Wie streng seid ihr eigentlich mit euch?

  • Kleine Ergänzung: solche "Vorgaben" wie die 50:50 Regel haben auf jeden Fall den Vorteil, dass man darüber nachdenken kann, wenn man sie nicht erfüllt. Das könnte wichtige Anregungen geben, was vielleicht gerade aus dem Ruder läuft.



    Im Urlaub geht mein BZ jedenfalls immer reichlich durcheinander. Offenbar ist mein normaler geregelter Tagesablauf viel wichtiger für die Therapie, als ich meistens denke.
    Umso wichtiger finde ich es, dieses Schema im Urlaub bewußt zu ignorieren und auch mutiger größere Mengen Insulin auf einmal zu spritzen. Mit etwas chaotischer Restproduktion und hoher Insulinempfindlichkeit ist mir das nämlich eigentlich unheimlich. Also vermutlich auch Urlaub für die Psyche.



    Lg Hubi

    "Sing this corrosion to me!"

    (Stoßseufzer eines unbekannten Seglers)

  • Zitat von »Geri«



    Alternative: einen wirklich sinnvollen Basalratentest zu machen mit 36-stündigem Totalfasten (für mich der schlimmste Teil der Schulung).


    Mir hat man gesagt, dass das nichts bringt, weil dann die Leber aktiv wird und Zucker ausschüttet....????!!!! Was denn nun?


    Ich habe alles gelesen, aber diese Frage ist wohl untergegangenen :pupillen:
    Das würde mich auch interessieren.
    Ich weiss gehört eigentlich nicht hier hin....vielleicht habe ich die Antwort ja doch überlesen?

  • Ich fand Caros Einwand auch sehr interessant, kann dazu aber nichts Brauchbares, sprich Wissenschaftliches antworten. Ich kann nur sagen, dass ich mit Hilfe dieses Basalratentests, sowie Hunderte anderer Diabetiker zu einer vernünftigen Basalrate gekommen bin und nichts von Zuckersptzen durch die Leber erkennen konnte. Am besten wäre es, Kinga Howorka hier selbst zu Wort kommen zu lassen. Für mich ist das schwierig, da ich seit Anfang des Jahres in Afrika unterwegs bin, derzeit ein paar ruhige Tage am Strand, drum auch Internet.
    Ich selbst habe dieses Phänomen nur bei erzwungenem Fasten (12-20 Stunden) im Rahmen extremer körperlicher Anforderungen verbunden mit anaerober Leistung feststellen können. Da sind die BZ-Werte auch ohne Nahrungsaufnahme gewaltig in die Höhe geschossen. Die Gründe dafür sind aber bis jetzt unbekannt.


    LG Geri

  • Vielen Dank Geri,
    das sind auch die Beobachtungen die ich bei solchen Basalratentest unter eben körperlicher /seelischen Stress/Anstrengung gemacht habe. Am besten wäre vielleicht die Zeit im Bett oder auf dem Sofa mit einem guten Buch zu verbringen. Dann dürfte es eigentlich nicht zu Insulinresistenz führen, so wie das leider schon der Fall bei mir war. Basalrate hatte auch nicht gepasst, irgendwie alles umsonst, die Plakerei :arghs:


    Du bist in Afrika ? Jetzt bin ich aber neugierig :blush:

  • Da hast du mich etwas missverstanden. Der Basalratentest war völlig in Ordnung und ich kann sehr gut mit dem Ergebnis, das dabei herausgekommen ist, leben. Über die Anpassung der Basalrate an spezielle Lebenssituationen wurde ich gut geschult bzw. habe sie durch Selbsttests selbst ausgetüftelt.
    Die hohen BZ-Werte trotz fehlender Nahrungsaufnahme waren alle zeitlich absehbar und ausschließlich in Höhen von 6500-8800m, also Spezialsituationen, die naherliegenderweise von der Diabetologie kaum untersucht werden.


    LG Geri

  • Ich selbst habe dieses Phänomen nur bei erzwungenem Fasten (12-20 Stunden) im Rahmen extremer körperlicher Anforderungen verbunden mit anaerober Leistung feststellen können. Da sind die BZ-Werte auch ohne Nahrungsaufnahme gewaltig in die Höhe geschossen. Die Gründe dafür sind aber bis jetzt unbekannt.


    das Phänomen kenne ich wahrscheinlich auch. Wenn ich ein zwei Tage hintereinander nur so um 5 BE esse und dann Sport machen will, muss ich nach einer 3/4 Std. aufhören, weil der Zucker schnell steigt. Den Grund dafür habe ich meinem Arzt lange zeit nicht geglaubt, aber es scheint eine Kethoazedose (keine Ketose) im Entstehen zu sein. Nicht wegen Insulinmangel, sondern klassisch wie beim Nicht-Diabetiker wegen Kohlenhydrat-Mangel. Wenn Du danach etwas ist und gut spritzt vergeht das auch wieder. Lässt sich meines Erachtens auch besser wieder abspritzen als eine Kethoazedose bei Insulinmangel.


