Fett und Eiweiß

  • Ich versuche mich gerade etwas mehr mit meinem Diabetes zu beschäftigen und evtl. auch Fehler usw. herauszufinden.


    Nun habe ich gelesenm, dass man Fett und Eweiß in die Bolusberechnung sollte einfließen lassen und das man damit evtl stabilere Werte erhalten kann.
    Es stand auch da das man sich für eine der beiden Varianten entscheiden sollte und nicht hin und her wechseln soll.


    Bisher war mir das nur bekannt wenn man Pizza usw. isst, das man das generell anwenden kann/sollte wusste ich nicht.
    Es stand da aber auch geschrieben das man den Bolus bis zu 9 Stunden verzögern soll. Wie soll das gehen?
    Wer berechnet das denn so und wie kann man das in den Alltag einbeziehen?
    Ich will jetzt nicht auf eine Erklärung hinaus wie das überhaupt funktioniert sondern wirklich in wie weit das machbar ist.
    Oder sind die Angaben mit diese langen Verzögerung vielleicht falsch? Weil innerhalb von 9 Stunden esse ich mindestens 2 Mahlzeiten und kann mir dann nicht wirklich vorstellen wie das mit dem noch aktiven Bolus gehen soll. Überhaupt ist das wohl auch nur mit einer Pumpe realisierbar?

  • Normales Insulin braucht ja auch seine Zeit, bis es vollständig fertiggewirkt hat. Der Rattenschwanz ist zwar nach ein paar Stunden nicht sonderlich hoch, aber meist doch ausreichend für Fett/Eiweiß.


    Ich verzögere daher nur, wenn ich über 130kCal/BE komme. Da 12g KH 48 kCal haben, bleiben also noch 82 kCal für Fett/Eiweiß über.
    Diese Menge überschreite ich nur, wenn ich sehr Fettreich oder sehr KH-arm esse.


    Andere fangen erst an zu verzögern, wenn sie über 150kCal kommen. Mit Normalinsulin soll es sogar möglich sein bis 200 kCal/BE abzudecken.


    Auch wenn ich zwischn 48kCal/BE und 130kCal/BE alles Insulin sofort gebe, verändere ich meinen BE-Faktor je nach Kalorienzahl und GI. (OK, das macht meist mein Bolusrechner für mich, ich bin zu faul zum rechnen ;) )


    Meist gehe ich davon aus, dass 1kCal aus KH 3 bis 4 mal so viel Insulin braucht wie 1kCal auf Fett/Eiweiß. Der Rest ist Einsetzen in die Gleichung.


    lg
    Adrian

  • Einen Teil davon kannte ich, die alten aus 2008 hatte ich nicht beachtet, da in so vielen Jahren recht viel passieren kann, aber die werde ich noch durchgehen.
    Die Sachen von chrostek habe ich irgendwann aufgegeben weil ich es einfach nicht verstehe. So langsam bezweifle ich das ich bei Teupe auf der Schulung wirklich viel mitnehmen kann wenn ich schon die einfachsten Dinge nicht verstehe.


    Was ich generell daran nicht so ganz nachvollziehen kann ist halt ob das wirklich immer so funktioniert. Ist da nicht die Gefahr einer Unterzuckerung viel höher wenn der verlängerte Bolus irgendwann auf eine Restwirksamkeit von einem späteren Standardbolus trifft?
    Sorry aber momentan habe ich eine Million Fragen zu verschiedenen Dingen und teilweise weiß ich einfach nicht wohin damit... ;(

  • Ich mache das nur gaaanz selten. Abends gehe ich ungerne mit einem laufenden Bolus ins Bett... 8|


    Außerdem schätze ich das wenn dann nur grob ab. Also bei so Sachen, die viel Käse und Sahne haben z.B. Lasagne, Spinatravioli mit Sahne und Käse, Spinatnocken mit Parmesan und Butter (Malfatti), Käsespatzen, Bratwürste mit Bratkartoffeln - da gebe ich dann noch 2-3 FPE-Einheiten zusätzlich ab.


