicht sehr häufig beim Menschen, ein Schmelzen des Fleisches und der Glieder zu Harn..." - Aretaios, um 100 v. Chr.

  • Zitat von sugarguy;375178

    Also bei mir würde das rein zeitlich nicht hinhauen, weil ich das Basal eher zu einer "Nichtessenszeit" spritze.
    Wie wäre es denn mit Detemir ins Bein? Dann hat man am Bauch auch schon zwei Injektionen gespart und kann morgens und abends das Bein wechseln.


    Hallo Sugarguy, bei meiner Tochter wäre das bis vor kurzem auch nur morgens möglich gewesen, aber jetzt haben wir umgestellt und sie bekommt zeitgleich morgens Levemir und Novorapid, und zeitgleich am Abend Levemir und Actrapid. Und jetzt wäre das eben schon möglich und auch sinnvoll. Bei ihr gehen fast alle Spritzen ins Bein oder in die Hüften. Am einen Arm ist der Sensor, am anderen Arm kommen dann zwei bis drei Spritzen täglich. Der Bauch ist noch eine große Tabuzone und wird nur bei Hyperglykämien verwendet (noch, wir arbeiten dran! Suchen aber trotzdem nach Einsparmöglichkeiten...). Wir wechseln natürlich auch so weit es geht, aber die Fläche bei einer gerade mal 10jährigen - ohne Bauch - sind doch begrenzter als jetzt z.B. bei mir...Gruß, tibi

  • Hallo tibi,
    oh wenn der Bauch wegfällt ist das natürlich schon eine Begrenzug der Stichflächen. Hat sie Angst vor Spritzen in den Bauch oder warum nutzt ihr ihn nur in seltenen Fällen?
    Falls ich zu neugierig bin einfach nicht antworten ;)

    „Diabetes ist ein furchtbares Leiden, nicht sehr häufig beim Menschen, ein Schmelzen des Fleisches und der Glieder zu Harn..." - Aretaios, um 100 v. Chr.

  • Wieso werden denn die Spritzstellen knapp?

    Ich habe Diabetes mit knapp 8 Jahren bekommen. Spritzstellen waren Bauch, Po, Arm und Bein. Trotz 18 Jahre CT und ICT sind meine Spritzstellen nie zu knapp geworden. Wenn doch, könnte ich mir heute keine Pumpenkatheter setzen. Das geht aber immer noch wunderbar.

    Wieso verwendet ihr den Bauch nur bei Hyperglykämien? Meine Eltern und ich haben ihn von Anfang an mitverwendet. Die Wirkung vom Insulin ist im Bauch nicht schneller als anderswo am Körper auch.

    Gruss,
    Surferin


  • Das ist toll :6yes:! Eigentlich ging meine Frage aber auch nicht dahin, welche Spritzstellen wir noch alles verwenden können. Das weiß ich auch, welche Spritzstellen es gibt. Und wir werden auch klar kommen, wenn wir das Insulin nicht mischen können. Mag ja sein, dass es euch komisch vorkommt, wenn ich auch darüber nachdenke, Injektionen zu sparen. Aber ich denke doch, dass es hier auch erlaubt sein muss, eine solche Frage zu stellen, ohne sich rechtfertigen zu müssen. Und meine Frage war, habt ihr schon mal Analoginsulin gemischt und welche Erfahrungen habt ihr gemacht?

  • Nein, ich hab Analoginsulin noch nie gemischt, einfach aus den von dir im ersten Posting genannten Gründen. Zu meinen ICT Zeiten bis vor 3,5 Jahren wurde dies auch immer explizit ausgeschlossen, so hab ich mich daran gehalten . Die Studie finde ich mit 14 Stichproben nicht aussagekräftig, vor allem täten mich da Langzeitstudien interessieren. Nach wie vor wird auch in der Kinderdiabetologie davon abgeraten.


    Ich denke, die molekulare Zusammensetzung der einzelnen Insuline ist so unterschiedlich, dass ich vom mischen für mich persönlich absehen würde.


    Ich habe den Diabetes seit meinem 3. Lebensjahr und damals wurden die NPH Insuline gemischt, was sich dann bei mir ab dem 9. Lebensjahr durch Zinkverzögertes Insulin auch gegeben hat. Ab diesem Zeitpunkt habe ich auch den Bauch genutzt.


    Die Frage die sich mir bezügl. der Spritzstellen stellen würde, wäre dann eher in Richtung Pumpe zu überlegen oder den Sensor nur temporär zur Einstellungsüberprüfung einzusetzen, um die Streubreite der Injektionsstellen zu erhöhen.


    Ich würde vom mischen abraten, kann aber deine Überlegungen in diese Richtung nachvollziehen.

