Leichte Entgleisung - Hilfe

  • Hallo liebe Community,


    ich bin 22 Jahre alt und seit 7 Jahren T1 Diabetiker. Habe mich auch schon bereits im Vorstellungsthread vorgestellt.


    Mein Problem derweil ist eine Entgleisung meiner Werte. Ich nutze Protaphane und Apidra. Vor der Entgleisung alles perfekt, hba1c bei um die 5,8-6,2. Mache Kraftsport und ernähre mich entsprechend sehr gesund und ausgewogen. Vor der Entgleisung habe ich morgens 3 und abends 4 Protaphane gespritzt. Meine KH Faktoren waren morgens 1/1,5, mittags 1 und abends 0,75. Jetzt aber bin ich schon hoch auf 6 i.E. Protaphane morgens und 8 abends. Ich komme morgens nicht mehr unter 200! Es gab seit 3 Wochen keinen Wert mehr unter 200. Oft Werte >250. Tagsüber ganz oke, da ich dort öfter korrigiere. Aber das kanns ja nicht sein. Die Faktoren habe ich ebenfalls morgens auf 2 erhöht. Abends nach dem Krafttraining nach wie vor bei 0,75, da die Sensitivät anch dem Training super ist.


    Mein Arzt ist leider im Urlaub und so kurzfristig bekomme ich keinen Termin. Außerdem fahre ich in 2 Wochen für 3 Wochen in den Urlaub, von daher versuche ichs selber. Ich kam bisher immer super klar mit meinem Diabetes, doch die letzten 3 Wochen sind tagtäglich eine Tortur. Mein Termin ist am 02.10..


    Ich hoffe auf einige Tipps und ähnliche Erfahrungen. Ich habe auch schon überlegt, auf Lantus zu wechseln. Was haltet ihr davon? Mein Diadoc meinte, damit wäre ich nicht mehr so flexibel wie mit dem Protaphane. Da aber die Einheiten morgens und abends des Basals sowieso beinahe auf gleicher Höhe sind, könnte ich diese doch durch Lantus ersetzen.


    Hoffe auf Feedback!


    Gruß
    Deniz

  • Wenn es die Basalrate betrifft, würde ich empfehlen einen Basalratentest durchzuführen...ist zwar echt lästig, gerade wegen Weckerstellen nachts. Dann wirst Du sehen, ob Du Lücken hast bzw. nicht mehr ausreichend mit Protaphan versorgt bist. Erst dann würde ich über einen Wechsel zu Lantus nachdenken.

  • Ohne genauer ins Detail einzugehen (eingehen zu können):


    Vielleicht liegt ein (versteckter) Infekt vor?
    Vielleicht hattest du noch ein bisschen Restaktivität der Bauchspeicheldrüse, die jetzt zugrunde geht. Dadurch erhöhen sich Basalbedarf und BE-Faktoren?
    Wirkungsloses Insulin? (Halte ich für unwahrscheinlich, weil ja Bolus und Basal zwei unterschiedliche Sorten sind und die Wahrscheinlichkeit, dass beide Insuline gleichzeitig "ausfallen", mehr als gering ist.
    Irgend ein anderer nicht zu ergründender (externer) Effekt?



    Wie auch immer...
    Werte, die längere Zeit über 250 mg/dl (13,9 mmol/l) sind, können zu einer Ketonbildung im Blut führen, die wiederum eine (temporäre) Insulinresistenz auslöst. Du solltest also vielleicht mal einen Ketontest machen. Ist dieser positiv, kannst du dir ein Fass Bolusinsulin holen und volle Pulle dagegen spritzen. Der berühmte Dr. Teupe gibt HIER ein paar Regeln zur Bekämpfung einer Insulinresistenz an. Achtung: Es ist (mit seeehr viel Vorsicht) vertretbar, sich sogar bis in eine Hypo zu spritzen. Da muss aber eine engmaschige Überwachung und alle Vorkehrungen zur Hypo-Bekämpfung gewährleistet sein.

  • Wie sind deine Nachtwerte?


    Bei z.B. durch Hormonausschüttung bedingte Insulinresitenz ist es nützlich den Zeitpunkt des BZ-Anstieges zu kennen. Zur richtigen Zeit reich eine kleine Menge Insulin um den Anstieg ausbleiben zu lassen. Korrigiert man, braucht man dann sehr viel Insulin, was man dann an anderer Stelle sparen sollte...und das ist nicht schön.


    Wie sind deine Nachtwerte?


    Bei z.B. durch Hormonausschüttung bedingte Insulinresitenz ist es nützlich den Zeitpunkt des BZ-Anstieges zu kennen. Zur richtigen Zeit reich eine kleine Menge Insulin um den Anstieg ausbleiben zu lassen. Korrigiert man, braucht man dann sehr viel Insulin, was man dann an anderer Stelle sparen sollte...und das ist nicht schön.

    Nachts ist der Wert anfangs relativ gut. Komme auch gut ins Bett um 23:00 Uhr, da hier noch der Bolus von der letzten Mahlzeit wirkt. Ich habe aber bisher nicht wirklich regelmäßig nachts gemessen, da ich immer gut in die Nacht ging. Unterzucker hatte ich nachts ebenfalls nicht.

  • Das Wirkprofil von Protaphane ist 8-12Std, wobei das Maximum schon nach 3-4Std erreicht ist. Da wirds schwierig das Maximum auf 5 Uhr zu timen. Pumpe wäre hier optimal. wie sollte ich da vorgehen?

  • Das ist halt das Problem von Protaphan...Du könntest testweise versuchen, es so spät wie möglich zu spritzen, aber irgendwann möchtest Du sicherlich auch schlafen ;) ...wann spritzt Du es abends denn?