    Das mit den 2-3 FPEs ist so eine Schätzgröße, die mir eine Diabetesberaterin genannt hatte. Sie sagte, dass es durchschnittlich 2-3 FPEs wären, die verzögert abzudecken wären.


    Viele Grüße


    Bratbäcker

  • Hallo Christina!


    Ich habe auch schon länger Diabetes und beschäftige mich zur Zeit ebenfalls mit der Fett-und Eiweißfrage. Damals bei meiner ersten Schulung war noch die Rede davon, dass man nur für Kohlenhydrate Bolus geben muss. Über die Jahre habe ich dann zwar immer mal wieder gehört, dass man Fett und Eiweiß auch berücksichtigen sollte, habe das aber nie ernsthaft in Erwägung gezogen.
    Ich habe es eher so gehandhabt, dass ich bei sehr fettreichen Mahlzeiten den gesamten Bolus verzögert abgegeben habe. Der beinhaltete dann aber auch die Kohlenhydrate, weil ich immer der Meinung war, dass das Fett dazu führt, dass auch die KH langsamer verdaut werden.
    In diesem Beitrag trennen die das aber wohl explizit:
    http://www.vdd.de/fileadmin/do…eiten_Gisela_Hogenaar.pdf


    Heute Mittag gab es Kartoffelpüree und Leberkäse (ein paar Erbsen waren auch darauf :) ) und ich hab mir mal die Mühe gemacht, die FPE's für den Leberkäse auszurechnen. Das ergab, 1 IE über 3h verzögert abzugeben. Ich bin gespannt, wie es mir damit am Nachmittag geht. Ich denke, 1IE verzögert über so einen langen Zeitraum abzugeben, damit kann man nicht viel falsch machen und ist perfekt zum Ausprobieren. Ansonsten werde ich es vermutlich ersteinmal so wie Bratbäcker machen, das einfach nur grob zu schätzen, denn das Ausrechnen wäre mir zu mühsam.


    Viele Grüße,
    Claudia

  • Ich verzögere daher nur, wenn ich über 130kCal/BE komme. Da 12g KH 48 kCal haben, bleiben also noch 82 kCal für Fett/Eiweiß über.
    Diese Menge überschreite ich nur, wenn ich sehr Fettreich oder sehr KH-arm esse.
    Auch wenn ich zwischn 48kCal/BE und 130kCal/BE alles Insulin sofort gebe, verändere ich meinen BE-Faktor je nach Kalorienzahl und GI. (OK, das macht meist mein Bolusrechner für mich, ich bin zu faul zum rechnen ;) )
    Meist gehe ich davon aus, dass 1kCal aus KH 3 bis 4 mal so viel Insulin braucht wie 1kCal auf Fett/Eiweiß. Der Rest ist Einsetzen in die Gleichung.


    lg
    Adrian

    Hallo Adrian, könntest Du eventuell erklären, inwiefern du den BE-Faktor abänderst? Gibst Du bei fettreicher Mahlzeit einfach weniger Insulin sofort, dafür aber "den Rest" verzögert? Ich habe das bisher immer auf gut Glück gemacht und auch nur, wenn ich Süßes gegessen habe. Mit CGM kann man ja GsD schnell reagieren, aber ein Schema habe ich absolut nicht, vor allem, weil ich mich nicht mit den Kalorien in meiner Mahlzeit auseinandersetzte. Das klingt nach einem furchtbaren Aufwand :S


    lg
    Renate

  • ...die FPE's für den Leberkäse auszurechnen. Das ergab, 1 IE über 3h verzögert abzugeben.


    Naja, 1 IE über 3h verzögert abzugeben, ist mehr Spielerei, das könnte man auch der BR abknabbern lassen.


    Es dreht sich bei den FPEs ja um ZUSÄTZLICHE Mengen an Fett und Eiweiß einer Mahlzeit. Bei normaler Mischkost ist eine Scheibe Leberkäse durchaus in der Bolusgröße integriert.