    Leben heißt nicht, zu warten dass der Sturm vorüberzieht. Man kann lernen, im Regen zu tanzen.

  • Zitat von tibi;375164

    Hallo, laut Hersteller lassen sich Insulinanaloga nicht mischen.


    Hmmm. :confused: Klar lassen sie sich mischen. Cola und Ketchup aber auch. :rolleyes:

    Zitat

    Man hat mir das so erklärt: Durch die gentechnische Veränderung der Analoginsuline fürchtet man bei einer Vermengung mit einem anderen Insulin eine Verbindung der beiden Insuline mit möglicherweise ganz anderen Wirkungen.


    Was wird befürchtet? *grübel*
    Das sich monomere Insulinmoleküle zu einem Makromolekül verschmelzen?
    Um dann als wirksames Monomermoleküle ganz neue Verbindungen (Ligationen) zu bisher neutralen Rezeptoren einzugehen? :eek:
    Ein wahrlich bedenkenswerter Gedanke. Dann wollen wir mal hoffen, dass die Wahrscheinlichkeit des Zusammentreffens eines Humalog-Moleküls mit einem Levemirmolekül homöopathisch unwarscheinlich ist. Denn sonst würde das ja ein Problem bei jeder Form der ICT sein.


    Also kann es wohl nur um die Frage der Verbindung von einzelnen Insulinmolekülen zu Zweierpaketen gehen, Insulin-Dimere, welche sich dann wieder zu Dreiern zusammenschließen können, Hexamere (=6 Einzelmoleküle) genannt.


    Da mag es bei einer Mischung durchaus bei einer Mischung zweier Insuline zu einer Interaktion der jeweiligen Einzelmoleküle kommen. Was dann aber wohl nur hinsichtlich des Wirkungsverlaufes ggf. Auswirkungen machen würde? Natürlich ist durch die Erhöhung der Gesamtdosis auch noch mit einer größeren Konzentration der Moleküle im Zielgebiet zu rechnen, was bei Interaktion der Insulinmoleküle untereinander dann auch die Resorption verlangsamen sollte.
    Siehe auch im Wikipedia Artikel zu I-Präparaten.


    "Zulassung: "Bei Kindern und Jugendlichen wurde die Wirksamkeit und Sicherheit von Levemir im Altersbereich von 6 – 17 Jahren in Studien von bis zu 6 Monaten gezeigt." "Es liegen keine klinischen Erfahrungen über die Verwendung von Insulindetemir bei Schwangeren vor. Bei der Anwendung in der Schwangerschaft ist Vorsicht geboten."


    "['Wenn Levemir mit anderen Insulinpräparaten gemischt wird, verändert sich das Wirkprofil einer oder beider beteiligter Komponenten. Das Mischen von Levemir mit einem schnell wirkenden Insulinanalogon wie Insulinaspart führt zu einem Wirkprofil mit einer geringeren und verzögerten Maximalwirkung, verglichen mit Einzelinjektionen. Deshalb ist das Mischen von schnell wirkendem Insulin mit Levemir zu vermeiden.']"


    Eine andere Frage wäre, ob die Stabilisatoren in den Lösungen irgendwie negativ miteinander reagieren. Das würde ich allerdings eher nicht erwarten. :rolleyes:

    Zitat

    Letztes Jahr wurde eine kinderdiabetologische Studie veröffentlicht, bei der die Kinder eine Mischung aus Aspart (Actrapid) mit Detemir (Levemir) erhalten haben.


    Und wenn die Levepid Mixtur in einer Studie angewendet worden ist, würde ich mal denken, dass die sich vorher einen Kopf über mögliche Negativwirkungen der Lösungsvermischung gemacht haben sollten. :9engel_3:


    Gruß
    Joa

  • Zitat von Joa;375273

    Also kann es wohl nur um die Frage der Verbindung von einzelnen Insulinmolekülen zu Zweierpaketen gehen, Insulin-Dimere, welche sich dann wieder zu Dreiern zusammenschließen können, Hexamere (=6 Einzelmoleküle) genannt.


    Ich denke, das war gemeint.

    Zitat von Joa;375273


    Und wenn die Levepid Mixtur in einer Studie angewendet worden ist, würde ich mal denken, dass die sich vorher einen Kopf über mögliche Negativwirkungen der Lösungsvermischung gemacht haben sollten. :9engel_3:


    Bestimmt. Hoffentlich! Aber andererseits: Wenn so gar keíne Wirkungen bzw. Nebenwirkungen zu erwarten gewesen wären, dann hätten sie auch keine Studie dazu gemacht. ;)
    Gruß
    tibi

  • Unabhängig Joa's wissentschaftlichem Beitrag;) und davon, daß ich verschiedene Insuline noch nie selbst gemischt habe kann ich Dir nur meine persönliche Erfahrung aus meiner Diabetesanfangszeit mitteilen.

