Unerklärliche Schwankung im BZ-Verlauf

  • Ich beobachte seit einer ganzen Zeit schon folgendes merkwürdige Phänomen: nach dem Mittag (Essen + Bolus) steigt der BZ und bleibt eine Zeitlang oben, d.h. vielleicht auf 7 mmol/L. Etwa um 15 Uhr fällt er allerdings vergleichsweise plötzlich (schätze so innerhalb einer halben Stunde) auf 5 mmol/L und bleibt dort bis zum Abend. D.h. die BZ-Kurve hat nicht eine schöne gaussche Glockenform, sondern einen Anstieg, eine Hochphase und quasi eine abrupte Flanke. Wodurch kommt die? Als ob ich immer nachmittags einen eigenmächtigen Insulinschub bekäme. Zu anderen Tageszeiten tritt das nicht auf. Gemerkt hab ich die Hochphase nur durch unerklärliches Herzklopfen, mein Abend-Messwert ist stets i.O., oft sogar unter 5 mmol/L. Dieses Verhalten ärgert mich sehr.


    Unterstützt wird diese Hochphase möglicherweise durch meine geringe Basalversorgung tagsüber (nur Eigenproduktion). Esse ich allerdings nichts, bleibt der BZ unten, er geht tagsüber nicht wesentlich von selbst hoch, d.h. sie sollte ausreichen.


    Was tun? Varianten:


    • alles wie bisher, mittags 1 IE mehr Bolus, das dann allerdings um 15 Uhr zu erwartende Tief mit einer nachmittäglichen Zwischenmahlzeit abfangen, mach ich ja oft schon, notgedrungen
    • das Mittagessen in zwei Hälften teilen und zeitlich deutlich auseinander legen, meinetwegen 11 Uhr + 14 Uhr, separat bolieren, die BZ-Kurve würde dadurch sicher flacher, es wäre aber auch sehr unbequem und kaum sozialverträglich
    • wieder 4 IE Levemir am Morgen, deren Wirkmaximum würde dann um die Mittagszeit den Bolus unterstützen, führt aber möglicherweise zu Tiefs


    Kennt das jemand?

  • Zitat von UlrichBlanke;411041

    hast du mittags schon ein wenig mit deinem SEA gespielt? mal mehr mal weniger?

    Experimentiert schon, aber SEA hat bei mir noch nie brauchbare Ergebnisse gebracht (von verzögertem und gesplittetem Bolus wegen sehr langsamer KH einmal abgesehen). Käsebrot + Apfel betrachte ich als normal schnelle KH, der Bolus sollte eigentlich genau da drauf passen, und abends funktioniert's ja auch, nur mittags halt nicht. - Eine Frage wäre, in welcher Richtung man den SEA dann machen sollte, erst spritzen und später essen oder erst essen und später spritzen? Im ersten Falle befürchte ich, dass Wirkung vom Bolus verlorengeht, im zweiten Fall, dass das Tief am Nachmittag verstärkt wird.

  • Seh ich das richtig? Dein BZ steigt nach dem Essen auf etwa 125mg/dl, bleibt da 2-3 Stunden und fällt dann ab auf 90mg/dl?


    Versteh nicht so richtig wo das Problem liegt? Oder habe ich jetzt etwas überlesen?

    „Soll ich den Notarzt rufen?“ – „Nein, das ist ein Fall für Spezialisten, rufen Sie die Gummibärenbande!“ (diabetes-leben.com)


  • @THF
    Hatte auch schon überlegt, ob ich da was falsch verstanden habe:confused:.

    Bedenklich find ich an der Stelle allerdings, dass T.M. bei 125 Herzklopfen bekommt. Was passiert denn bei 180er Werten dann erst?:eek: Ohne Herzklopfen würd ich sagen, das sind doch super Werte, mit denen die meisten super zufrieden wären, wieso willst du da überhaupt was ändern?

  • Zitat von TryHarderFish;411056

    Seh ich das richtig? Dein BZ steigt nach dem Essen auf etwa 125mg/dl, bleibt da 2-3 Stunden und fällt dann ab auf 90mg/dl?


    Versteh nicht so richtig wo das Problem liegt? Oder habe ich jetzt etwas überlesen?

    Das Problem ist, dass der BZ lange oben bleibt und sehr plötzlich abfällt. Den Abfall gibt's auch dann noch mit eben dieser steilen Flanke, wenn es zuvor bis auf 8, 9 oder gar 10 mmol/L hochging. - Es erschwert beispielsweise das Korrigieren. Ich kann kaum, wenn ich so hoch komme, 1 IE Korrektur spritzen, weil es mich sonst gnadenlos ein, zwei Stunden später ins Hypo reist.