  • Ich als Pumpenträger habe in der ICT Zeit auch Protaphan genutzt...teilweise noch im Urlaub mit ICT, somit kenne ich das nur zu gut.


    Ich würde entweder


    a). Protaphan abends auf 10-12 IE erhöhen (und Wecker stellen auf 2-3 h und messen)
    b). so lassen und testweise gegen 4 h 2 IE Apidra spritzen (auch testweise), um zu sehen, wie Du morgens gegen 7 h ankommst

  • Hatte einmal das Problem, dass ich nachts um 0:30 extrem unterzuckerte, obwohl alle Einstellungen wie am Vortag waren und ich dort morgens wieder zu hoch rauskam.
    An dem besagten „Hypotag“ habe ich meinen Unterkörper relativ schwer trainiert. Ich habe die Befürchtung, dass ich durch den Muskelpump in den Beinen das Protaphane teils in den Muskel und teils in das Unterhautfettgewebe. Quintessenz aus meiner Story: Ich hätte die Befürchtung, zu früh in die Hypo zu gehen. Denke die Strategie mit dem Apidra um 4:00 klingt nicht verkehrt. Gibt es denn keine anderen Lösungsmöglichkeiten?

  • Heute morgen um 8:30 275 --> 10 i.E. gespritzt und ca 4-5BE gegessen


    10:30 6 i.E. Protaphane gespritzt.


    11:07 142. Guter Wert.


    Mal abwarten.

  • .Klingt sehr "heftig". Ich korrigiere derweil einfach ganz normal alle 3 Std, da sonst Überlappungen stattfinden würden. Faktor zurzeit 50. Vielleicht sollte ich diesen runterschrauben auf 30?


    Ja, die Korrekturschemen sind ziemlich großzügig was die Insulindosierung angeht. Das hat aber seinen Grund: Die Insulinresitenz muss erstmal vollständig abgebaut werden. Wenn man sich kurz auf Normalniveau runterkorrigiert (also von 250 auf 120), muss das nicht bedeuten, dass die Resistenz nicht schon beseitigt ist. Die könnte sich in der Folgezeit wieder zeigen. Deswegen wird etwas heftiger korrigiert. Die Werte sollten den Normalbereich eben über einen längeren Zeitraum nicht nach oben verlassen. Daher auch das bewusste (und vorsichtige) Korrigieren in Richtung Hypo-Bereich. Also, ja, vielleicht den Korrekturfaktor etwas reduzieren, schauen wie die Werte sind, eng überwachen und ggf. auch schon nach 2h nachkorrigieren.



    Erst wenn sich deine Werte wieder normalisiert haben, würde ich mir Gedanken um die eigentliche reguläre Therapieanpassung (Basalratentests, BE-Faktor-Korrektur) machen.



    Dass Jägermeister in irgend einer Form für eine Werteingleisung zuständig sein soll halte ich für
    a) unwahrscheinlich
    b) gotteslästerlich
    Jägermeister kann NIEMALS an irgend etwas schuld sein!!! :D

    Einmal editiert, zuletzt von Hobbit ()

  • was anderes - lass mal (auch wieder testweise) abends das Krafttraining weg.


    Krafttraining kann (bei mir so) ungeahnte Mengen an Adrenalin (also Gegenspieler vom Insulin) ausschütten.


    Mein DiaDoc sagte mal, dass es Untersuchungen an gesunden Gewichthebern gegeben hat...sie hatten kurz nach dem "Reißen" Peaks von 300 (!) hatten.

  • Mein Ansatz wäre das Krafttraining wegzulassen und zugleich wenige bzw. langsame Kohlehydrate zu essen, dabei normal messen und großzügig korrigieren. Ohne Stresshormone nebst BZ aktiven Spitzen durch schnelle KH sollte man sich zügig wieder dem Normbereich annähern. Und dann herausfinden, was nicht gepasst hat. Also Basalrate und/oder Korrekturfaktoren.

    --
    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

  • Mein Hintergrundwissen ist da nicht ausreichend, aber...............


    Als ich im letzten Jahr einen Termin beim Prof. Dr. Rett ergattern konnte u. das Gespräch auf das von mir seit Beginn genutzte Protaphane kam, da war das Zeuch sofort weg. Umgestellt auf Levemir damals.

    "Was mich nicht umbringt, macht mich stärker." (Nietzsche)

  • wie hat sich dein BZ verändert? Habe mit meinem Arzt oft über mein Basal gesprochen. Er sowie ich waren natürlich immer wegen meinem sehr guten Hba1c zufrieden, daher kein wechsel.

  • Warum soll ich denn auf das Krafttraining verzichten, wenn ich diesen regelmäßig mache? Durch diese Regelmäßigkeit kann ich doch super neue Raten einstellen.

  • Warum soll ich denn auf das Krafttraining verzichten, wenn ich diesen regelmäßig mache? Durch diese Regelmäßigkeit kann ich doch super neue Raten einstellen.


    ...nur zum Test, wie gesagt, beim Krafttraining wird viel Adrenalin produziert, um mal zu sehen, ob Du nachts bzw. morgens so brutal hoch ankommst.

  • Würde sehr ungern darauf verzichten, da ich später sowieso wieder einsteigen werde.
    Lege mein Krafttraining auch schon so, dass ich ab 19 Uhr keine sportlichen Aktivitäten mehr fahre. Außerdem steigt mein Blutzucker während des Krafttrainings im Vergleich zu einem Wert vor dem Training nicht viel an.


    Interessant das Levemir. Werde mit meinem Diadoc dieses besprechen.