Essen und die Blutzucker-Werte danach...

  • Hallo ich bin mir nicht sicher ob mein Beitrag hier richtig ist, oder zu Psychologie gehört...
    Ich lese hier von den meisten "DM-Anfängern", die in der Remissionsphase stecken so wie ich, immer von einem ziemlich souveränen Umgang mit ihren Werten und dem Essen. Mir fällt es an manchen Tagen auch leicht, dann wenn ich "DM-freundlich" und zu Hause esse. DM-freundlich heißt für mich: Obst, Vollkorn, wenig Fett nicht zu viele Kohlenhydrate und wenig Zucker...
    Den Satz, dass ich trotz DM alles essen kann, was ich mag, kann ich gar nicht mehr hören, auch wenn es so ist. Diese Ausprobieren überfordert mich und ich merke, dass ich mittlerweile vieles vermeide, was ich eigentlich gerne mag. In Restaurants esse ich lieber Salat und Fleisch, bei vielen KH esse ich nur die Hälfte, bei Fett verzichte ich oder esse nur wenig. Wenn ich essen schätzen muss, liege ich meistens daneben. Und hohe Werte bedeutet für mich, das ich mich schlecht fühle, weil ich etwas falsch gemacht habe. Durch die Hba1c Kontrolle fühle ich mich sehr unter Druck gesetzt. Meine Diabetologin beruhigt mich immer und sagt meine Werte sind gut, könnten aber noch etwas besser sein.
    Meine Figur dankt mir mein Verzicht auf vieles natürlich, aber mir fehlt es, einfach mal zu genießen und zu Essen worauf ich Hunger habe. Neben zwei Kindern, Hund, Job und Hausbau merke ich oft, dass ich überfordert bin mit dem Druck, die Werte möglichst im grünen Bereich zu halten. Ich will es wirklich gut machen und vielleicht ist es auch mein Ehrgeiz, dem ich es zu verdanken habe, dass sich bei schlechten Werten auch meine Laune verschlechtert. Ich hab immer das Gefühl ich bin zu langsam und zu vorsichtig. Geht es vielleicht noch jemandem so, oder hat jemand mit Erfahrung einen Tipp, wie ich damit umgehen kann?

  • Unabhängig von deiner BZ-Einstellung, was dir am Anfang auf jeden Fall Sicherheit geben würde: Wiege dein Essen konsequent ab!
    So bekommst du ein Gefühl für die Mengen und kannst dann später locker im Restaurant sagen "Aha, auf meinem Teller liegen 120g Reis, also etwa 3 BE."
    Vom Gefühl her würde ich sagen, es ist einfach Gewöhnungssache, ein Auge für die jeweiligen Essensmengen zu bekommen. Dazu noch die Faustregeln ("chinesisch hat immer versteckte KH"; "eine Pizza hat locker 8-10 BE" :) ).
    Die Remissionsphase hat ja u.a. den Vorteil, dass deine Werte eher nicht ungebremst nach oben entgleiten. So hast du noch eine zusätzliche Sicherheit.


    Viel Erfolg

  • Hallo ich bin mir nicht sicher ob mein Beitrag hier richtig ist, oder zu Psychologie gehört...
    Ich lese hier von den meisten "DM-Anfängern", die in der Remissionsphase stecken so wie ich, immer von einem ziemlich souveränen Umgang mit ihren Werten und dem Essen. Mir fällt es an manchen Tagen auch leicht, dann wenn ich "DM-freundlich" und zu Hause esse. DM-freundlich heißt für mich: Obst, Vollkorn, wenig Fett nicht zu viele Kohlenhydrate und wenig Zucker...


    Hiya,


    also noch ein Frischling wie ich und Remission. Am Anfang hab ich mich höllenschwer getan. Du hast eigentlich feste Korrekturfaktoren und Basalraten, nur eben nicht beim Beginn der Remission, das hat sich bei mir nach 3 Wochen erst stabilisiert. Dazwischen war Achterbahn. Hab zwei wichtige Dinge gelernt:


    (a) Niemals NACH dem Essen spritzen. Die Blutzuckerwerte sind dann schon angestiegen und körpereigene Ausschüttung hat eingesetzt. Den Umfang kennst du nicht, je mehr Remission desto unberechenbarer.


    (b) akzeptiere, dass es wie bei einem gesunden Menschen 70er bis 80er Werte gibt. Deine Spitzenlast ist eingeschränkt. Fett und besonders Fleisch ist bei mir gut, das verteilt sich genau wie langsame KH über die Glucogenese in die Grundlast. Wichtig ist hohe Schwankungen zu vermeiden um ein "Aufschwingen" deines Regelkreises zu verhindern.