    Gruß thomas

  • An Ketoazetose habe ich auch schon gedacht. Leider hatte ich damals nie Ketodiabur dabei. Gewicht sparen war wichtig. Bei ähnlichen Symptomen in tieferen Lagen hatte ich definitiv keine Ketoazetose. Möglicherweise kann es auch daran liegen, dass ich mehrere Tage durchgehend anaerob war dort oben. Laktaterhöhung, etc. Sicher ist das Ganze ein unwichtiges Randthema, da zeitlich sehr begrenzt.


    Lg Geri

  • Hm ja Hungerketone sagte mein Diab auch . Das geht wohl auch recht schnell bei mir.



    Geri, ich meinte so einen 36 Stunden Test, ob das eben sinnvoll ist und ich dachte es so verstanden zu haben. Das man das verhindern kann das die Leber Zucker freisetzt, wenn man das in absoluter Ruhe macht so einen Extremtest. Bloß die Hungerketone bleiben da noch ;(

  • Ja, den 36-Stunden-Test habe ich für sehr sinnvoll erachtet. Er hat mir die ideale Ausgangsbasis für meine Basalrate gebracht. Körperlich war ich in dieser Zeit inaktiv wie selten und ich habe nur darauf gewartet, dass die 36 Stunden endlich wieder vorbei sind und ich wieder tüchtig reinfuttern kann.
    Das erzwungene Fasten von 12-20 Stunden ereignete sich beim Höhenbergsteigen und hat mit dem Basalratentest nichts zu tun. Erzwungen ist das Fasten durch die Unfähigkeit des Körpers in großen Höhen Nahrung aufzunehmen, gilt für Diabetiker und für Nicht-Diabetiker. Trotz Sport und ohne BE rast der BZ in die Höhe, auch bei den Nicht-Diabetikern, ein seltsames Phänomen.


    LG Geri

  • Wir haben jetzt munter quer durch den Gemüsegarten über Spezialfragen der Basalratenbestimmung diskutiert und langsam bekomme ich ein schlechtes Gewissen gegenüber Verabel, die eigentlich eine ganz andere Frage gestellt hat, die dann in der Diskussion völlig untergegangen ist.


    Wie streng seid ihr eigentlich mit euch? Ich glaube, dass man diese Frage nicht so stellen sollte, da sie etwas selbstzerstörerisch wirkt, insbesondere dann, wenn Nicht-streng-sein mit schlechtem Gewissen verbunden ist.


    Zuallererst muss ich mir darüber klar werden, was meine Lebensziele und -träume sind - ganz unabhängig vom Diabetes. Wir haben es als Diabetiker sogar leichter als die Nicht-Diabetiker, diese Grundsatzfrage zu stellen, da wir durch die Diagnose einen kräftigen Tritt in dn Hintern bekommen haben, der uns fast zum Nachdenken zwingt, während andere un ihrem Trott bleiben.


    Natürlich taucht dann die Frage auf, ob man als Diabetiker überhaupt noch die Lebensziele erreichen. Diese Frage sollte man ignorieren, denn sie lähmt nur. Alternative: ich werde meine Lebensziele verwirklichen und nehme den Diabetes "auf der Reise" einfach mit.


    So viel ist es gar nicht, auf das man dabei achten muss: für das Hier und Jetzt zählt vor allem die Hypo-Wahrnehmung. Solange ich Hypos rechtzeitig erkenne und entspannt darauf reagieren kann, bin ich ein völlig freier Mensch. Es gab in den letzten Jahren immer wieder neue Produkte, die eine geringfügige Verbesserung der BZ-Werte anbieten, aber die Hypo-Wahrnehmung schädigen. Solche Produkte würde ich nie angreifen.


    Natürlich müssen wir auch an die Zukunft denken, denn da gibt es ja noch das Damoklesschwert der Folgeerkrankungen. Dafür müssen wir den MBG (ich sage hier absichtlich nicht HBA1c, da dieser noch von anderen Faktoren abhängt) in einem Rahmen halten, der Folgeschäden weitgehend ausschließt. Zum Glück ist dieser Rahmen einigermaßen gut erforscht und recht komfortabel zu erreichen. Es bringt gar nichts, den HBA1c eines Gesunden zu haben (mit all den stressigen Nebenerscheinungen und der möglicherweise schlechten Hypo-Wahrnehmung). Es reicht in dem Rahmen zu bleiben, bei dem Folgeschäden höchst unwahrscheinlich sind. Mit ICT/Pumpe ist es recht leicht, in diesem Rahmen zu bleiben. Und dieser Rahmen ist noch komfortabler, wenn Blutdruck und Blutfette passen.