    Das eigentliche Problem dürfte wohl sein, dass kaum einer weiß, wie sich sein täglich konsumiertes Essen nährwertmäßig zusammenstetzt.


    Lässt man Fett und Eiweiß bei einer Mahlzeit weg (z.B. Obst), dann verringert sich der Bolus. Andersrum braucht man bei vermehrtem Eiweiß- und Fettkonsum bei einem klassischen Grillabend oder Besuch beim Griechen, wo es relativ viel Fleisch gibt, einen extra Bolus.


    Vermutlich schreibe ich nichts neues...




    Viele Grüße


    Bratbäcker

  • Naja, der Leberkäse war mindestens 3 cm dick und fett in Butter gebraten! :P
    Mmmhhh, ja, aber das ist genau meine Frage, von welchen Fettmengen reden wir hier und ab wann sollte das zusätzlich berechnet werden?
    Die Berechnung mit Hilfe des Links, den ich erwähnte, ergab also 1 IE verteilt auf 3 h bei 100g Leberkäse.
    Ich hab ja nur ersteinmal rumprobiert und mach das derzeit, weil ich schon merke, dass bei Tagen mit fettreicher Nahrung irgendwie der Wurm drin ist...

  • ]Hallo Adrian, könntest Du eventuell erklären, inwiefern du den BE-Faktor abänderst? Gibst Du bei fettreicher Mahlzeit einfach weniger Insulin sofort, dafür aber "den Rest" verzögert?


    Wenn ich mehr Fett/Eiweiß esse, d.h. mehr Calorien pro BE , erhöhe ich meinen BE-Faktor, da Fett/Eiweiß ja auch Insulin brauchen.
    Nur mehr als 130kCal/BE geht bei mir nicht. Alles was dann noch für Fett/Eiweiß hinzukommt, gebe ich verzögert ab.


    lg
    Adrian


  • Die Berechnung mit Hilfe des Links, den ich erwähnte, ergab also 1 IE verteilt auf 3 h bei 100g Leberkäse.


    Ich kenne Deine Faktoren nicht, aber irgendwas stimmt da nicht an Deiner Rechnung.
    Nach dem von Frau Hogenaar adaptierte Prokowska-Modell zur Insulinierung von FPE wären 100g Leberkäse = ca. 300 kcal = 3 FPE über 5 Stunden und wohl auch mit mehr Insulin abzudecken.


    Gruß
    Joa

  • [quote='cla80','index.php?page=Thread&postID=360274#post360274']
    Die Berechnung mit Hilfe des Links, den ich erwähnte, ergab also 1 IE verteilt auf 3 h bei 100g Leberkäse.


    Ich kenne Deine Faktoren nicht, aber irgendwas stimmt da nicht an Deiner Rechnung.
    Nach dem von Frau Hogenaar adaptierte Prokowska-Modell zur Insulinierung von FPE wären 100g Leberkäse = ca. 300 kcal = 3 FPE über 5 Stunden und wohl auch mit mehr Insulin abzudecken.


    :patsch: jajajaja, stimmt, ich hab irgendwie Blödsinn gemacht, danke fürs Aufklären! Jetzt komm ich auch auf 2,84 :P
    Das hätte ich mir allerdings nicht getraut, 3 IE nur für den Leberkäse zu spritzen. Da wär ich definitiv unterzuckert.
    Ach menno, ich glaub ich lass das mit den blöden FPE's und mach es wieder wie vorher - bei fettreichen Sachen erst nach dem Essen Bolus usw., halt die Dinge, die man eh kennt.
    :sekt:

  • @ Adrian


    klappt das denn gut den Faktor zu ändern? Es dauert doch viel länger bis das Fett mal zu Zucker wird. Ich würde denken, dass es entweder die Basis schafft oder man splittet eben den Bolus, bzw. verzögert. Splitten ist vllt. nicht so effektiv, aber man hat die Wirkdauer gut im Blick.