    Daraus habe ich zwei (vielleicht nur für mich) eigene Regeln abgeleitet:


    (a) Esse so wenige KH wie sinnvoll möglich und wenn, dann "nur" leicht berechenbare und wichtige wie eben Obst. Ich nehm seit Monaten nie mehr als 4 pro Essen. Low Carb Diät/Logi Methode oder wie man das nennt, aber bitte sinnvoll angepasst. Viel Fleisch und Salat, wenig Kartoffeln, Reis und Nudeln. Meist klappt das 1a durch weglassen und ne andere Beilage aufstocken.


    (b) Basalratentests regeln. Regelmäßig. Vor allem wenn du um 5 früh morgens mal wach wirst und 70er Werte zu bieten hast. Mit zu viel Basal kann ich einfach nicht pennen. Aber ich versuche so viel zu geben, dass meine Restaktivität nicht am Anschlag läuft. Und damit komm ich 1a über den Tag. Pizza vermisse ich, aber das tu ich mir und meinem lädierten Regelkreis nicht an.


    Hab Ende Mai mit 5/8 Basal angefangen, war dann lange bei 4/5 und bin nun bei 3/4 (jeweils morgens und abends). Noch ists ein fallender Trend und den Luxus will ich mir unbedingt erhalten! Da scheiss ich ehrlich auf Pasta, so gern ist das esse. Typisch ist Quark 40%(!) mit Früchten zum Frühstück, Mittags viel
    Fleisch mit viel Salat und fast Null KHE, Abends 2 Scheiben Proteinbrot
    mit Griebenschmalz, Leberwurst, Schinken ... was auch immer keine KH von
    Haus aus mitbringt. Knabberkram: Haselnüsse zum Backen, Erdnüsse (auch
    gemixt) und zudem Käsewürfel aller Art (Aldi). Gewicht seit der Diagnose -1.5 Kilo und seit etwa 8 Wochen konstant. Trotz viel Fett.


    Wenn meine Eigenproduktion irgendwann bei Null ist, dann kann ich ausprobieren wie ne Pizza mit Bolus und verzögertem Bolus wegzuspritzen ist. Vorher meide ich den Krempel einfach. Brot habe ich so gut es geht übrigens durch Proteinbrot ersetzt. Kostet zwar 1€/100g (genau wie Brötchen), aber 250g ergeben durchaus 3 Mahlzeiten mit viel Wurst. Dazu viel Käse, Nüsse... ich komm gut damit klar.


    Übrigens sinkt mit steigenden Werten auch meine Laune und Motivation. Hab die nicht oft, aber nach ner Messung weiss ich warum. Scheiss Laune bei hohen Werten ist bei der Kausalität wahrscheinlich genau andersrum als du es glaubst zu sehen. Was das Thema "Messen" angeht: Ich warte dringend auf das Freestyle Libre (http://www.youtube.com/watch?v=NjNii1njzVo) ... das Messen geht mir eigentlich mehr auf den Sack als das Spritzen. "Mal eben scannen" für eine viel höhere Punktdichte hört sich für mich wesentlich besser an.


    Viel Spass beim Hausbau, bin froh sowas NICHT an den Hacken zu haben ;)

    --
    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

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  • Hallo Ruja,


    danke für deine offenen Worte.


    Ich habe seit 8 Monaten DM Typ 1 und mir geht es wie dir: auch ich habe ein schlechtes Gewissen, wenn ich mal Brötchen statt Vollkornbrot esse. Auf Kuchen verzichte ich nahezu ganz, obwohl ich früher jeden Tag ein Stück gegessen habe. Bei einem vegetarischen Essen kommen doch ganz schön viele Kohlenhydrate zusammen. Da ich KE-Faktoren von 2 (morgens) 2 (mittags) 3 (abends) habe, sind das bei 6 KE schnell mal 18 Einheiten Insulin pro Mahlzeit, etwa bei einem Nudelgericht.


    Die KHs wiege ich immer ab, so dass ich einen recht guten Hba1C-Wert von 6,0 erreichen konnte. Dennoch fühle ich mich durch die ständige Bestimmung des Wertes kontrolliert.


    Ich denke, es wird noch eine Zeit dauern, bis ich mich an das Anhängsel DM gewöhnt habe. Im Moment jedenfalls macht es mir noch ganz schön zu schaffen und trübt meine Lebensfreude.


