Insulinpumpenversorgung im Alter/bei Hilfslosigkeit

  • Hallo zusammen,


    das Thema treibt mich bereits einige Zeit um. Beim Münchner Stammtisch wurde es angerissen.
    Im Grunde kennt jeder Insulinpumpenträger das Problem aus eigenen Erfahrungen im Ansatz z. B. bei einer OP und Aufenthalten im Krankenhaus.


    Dazu kommen dann Berichte aus der Pflege, wo es in Alters- und Pflegeheimen nur CT zu geben scheint. Das ist natürlich für jemanden mit Pumpe eine Horrorvorstellung, denn heutzutage können Typ1er ein stattliches Alter erreichen. Was passiert, wenn man Reservoire nicht mehr befüllen kann oder selbst nicht mehr checkt, wie alles geht?


    Wie also kann eine Pumpenversorgung im Alter sicher gestellt werden, wenn es kein Pflegepersonal gibt, welches sich damit auskennt und keine Angehörigen, die das übernehmen können?
    Lassen sich Inhalte von CSII in die Lehre von Pflege integrieren? Wo wird das entschieden?
    Welche Erfahrungen gibt es von betagten Typ1 Diabetikern mit Pumpe heute?

    Easy come, easy go.

  • Ich glaube wenn Du soweit bist, das Du die Pumpe nicht mehr bedienen kannst, dann brauchst Du die CSII nicht mehr. Schnelle Anpassung der Basalrate für Körperliche Belastung fällt dann wohl aus ;-) Mit ICT oder CT wird das auch gut laufen. Und wenn Du im Alter kurz vor hinüber bist, juckt das den Doc auch nicht mehr ob Du einen perfekten BZ / Hba1c hast.

  • Hallo Jacia,


    das kann aber schnell gehen, Gott sei Dank ist es dann häufig nur temporär.
    Diabetiker wird z. B. an den Augen operiert und braucht Wochen oder Monate bis Sehfähigkeit wieder hergestellt wird.


    Oder es stellen sich feinmotorische Schwierigkeiten ein, die je älter man wird auch ohne eine zusätzliche Erkrankung wahrscheinlich werden.
    Der Abbau geht ja schleichend und bis zu einem gewissen Grad kann man vieles kompensieren. Nur diese Fähigkeit nimmt mit dem Alter auch ab.
    Machst du dir über "später" keine Gedanken?

    Easy come, easy go.

    Einmal editiert, zuletzt von sera ()

  • Hallo Sera :) !


    Ich danke Dir, dass Du das Thema angesprochen hast!


    Ich hab mir da in der Tat auch schon so meine Gedanken gemacht :whistling: !


    Ich hatte mal eine Keto, mir war schlecht, hab gebrochen und hatte heftige Bauchschmerzen!


    Bin dann ins KK und was hatte ich bekommen, Buscopan :whistling: ! Niemand, absolut niemand kam auf die Idee einer Keto, auch nicht, als ich das Personal darauf hingewiesen habe!


    Bin dann am selben Tag auf eigene Gefahr nach Hause und hab das Problem selbst in den Griff bekommen!


    Ich bin ins KK, da es mir echt sooooo schlecht ging :hechel: :hechel: :hechel: !


    Das Vertrauen an manche Ärzte etc. hab ich bereits verloren, denn viel zu viele Ärzte haben null Ahnung, was kann man denn da vom Personal erwarten ?( !

    Pour en arriver la

  • Noch jemand, die sich solche Gedanken macht.
    Deine erste Keto Alex?
    Was würde man in einem Krankenhaus bei einer Keto machen außer BZ normalisieren (natürlich nur, wenn es von ärztlicher Seite ernst genug genommen werden würde) ... glaub an Tropf hängen, Insulin intravenös übern Zugang und Elektrolytehaushalt in Ordnung bringen. Hast du diese Tütchen daheim?


    Dieses Beispiel würde aber eher dagegeben sprechen sich für eine Pumpentherapie im Alter einzusetzen. Ich glaube, dass mit CT und ICT weniger Ketos vorkommen. Kann das sein?

    Easy come, easy go.

  • Jup, absoluter Insulinmangel mit CT oder ICT hinzubekommen ist nicht einfach. Außer Du löst über mehrere Tage das Insulin komplett weg ;-)

  • Noch können wir uns ja selbst helfen bzw. rechnen, Pumpe bedienen, ggf. mit Pen "nachhelfen".


    Aber wenn man das irgendwann mal nicht mehr selbst erledigen kann...... und auf andere angewiesen ist:


    Eine Horror Vorstellung!!! :devil: :help:

    Pour en arriver la

  • Auf Hilfe angewiesen zu sein, finde ich ja jetzt nicht das Schlimmste.
    Oft sind es ja nur so kleine Sachen, wie man erkennt Luftbläschen im Reservoir nicht oder man braucht Hilfe beim Setzen.
    Sowas ist doch hinzukriegen.

    Easy come, easy go.

