Steigende Werte bei bisheriger Remissionsphase

  • Hallo allerseits!


    Ich bin seit einem halben Jahr diagnostizierte Typ-1-Diabetikerin. Bisher lief alles super, meine Werte waren gut und ich habe im Verhältnis 0.5 bis 1 gespritzt. Seit ein paar TAgen sind meine Werte aber erhöht, gerade abends habe ich jetzt oft einen Wert nah - oder auch über - der 200. Anfangs dachte ich, ich hätte halt zuviel gegessen, aber inzwischen bin ich mir sicher, dass das nicht mehr sein kann. Ich hatte gestern Abend ein Käsebrötchen (gespritzt mit 2 IE) und nach 4 Stunden immer noch einen BZ-Wert von 196. Ich hab zweimal je eine Einheit dagegen gespritzt, aber bis ich schlafen gegangen bin, ist der Wert nicht runter gegangen.


    Heute morgen waren es zunächst 112, was ja super wäre. Bisher habe ich Kaffee und Wasser getrunken und noch nichts gegessen. Und trotzdem ist der Wert nun auf 140 gestiegen, seit ich auf bin. Wie kann das sein?


    Als Basisinsulin spritze ich 6 Einheiten Protafane, als Bolus Apidra.


    Krank fühle ich mich nicht. Kann das ein Anzeichen sein, dass meine Remissionsphase vorbei ist?


    Wenn dem so ist, womit muss ich rechnen?


    Danke und Grüße,
    Sally

  • Moin Sall,


    die Erklärung wäre aus meiner Sicht das dein Körper sich am verändern ist.
    Es kann nun sein das du mehr Basisinsulin brauchst, gehe bitte zu deinem Doc oder Dia-Doc und spreche das mit ihm ab.

    Gruß Hans :hihi:


    Pumpe seit über 39 Jahren und es ist erst die siebte.....

    Und seit 5 Jahren E-Auto Fahrer

  • Zitat von Sallypringsheim;383987

    Bisher lief alles super, meine Werte waren gut und ich habe im Verhältnis 0.5 bis 1 gespritzt.


    Als Basisinsulin spritze ich 6 Einheiten Protafane, als Bolus Apidra.


    Krank fühle ich mich nicht. Kann das ein Anzeichen sein, dass meine Remissionsphase vorbei ist?


    Dass deine Remission vorbei ist glaube ich ehrlich gesagt nicht. Meistens ist es ja auch so, dass die Remission eher schleichend (wenn vielleicht auch in Sprüngen nachlässt). Ich habe in den ersten 2 Jahren mein Bolus- und Basalinsulin auch ständig nach oben anpassen müssen. Basal z.B. von 8 IE kurz nach der Diagnose auf 25IE (aufgeteilt auf morgens und abends). Und trotzdem glaube ich nicht, dass meine Remission schon vollständig vorbei ist. Dafür gibt es einfach zu viele Probleme von Langzeitdiabetikern, von denen ich bisher noch verschont worden bin.


    Die BE-Faktoren und vor allem deine Basalrate sind ja auch wirklich niedrig. Wie Eco schon schrieb, wirst du sie (zusammen mit deinem DiaDoc) nach oben schrauben müssen. Vermutlich wird dir das auch noch öfter passieren in deiner Diabeteskarriere. :)


    Wenn du sicher wissen willst, ob deine Remission vorbei ist, frag deinen Doc, ob er mal dein C-Peptid testen kann.

    „Soll ich den Notarzt rufen?“ – „Nein, das ist ein Fall für Spezialisten, rufen Sie die Gummibärenbande!“ (diabetes-leben.com)


  • Hallo Sallypringsheim!


    Bei mir lief's andersrum:


    Faktoren 5 I 4 I 5.25 im Februar reduziert –*und jetzt Honeymoon.



    Deine Remission läuft hoffentlich noch ein gutes Stückchen, auch wenn Du langsam steigenden Insulinbedarf hast.



    Einen leichter Anstieg nach dem Aufstehen ohne was zu futtern ist normal – wird's mehr solltest Du fachlichen Rat einholen.

  • Zitat von TryHarderFish;384006

    Dafür gibt es einfach zu viele Probleme von Langzeitdiabetikern, von denen ich bisher noch verschont worden bin.