    Diese war nämlich durch ein Mischinsulin gekennzeichnet! Zunächst im Verhältnis 3:1, später dann 2:1.

    Das kleinste Problem dabei war darauf zu achten, daß sich vor der Injektion das Insulin gut vermischte; man mußte den PEN langsam hin- und herbewegen bis die Mischung milchig war. Das weitaus größere bestand darin, daß ich zu bestimmten Tageszeiten eine bestimmte BE-Menge essen mußte, ob mit oder ohne Hunger/Appetit war egal !

    Ich war heilfroh, als damals dann die Erlösung mittels Lantus und ??? (Bolusinsulin) kam.

  • Zitat von Hage;375280


    Diese war nämlich durch ein Mischinsulin gekennzeichnet! Zunächst im Verhältnis 3:1, später dann 2:1.


    Das hat jetzt aber mit dem hier diskutierten Thema nix zu tun. ;)

    Zitat

    Das kleinste Problem dabei war darauf zu achten, daß sich vor der Injektion das Insulin gut vermischte


    Da ging es nicht um die Vermischung der zwei Insulinvariationen, sondern um das "Aufmischen" des protamingebundenen kristallinen NPH-Insulins. Auch als reinrassiges Basalinsulin muss das "aufgemischt" werden vor der Injektion, willst Du nicht mit dem Pen statt 10 IE plötzlich 30, oder nur 0,5 IE gespritzt haben.

    Zitat

    Das weitaus größere bestand darin, daß ich zu bestimmten Tageszeiten eine bestimmte BE-Menge essen mußte, ob mit oder ohne Hunger/Appetit war egal !


    Das war eine sogenannte konventionelle Therapie, auch als CT-bezeichnet. Hier geht es um ICT, da spielt Deine damalige Therapieanlage keine Rolle bei.


    Gruß
    Joa

  • Zitat von tibi;375278


    Bestimmt. Hoffentlich!...


    Ich entnehme, Du hast schon mal angerichtet/-gemischt?! :rolleyes: :D


    Gruß
    Joa

  • Zitat von Joa;375287

    Ich entnehme, Du hast schon mal angerichtet/-gemischt?! :rolleyes: :D


    Nein. Ich dachte da an die Versuchskinder. So experimentierfreudig bin ich dann doch nicht, noch nicht.:9engel_3:

  • Aber bei Novolog Mix funktioniert es doch?
    Oder ist das etwas ganz anderes?



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  • Zitat von Murray;375313

    Aber bei Novolog Mix funktioniert es doch?
    Oder ist das etwas ganz anderes?


    Yep.
    Da ist das Lanzeitinsulin protaminverzögert. ;)
    Also NPH, soweit ich das verstehen.


    Aber tatsächlich würde ich mal denken, dass die Veränderungen bei einem Mix von Actrapid und Levemir sich auch im überschaubaren Rahmen halten, insbesondere, wenn der Rahmen noch CGM-kontrolliert abgeprüft wird.


    Was meint, dass auf ggf. vorstellbare Wirkkurvenveränderungen zu achten wäre.
    Und die würde ich hinsichtlich Levemir eher nicht als sooo dramatisch erwarten, hinsichtlich Actrapid, als Normalinsulin, könnte es evtl. relevanter sein (=spätere und längere Wirkkurve).


    Gruß
    Joa

  • Zitat von tibi;375164

    Letztes Jahr wurde eine kinderdiabetologische Studie veröffentlicht, bei der die Kinder eine Mischung aus Aspart (Actrapid) mit Detemir (Levemir) erhalten haben.


    dat war natürlich jetzt nicht so ganz richtig :o: Aspart (Novorapid).

    Murray. Ist das NovologMix nicht "nur" eine Aspartmixtur?

  • Zitat von tibi;375315


    Murray. Ist das NovologMix nicht "nur" eine Aspartmixtur?


    Ja, da ist das gleichförmige Insulinmolekül, Insulin Aspart (=Novorapid)-
    Einmal in protamingebundener Form, kristallin, und einmal in freier Form (monomer, dimer oder hexamer?) drin enthalten.


    Es bleibt somit die Frage, welche Auswirkung die Kombination verschiedenartig geformter/forulierter Insulinmoleküle in dichter Konzentration hat?


    Wie aber auch immer die Fragen sind. Die Alternativ zu ihnen heißt CSII. Ein Insulin only.


    Gruß
    Joa