    Ja, klappt wunderbar. Aber wie geschrieben nur in einem gewissen Umfang. Alles was darüber hinaus geht, muss ich verzögern.
    Ich verkürze dann auch den DEA etwas bzw. mache ihn länger, wenn ich magerer esse.


    Mein Arzt meint zwar, dass auch noch 150kCal/BE ohne verzögern gehen würden. (Bei haushaltsüblichen Mengen BE) aber ich verzögere schon bei 130. Das ist auch gar nicht so viel. Ein belegter Toast ist da schon fast dran.
    Wenn ich 3 Toast und einen Brie Esse, sind das 270kCal/BE.



    Wenn ich den Brie (ca. 600kCal) alleine ohne BE esse, dann verzögere ich mir 4 bis 5 Einheiten auf 6 bis 8 Stunden, muss mir aber trotzdem noch eine Einheit sofort geben. Etwas Fett/Eiweiß scheint die Verdauung doch recht schnell verarbeiten zu können?


    lg
    Adrian

  • FPE berechne ich nur wenn die Mahlzeit mehr FPE als BE enthält.
    Und dann auch nur nach gefühl mit Protaphane um einen starken anstieg zu verhindern.
    Klappt aber immer ganz gut und ich komme somit nach einem FPE lastigen Essen über 140, sonst wären 240 drin.

  • Er schreibt, dass die Leber nur dann bei Fett und Eiweiß irgendwann Zucker ausschüttet, wenn keine Kohlenhydrate vorhanden sind.
    Ist die Nahrung KH-reich, so hätte Eiweiß quasi keinen Einfluss, Fett nur dahingehend, dass die Insulinempfindlichkeit zeitweise verringert wird....daher soll der Bolus geteilt bzw. verzögert werden.



    Deckt sich mit den Erfahrungen meiner allerdings auch noch nicht so langen Diabeteskarriere. Wenn ich kohlehydratfrei esse, (Tomate mit Mozarella, Fleisch mit Salat etc.) muss ich eine kleinen Bolus spritzen. Wenn eine Mahlzeit Kohlehydrate enthält, spielt es keine Rolle, ob und wie viel Eiweiß dabei ist. Sehr fette Sachen dauern ein etwas länger und deshalb spritze ich hinterher.
    Den Bolus rechne ich nur an den Kohlehydraten aus, egal wie die Mahlzeit zusammen gesetzt ist. Klappt eigentlich immer, solange ich die Kohlehydrate bestimmen kann.

  • Ich habe nun mehrere Versuche hinter mir mit den FPE's und ich muss sagen das es bei mir überhaupt nicht funktioniert.
    Mir wurde geraten für eine FPE die halbe Bolusmenge der normalen BE zu nehmen.
    Wenn ich mich an dieses Schema halte lande ich trotz der halben Bolusmenge jedes Mal in im UZ
    1 FPE = 3 Stunden verzögerter Bolus
    2 FPE = 4 Stunden verzögerter Bolus
    3 FPE = 5 Stunden verzögerter Bolus
    4 und mehr FPE = 7-8 Stunden verzögerter Bolus


    Wobei ich auch dazu sagen muss das ich teilweise auf LowCarb-Ernährung umgetellt habe und oft gar keine KH esse.
    Mir fällt die Berechnung der FPE ehrlich gesagt recht schwer, weil ich mir immer die Nährwerte irgendwo aus dem Internet fischen muss, denn auf dem Fleisch vom Metzger stehen nun mal keine Nährwerte.


    Ich weiß nicht ob es mir früher einfach nicht aufgefallen ist das ich einen BZ-Anstieg hatte, weil ich es einfach nicht mit den FPE in Verbindung bringen konnte (weil es schlichtweg nicht wusste) oder ob es einfach daran lag das ich vorher in der Regel nie wirklich viel Fleisch etc gegessen habe und das erst seit kurzer Zeit tue.
    Ehrlich gesagt habe ich momentan das Gefühl das es mir mit Kohlenhydraten und wenig bis gar kein Fleisch einfacher gefallen ist, wobei ich jetzt nicht sagen will das meine komplette Einstellung da besser war...