    Danke! Was sind das für Probleme?


    Sally

  • Zitat von Sallypringsheim;384012

    Danke! Was sind das für Probleme?


    Also das, was am auffälligsten ist: Nach einer Hypo habe ich keine starke Gegenregulation mit Resistenzen. D.h. also stundenlang nach einer Hypo extrem hohe Werte, die sich auch durch Insulin nicht nach unten korrigieren lassen. Ich habe zwar nach einer Hypo schon mal zu hohe Werte, allerdings sind diese nach einer Korrektur auch schnell wieder unten. Mein DiaDoc meinte, das sei ein Zeichen dafür, dass ich noch etwas Eigeninsulin habe, das das Gleichgewicht zum Glucagon aufrecht erhalten kann, allerdings nicht mehr blutzuckersenkend im Gewebe wirkt!


    Liebe Grüße,
    THF

    „Soll ich den Notarzt rufen?“ – „Nein, das ist ein Fall für Spezialisten, rufen Sie die Gummibärenbande!“ (diabetes-leben.com)


  • Zitat von Sallypringsheim;384012

    Danke! Was sind das für Probleme?


    Sally


    Die ganz normalen Folgeschäden, leider. Muß nicht kann aber.

    Gruß Hans :hihi:


    Pumpe seit über 39 Jahren und es ist erst die siebte.....

    Und seit 5 Jahren E-Auto Fahrer

  • Zitat von TryHarderFish;384015

    Also das, was am auffälligsten ist: Nach einer Hypo habe ich keine starke Gegenregulation mit Resistenzen. D.h. also stundenlang nach einer Hypo extrem hohe Werte, die sich auch durch Insulin nicht nach unten korrigieren lassen. Ich habe zwar nach einer Hypo schon mal zu hohe Werte, allerdings sind diese nach einer Korrektur auch schnell wieder unten. Mein DiaDoc meinte, das sei ein Zeichen dafür, dass ich noch etwas Eigeninsulin habe, das das Gleichgewicht zum Glucagon aufrecht erhalten kann, allerdings nicht mehr blutzuckersenkend im Gewebe wirkt!


    Liebe Grüße,
    THF



    hmmm also ich hab nach 9 jahren bestimmt keine Remmission mehr allerdings bin ich auch weitgehend von Gegenregulationen verschont... ich glaub jetzt net dass das viel damit zu tun hat, entweder man hats oder man hats net, kann mich natürlich aber au täuschen

  • Zitat von die_mone1;384061

    hmmm also ich hab nach 9 jahren bestimmt keine Remmission mehr allerdings bin ich auch weitgehend von Gegenregulationen verschont... ich glaub jetzt net dass das viel damit zu tun hat, entweder man hats oder man hats net, kann mich natürlich aber au täuschen


    Tja, keine Ahnung. Ich hatte meinen DiaDoc halt gefragt, ob es Menschen gibt, bei denen der Körper keine Gegenmaßnahmen bei ner Hypo ergreift, weil ich diese bei mir noch nicht wirklich feststellen konnte. Das wäre ja dann ziemlich gefährlich und man müsste noch mehr aufpassen, keine schwere Hypo zu bekommen.


    Er meinte daraufhin eben, dass das nicht möglich sei. Selbst wenn die Alpha-Zellen auch zerstört wären (wie ja oft bei Langzeitdiabetikern), würden bestimmte Zellen im (oder am?) Darm die Glucagonproduktion übernehmen, das wären jetzt die neuesten Erkenntnisse. Außerdem gibt es ja auch noch die Nebennierenrinde, die bei ner Hypo mit Cortisol aushilft.