  • Gedanken mach ich mir häufig, wie es später mal sein wird. Da seh ich die Bewohner im Pflegeheim sterben, nachdem Teile ihrer Füße abgestorben sind. Eine Bewohnerin starb, nachdem sich daraus eine Sepsis entwickelt hatte. Eine andere Bewohnerin wurde wegen Teilamputation in der Klinik behandelt und starb dort nach vielen Wochen. Da frage ich mich dann, was besser ist und was anders hätte laufen können. Ich habe keine Antwort. Ich wünsche mir, bis zum Tod selbstbestimmt handeln zu können und meinen BZ behandeln zu können. Ich möchte auch nicht vorgeschrieben bekommen, was und wieviel ich esse. Und sollte ich beschließen, nichts mehr essen zu wollen, möchte ich, dass das akzeptiert wird.


    Im Pflegeheim hat niemand Zeit, sich um eine CSII-Therapie oder eine ICT-Therapie eines Bewohners zu kümmern.

  • @Brico


    Genau das ist es!


    Stellt Euch mal vor, nach einem Unfall oder Schlaganfall kann man sich evtl. nicht mehr verständigen.


    Da bekommt man u.U auf einmal Insulin für 4BE verabreicht und hat evtl. gar keinen Hunger :S !


    Das mag ich mir gar nicht vorstellen!


    Hoffe, das bleibt uns allen erspart!

    Pour en arriver la

  • Das nicht mehr Essen Wollen bezieht sich eher ans Lebensende, glaub ich.
    Brico werden Patientenverfügungen dazu, wo Magensonden abgelehnt werden, akzeptiert?
    Oder sind das Leutchen in Alters- und Pflegeheimen, die sich um sowas nie gekümmert haben?

    Easy come, easy go.

  • Dass man keine Magensonde will, kann man in der Patientenverfügung festlegen.


    Ganz tragisch finde ich den Fall eines Mannes, der die Verfügung vollständig ausgefüllt hat, mit der Unterschrift jedoch noch zögerte. Jetzt hat er eine Magensonde und kann kein Wort dagegen sagen, weil er nicht mehr reden kann.


    In der Tat, habe ich das mit dem nicht mehr essen wollen, auf das Lebensende bezogen.

  • Ich hatte vor ca. 18Jahren mal Ehrenamtlich in einem Seniorenheim beim Frühstück und Mittagessen geholfen.


    Da kam das Essen für die Bewohner (BE von der Küche abgewogen und berechnet) und den Leuten wurde dann vom Pflegepersonal die entsprechende Insulindosis verabreicht!


    Soweit so gut!


    Es waren aber Leute darunter, die wollten oder konnten nicht mehr sprechen, aus welchen Gründen auch immer! Ist ja auch egal!


    Einige Bewohner die sich nicht mehr mitgeteilt haben, haben gegessen, andere hatten keinen Hunger und haben wenig gegessen! Das Pflegepersonal damals hatte aber ein Auge darauf und den BZ der Betreffenden überprüft!


    Ich möchte nicht wissen, wie viele Menschen in Deutschland evtl. durch UZ gestorben sind, wo auf dem Totenschein "Herzversagen" oder sonst etwas steht!


    Da heut zu Tage durch die Dokumentationen (welche wichtiger ist, als die Menschen an sich :whistling: ) leider, einfach keine Zeit mehr da ist, auf die Bewohner ein zu gehen! :devil:

    Pour en arriver la

  • Da heut zu Tage durch die Dokumentationen (welche wichtiger ist, als die Menschen an sich :whistling: ) leider, einfach keine Zeit mehr da ist, auf die Bewohner ein zu gehen! :devil:

    Ich denke, nicht die Dokumentationen sind das Problem, sondern der höllische Personalmangel!

  • Hallo zusammen,


    das Thema treibt mich bereits einige Zeit um.

    Wirklich?
    Du hast doch noch 40 Jahre bis dahin.
    Ist doch verschwendet sich damit zu befassen.
    Bis dahin kann soviel passieren... Heilung, Asteroid auf den Kopf...
    Ich sehe mich mit 80 durch meinen Garten schlurfen, na ein bisschen bucklig aber auf jeden Fall ohne Diabetes. Und ich werde dem Gärtner zu lächeln, vermutlich zahnlos.


    In dem Sinne einen sonnigen Mai, der Flieder blüht und es gibt Vitamin D umsonst.


    :)

    Leg Dich nicht mit Zucker an, er ist raffiniert! :bigg

  • Ich denke, nicht die Dokumentationen sind das Problem, sondern der höllische Personalmangel!

    Es ist die Kombination von Personalmangel und der Pflicht eine aussagekräftige Dokumentation zu haben. Die Pflegeplanungen entsprechen nicht dem Alltag. Und ICT oder CSII gibt es in Heimen nicht. Die Schulen unterrichten immer noch CT und die Leute werden auf CT umgestellt. Ich habe selber lange genug da gearbeitet und es ist grauenhaft. Teilweise wird auch auf Verfügungen nicht wirklich geachtet. Das ist jetzt auch wieder wichtig was und wie in der Verfügung festgehalten wird. Es muß klipp und klar gesagt sein, was will ich und was nicht.

    :thumbsup: „Wer seine Meinung nie zurückzieht, liebt sich selbst mehr als die Wahrheit.“
    Joseph Joubert :thumbsup:


  • Tja, manche sind eben früher dran und schlurfen jetzt schon bucklig grübelnd durch ihren Garten ...

    In dem Sinne einen sonnigen Mai, der Flieder blüht und es gibt Vitamin D umsonst.


    :)


    Da sagst du was. Der Flieder duftet in der Tat wundervoll.

    Easy come, easy go.