    Die einzige Strenge benötigt man also beim Aufbruch zu seinen Lebenszielen. Strenge, um die Werte eines Gesunden zu erreichen, sind eher Leerkilometer.


    LG Geri

  • Es reicht in dem Rahmen zu bleiben, bei dem Folgeschäden höchst unwahrscheinlich sind. Mit ICT/Pumpe ist es recht leicht, in diesem Rahmen zu bleiben. Und dieser Rahmen ist noch komfortabler, wenn Blutdruck und Blutfette passen.


    Die einzige Strenge benötigt man also beim Aufbruch zu seinen Lebenszielen. Strenge, um die Werte eines Gesunden zu erreichen, sind eher Leerkilometer.


    LG Geri


    Ich stimme deinen Ausführungen grundsätzlich absolut zu! Aaaber...wenn es so leicht wäre, innerhalb der guten Werte zu liegen, dann hätten wir wohl dieses Forum nicht nötig!! Es gibt viele Komplikationen, schwer einzustellende DM...etc. pp....Ich finde es etwas schwierig zu sagen, ist doch alles erforscht und leicht im Rahmen zu halten....
    Ich habe das Glück, relativ leicht einstellbar zu sein, aber viele haben das nicht...da geht es ständig hoch und runter, oder nur runter, oder nur hoch...
    Also, "streng zu sich sein" ist schon ein Punkt, den man verschieden auslegen kann und deshalb hier im Forum - wie man sieht - auch auf großes Interesse gestoßen ist und sehr unterschiedlich interpretiert und gelebt wird!


    Caro <>
    Solange Kakao an Bäumen wächst, ist Schokolade für mich Obst!!!


    Fange niemals an aufzuhören und höre niemals auf anzufangen!

  • Hallo Caro,


    Natürlich hast du mit deinem Einwand recht. Nichts ist so einfach, vor allem am Beginn und erfordert einiges an Investition.
    Für mich entsteht aber oft im Forum der Eindruck, dass unter guten Werten die Werte der Gesunden gemeint sind. Ich meinte, dass der Stress, diese zu erreichen, einfach unnötig ist und dem Betroffenen die Freiheit raubt.
    Ich bin sicher kein Herzeige-Diabetiker, was Disziplin anbelangt. Einmal war ich aber doch diszipliniert und habe einiges investiert: eine gute Schulung, Umfang ca. 100 Stunden mit Großteil Praxis -eine Woche Urlaub nehmen, die beste Investition. Ich denke, dass wir hier im Forum nicht die Feinabstimmungen einer Diabetes-Therapie für andere, die wir persönlich gar nicht kennen, vornehmen können bzw. dürfen. Aber mittels einer intensiven Schulung, die unter lebensnahen Bedingungen abläuft, also nicht stationär, würden sich viele der Schwereinstellbarkeiten lösen oder erleichtern lassen. Leider sind solche Schulungen, die den Diabetiker völlig eigenverantwortlich machen, noch immer nicht gern gesehen, obwohl sie die Krankheitskosten senken und die Lebensqualität der Betroffenen steigern würden. Unser Forum, so gern ich es mag, kann das nicht ersetzen.


    LG Geri

  • Auch hier stimme ich dir wieder zu!
    Die Tatsache, dass du diese Schulungen gemacht hast, zeugen ja aber auch von einer gewissen Disziplin oder Ehrgeiz oder einer Zielstrebigkeit...wie immer man es nennen will...jeder muss die Werte anstreben, die für ihn erreichbar sind, bei denen er sich wohlfühlt und bei denen die Folgeschäden minimiert werden...klar! Das ist aber eben sehr unterschiedlich...DM ist eine so komplexe und Vielschichtige Angelegenheit, dass gerade der Austausch im Forum viele neue Ideen bringt, wie man es angehen kann. Und die, die hier im Forum angemeldet sind, sind ja gerade die, die sich mit dem Thema auseinandersetzen und sich Verbesserungen und Hilfen erhoffen (meist ja auch bekommen). Denn "vier Augen sehen mehr als zwei" gilt auch hier : "mehr Betroffenheit und Erfahrungen helfen mehr als alleine wurschteln"....
    Selbstverständlich ersetzt das in keinster Weise eine vernünftige Schulung - da bin ich völlig bei dir - aber es kann sie ergänzen und bereichern!!!!


    Caro <>
    Solange Kakao an Bäumen wächst, ist Schokolade für mich Obst!!!


    Fange niemals an aufzuhören und höre niemals auf anzufangen!