    Stellt man bei sich also keine oder nur eine schwache Gegenregulation fest, bedeutet das also meiner Meinung nach, dass von irgendwoher noch Insulin kommen muss, denn im Basalratenprofil ist dieser Mehrbedarf an Insulin ja nicht eingerechnet. Ich würde daraus schließen, dass man mit einer nicht vorhandenen oder nur schwachen GR vermutlich doch noch etwas Eigeninsulin hat. Vielleicht kann man das aber nicht mehr wirklich "Remission" nennen. Aber keine Ahnung, vielleicht kann uns der Joa ja weiterhelfen? ;)

    „Soll ich den Notarzt rufen?“ – „Nein, das ist ein Fall für Spezialisten, rufen Sie die Gummibärenbande!“ (diabetes-leben.com)


  • himmel is das alles kompliziert :) also wie gesagt ich hab ja keine ahnung und mich auch noch nie mit meinem doc drüber unterhalten... aber meine "Gegenregulation" besteht eher dadrin wenn ich fress bis die sympthome weg sind :D:D

  • Zitat von die_mone1;384068

    aber meine "Gegenregulation" besteht eher dadrin wenn ich fress bis die sympthome weg sind :D:D


    Kommt mir bekannt vor! :o:)

    „Soll ich den Notarzt rufen?“ – „Nein, das ist ein Fall für Spezialisten, rufen Sie die Gummibärenbande!“ (diabetes-leben.com)


  • Hm, Gegenregulation ist nicht gleich Gegenregulation mit dauerhaft hohen Werten und neben Glukagon spielen ja auch noch Adrenalin, Noradrenalin, Cortisol und STH eine Rolle. :rolleyes: :D Und natürlich die allgemeine gute oder schlechte Einstellung des DM.


    Wer mal ganz viel dazu lesen möchte, da gab es mal die Doktorarbeit, schon etwas älter, aber nicht uninteressant.


    http://geb.uni-giessen.de/geb/…haeferJana-2003-03-13.pdf


    Wer nicht ganz so viel lesen möchte :D, als Einstieg:
    http://www.diabetes-kids.de/faq/index.php?title=Hypoglykämie#Was_geschieht_eigentlich_bei_der_Gegenregulation.3F


    Ich denke prinzipiell sind Gegenregulationen mit dauerhaft erhöhtem BZ eher selten, und manch einer greift zu schnell nach dem Wort "GR", wenn er/sie sich mal verschätzt oder einen Alb(p)Traum hatte oder an nächtlichem Schoko nicht vorbei kam. - Wie gesagt, nur meine Meinung und damit ist keiner hier im Thread gemeint. :)

    "Echte Männer essen keinen Honig, echte Männer kauen Bienen!"

  • Besser ist es wenn für die Gegenregulation ein neues Thema auf gemacht wird.

    Gruß Hans :hihi:


    Pumpe seit über 39 Jahren und es ist erst die siebte.....

    Und seit 5 Jahren E-Auto Fahrer

  • Zitat von Sallypringsheim;383987

    Seit ein paar Tagen sind meine Werte aber erhöht...
    ...
    Krank fühle ich mich nicht. Kann das ein Anzeichen sein, dass meine Remissionsphase vorbei ist?


    Da Du schreibst, "seit ein paar Tagen" kann durchaus trotzdem ein subakuter Infekt im Spiel sein, den bemerkt man/frau als Diabetiker manchmal gar nicht, sondern es werden nur die erhöhten Werte festgestellt, oder das Virus schlägt dann ein paar Tage später erst richtig merklich zu. :eek:


    Oder das Virus wurde erfolgreich bekämpft und es gab nur vorübergehend erhöhte Werte, ohne dass es zu symptomatischen Infektwirkungen kam.


    Wenn die "paar Tage" als längerer Zeitraum zu verstehen sind, wäre auch der Gedanke an ein Nachlassen der eigenen Insulinproduktion möglich. Nach den Feier- und oft auch Schlemmertagen ist auch eine gewisse Down-Regulation der Insulinrezeptoren denkbar, wenn die Futtermengen, somit auch die Insulinmengen über die Festzeit erhöht waren. Bunter die Teller nie locken, oder so ähnlich. Dann kann "plötzlich" die bisherige Insulindosierungen in Kooperation mit der Eigenproduktion auch zu gering ausfallen.


    Und rutscht Du erst mal in einen, auch nur leichten Insulinmangel rein, reichen auch die Korrekturfaktoren nicht mehr aus, wenn es zu dieser oder jener Art von Resistenz gekommen ist. Besonders beliebt sind natürlich die klassischen Zeiträume von Dawn und Dusk, wenn kontrainsulinär wirkende Hormonausschüttungen zu stundenlangen Resistenzauswirkungen führen können.
    Auch Anstiege nach dem Aufstehen sind ein typisches Zeichen für einen Insulinmangel, der schon weit vorher begonnen haben kann, und sich dann nochmal verstärkt fortsetzt, wenn durch das Aufstehen selber wiederum mehr kontrainsulinäre Hormone aktiviert werden, konkret das Mineralkortikoid Aldosteron (lt. Teupe).