    Viele Grüße


    Petzi

  • Mir ging es am Anfang ebenso, ich hab mich kaum getraut, Kohlenhydrate zu essen, lieber den Salat als Beilage (was aber auch durchaus lecker sein kann, wie ich feststellen konnte). Pizza hatte ich mal versucht und bin daran hoffungslos gescheitert (zu hohe PP Werte und schlechtes Gefühl dabei).


    Das ganze ging so ein gutes Jahr und dann hatte ich aber so langsam die Nase voll von dem Einheitsbrei an essen und habe dann angefangen zu experimentieren. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt bereits auch schon ein größeres Wissen, was spritzen und so anbelangte und so habe ich mich langsam an andere Lebensmittel herangetraut, die mehr BEs hatten und bin so letztlich sogar wieder bei Pizza angelangt und das auch erfolgreich.


    Was ich damit sagen will: es braucht einfach seine Zeit und der Anfang ist steinig und mit Einschränkungen verbunden. Wenn du dich mit zu hohen Werten schlecht fühlst, ist die Priorität eben im Moment, diese hohen Werte zu vermeiden und das geht halt derzeit am einfachsten mit den richtigen Lebensmitteln. Es geht halt am Anfang nicht alles sofort und das Insulin ist auch keine Wunderwaffe, die einfach zu handhaben ist. Aber das alles wird mit der Zeit von ganz alleine kommen, nimm dir einfach die Zeit!

  • Ich kann das gut verstehen...jetzt kommt wieder so´n Spruch a la "das wird schon!"....aber es ist wohl echt so, dass es am Anfang natürlich total schwierig ist, alles zu überblicken, zu verstehen, zu bedenken....das schafft man ja oft auch nach 30 Jahren nicht...aaaber...man lernt ständig dazu, macht seine Erfahrungen und so sollte es mit der Zeit besser und "einfacher" weil routinierter werden...man muss wirklich ne Menge Geduld aufbringen und sich die Zeit geben...dabei nicht zu streng mit sich sein!!! Man muss sich auch mal was gönnen, damit der Spaß am Leben nicht zu sehr leidet!!!!
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    Caro <>
    Solange Kakao an Bäumen wächst, ist Schokolade für mich Obst!!!


    Fange niemals an aufzuhören und höre niemals auf anzufangen!

  • Vielen Dank für Eure Antworten! Mit meinem Handy bekomme ich es nicht hin, auszuprobieren, wie man zitiert...also versuche ich es mal so:


    Caro du hast bestimmt recht, wenn mal ein Jahr rum ist, hat man schon viel mehr Erfahrung und mit 50 bin auch ich hoffentlich entspannter. Das Leben zu genießen und zu lachen vergesse ich natürlich nicht. Eigentlich finde ich es auch nicht so tragisch, dass ich DM habe, aber wenn so wie heute der 3. Tag ist, an dem ich 3 Stunden nach dem abgewogenen Mittagessen zu hohe Werte habe, dann bekomme ich Stress und mir wird es einfach zu viel.


    Cimba dann ging es dir ja ähnlich, ich finde Salat und Gemüse aber auch sehr lecker, nur ständig der Gedanke ob sich etwas schlecht auf meinen BZ auswirken kann, finde ich belastend.


    Petzi und Hobbit- ich Wiege mein Essen zu Hause auch immer ab. Und trotzdem passt der Wert leider manchmal nicht.


    Grounded, du bist ein gutes Beispiel dafür "souverän" mit den Werten und Essen umzugehen. Wenn ich deine Beiträge lese denke ich immer super, bei ihm klappt das so gut, der hat's im Griff...
    Ich ernähre mich schon KH-eingeschränkt. Es ist aber wohl wie bei einer Diät, wo man irgendwann an den Punkt kommt, wo man nicht mehr mag und in sein altes Muster zurückfällt, nur das es mit DM nicht geht, oder ich noch nicht die Erfahrung habe um gute BZ-Werte mit "normalem Essen" zu haben. Ich esse nämlich sehr gerne leckeres frisches selbsgebackenes Brot und Pasta (ich habe in eine italienische Familie eingeheiratet:-)) und auch eine gute Pizza könnte ich jetzt gerade hier verputzen. Mir fehlt etwas ohne Kohlenhydrate und ich habe auch oft Hunger.
    Das Eiweisbrot habe ich auch schon gegessen, aber jeden Tag kann ich es nicht essen.


    Eure Antworten helfen mir, danke! Es hilft schon Verständnis zu bekommen und zu wissen, dass man nicht die einzige ist mit den Gedanken.