    Ja, man wird ggf. einwenden, ich machte mir zu viele Sorgen. Solange es runterkommt sei es ja gut. Ich vermute allerdings, diese "versteckten" Hochs sind beispielsweise ein Faktor dafür, dass mein gemessener HbA1c immer über meinen BZ-Messwerten liegt. Es ist auch so, dass ich dieses Verhalten früher nicht hatte. Da war es eine hypsche Glockenkurve, das Maximum kaum physiologisch spürbar. Heute hingegen deutliches Herzklopfen, mindestens ein, zwei Stunden lang, als ob ich einen vierfachen Espresso drin hätte. Manchmal spür ich sogar den Abfall, so ähnlich wie Hyposymptome.

  • Zitat von Botanikbummler;411059

    @THF
    Hatte auch schon überlegt, ob ich da was falsch verstanden habe:confused:.

    Bedenklich find ich an der Stelle allerdings, dass T.M. bei 125 Herzklopfen bekommt. Was passiert denn bei 180er Werten dann erst?

    180er, also 10 mmol/L hab ich praktisch nie ... ein, zweimal im Jahr, wenn ich mich grob verhauen habe oder irgendwo Zucker drin war, von dem ich nichts wusste, oder eine fiebrige Krankheit anhält. Normalerweise bleibt bei mir das Maximum auch nach dem Essen eigentlich unter 8 mmol/L (mit Bolus!, ohne Bolus geht's natürlich hoch ...)

  • Zitat von T.M.;411060

    Das Problem ist, dass der BZ lange oben bleibt und sehr plötzlich abfällt. Den Abfall gibt's auch dann noch mit eben dieser steilen Flanke, wenn es zuvor bis auf 8, 9 oder gar 10 mmol/L hochging.



    Okay, dann gehe ich jetzt mal davon aus, dass dein BZ nach dem Essen auf 180mg/dl hochgeht, da eine zeitlang bleibt (wie lange überhaupt?) und dann rasant fällt, denn ansonsten sehe ich keinen Anlass, mich damit zu beschäftigen. ;)


    Das hört sich ähnlich an, wie die Probleme, die ich unter ICT immer morgens hatte. Nach dem Frühstück pp-Werte von an die 250mg/dl, dann zum Mittag hin BZ-Abfall auf 50-60mg/dl. Bei mir hab ichs ja letztendlich auf einen relativen Basalmangel in der Frühstückszeit und eine hohe Insulinempfindlichkeit gegen Mittag geschoben und es mit einem SEA von 45 Minuten halbwegs gelöst.


    Da du über Tag kein Basalinsulin spritzt, könnte es natürlich damit zusammenhängen. Vielleicht solltest du noch ein wenig mit einem SEA experimentieren? Vielleicht angefangen mit 10 Minuten und dann ggfs. steigern?


    Vielleicht ist dein Problem aber auch Typ 2 - spezifisch und es liegt an einer Sekretionsstarre der Beta-Zellen?

    „Soll ich den Notarzt rufen?“ – „Nein, das ist ein Fall für Spezialisten, rufen Sie die Gummibärenbande!“ (diabetes-leben.com)


  • Zitat von TryHarderFish;411063

    Vielleicht ist dein Problem aber auch Typ 2 - spezifisch und es liegt an einer Sekretionsstarre der Beta-Zellen?

    Gutes Stichwort. Mal recherchieren ...

  • Unerklärliche (d.h.wenn andere Ursachen ausgeklammert sind) pp- Werte sind eigentlich hauptsächlich auf Basalmangel zurückzuführen.
    Diese pp Werte verursachen dann eine Ausschüttung der BSD , die dann später die 5mmol "erzeugt" (siehe auch Hubi:))
    Wenn wir mal annehmen, das Deine Restfunktion auch nachläßt, wäre also Tagesbasal tatsächlich (wieder) angebracht, die spätere Absenkung muß dann nicht zwingend erfolgen, da keine Eigeninsulinausschüttung mehr provoziert wird.
    Vielleicht fängst Du einfach statt mit 4 IE mit 2 IE an und möglichst so, das das Maximum gegen 13.00 zum tragen kommt.


    Das Herzklopfen muß nicht zwingend vom BZ kommen, es kann auch ein Blutdruckabfall sein ... (daher soll man nach dem Essen auch nicht in den See springen).


    LG Wildrose

    Leg Dich nicht mit Zucker an, er ist raffiniert! :bigg

  • Zitat von Wildrose;411071

    Unerklärliche (d.h.wenn andere Ursachen ausgeklammert sind) pp- Werte sind eigentlich hauptsächlich auf Basalmangel zurückzuführen. Diese pp Werte verursachen dann eine Ausschüttung der BSD , die dann später die 5mmol "erzeugt" (siehe auch Hubi:))

    Das klingt sehr logisch. Ich mach ab morgen (heute is schon vorbei) mal ein Experiment mit einem Hauch von Tagesdosis und berichte in ein paar Tagen.

  • wer kann mir etwas über den sog. Muskelauffülleffekt berichten? Trifft das nur für Sportler zu?

  • Hallo Garten, ich weiß nicht, ob das hier in den Thread passt?