    Hast Du erst mal eine mehr oder weniger ausgeprägte hormonelle Resistenzsituation kassiert, sind die üblichen, rein auf essensbedingte Korrekturen ausgelegten Dosierungen nachgehend fast wirkungsneutral.


    Auf gut Deutsch gesagt, wie auch immer, bist Du in der Schule der Diabetikerpraxis jetzt aus der Eingangsstufe heraus und darfst Dich nun mit Feinheiten der Stoffwechselsteuerung befassen. :6yes:


    Congratulations, sie sind aus der Eingangsklasse in die Mittelstufe versetzt worden. :rolleyes: :cool: :D

    Zitat

    Wenn dem so ist, womit muss ich rechnen?


    Dass Du jetzt lernen darfst, Deine Insulindosierungen anzupassen. Erst mal unter fachlicher Anleitung, dann zunehmend selbstständig. Ein weites Feld für endlos viele Erfolgserlebnisse. :9engel_3: :6yes: (und gelegentlich ein Bisschen Stress :mad:)


    Zitat von TryHarderFish;384067

    Tja, keine Ahnung. Ich hatte meinen DiaDoc halt gefragt
    ...
    Er meinte daraufhin eben, dass das nicht möglich sei. Selbst wenn die Alpha-Zellen auch zerstört wären (wie ja oft bei Langzeitdiabetikern), würden bestimmte Zellen im (oder am?) Darm die Glucagonproduktion übernehmen, das wären jetzt die neuesten Erkenntnisse.


    Gibt es da nähere Informationen? Bitte nachfragen und hier zur Kenntnis bringen (bitte auch kurze Info per PM, ich lese auch nicht jeden Beitrag :o)


    Die L-Zellen des Darm produzieren ja eh das Glucagon-Like-Peptid, das aus Aminosäuren einer der Vorstufen des Glucagons, dem Präglucagon, gebastelt wird. GLP-1 hat er aber nicht gemeint?

    Zitat

    Stellt man bei sich also keine oder nur eine schwache Gegenregulation fest, bedeutet das also meiner Meinung nach, dass von irgendwoher noch Insulin kommen muss, denn im Basalratenprofil ist dieser Mehrbedarf an Insulin ja nicht eingerechnet. Ich würde daraus schließen, dass man mit einer nicht vorhandenen oder nur schwachen GR vermutlich doch noch etwas Eigeninsulin hat. Vielleicht kann man das aber nicht mehr wirklich "Remission" nennen. Aber keine Ahnung, vielleicht kann uns der Joa ja weiterhelfen? ;)


    Nö, leider nicht. Die Mathematik ist mir dann doch zu hoch. Bzw. ich sehe da keine erkennbare Logik. Außer dass halt eine Restproduktion an Insulin ein gutes Indiz für auch funktionierende Glucagonproduktion der Alpha-Zellen ist.


    Mit der Gegenregulation, die sich durch deutliche BZ-Anstiege bemerkbar macht, hat das aber nix zu tun. Die ist wohl völlig anders, insbesondere cerebral gesteuert.
    Hierzu siehe Frau Wattwurm. :6yes:
    Nur die teils irrwitzigen Angaben zu Hypototen (1%-13%) in der verlinkten Dissertation streichen wir wohl am besten mal ganz schnell wieder aus dem Gedächtnis.
    Würden Todesfälle mit Kaffee oder Teetrinken korreliert, hätten wir vermutlich mehr als 50% Todesfälle unter den Menschen, die auf Kaffee und Tee zurückgeführt werden können.
    Und alle Kaffee-/Teetrinker würden künftig ihr Tassen nur unter Anstschweißausbrüchen zum Munde führen. :9engel_3:
    Ein schönes Beispiel, wie Hysterie geschürt wird, leider hat Paul Watzlawick vergessen, das in seinem Büchlein "Anleitung zum Unglücklichsein" zu würdigen. :p


    Gruß
    Joa