    Den biomechanischen Vorgang kann ich dir nicht erklären. Aber Muskelauffülleffekt betrifft nicht nur Sportler, sondern alle, die körperlich stärker aktiv sind als gewohnt, z.B. eine lange Wanderung, Häuserbau, länger anhaltende körperlich anstrengende Haushalttätigkeiten. Das kann zur Folge haben, dass du bei gleichbleibenden Basal gegenessen muss und mehrere Stunden bis einen Tag später einen niedrigeren Insulinbedarf hast.


    Wenn ich z.B. Gäste erwarte, bringe ich meine Wohnung auf Vordermann, putze und wienere, staubsauge, kaufe ein, beziehe Betten, wenn das alles am selben Tag geschieht, kann ich für die darauffolgenden Stunden das Basal und z.T. auch die Bolusfaktoren reduzieren.

    "Wenn du mit dem Finger auf andere Menschen zeigst, zeigen drei Finger auf dich selbst."

  • Zitat von Wildrose;411071

    Unerklärliche (d.h.wenn andere Ursachen ausgeklammert sind) pp- Werte sind eigentlich hauptsächlich auf Basalmangel zurückzuführen.

    Also, ... ich hab dem Patienten jetz mal paar Tage eine Tagesdosis verpasst, erst 4 IE, dann 6 IE Levemir, morgens nach dem Aufstehen. Die Nachtdosis hab ich unverändert gelassen. - Im Ergebnis muss ich sagen: das war's. Die nachmittägliche Hochphase mit dem abrupten Abfall ist wahrscheinlich weg. Es gibt nach dem Essen wieder den gewohnten sanften Anstieg und einen ebenso sanften Abfall, wie früher. Leider momentan immer mal wieder Hyposymptome um die Mittagszeit, obwohl nix Hypo. - Meine ominöse Phase ohne Tagesdosis Levemir, die immerhin seit Jahresanfang angehalten hat, ist damit wohl zu Ende, und meine Tagessumme ist von einst 12 nun wieder auf 20 IE angestiegen. (Es waren schonmal 24 IE.)

  • Danke das Du darauf noch ein Ergebnis gepostet hast! Ich war schon ein bissel neugierig.


    Zitat von T.M.;411870

    Leider momentan immer mal wieder Hyposymptome um die Mittagszeit, obwohl nix Hypo.


    Nunja ich weiß ja nicht wann Du morgens das Levemir gibst, aber wenn es die Morgenwerte hergeben, vielleicht in der Abenddosis ein bissel rausnehmen. Ansonsten ist es ja das schöne am Levemir das ein bißchen "klug" ist und weniger wirkt bei niedrigen Werten.



    Zitat

    und meine Tagessumme ist von einst 12 nun wieder auf 20 IE angestiegen. (Es waren schonmal 24 IE.)


    Aus Dir wird schon noch ein ordentlicher 1er:)


    LG Wildrose

    Leg Dich nicht mit Zucker an, er ist raffiniert! :bigg

  • Bah, in morgentlicher Trotteligkeit die Pens verwechselt!!! :eek:


    Anstelle der 7IE Novo zum Frühstück irrtümlich Levemir verpasst, heute also tagsüber nicht 6 sondern 13 IE Levemir. Hab Kekse mit.

  • @T.M.: Was hat es mit den scheinbaren Hypo-Symptomen auf sich?

    Habe das auch manchmal am späten Vormittag. Messe dann und siehe da: BZ völlig normal....

    Das Leben ist kein Zuckerschlecken. Aber man kann es sich ja ab und zu versüßen.

  • @T.M.: Oh! :eek: Ich drücke dir die Daumen für einen einigermaßen entspannten Tag.

    "Wenn du mit dem Finger auf andere Menschen zeigst, zeigen drei Finger auf dich selbst."

  • Zitat von Stefferl15;412318

    @T.M.: Was hat es mit den scheinbaren Hypo-Symptomen auf sich?

    Habe das auch manchmal am späten Vormittag. Messe dann und siehe da: BZ völlig normal....

    Naja, man denkt, es sei ein Hypo, ist aber keins. Man kann sich halt nicht drauf verlassen. Manche Symptome, beispielsweise innere Unruhe, gibt's auch bei hohem BZ. Es gibt Phasen, da hat man es ganz gut im Griff. Es gibt aber auch Phasen, da täuscht es sehr, und man kann bei 5.8 mmol/L dieselben merkwürdigen Symptome haben wie bei 3.3 mmol/L.

  • Hallo T.M.,


    erst einmal drück ich Dir die Daumen für den heutigen Tag!!!!!!


    Zu den unerklärlichen Hypo Anzeichen: Seit ich ein neuen Medikament gegen einen zu hohen Cholesterin Spiegel ( Atorvastatin Hexal 40 mg, ich nehme nur 20 mg) nehme, geht es mir ähnlich. Ich meine eine Hypo zu bekommen, aber die Werte sind normal oder sogar zu hoch. Vielleicht ist das nur ein seltsames Zusammentreffen und hat nichts miteinander zu tun. Komisch ist es schon, denn vorher hatte ich nie diese Schein-Hypos.


    Viele Grüße


    Gabi